Blog-Archiv

Mittwoch, 30. Oktober 2019

Film-Rezensionen: Scary Stories to Tell in the Dark


Stella (Zoe Margaret Colletti) lebt in dem Städtchen Mill Valley und ist ein introvertiertes junges Mädchen, das gerne liest und Horrorgeschichten schreibt. Am Halloweenabend des Jahres 1968 ist sie mit ihren Freunde Auggie (Gabriel Rush) und Chuck (Austin Zajur) unterwegs. Nachdem sie dem örtlichen Großmaul Tommy Milner (Austin Abrams) einen üblen Streich gespielt haben, werden sie von Ramón (Michael Garza), einem Jungen, der neu in der Stadt ist, gerettet. 

Auf der Flucht vor dem zornigen Tommy stehen sie schließlich vor dem verlassenen Anwesen der Familie Bellows am Rande der Stadt, das als Geisterhaus verschrien ist, nachdem es dort ein paar gruselige Vorkommnisse um Sarah, die Tochter des Hauses, gegeben haben soll. Die Vorliebe für gepflegtes Gruseln führt Stella und ihre Freunde geradewegs in dieses Haus, wo sie ein geheimnisvolles Buch finden und mitnehmen. Dieses Buch stellt sich als Tagebuch der Sarah Bellows heraus, in dem diese allerlei Horrorstories aufgeschrieben hat, und wie es scheint, hat sie diese Geschichten noch nicht beendet…
Ein solide gemachter Gruselfilm über ein verstorbenes Mädchen, dem einst Unrecht getan wurde und das nun nicht zur Ruhe kommen kann, ein klassischer Plot mit einigen schaurigen Figuren und Momenten, aber ohne Splatter-Momente. Die Charaktere sind sympathisch gezeichnet und deren jungen Darsteller überzeugen, insgesamt eine stimmige und spannende Geschichte mit Potenzial für eine Fortsetzung, insgesamt keine schlechte Wahl für einen Halloween-Kinoabend.



Regie: André Øvredal
Drehbuch: Dan + Kevin Hageman, Guillermo del Toro, b/a Story von Marcus Dunstan, Patrick Melton, nach Roman von Alvin Schwartz
Kamera: Roman Osin
Schnitt: Patrick Larsgaard
Musik: Marco Beltrami, Anna Drubich

Darsteller:
Zoe Margaret Colletti, Michael Garza, Gabriel Rush, Austin Abrams, Dean Norris, Gil Bellows, Austin Zajur

Entertainment One
FSK 16
108 min.
Deutscher Kinostart: 31. Oktober 2019
 
 

Film-Rezensionen: Halloween Haunt (Haunt)



Studentin Harper (Katie Stevens) ist mit einer Gruppe von Freunden am Halloweenabend auf der Suche nach dem ultimativen Kick. Den hoffen die jungen Leute in einem der für diese Nacht extra päparierten Spukhäuser zu finden, in denen Grusel und Horror versprochen werden. Bald haben sie etwas Passendes gefunden und betreten voller Erwartung die Location, allerdings ohne ihre Handys, die sie am Eingang abgeben müssen. Zunächst scheint alles auf vordergründige aber harmlose Schockeffekte ausgerichtet zu sein, aber plötzlich wird aus dem scheinbaren Spaß blutiger Ernst und sie befinden sich in einem realen und tödlichen Escape Game…

 
Aus anfangs normalem Halloweengrusel wird ziemlich bald ein Splatterfilm, der nichts für schwache Nerven ist, daher zu Recht auch die FSK-Freigabe ab 18. Leider ist das Ende ein wenig unbefriedigend, nach 90 Minuten hätte man sich eine erhellendere Auflösung gewünscht, aber darauf kam es wohl nicht an, im Vordergrund stehen eindeutig die makabren und sadistischen Effekte, die durchaus wirksam in Szene gesetzt sind. Wer Lust darauf hat, der Filmstart am 31. Oktober bietet sich an, sich in einem Kino seiner Wahl dem Genre hinzugeben. Aber Vorsicht – im Kino ist es dunkel und wer weiß, wer hinter einem sitzt…


Regie: Scott Beck, Bryan Woods
Drehbuch: Scott Beck, Bryan Woods
Kamera: Ryan Samul
Schnitt: Terel Gibson
Musik: tomandandy

Darsteller:
Mit Katie Stevens, Will Brittain, Lauryn Alisa McClain, Andrew Caldwell, Shazi Raja, Schuyler Helford u.a.

Splendid
FSK 18
92 min.
Deutscher Kinostart: 31. Oktober 2019


Mittwoch, 23. Oktober 2019

Film-Rezensionen: Terminator 6: Dark Fate (Terminator: Dark Fate)

Vorab ein kleiner Rückblick in die Historie der Filmreihe:

Im Jahr 2029 herrschen Maschinen unter der Führung des intelligenten Supercomputers Skynet nach einem nuklearen Krieg über die verbliebenen Menschen. Damit das auch so bleibt, wird eine nahezu unzerstörbare Killermaschine – genannt Terminator (Arnold Schwarzenegger) – zurück in das Jahr 1984 geschickt, um die junge Kellnerin Sarah Connor (Linda Hamilton) zu eliminieren, bevor sie mit ihrem Sohn John schwanger wird, dem zukünftigen Anführer der gegen die Maschinenherrschaft kämpfenden Menschen. Einem gleichzeitig aus der Zukunft geschickten Krieger gelingt es nicht nur, die Mission des Terminators zu verhindern, er sorgt auch dafür, dass Sarah tatsächlich schwanger wird (Terminator – 1984). In der Fortsetzung wird eine verbesserte Cyborg-Version  erneut in die Vergangenheit geschickt, um Sarah Connors kleinen Sohn John (Edward Furlong) zu töten, bevor er sich in ein paar Jahren zum Aufrührer entwickeln kann. Diesmal ist der umprogrammierte ursprüngliche Terminator auf Johns Seite und er beschützt ihn und seine Mutter, und alle drei versuchen, den fatalen Judgment Day zu verhindern, bei dem ein Großteil der Menschheit ums Leben kommt (Terminator 2: Judgment Day - 1991). „Dark Fate“ knüpft an diese Geschichte an, damit sind die Teile 3 bis 5 der Saga obsolet geworden, ein geschickter Schachzug, hatte deren Qualität ohnehin stetig nachgelassen. 
 
Nun also ein frischer Start mit neuen, aber auch bewährten Charakteren, die gemeinsam eine durchaus gelungene Wiederaufnahme der Geschichte liefern.  
In einer kurzen Eingangssequenz erfahren wir etwas über John Connors Schicksal, was hier aber nicht verraten werden soll, dann erscheint – wie gehabt – eine Killermaschine aus der Zukunft (Gabriel Luna), noch weiter entwickelt und damit noch unzerstörbarer, um die junge Dani Ramos (Natalia Reyes) zu eliminieren, die wiederum in der Zukunft eine wichtige Rolle hätte. Als Beschützerin wird diesmal eine junge Kriegerin mit besonderen Fähigkeiten namens Grace (Mackenzie Davis) in die Vergangenheit geschickt. Und dann ist da noch Sarah Connor (Linda Hamilton) selbst, gealtert zwar, aber durchtrainiert und voller Power, bereit, sich wieder einmal jedem
Terminator entgegenzustellen, der da kommen mag. Komplettiert wird diese kleine Schutzarmee von dem ebenfalls nicht mehr frischen Terminator (Arnold Schwarzenegger), der sich nach dem Ende seiner Mission in eine Unsere-kleine-Farm-Idylle zurückgezogen hat und als selbstständiger Innenausstatter arbeitet. Was absurd klingt, ist ein genialer Clou, der aus einem 08/15-Action-Kracher einen unterhaltsamen Film macht, der das Genre ernst nimmt, es aber gleichzeitig mit einem Augenzwinkern und Anspielungen auf die aktuelle amerikanische Politik auf eine höhere Ebene bringt.
 
Natürlich gibt es in reichem Maße die erwartbare Action, es knallt, es explodiert, es wird geballert, was das Zeug hält, die übliche Tour de Force an (CGI)Materialschlachten, im bewährten Rhythmus über den Film verteilt, und es bedarf einiger geistiger Klimmzüge, um alles zu ordnen und plausibel zu machen, was beim ständigen Hantieren zwischen Zukunft und Gegenwart durcheinander geraten ist. So hatten Sarah und John am Ende von "Judgment Day" zwar eigentlich die Entwicklung von Skynet verhindert, aber manches lässt sich offensichtlich nicht dauerhaft abwenden, die Menschheit ist prädestiniert dafür, sich früher oder später zu eliminieren, auf welchem Weg auch immer. Es wird jedoch auch Hoffnung angedeutet, wenn es möglich ist, dass Maschinen nicht nur ihre kalte Intelligenz weiter entwickeln, sondern auch Emotionen erlernen und Gefühle  entwickeln, vielleicht werden sie so nicht zu der befürchteten Gefahr, sondern zu einer wertvollen Ergänzung. 

Fazit: Auch wenn die Spezialeffekte sicher
besser sind als 1984, bietet der Film technisch keine Überraschungen, was ihn dennoch sehenswert macht, sind die Darsteller. Unter ihnen bleibt zwar Natalia Reyes ein wenig blass, aber als Teil der geballten Frauenpower hat sie dennoch Gelegenheit, zu zeigen, dass Action-Filme auch mit weiblichen Protagonisten funktionieren, wofür auch Mackenzie Davis steht, die sich überzeugend durch die Geschichte schlägt und schießt. Herausragend sind aber die beiden Oldies, Linda Hamilton als gestandene Frau und Kämpferin und Arnold Schwarzenegger, gleichzeitig ihr Feind und Freund, als geläuterter Terminator, den man mit ein paar Textzeilen einmal mehr unsterblich gemacht hat. Beide sorgen dafür, dass der Film am Ende funktioniert und sich tatsächlich qualitativ mit den beiden ersten Teilen der Reihe messen kann.
 


Regie: Tim Miller
Drehbuch: David S. Goyer, Justin Rhodes, Billy Ray, b/a Story von James Cameron,Charles H. Eglee, Josh Friedman, David S. Goyer, Justin Rhodes
Kamera: Ken Seng
Schnitt: Julian Clarke
Musik: Junkie XL

Darsteller:
Natalia Reyes, Mackenzie Davis, Linda Hamilton, Gabriel Luna, Arnold Schwarzenegger, Diego Boneta, Tom Hopper

20th Century Fox/ Paramount Pictures
128 min.
FSK 16
Deutscher Kinostart: 24. Oktober 2019
 

Mittwoch, 16. Oktober 2019

Film-Rezensionen: Parasite (Gisaengchung)


Familie Kim – Vater, Mutter, Tochter und Sohn – lebt in prekären Verhältnissen, ihre Souterrainbehausung im unteren Teil der Stadt ist vermüllt, alle schlagen sich mit Aushilfsjobs durch und für ihren Internetzugang nutzen sie das W-LAN der Nachbarn, für das sie auch schon mal in den hintersten Winkel ihrer eigenen Wohnung kriechen müssen. Als Sohn Ki-woo einen Job als Nachhilfelehrer bei der reichen Familie Park ergattert, scheint sich das Blatt zu wenden, denn es gelingt den Kims, sich dort nach und nach weitere Jobs zu verschaffen, indem sie die bisherigen Bediensteten mit List und Tücke ausbooten. Als alles perfekt zu sein scheint und die Kims es sich so richtig gut im Hause der Parks eingerichtet haben, gibt dieses unerwartet ein dunkles Geheimnis preis und alles gerät ins Wanken. Werden die Kims am Ende wieder dort landen, wo sie hergekommen sind?

Der Film, der bei den Internationalen Filmfestspielen 2019 in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde, ist wie eine Wundertüte voller Überraschungen. Was wie ein tristes Sozialdrama beginnt, entzieht sich durch immer wieder unerwartete Wendungen einer eindeutigen Klassifizierung, der ernste Hintergrund der Handlung wird durch humorige Elemente aufgehellt, mal derb komisch, mal satirisch überspitzt, daneben schreckt der koreanische Filmemacher Bong Joon-ho auch vor ein paar drastischen Szenen nicht zurück. Die Protagonisten werden durch Höhen und Tiefen geschickt, das Oben und Unten der verschiedenen Gesellschaftsschichten wird durch die plakativen Schauplätze – hier die Wohnung im Keller, dort das Traumhaus auf dem Hügel – hervorgehoben, ebenso plastisch wird der Geruch der Armut, den die Familie
Kim buchstäblich verströmt, zum Thema. Dabei ist die reiche Familie Park nicht einmal unsympathisch, ihre Mitglieder sehen einfach nur nicht, wie privilegiert ihr Lebensstil ist, die cleveren, findigen Kims hingegen haben durchaus Talente, mit denen sie sich vielleicht ein anderes Leben schaffen könnten. Bong Joon-ho hat mit dem Haus der Parks eine Spielwiese geschaffen, auf der er die Akteure aufeinander loslässt, ein Haus, das es – im wahrsten Sinne des Worte – in sich hat, was die Geschichte noch einmal völlig auf den Kopf stellt, aber das soll hier nicht verraten werden!


Regie: Bong Joon-ho
Drehbuch: Jin Won Han, Bong Joon Ho
Kamera: Kyong-pyo Hong
Schnitt: Jinmo Yang
Musik: Jaeil Jung

Darsteller:
Kang-ho Song, Yeo-jeong Jo, So-dam Park, Woo-sik Choi, Seo-joon Park, Sun-kyun Lee, Ji-so Jung, Jeong-eun Lee, Hye-jin Jang,

 Koch Films/ capelight pictures
Südkorea 2019
FSK 16
132 min.
Deutscher Kinostart: 17. Oktober 2019


Mittwoch, 9. Oktober 2019

Film-Rezension: Dem Horizont so nah


Für die 18-jährige Jessica (Luna Wedler) könnte es nicht schöner kommen, als sie sich Hals über Kopf in den geheimnisvollen Danny (Jannik Schümann) verliebt und sofort weiß, dass er die Liebe ihres (jungen) Lebens ist. Danny ist schön, charmant, sportlich, sensibel – und hat ein dunkles Geheimnis. Als er sich ihr offenbart, bricht eine Welt für Jessica zusammen, aber dann beschließt sie, sich vom Schicksal nicht unterkriegen zu lassen und für ihre Liebe zu kämpfen.

Der Film basiert auf wahren Begebenheiten aus dem Leben der Autorin Jessica Koch, die diese in ihrem erfolgreichen Erstlingsroman von 2016 publiziert hat. Die dramatische Geschichte ist gefühlvoll und sensibel umgesetzt, balanciert aber auch oft hart am Rande des Kitsch-Abgrunds. Dass der Film dann doch immer wieder die Kurve kriegt, liegt an den erfrischenden jungen Darstellern, allen voran Luna Wedler. Sie erweckt so manchen papiernen Dialog erst zum Leben und zusammen mit dem gutaussehenden Jannik Schümann wird sie sicher die Herzen eines jungen Publikums, das erkennbar die Zielgruppe des Films ist, ansprechen. Letztlich kann es aber auch für jeden anderen, der sich von dem Gedanken (be)rühren lässt, dass es nicht darauf ankommt, wie lange man geliebt hat, sondern wie tief, ein lohnender Kinoabend sein.

An der Geschichte, die erklärtermaßen wirklich passiert ist, lässt sich kaum etwas kritisieren, außer, dass das Schicksal ein mieser Verräter ist, und wenn genügend Zuschauer sich auf den Weg ins Kino machen, gibt es wohl kaum Zweifel, dass die Folgebände der Danny-Trilogie, „Dem Abgrund so nah“ und „Dem Ozean so nah“ bald ebenfalls bald auf der Leinwand zu sehen sein werden.



Regie: Tim Trachte
Drehbuch: Ariane Schröder, b/a Roman von Jessica Koch
Kamera: Fabian Rösler
Musik: Michael Kamm

Darsteller:
Luna Wedler, Jannik Schümann, Frederick Lau, Stephan Kampwirth, Victoria Mayer, Denis Moschitto, Jamie Bick, Luise Befort
 
Studiokanal/ Pantaleon Films
FSK 12
109 min.
Deutscher Kinostart: 10. Oktober 2019


Film-Rezensionen: 47 Meters Down: Uncaged

Die vier Teenager Nicole (Sistine Rose Stallone), Sasha (Corinne Foxx), Alexa (Brianne Tju) und Mia (Sophie Nélisse) unternehmen einen gemeinsamen Tauchgang, hinunter zu einer geheimnisvollen versunkenen Maya-Stadt, die in Kürze von Unterwasserarchäologen untersucht werden soll. Die Mädchen nutzen deren Ausrüstung, um sich die Stadt bereits vorher alleine anzuschauen, was sich als fataler Fehler erweist, denn da unten gibt es ein paar riesige Haie, die sich in dem Labyrinth von Mauern und Gängen lautlos auf die Jagd nach den Teenagern begeben. Als dann deren Rückweg durch eine Erschütterung versperrt und der Sauerstoff knapp wird, wird es für die Mädels eng…

Der Film spielt fast ausschließlich unter Wasser, in der klaustrophobischen
Enge der labyrinthischen Ruinen, die zunächst wie durch einen Weichzeichner erhaben anzusehen sind und durch ihre geheimnisvolle Schönheit verzaubern. Mit dem Zauber ist es aber schnell vorbei, danach geht es schonungslos zur Sache, wobei die Unschärfe, die sich zwangsläufig unter Wasser ergibt, für einen meist verschwommenen Blick auf das Geschehen sorgt. Dies ist ein bisschen schade, finden sich unter den Darstellerinnen doch zwei prominente Töchter bekannter Schauspiel-Väter, von denen man vielleicht gerne etwas mehr gesehen hätte. 

Leider stecken sie auch noch in Taucheranzügen mit entsprechenden Masken, unter denen man sie kaum erkennen kann, und so bekommt man nicht immer mit, welche gerade vom einem der Haie attackiert wird, die, penibel der Horrorfilm-Dramaturgie folgend, in vorhersehbar getakteten Abständen um die Ecken kommen.
Die Handlung des Film ist auf einen engen Schauplatz begrenzt, Haiattacken und drohender Erstickungstod sorgen unter Einsatz bewährter Effekte auch für Schreckmomente, aber während den Akteurinnen langsam die Luft ausgeht, hat der Zuschauer immer wieder Zeit durchzuatmen, weil die Spannung nicht hoch genug gehalten wird, dabei gab es vor kurzem mit „Crawl" einen Tierfilm, bei dem dies besser gelang. Welche Mädchen am Ende wieder auftauchen, soll hier nicht verraten werden, nur soviel: Die Action, die dem Film zwischendurch fehlte, wird zum Schluss noch einmal richtig rausgehauen, hier hätte man sie allerdings auch nicht mehr gebraucht…

Für die Zielgruppe "Mädchenclique“ ein passabler Film, der vielleicht für ein paar wohlige Schauer reicht, für alle anderen: "Crawl" - https://wandasnewworld.blogspot.com/2019/08/film-rezensionen-crawl.html




Regie: Johannes Roberts
Drehbuch: Ernest Riera, Johannes Roberts
Kamera: Mark Silk
Schnitt: Martin Brinkler
Musik: tomandandy

Darsteller:
Sophie Nélisse, Corinne Foxx, Brianne Tju, Sistine Rose Stallone, Davi Santos, John Corbett, Nia Long

 Concorde Filmverleih
USA 2019
91 min.

Montag, 7. Oktober 2019

Film-Rezensionen: Joker


Gotham City im Jahr 1981 sieht aus wie New York City in den 1970ger und frühen 1980gern, alles ist vermüllt, zugesprayt, niemand nimmt Rücksicht auf den anderen. Hier lebt Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) zusammen mit seiner Mutter in einem schäbigen Apartment in einem ebenso schäbigen Mietshaus. Arthur ist psychisch krank, besucht wöchentlich eine Sozialstation der Stadt und verdient sein Geld als Ausleih-Clown. Trotz seiner gelegentlichen schüchternen Kontaktversuche, z.B. mit einer hübschen Nachbarin, bleibt er ein Außenseiter, ein Freak, und wird von seinem Umfeld auch als solcher wahrgenommen, wozu die gelegentlichen unmotivierten,
hysterischen Lachanfälle, unter den er leidet, beitragen. Insgeheim träumt er von einer Karriere als Stand-up-Comedian und sein großes Vorbild ist TV-Talkshow-Host Murray Franklin (Robert DeNiro), einmal wie er vor einem großen Publikum auftreten… Stattdessen wird sein Leben immer kläglicher, er verliert seinen Job, seine Mutter wird krank, die Nachbarin will nun wirklich nichts von ihm wissen und die Sozialstation muss mangels Geld schließen. Einem solchen Menschen eine Waffe zu schenken ist keine gute Idee, und das muss dann auch der Arbeitskollege feststellen, der genau das getan hat, aber da ist Arthur schon auf dem Weg, sich in den gefürchteten „Joker“ zu verwandeln, den späteren, unendlich bösen Gegenspieler des ehrenwerten Bruce Wayne aka Batman.

Der Film, der bei den diesjährigen Filmfestspielen von Venedig mit dem Goldenen Löwen bedacht wurde, zeigt das Psychogramm einer gequälten Kreatur, dabei wird allerdings das Zusehen selbst zur Qual, weil nichts und niemand einen positiven Ausweg aus dieser Tour de Force weist. Arthur Fleck wird als tragischer Clown stilisiert, aber mit den Clowns, die andere zum Lachen bringen, selbst aber tieftraurig ihr Leben verbringen, hat der von Joaquin Phoenix bereits mit allen Vorschusslorbeeren bekränzte Joker nichts, aber auch gar nichts, zu tun.

Ebenso wenig hat er den morbiden Charme eines Psychopathen, der in der Regel durch Intelligenz und planvolles Handeln besticht und der es auf faszinierende Weise versteht, andere Menschen zu manipulieren. Hannibal Lecter zum Beispiel ist ein Scheusal, aber er verfügte bei aller Abartigkeit über Witz und Kultiviertheit, was man von Arthur Fleck beim besten willen nicht sagen kann. Er war und ist ein Freak, der andere abstößt, ihm über den ganzen Film hinweg zuzuschauen bedeutet fast schon körperliche Pein, so dass sich noch nicht einmal Mitleid mit dieser erbärmlichen Figur einstellen will, wie man es vielleicht mit dem erkennbar als Vorbild dienenden Rupert Pupkin hatte, den Robert De Niro in dem Scorsese-Film „The King of Comedy“ verkörperte.
 

Arthur Flecks Wut ist die eines kranken Amokläufers, dem das Leben so lange übel mitspielt, bis er in einem Akt der (Selbst)Zerstörung explodiert. Angelehnt ist seine Figur zwar an Travis Bickle, den „Taxi Driver“ der 1970ger, den die Verderbtheit und der Schmutz der Stadt New York und seiner Bewohner auch zu einer extremen Tat treibt, aber Arthur ist nicht Travis und Todd Phillips nicht Martin Scorsese. Zu keinem Zeitpunkt ist die nervöse Spannung zu spüren, die Robert DeNiro ausstrahlte, Fleck ist einfach nur kaputt und bleibt es auch, da helfen auch die gruseligen Großaufnahmen in seine verzerrte Clownsmaske nicht.


Schön ist das nicht, und die Gewaltakte, die aus dem „Joker“ schließlich hervorbrechen haben auch keine gesellschaftspolitische Relevanz, es sind kalkulierte Effekte, um einem vielleicht schon hartgesottenen Publikum – denn nur solche Leute werden sich diesen Film überhaupt ansehen wollen – doch noch ein paar Schockmomente zu bescheren und am Ende ist es nur ein gestörter Film über einen gestörten Menschen, bevor dieser zu einer Comicfigur wird.
Zumindest der Soundtrack mit Evergreens wie „Summer Wind“ und, natürlich, passenderweise „Send in the Clowns“, aber vor allem Hildur Guðnadóttirs betörende Klänge, sorgt für die morbide Schönheit, die dem Film ansonsten fehlt, allerdings haben die Macher des Films leider auch hier – wahrscheinlich ungewollt – mit dem alten Gary Glitter Werk "Rock &Roll, Part 2" etwas daneben gegriffen.

Bleibt noch die allseits hochgelobte schauspielerische Leistung von Joaquin Phoenix, der in der Riege der Joker-Darsteller u.a. dem für diese Rolle irgendwie prädestinierten Jack Nicholson nachfolgt, vor allem aber in die riesigen Fußstapfen des posthum oscarprämierten Heath Ledger tritt. Zweifellos bietet Phoenix eine intensive, kompromisslose One-Man-Show, er trägt den gesamten Film auf seinen Schultern und verkörpert den Wahnsinn erschreckend echt. Allerdings gibt er so oft in seinen Filmen den psychisch Gestörten, dass er mühelos aus diesem Pool von kaputten Typen schöpfen kann und dies auch erkennbar tut. Da bereits ein Darsteller der kranken Comic-Figur mit dem Oscar belohnt wurde, zeichnet bitte keinen weiteren dafür aus, dann wollen ihn alle spielen…


















Regie: Todd Phillips
Drehbuch: Todd Phillips, Scott Silver
Kamera: Lawrence Sher
Schnitt: Jeff Groth
Musik: Hildur Guðnadóttir

Darsteller:
Joaquin Phoenix, Robert De Niro, Zazie Beetz
 
Warner Bros.
122 min.
FSK 16
Deutscher Kinostart: 10. Oktober 2019


Mittwoch, 2. Oktober 2019

Film-Rezensionen: Gemini Man


Elite-Auftragskiller Henry Brogan (Will Smith) ist der beste seines Fachs und sein Können demonstriert er gleich zum Auftakt des Films eindrucksvoll. Nach diesem Auftrag soll eigentlich Schluss für ihn sein, danach will er sich, müde und ausgebrannt, zur Ruhe setzen. Doch plötzlich wird er selbst zur Zielscheibe, eine Abteilung der Regierung, für die er gearbeitet hat, schickt ihm seinerseits einen Killer hinterher, der ihm verblüffend ähnlich sieht. Aber was wie eine jüngere Ausgabe seiner selbst wirkt, ist sein eigener Klon und Teil eines Projekts, an dem im Geheimen gearbeitet wird. Auf der Suche nach Antworten auf die Fragen, weshalb man ihn eliminieren will und was es mit dem Projekt auf sich hat, wird der Kampf gegen sich selbst für Henry zum Kampf seines Lebens…

Diese Story wird stringent und ohne überraschende Wendungen erzählt, insoweit ein solider Thriller mit den üblichen Action-Sequenzen, bestehend aus den erwartbaren Verfolgungs- und Kampfszenen, von denen einige in die pittoreske Kulisse Budapests eingebettet sind.

Etwas Neues bietet die technische Ebene. Einerseits wird ein digital eindrucksvoll verjüngter Will Smith präsentiert, andererseits wartet man mit einem – wie die Macher selbst betonen – revolutionären digitalen Format auf, das eine Bildrate von 60 Bildern pro Sekunde liefert – normal sind zwischen 24 bei gewöhnlichen Kinofilmen und 48 bei 3D-Formaten. Mit 60 projizierten Bildern pro Sekunde wird der Eindruck von Tiefe weiter verstärkt, wodurch sich der Zuschauer noch mehr in das Geschehen hineingezogen fühlt und das 3D-Erlebnis noch intensiver wird.

Durch interessante Kamerastandpunkte – z.B. unter oder knapp über der Wasserlinie – sind tatsächlich einige schöne Effekte entstanden, über den ganzen Film hinweg wirkt die Technik, mit der die Illusion dessen geschaffen werden soll, was das menschliche Auge tatsächlich sieht, durch die überscharfen Bilder auf Dauer eher ermüdend, kühl und steril, es geht genau wie bei dem geklonten Will Smith ein wenig menschliche Seele verloren, ein Manko, an dem noch zu arbeiten wäre, soll die neue Technik in Zukunft öfter zum Einsatz kommen.


Regie: Ang Lee
Drehbuch: David Benioff, Billy Ray, Darren Lemke, b/a story von Darren Lemke & David Benioff
Kamera: Dion Beebe
Schnitt: Tim Squyres
Musik: Lorne Balfe

Darsteller:
Will Smith, Mary Elizabeth Winstead, Clive Owen, Benedict Wong, Douglas Hodge, Ilia Volok

 Paramount Pictures Germany
FSK 12
117 min. 
Deutscher Kinostart: 03. Oktober 2019