Nach „Diary of a Wimpy Kid“ (2010), „Rodrick Rules“ (2011)
und „Dog Days“ (2012) ist „The Long Haul“ der vierte Film, der auf der
erfolgreichen Kinderbuchreihe des amerikanischen Autors Jeff Kinney basiert, in
welcher der kleine Greg Heffley sein Leben in einer amerikanischen
Durchschnittsfamile beschreibt.
Der bisherige Greg-Darsteller ist mittlerweile der Rolle
entwachsen, Fans der Reihe müssen sich daher auf eine komplett andere Besetzung
einstellen, da bei dieser Gelegenheit auch die übrigen Akteure neu besetzt
wurden.
Nach eigener Aussage hatte Jeff Kinney bereits beim
Schreiben des aktuellen Bandes die Bilder für eine Verfilmung im Kopf, was ihn
veranlasste, die Familie diesmal aus ihrem gewohnten Umfeld herauszuführen und
auf einen abenteuerlichen dreitägigen Road-Trip im familieneigenen Minivan zum
90. Geburtstag der Ur-Oma zu schicken. Da der Wagen mit fünf
Familienmitgliedern – Mutter Susan, Vater Frank, Greg, seinem älteren Bruder
Rodrick und Baby-Bruder Manny – nur noch wenig Platz für Gepäck bietet, wird
kurzerhand ein Bootsanhänger samt Boot angehängt, genug Stauraum für alles, was
man auf dieser Reise glaubt mitnehmen zu müssen.
Wer jemals in der klaustrophobischen Enge eines Fahrzeug mit
Leuten gefangen war, die man zwar einerseits gern hat, die einem aber
gleichzeitig absolut auf die Nerven gehen, kann sich vorstellen, dass diese
Fahrt kein reines Vergnügen für alle wird. Erschwerend kommt hinzu, dass Mutter
Susan beschließt, die Gunst der Stunde zu nutzen und die Familie einander
wieder näher zu bringen und als erste Maßnahme alle Handys einsammelt. Ihre
anschließenden Bemühungen, mit lustigen Spielen und gemeinsamen Gesängen die
auf den Nullpunkt gesunkene Stimmung aufzuhellen, sind selbstverständlich zum
Scheitern verurteilt. Da aber auch Vater Frank zwischendurch wichtige
geschäftliche Kontakte pflegen muss, entwickelt sich zumindest zwischen den
Männern der Familie gelegentlich eine verschwörerische Allianz.
Greg träumt davon, im Internet berühmt zu werden, zunächst
geht allerdings ein äußerst peinliches Video von ihm viral, in dem er mit einer
Windel kämpft. Diese Schmach kann nur durch ein cooleres Video getilgt werden.
Hierzu benötigt er die Hilfe von Mega-Youtuber Mac Digby, Star der diesjährigen
Player’s Expo. Als Greg herausfindet, dass diese Spielemesse quasi am Rande
ihrer Reiseroute liegt, braucht es nur eine kleine Manipulation des Navis, und
eine Tagesetappe führt die Familie direkt dorthin…
Die gesamte Reise ist im übrigen gespickt mit kleinen und
größeren Katastrophen. Eine andere Familie, mit der Greg bei ihrer ersten
Übernachtung in einem Motel aneinander gerät, kreuzt danach ständig ihren Weg,
Greg leidet unter seinem Bruder Rodrick, bis sich für den Besuch auf der
Player’s Expo zwischen beiden ebenfalls eine temporäre Allianz bildet.
Die
Familie erleidet Schiffbruch, man verliert Gepäck und Nerven, gewinnt ein
Ferkel auf einer Kirmes, verliert gegen eine Schar Möwen und Mutter Susan sieht
ihre Bemühungen, die Familie in Harmonie zu vereinen, krachend scheitern.
Trotzdem erreichen sie am Ende mit einer spektakulären
Aktion Ur-Omas Geburtstag und haben begriffen, was sie über alle Klippen und
Hindernisse hinweg ans Ziel geführt hat: der Zusammenhalt als Familie. Die
Rückfahrt zeigt eine zusammengeschweißte Gemeinschaft beim anfangs verpönten
gemeinsamen Gesang – Mission erfüllt!
Der Film bietet solide Unterhaltung auf leicht pubertärem
Niveau. Es gibt eine Vielzahl von Versatzstücken: Handypause als erzieherische
Maßnahme, berühmt werden als Youtube-Star, nervende Eltern, nervende Kinder,
nervende Teenager und jede Menge Situationen, die jeder auf dem
Weg in den Familienurlaub sicher selbst schon erlebt hat, und damit sind
nicht die abenteuerlichen Katastrophen gemeint, sondern die kleinen und
größeren Reibereien zwischen Eltern und Kindern und die zwischen Geschwistern
untereinander.
Die Dramaturgie des Films bietet im übrigen nicht wirklich
Überraschendes, trotz aller Dramen, die geschehen, weil alle Ansätze dafür früh
erkennbar sind. Die Botschaft am Ende gibt dennoch vielleicht der ein oder
anderen gestressten Familie Mut, es weiter miteinander zu versuchen, denn auch
wenn man glaubt, nicht viel gemeinsam zu haben, man gehört halt doch zusammen.
Regie: David Bowers
Drehbuch: Jeff Kinney, David Bowers
Kamera: Anthony B. Richmond
Darsteller: Jason Drucker, Alicia Silverstone, Tom
Everett Scott, Charlie Wright, Owen Asztalos
20th Century Fox, 91 Minuten
Deutschlandstart: 01. Juni 2017