Blog-Archiv

Dienstag, 31. Juli 2018

Film-Rezensionen: Mission: Impossible 6 - Fallout


Neben den anderen Wiederaufnahmen von bewährten Filmstoffen in diesem Sommer ist auch Ethan Hunt (Tom Cruise) zurück, um sich erneut auf eine unmögliche Mission zu begeben. Wie im Untertitel angedeutet, geht es diesmal um nichts weniger als eine atomare Bedrohung in Gestalt von gestohlenen Plutonium-Kapseln, aus denen sich atomare Sprengsätze herstellen lassen, deren Bau und Einsatz um jeden Preis verhindert werden muss, und wer anders als Ethan und sein Team Benji Dunn (Simon Pegg) und Luther Stickell (Ving Rhames) könnte sich dieser Aufgabe annehmen.

Würde alles glatt laufen, wäre der Film nach zehn Minuten zu Ende, aber das nukleare Material, fast schon in Händen, verschwindet wieder und es entwickelt sich eine nervenaufreibende Jagd rund um den Globus, bei der auch Alan Hunley (Aec Baldwin), einst CIA-Chef, jetzt Chef des IMF (Impossible Missions Force) und Ilsa Faust (Rebecca Ferguson) wieder eine Rolle spielen, ebenso wie der bereits bekannte Widersacher Solomon Lane (Sean Harris), dessen furchtbares Credo lautet: "There cannot be peace without first, a great suffering. The greater the suffering, the greater the peace..“ (Es kann keinen Frieden geben ohne zunächst großes Leiden. Je größer das Leiden, desto größer der Frieden…") Nicht nur die skrupellosen Gegner machen Hunt zu schaffen, sondern auch wieder einmal die Irrungen und Wirrungen der Geheimdienste mit ihren Intrigen, die Ethan einmal mehr ein falsches Spiel unterstellen und ihm den zwielichtigen CIA-Mann August Walker (Henry Cavill) an die Seite stellen.

Auch der sechste Film der Reihe macht seinem Namen alle Ehre, Tom Cruise ist erneut auf einer Mission, in deren Verlauf die absurdesten und unmöglichsten Stunts zu absolvieren sind, und er macht dies nach wie vor ohne Fehl und Tadel. In unserer heutigen Welt, in der sich alles zu verändern scheint, in der unberechenbare Präsidenten und skrupellose Potentaten sich ihre Staaten und ihre Macht zurecht legen, wie es ihnen gefällt, braucht es verlässliche Helden wie Ethan Hunt, die auch in den ausweglosesten Situation eine Idee und die nötige Power haben, um uns zu beschützen und Schurken in ihre Schranken zu weisen.

Cruise nimmt den Zuschauer mit auf eine atemberaubende Reise mit irrwitzigen Verfolgungsjagden, zu Land, zu Wasser und vor allem: in der Luft! Immer atemloser hetzt er seinem Ziel hinterher und dabei bleibt zum Glück nie genügend Zeit, um sich große Gedanken über die Plausibilität der Stunts Gedanken zu machen, aber warum auch: die Handlung ist schlüssig, die mehrfachen überraschenden Wendungen halten die Aufmerksamkeit hoch bis zum brachialen Finale in den verschneiten Bergen des Himalayas, und so ist der Film für Freunde der M:I-Reihe ein Muss, für alle anderen rasante 147 Minuten Sommer-Action-Unterhaltung, die Spaß macht: Mission erfüllt!





Regie: Christopher McQuarrie 
Drehbuch: Christopher McQuarrie b/a auf der TV-Serie von Bruce Geller 
Kamera: Rob Hardy 
Musik: Lorne Balfe 
Produktion: Tom Cruise, Christopher McQuarrie, Jake Myers, J.J. Abrams
Darsteller:
Tom Cruise, Simon Pegg, Rebecca Ferguson, Michelle Monaghan, Henry Cavill, Alec Baldwin, Sean Harris, Angela Bassett
Paramount Pictures
USA 2018
147 min.
Kinostart: 02. August 2018




Dienstag, 24. Juli 2018

Film-Rezensionen: Hotel Artemis


Im Jahr 2028 toben in den Straßen von Los Angeles Aufstände und die Stadt versinkt im Chaos. Ein Brüderpaar, Sherman (Sterling K. Brown) und Lev Atkins (Brian Tyree), nutzt die Lage und versucht sich an einem Banküberfall. Die Sache geht schief und Lev wird schwer verletzt. Für Fälle dieser Art gibt es eine Adresse: Das Hotel Artemis, ein 13-stöckiges Gebäude im Art-Deco-Stil, das schon bessere Tage gesehen hat, dessen Penthaus nun als geheimes Krankenhaus für Schwerverbrecher dient, finanziert vom Mafiaboss The Wolfking (Jeff Goldblum). Behandelt werden allerdings nur zahlende Mitlieder des „Clubs“ und die Regeln sind streng.

Geleitet wird die Klinik seit 22 Jahren von einer Ärztin (Jodie Foster), einer altmodisch und zerbrechlich wirkenden kleinen Frau, die nur die "Schwester“ genannt wird, ihr zur Hand geht der Hüne Everest (Dave Bautista). Hinter der Fassade ist die Klinik mit hochmoderner Computertechnik ausgerüstet und die Schwester versteht überraschenderweise ihr Handwerk perfekt. Die Patienten erhalten, um ihre Anonymität zu wahren, die Namen der nach Ferienzielen benannten High-Tech-Zimmer, in denen sie untergebracht sind, und so werden Sherman und Lev zu „Waikiki“ und „Honolulu".

An diesem Abend gerät allerdings die von der Schwester sonst so effizient verwaltete Ordnung komplett verloren, eine Welle der Gewalt aus den Straßen schwappt plötzlich herein, als neben der französischen Auftragskillerin "Nice" (Sofia Boutella) und dem durchgeknallten Waffenhändler „Acapulco“ (Charlie Day) auch noch der Wolfking persönlich an die Tore klopft, begleitet von seinem unter Minderwertigkeitsgefühlen leidenden Sohn Crosby (Zachary Quinto). Und dann ist da noch die verletzte Polizistin Morgan Daniels (Jenny Slate), die eindeutig nicht zum Patientenkreis gehört, es aber schafft, die Schwester zum Bruch ihrer strengen Regeln veranlasst, wegen einer Vergangenheit, die sie seit 22 Jahren versucht, zu verdrängen…

Der Film, auf  den Weg gebracht von einem Produzententeam, das für Filme wie La La Land, The Night Manager und Drive verantwortlich zeichnete, ist eine futuristische Mischung aus Gangsterfilm und Science Fiction, der in intensiven Bildern die düster-dunkle Außenwelt der Stadt mit dem plüschigen Interieur des aus der Zeit gefallenen Gebäudes kontrastiert, das den hilfebedürftigen Patienten ein nostalgisches Ambiente mit gleichzeitiger High-End Medizin offeriert.

Jodie Foster spiegelt diesen Kontrast in ihrer Figur eindrücklich wider, sie spielt Musik auf einem alten Plattenspieler ab, während sie andererseits Operationen, die eigentlich ein ganzes Team erfordern, mithilfe von Computern und Robotern durchführt und neue Organe von 3D-Druckern fertigen lässt. Ihr Gesicht, ungeschminkt und zerknittert, beginnt zu leuchten, wenn sie sich an die Arbeit macht, das Hotel und sein morbider Charme sind ihre Heimat geworden, während draußen alles aus den Fugen gerät.

Sterling K. Brown verfügt über eine bemerkenswerte Präsenz und Jeff Goldblum gibt seinem Wolfking die nötige Gefährlichkeit. Insgesamt bleibt der Hintergrund der Aufstände im Unklaren, erklären will der Film seine dystopische Zukunftsvision nicht, er liefert jedoch einen soliden Thriller mit einigen spektakulären Kampfszenen, unterhaltsam und mit einer originellen Grundidee, vergesst John Wick und checkt ein im Hotel Artemis!


Members only –
Beschimpfen des Personals verboten!
Mitbringen von Waffen verboten!
Töten anderer Patienten verboten!



Regie: Drew Pearce
Drehbuch: Drew Pearce
Kamera: Chung-hoon Chung
Musik: Cliff Martinez
Produzenten: Marc Platt, Stephen Cornwell, Adam Siegel, Simon Cornwell

Darsteller:
Jodie Foster, Sterling K. Brown, Jeff Goldblum, Sofia Boutella, Dave Bautista, Charlie Day,
Zachary Quinto

Concorde Filmverleih
FSK 16
Deutscher Kinostart: 26. Juli 2018

Film-Rezensionen: Papillon


Henri Charrière (Charlie Hunnam), genannt Papillon (Schmetterling), wegen einer entsprechenden Tätowierung auf der Brust, ist ein erfolgreicher Safeknacker im Paris der 20ger Jahre. Eines Tages verscherzt er es sich mit einem Unterweltboss und dieser sorgt dafür, dass Papillon wegen eines Mordes, den er nicht begangen hat, vor Gericht kommt.

Er wird 1931 zu lebenslanger Haft verurteilt und, wie zur damaligen Zeit üblich, nach Französisch Guyana deportiert, einer Gefängniskolonie Frankreichs in Südamerika. Bereits auf der Überfahrt dorthin lernt er einen schwächlichen und zarten Mithäftling, den Urkunden- und Geldfälscher Louis Dega (Rami Malek) kennen. Die beiden schließen sich zusammen: Papillon wird Dega beschützen, dafür wird dieser ihm mit seinem eingeschmuggelten Geld zur Flucht verhelfen.

In der Gefängniskolonie herrschen unmenschliche Zustände, Hitze, Krankheiten, physische Gewalt fordern ihren Tribut und jeder Fluchtversuch wird drakonisch bestraft. Dennoch ist Papillon fest entschlossen, sein Leben irgendwann in Freiheit zu beenden, und weder jahrelange Isolationshaft noch die Deportation auf die berüchtigte Teufelsinsel können ihn davon abhalten, immer wieder zu versuchen zu entkommen. Aber es dauert lange Jahre, die ihn gezeichnet haben, bis ihm die Flucht tatsächlich gelingt und er nach Frankreich zurückkehren kann.

Der Film ist das Remake des gleichnamigen Vorgängers aus dem Jahr 1973 mit Steve McQueen und Dustin Hoffman, der wiederum auf der autobiographischen Vorlage der Bestseller „Papillon“ und „Banco“ von Henri Charrière beruht und eine Abrechnung mit dem unmenschlichen Strafsystem Frankreichs in Französisch Guyana darstellt, ein weiteres Werk in der Reihe von auf wahren Ereignissen beruhenden Filmdramen, die sich mit dem Thema Zuchthaus/ Strafkolonie und Flucht auseinandersetzen.

Der epische Charakter, der dieser Geschichte innewohnt, wird noch einmal für ein modernes Publikum aufbereitet, um die Schrecken dieser Strafkolonie im südamerikanischen Urwald vor Augen zu führen und dabei zu zeigen, was Willens- und Widerstandskraft eines Einzelnen bewirken können, der nicht bereit ist, sich unterzuordnen oder gar unterzugehen. Bereits der Name der dem Festland vorgelagerten Teufelsinsel (Île du Diable), auf die bereits Ende des 19. Jahrhunderts der zu Unrecht verurteilte General Dreyfus verbannt wurde, lässt erahnen, unter welchen Umständen hier fast 100 Jahre lang Gefangene bis weit ins 20. Jahrhundert hinein gehalten wurden.

Es gibt wenig Spielraum für diesen Film, von den Vorlagen – Buch und Film – abzuweichen, das Drehbuch orientiert sich auch in weiten Teilen an dem damaligen von Dalton Trumbo, und so wird die bekannte Geschichte ausgebreitet, erweitert um Papillons Vorgeschichte in Paris, die jedoch nicht wirklich Neues hinzufügen kann, allerdings werden dafür einige Details der Fluchtversuche verkürzt, und gerade beim finalen Versuch fehlt ein entscheidender Aspekt, der diese Flucht schließlich erst möglich macht.

Bei aller sonstigen Werktreue hätten allein die aktuellen Hauptdarsteller die Möglichkeit, neue Akzente zu setzten. Charlie Hunnam gelingt dies nur bedingt, sein Papillon ist auch nach jahrelanger Isolationshaft zu gut beieinander, als dass es glaubhaft wäre, die psychischen und physischen Qualen merkt man ihm kaum an, während Rami Malek auf leise Art fast zur Hauptfigur wird. Sein Dega ist auch am Ende noch körperlich schwach, aber Malik verleiht ihm eine eindrucksvolle innere Stärke. 

Für Zuschauer, die den alten Film nicht kennen, bietet die Neuverfilmung eine Gelegenheit, die spannende und dramatische Geschichte auf der großen Leinwand zu erleben. Für die anderen bleibt es der Versuch einer Hommage, der keine neuen Aspekte zu bieten hat, denn für eine Auseinandersetzung mit unmenschlichen Haftbedingung, wie sie auch heute noch anzutreffen sind, ist die Geschichte zu speziell, zu sehr auf diese nicht mehr existierende Strafkolonie ausgerichtet, als dass sie über das Bekannte hinaus beeindrucken könnte.




Regie: Michael Noer
Drehbuch: Aaron Guzikowski b/a dem Drehbuch von Dalton Trumbo,
b/a den autobiographischen Romanen „Papillon“ und „Banco“ von Henri Charrière
Kamera: Hagen Bogdanski
Musik: David Buckley

Darsteller:
Charlie Hunnam, Rami Malek, Yorick Van Wageningen, Roland Møller, Tommy Flanagan, Eve
Hewson

Im Verleih der Constantin Film
133 min.
Kinostart: 26. Juli 2018





Donnerstag, 19. Juli 2018

Film-Rezensionen: Sicario 2 (Sicario: Day of the Soldado)

Die Grenze zwischen den USA und Mexiko ist das Schlachtfeld in einem Krieg, der nicht zu gewinnen zu sein scheint. Zu mächtig sind die Kartelle, zu lukrativ ist das Geschäft mit Drogen- und Menschenschmuggel und zu anziehend die USA als Markt und Sehnsuchtsort für Immigranten aus Lateinamerika.

Bereits im ersten Film „Sicario“ aus dem Jahr 2015 hatte das Rechtssystem quasi kapituliert. Die im Inland überhaupt nicht zuständigen Instanzen CIA und Armee bedienten sich, wenn auch nur zum Schein, einer letzten moralischen Instanz in Gestalt der Polizistin Kate Macer, sie ist in diesem Film nicht mehr dabei. Dabei sind aber wieder CIA-Agent Matt Graver (Josh Brolin) und Alejandro (Benicio Del Toro), der EX-Anwalt, der auf seinem privaten Rachefeldzug die Seiten wechselt, wie es ihm gerade nützt, solange er, dessen Familie von einem Kartellboss brutal getötet wurde, immer noch nicht alle Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen hat.

Die Situation an der Grenze hat sich in „Sicario 2“ insofern weiter verschärft, denn es werden neben Drogen und Immigranten offenbar auch Terroristen in die USA geschmuggelt. Gleich zu Anfang wird bei einem Selbstmordanschlag in einem amerikanischen Supermarkt eine Mutter mit ihrem Kind in Stücke gerissen, damit ist die Ausrichtung des Films klar: in diesem Krieg gegen skrupellose und gnadenlose Gegner müssen alle Mittel erlaubt sein und die Büchse der Pandora wird geöffnet.

CIA-Mann Matt, wird aus dem Mittleren Osten an die Heimatfront zurückbeordert und bekommt alle Freiheiten. Dass er die grundsätzlich gerne nutzt, zeigt er zuvor, als er einem verdächtigen Terrorunterstützer versichert, dass dieser keine Angst vor dem berüchtigten Waterboarding zu haben brauche, dies würde nur dort eingesetzt, wo man nicht foltern dürfe, hier jedoch könne er machen, was er wolle. Dass dies keine leere Worte sind, demonstriert er sogleich, indem er den renitenten Mann auf einem Bildschirm zusehen lässt, wie eine Drohne das Haus seines Bruders in die Luft sprengt.

Der Plan diesmal: Isabel (Isabela Moner), die Tochter des Kartellbosses Carlos Reyes zu entführen und es wie die Tat eines verfeindeten Kartells aussehen zu lassen, um einen Krieg zwischen den Kartellen anzuzetteln. Die Entführung ist eine militärische Aktion, durchgeführt auf mexikanischem Boden, ohne Rücksicht auf nationale oder internationale Gesetze. Nach wie vor ist Matts unwidersprochenes Credo, dass der Zweck alle, wirklich alle, Mittel heiligt.

Als bei der Operation etwas schief geht, bricht plötzlich auch die Allianz zwischen Matt und Alejandro auseinander und zwischen beiden steht Isabel, die zunächst keine Ahnung hat, was mit ihr geschieht, dann aber instinktiv begreift, in welches Spiel sie hier geraten ist und sich dieser Situation tapfer stellt.

„Sicario: Day of the Soldado“ lehnt sich in vielen Punkten an den ersten Film an, es gibt fast identische Luftaufnahmen des Grenzverlaufs in Wüstenfarben mit dem Niemandsland auf beiden Seiten, untermalt von ähnlich betörend dumpfen Celloklängen, die nach dem Tod von Jóhann Jóhannsson von Hildur Guðnadóttir kongenial adaptiert wurden. Das Drehbuch stammt wieder aus der Feder von Taylor Sheridan, aber der neue Regisseur Sollima hat sich offensichtlich auf die Fahnen geschrieben, den Kampf seiner Protagonisten um Recht und Ordnung mit noch entfesselteren Gewaltszenen zu untermalen. Nur wer bereit ist, die Grenzen zu überschreiten und selber über Leichen zu gehen, kann Kriege wie diese gewinnen, so die zynische Botschaft, die den waffenverliebten Amerikanern gefallen dürfte. Nur wer maximal aufrüstet und bereit ist, die Waffen auch ohne Skrupel einzusetzen, ist im Kampf gegen das Verbrechen noch handlungsfähig.

Dass dabei die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwinden, wie die Konturen in der flirrenden Hitze der amerikanisch-mexikanischen Wüste, nimmt der Film gerne in Kauf, mehr noch: er macht den Zuschauer genüsslich zu seinem Komplizen, indem er diesen über rasante und kompromisslose Actionszenen in seine Symphonie aus Rache, Vergeltung und scheinbar moralischer Überlegenheit hineinzieht.

Nichts für schwache Nerven, für Moralisten oder Verfechter einer rechtsstaatlichen Ordnung, aber ein harter und spannender Actionthriller an der Grenze des Erträglichen, der alte Westerntraditionen in das heutige Amerika zu transportieren versucht, dabei aber manchmal einen Schritt zu weit geht.



Regie: Stefano Sollima
Drehbuch: Taylor Sheridan
Kamera: Dariusz Wolski
Musik: Hildur Guðnadóttir

Darsteller:
Alejandro: Benicio Del Toro
Matt Graver: Josh Brolin
Isabel Reyes: Isabela Moner
Jeffrey Donovan, Catherine Keener, Manuel Garcia-Rulfo, Matthew Modine

studiocanal
122 min.
Kinostart: 19. Juli 2018

Mittwoch, 18. Juli 2018

Film-Rezensionen: 303


Jule (Mala Emde) studiert in Berlin und ist gerade durchs Examen gefallen. Sie ist schwanger und beschließt, ihrem Freund, der zur Zeit in Portugal ist, die Nachricht persönlich und nicht per Telefon mitzuteilen. Mit einem alten Mercedes Camper 303 macht sie sich auf den Weg. Während der Reise will sie sich vor allem darüber klar werden, ob sie das Kind überhaupt bekommen will.
Der Student Jan (Anton Spieker) hat am Ende des Semesters erfahren, dass er das fest eingeplante Stipendium nicht erhält. Auch er macht sich auf den Weg nach Süden, um seinen leiblichen Vater, den er noch nie kenngelernt hat, in Spanien zu treffen. Als er von seiner Mitfahrgelegenheit versetzt wird, trifft er an einer Tankstelle auf Jule, die bereit ist, ihn ein Stück mitzunehmen.

Ihre gemeinsame Fahrt hat keinen guten Start und es kommt schnell wieder zur Trennung. Damit wäre die Geschichte eigentlich schon zu Ende, aber es scheint, das Schicksal hat etwas anderes mit den beiden vor und so treffen sie unerwartet wieder zusammen und beschließen nun, die Reise gemeinsam zu machen. Aus anfänglich banalem Smalltalk entstehen bald ernsthafte Diskussionen über das Leben, die Liebe, Politik und darüber, was die Welt im Innersten zusammenhält. Es entwickelt sich langsam zwischen beiden eine immer stärker werdende Anziehung, ohne es zu wollen, verlieben sie sich ineinander, was ihnen dabei hilft, sich gegenseitig beizustehen, als das jeweilige Ziel ihrer Reise eine andere Wendung nimmt, als erwartet.

Die Fahrt von Jule und Jan  ist ein Plädoyer für grenzenloses Reisen durch Europa, untermalt von einem endlosen Fluss an Gedanken und philosophischen Betrachtungen, die aus den beiden Protagonisten nur so heraussprudeln, teils interessant, teils amüsant und trotz der Länge des Films nie langweilig. Jule und Jan diskutieren und streiten und verkünden dabei ihre Weisheiten mit einer Selbstverständlichkeit, als blickten sie auf ein pralles Leben voller Erfahrungen zurück, dabei handelt es sich hauptsächlich um angelesenes theoretisches Wissen, ob dies alles einer praktischen Überprüfung standhält, wissen die beiden nicht, aber sollten sie sich entschließen, zusammen zu bleiben, bliebe hierfür ja viel Zeit…


Regie: Hans Weingartner
Drehbuch: Hans Weingartner, Silke Eggert, Sergej Moya
Kamera: Mario Krause, Sebastian Lempe
Musik: Michael Regner


Darsteller:
 Jule – Mala Emde
Jan – Anton Spieker
Arndt Schwering-Sohnrey
Im Verleih von Alamode-Film
145 min.
Kinostart: 19. Juli 2018






Film-Rezensionen: Mamma Mia! Here We Go Again


Es war nur eine Frage der Zeit, aber zehn Jahre hat es immerhin gedauert, bis nun eine Neuauflage des Sommerhits "Mamma Mia" in die Kinos kommt.

Für Freunde der kompromisslosen Seichtigkeit gepaart mit dem schmissigen ABBA-Sound sollte dies eine gute Nachricht sein.

Genau wie der erste Teil kommt auch „Mamma Mia – Here We Go Again" völlig ohne Handlung aus. Sophie (Amanda Seyfried), die seinerzeit den kompletten Film über ihre Hochzeit vorbereitet, die dann doch nicht stattfindet, zu der sie ihre drei möglichen Väter Sam, Harry und Bill (Pierce Brosnan, Colin Firth und Stellan Skarsgard) einlädt, bereitet nun eine Feier zur Wiedereröffnung des Hotels auf der fiktiven Insel Kalokairi vor und stellt irgendwann fest, dass sie schwanger ist. Grund genug, wieder jeden einzuladen, der greifbar ist, allen voran ihre drei Väter, ihren Beinahe-Ehemann Sky (Dominic Cooper), der zur Zeit in New York weilt, sowie die beiden Freundinnen ihrer Mutter Tanya (Christine Baranski) und Rosie (Julie Walters), die die Rollen der komischen Alten immer noch glänzend ausfüllen.

Ein Wermutstropfen fällt in den nach wie vor übersüßen Cocktail aus bonbonbunten Bildern und fröhlicher Urlaubsstimmung, als sich herausstellt, dass Mutter Donna inzwischen leider verstorben ist – für Zuschauer, die sich darauf gefreut haben, Meryl Streep wiederzusehen, eine schlechte Nachricht, sie müssen sich bis fast zur letzten Szene gedulden, bis sie tatsächlich doch noch auftaucht.

Neu sind die Rückblenden in die Zeit, in der alles begann. Wir erleben die junge Donna (Lily James) wie sie den drei jungen Männern (Jeremy Irvine, Hugh Skinner, Josh Dylan) begegnet, mit denen sie sich in ihrem ersten Sommer nach ihrem Schulabschluss amüsiert hat, als sie voller Elan und Vorfreude auf das Leben eine Reise durch Europa unternahm, die sie schließlich auf die Insel Kalokairi geführt hat, wo sie ihre kleine Tochter Sophie dann zur Welt brachte. Wir begegnen ebenfalls den jüngeren Ausgaben von Tanya (Jessica Keenan Wynn) und Rosie (Alexa Davies) und der Film springt zwischen diesen beiden Zeitebenen munter hin und her, bis es am Schluss zu einem herzergreifenden Aufeinandertreffen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft (in Gestalt von Sophies kleinem Sohn) kommt.

Insgesamt ist der Film nicht mehr ganz so unbeschwert und es gibt ein paar der nicht so bekannten ABBA-Songs zu hören, möglicherweise wird dies nicht mehr jedem gefallen, der auf den brutalen Feelgood-Vibe des ersten Teils hofft. Dafür ist die Fortsetzung in ihren Musik- und Tanzszenen besser choreographiert, die Lieder passen textlich besser zu den jeweiligen Szenen, und wer sich fragt, wie zum Teufel man es schafft, die spanisch angehauchte Lagerfeuer-Ballade „Fernando“ auf einer griechischen Insel unterzubringen, auf den wartet ein wirklich origineller Höhepunkt, in dem die überraschend aufgetauchte Großmutter Ruby (Cher) und der geheimnisvolle Señor Cienfuegos (Andy Garcia) einen grandiosen Auftritt haben. Und keine Angst: einige der bekannten Schmetter-Arien sind wieder zu hören, für Freunde von Wimmelbildern: Augen auf, vielleicht entdeckt Ihr Benny und Björn irgendwo! 


Regie und Drehbuch: Ol Parker 
Nach einer Idee von: Richard Curtis, Ol Parker und Catherine Johnson
b/a dem Original-Musical von: Catherine Johnson 
Ausführende Produzenten: Benny Andersson, Björn Ulvaeus, Rita Wilson, Tom Hanks 
Kamera: Robert D. Yeoman 
Musik: Benny Andersson, Björn Ulvaeus, Anne Dudley 
Schnitt: Peter Lambert
 
Darsteller:
Christine Baranski, Pierce Brosnan, Dominic Cooper, Colin Firth, Andy Garcia, Lily James, Amanda Seyfried, Stellan Skarsgard, Julie Walters, Alexa Davies, Josh Dylan, Jeremy Irvine, Hugh Skinner, Jessica Keenan Wynn, sowie Cher und Meryl Streep

Im Verleih von Universal Pictures International Germany
USA 2018
114 min
Kinostart: 19. Juli 2018


Donnerstag, 5. Juli 2018

Film-Rezensionen: Foxtrot


Ein Kind zu verlieren ist für Eltern das Schlimmste, was passieren kann. Jonathan Feldman(Yonatan Shiray), der Sohn von Michael (Lior Ashkenazi) und Dafna (Sarah Adler) dient in der israelischen Armee, und wenn eines Tages zwei Uniformierte an der Haustür klingeln, dann weiß man, was das zu bedeuten hat. Der Film von Samuel Maoz schildert genau dies in seinem Film „Foxtrot“, er führt sein Elternpaar durch diese Hölle, zeigt sie in ihrem ganzen Schmerz und der darauf folgenden unendlichen Erleichterung, als sich die Todesmeldung als Irrtum herausstellt. Soweit der erste Akt des Dramas.

Im zweiten Akt sehen wir Jonathan und seine drei Kameraden auf einem öden Außenposten, irgendwo im Niemandsland an einem Schlagbaum, vor und hinter dem sich eine endlose Straße auf beiden Seiten im Nirgendwo verliert. Die jungen Soldaten kommen um vor Langeweile, die wenigen Grenzgänger, die sie kontrollieren – unter ihnen ein langsam schreitendes Dromedar – sind in der Regel harmlos, und gerade da liegt die Schwierigkeit, immer noch genügend Aufmerksamkeit zu bewahren, um einen möglichen Ernstfall zu erkennen. Der Zuschauer erlebt diese Spannung hautnah und wird, ebenso wie die Soldaten jäh aus der Lethargie gerissen, als eines Tages etwas Schreckliches passiert.
Der dritte Akt widmet sich dann erneut der Heimat, wir begegnen den Eltern wieder, die sich zwischen Trauer und Erleichterung beinahe wieder in ihrem Leben eingerichtet haben. Der Vater sorgt dafür, dass Jonathan von seinem Posten abgezogen und nach Hause beordert wird, um ihn vor dem Schicksal eines tatsächlichen Soldatentodes zu bewahren, aber das Leben bleibt unberechenbar und wie in dem Tanz Foxtrott landet man nach etlichen Schritten in alle Richtungen wieder am Anfang.

Der Zuschauer wird hineingezogen in den Strudel zwischen Leben und Tod, Hoffnung und Bangen, Schicksal und Bestimmung, und was den Film dabei auszeichnet, ist die Kraft seiner Bilder, die einerseits eine trostlose und gleichwohl faszinierende Wüste als einen Ort der Weite und gleichzeitig der Enge zeigen, wo nichts passiert, solange es nicht unmittelbar vor einem steht. Aber auch die Großaufnahmen der Gesichter der Protagonisten zielen direkt hinein in deren Seele, ein Blick, der den Zuschauer nicht mehr loslässt.

Der Vater, so erzählt es der Sohn seinen Kameraden während der langen öden Stunden des Nichtstuns, hat einmal etwas Unverzeihliches begangen, eine Nichtigkeit – alles ist eine Nichtigkeit im Vergleich mit dem Schicksal der Holocaustgeneration. Aber ist nicht jeder Tod, ganz gleich, ob durch ein spektakuläres oder durch ein banales Ereignis, eine Katastrophe, zumindest für die Überlebenden? Und ein Kind zu verlieren ist für Eltern das Schlimmste, was passieren kann… 

Der Film, der in Israel kontrovers diskutiert wir, wurde von der internationalen Kritik gefeiert und beim Filmfestival in Venedig mit dem Großen Preis der Jury, dem Silbernen Löwen, ausgezeichnet. Er erhielt eine Oscar-Nominierung und zahlreiche Auszeichnungen.




Regie, Drehbuch: Samuel Maoz 
Kamera: Giora Bejach 
Musik: Ophir Leibovitch, Amit Poznanky

Darsteller:
Michael – Lior Ashkenazi
Dafna – Sarah Adler
Jonathan – Yonatan Shiray
Gefen Barkai, Dekel Adin, Shaul Amir, Itay Exlroad, Danny Isserles, Itamar Rotschild, Karin Ugowski

Israel/ Deutschland/ Frankreich/ Schweiz 2018

113 min.
Kinostart: 12. Juli 2018