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Mittwoch, 29. Januar 2020

Film-Rezensionen: Little Women


Die vier Schwestern Meg (Emma Watson), Jo (Saoirse Ronan), Beth (Eliza Scanlen) und Amy (Florence Pugh) March wachsen in Zeiten des amerikanischen Bürgerkriegs in Neuengland auf. Während der Vater (Bob Odenkirk) kriegsbedingt abwesend ist, obliegt es der Mutter Marmee (Laura Dern), ihre vier Mädels durch die schweren Zeiten zu bringen, schwer im allgemeinen, aber schwer auch für Frauen, die ein einigermaßen selbstbestimmtes Leben führen möchten.

Alle vier Mädchen haben Träume, aus ihrem Leben etwas Besonderes zu machen, jede bringt eigene Talente hierfür mit, aber es ist Jo March, die es schafft, die Erzählungen, die sie schreibt, auch zu verkaufen, also eine echte Schriftstellerin zu werden. Früh lernt sie, dass zu einem „richtigen“ Ende gehört, dass die Protagonistinnen ihrer Geschichten entweder tot zu sein haben – oder verheiratet. Für Jo bedeutet dies lange Zeit ein und dasselbe, weshalb sie sich standhaft weigert, dem Werben des attraktiven und verträumten Nachbarsjungen Laurie (Timothée Chalamet) nachzugeben, während ihre Schwestern nach einer turbulenten Jungmädchenzeit im Hause March nach und nach den Vorgaben gehorchen.


In den USA ein Klassiker der feministischen Literatur, dürfte die Romanvorlage von Louisa May Alcott hierzulande weit weniger bekannt sein. Bekannt ist jedoch wahrscheinlich die ein oder andere der zahlreichen Verfilmungen des Stoffs, zuletzt 1994 unter dem deutschen Titel „Betty und ihre Schwestern“, aber vor allem die von George Cukor in Szene gesetzte Version von 1933 mit der unvergleichlichen Katharine Hepburn.

Die Schauspielerin Greta Gerwig, die mit dem mit etlichen Preisen bedachten Streifen „Lady Bird“ reüssierte, hat sich nun einmal mehr dieses Stoffes angenommen und daraus einen – man kann es durchaus so bezeichnen – bezaubernden Film gemacht, für den sie auch das Drehbuch adaptiert hat. Dies liegt zum einen an der hervorragenden Besetzung jeder einzelnen Rolle, hierbei verdienen Laura Dern für ihre Darstellung der Mutter, die mit ihrer besondere Wärme, aber auch mit kritischer Einstellung zum Leben von Frauen im 19. Jahrhundert überzeugt, eine besondere Erwähnung, vor allem aber glänzt Florence Pugh einmal mehr mit ihrer lebendigen Interpretation der Rolle von Amy March. Meryl Streep und der unvermeidliche Timothée Chalamet runden das Ensemble ab, an letzterem kommt man offensichtlich zur Zeit nicht herum, wenn es darum geht, einen immer etwas entrückten jugendlichen Helden zu besetzen.

Zum anderen gelingt es Gerwig, die immer noch zeitgemäßen Bezüge der alten Geschichte herauszuarbeiten und hierfür die passende Atmosphäre zu schaffen. Die nicht lineare Erzählweise mag manchen Zuschauer anfangs etwas verwirren, der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart der Figuren schafft jedoch eine interessante Perspektive, hat man doch auf einen Blick ein ganzes Leben vor Augen. Warme Farbtöne und nostalgische Bilder lassen uns eintauchen in eine ferne Zeit, aber so plüschig und antiquiert die Kulisse wirken mag, der Drang der jungen Frauen nach Emanzipation bleibt zeitlos und aktuell. Und die Emanzipation der Jo March und aller ihrer Schwestern im Geiste wird dann erreicht, wenn es einer Frau erlaubt ist, ihren eigenen Weg zu gehen, der Preis hierfür aber nicht ein Leben in Einsamkeit ist, sondern trotzdem eine erfüllte Partnerschaft erlaubt, sprich: am Ende darf – nicht muss! – auch geheiratet werden…


Regie: Greta Gerwig
Drehbuch: Greta Gerwig, b/a Roman von Louisa May Alcott
Kamera: Yorick Le Saux
Schnitt: Nick Houy
Musik: Alexandre Desplat

Darsteller:
Saoirse Ronan, Emma Watson, Florence Pugh, Eliza Scanlen, Laura Dern, Meryl Streep, Timothée Chalamet, Tracy Letts, Bob Odenkirk, James Norton, Louis Garrel, Chris Cooper
 
Sony Pictures
135 min.
Deutscher Kinostart: 30. Januar 2020
 
 

Dienstag, 28. Januar 2020

Film-Rezensionen: Countdown


Eine App, die die Stunde unseres Todes voraussagt… Teenager Courtney (Elizabeth Lail) und ihre Freunde können nicht widerstehen, sich diese umgehend auf ihr Handy zu laden. Alle mit einer beruhigenden jahrzehntelangen Lebensspanne vor sich sind geneigt, das Ganze als Spaß abzutun. Bei denen allerdings, die angeblich nur noch wenige Tage oder gar Stunden zu leben haben, macht sich schnell eine gewisse Unruhe breit, die in Panik übergeht, als die ersten Opfer exakt zum vorhergesagten Zeitpunkt zu beklagen sind. Courtney und Leidensgenosse Matt (Jordan Calloway) machen sich daran, dem Geheimnis der teuflischen App auf die Spur zu kommen, um den mörderischen Fluch zu brechen, der anscheinend dahintersteckt…

Was wie ein originelle Idee für einen Horrorfilm klingt, wird leider nicht entsprechend umgesetzt. Einiges entwickelt sich allzu vorhersehbar, dafür ist anderes sehr konstruiert und steuert auf ein ziemlich unbefriedigendes Ende zu, bei dem das Rätsel einigermaßen plausibel aufgelöst werden soll (nicht gelungen) und andererseits offensichtlich die Weichen für eine Fortsetzung gestellt werden (nicht zu empfehlen).
Ein modernes Horrormärchen über die Macht des Internets und seine allgegenwärtigen Apps für jede Lebenslage hätte einen anderen Ansatz gebraucht, übersinnliche Kräfte als atavistische Bedrohung dagegen funktionieren auf anderen Ebenen, die hier vorgenommene Überlappung funktioniert nicht und bleibt unausgegoren. Ein paar milde Schockelemente reichen nicht, um einen Horrorfilm gelingen zu lassen, und ein Ende zu konstruieren, das alle Optionen offen halten muss, ist schändlich.




Regie: Justin Dec
Drehbuch: Justin Dec
Kamera: Maxime Alexandre
Musik: Danny Bensi, Saunder Jurriaans

Darsteller:
Elizabeth Lail, Jordan Calloway, Talitha Bateman, Peter Facinelli, Dillon Lane, Tom Segura
 
Universum Film (UFA)
FSK 16
90 min. 
Deutscher Kinostart: 30. Januar 2020

Film-Rezensionen: Die Heinzels – Rückkehr der Heinzelmännchen


 „Wie war zu Köln es doch vordem
mit Heinzelmännchen so bequem!“


So beginnt August Kopisch seine gereimte Geschichte über die kleinen Helferlein, die den Kölnern einst das Leben so viel einfache gemacht haben, bis die Frau des Schneiders dies durch ihre Neugier verdarb. Seither muss man in Köln wieder alles selbst erledigen, was, wie leidlich bekannt, nicht immer von Erfolg gekrönt ist… Diese ihre Geschichte bekommen auch die heutigen Heinzelmännchen erzählt – denn ja, es gibt sie noch, tief unter der Stadt! – und bringt das Heinzelmädchen Helvi auf die Idee, sich bei einem Menschen zu verdingen, um ein Handwerk zu erlernen, mit dem sie in ihrer Gemeinschaft glänzen kann. Sie sucht sich den grantelnden Konditor Theo aus, der gerade in ziemlich fiesen finanziellen Schwierigkeiten steckt und kurz davor steht, seine Konditorei an seinen geldgierigen Bruder zu verlieren. Helvi und ihre nicht ganz freiwilligen Begleiter aus der Heinzelwelt, Kipp und Butz, besinnen sich auf ihre ureigene Aufgabe, den Menschen zu helfen und machen sich ans Werk, um eine Win-win-Situation zu schaffen… Wir heinzeln das!

Der Animationsfilm mit viel Lokalkolorit richtet sich in erster Linie an ein sehr junges Publikum. Die Heinzel sind niedlich anzusehen und das Heinzelmädchen Helvi – großartig gesprochen von Jella Haase – ist vorwitzig ohne allzu aufdringlich zu sein. Die Botschaft kommt kindgerecht rüber: das Ergebnis einer mit Liebe verrichteten Arbeit ist besser, als seelenlos produzierte Produkte, und im Fall der hergestellten Kuchen und Törtchen besonders schmackhaft. Obwohl die Heinzeltruppe demonstriert, dass auch sie sich der Fließbandproduktion nicht ganz verschließen kann, um den Bedarf aller Kunden decken zu können, steckt ausreichend Liebe und Kreativität dahinter, um die Fabrikprodukte geschmacklich um Längen zu schlagen. Ob das junge Publikum in der Lage ist, diesen Gedanken auf das tägliche Leben zu übertragen, sei dahingestellt, die weitere Botschaft ist genauso wertvoll: Miteinander ist besser als allein, und einander helfen besser, als sich zu bekämpfen.

Wertvoll ist außerdem, dass der Film sich nicht scheut, die Geschichte, trotz einer möglichen internationalen Vermarktung, dort spielen zu lassen, wo sie hingehört, und die bei vielen fast vergessene Sage der Kölner Heinzelmännchen in neuem Gewand aus dem verstaubten Keller der Vergessenheit hervorholt. Trotz einer eher schlichten und insgesamt zu brav geratenen Story und den im Vergleich zu großen, ausgereiften Hollywoodproduktionen technischen Unausgereiftheiten, ist ein netter, familientauglicher Film entstanden, der dem Zielpublikum Spaß bringen soll – ganz im Sinne der oben beschriebenen Botschaft.


Regie: Ute von Münchow-Pohl
Drehbuch: Jan Strathmann
Art Direction: Heiko Hentschel
Schnitt: Erik Stappenbeck, Ute von Münchow-Pohl
Musik: Alex Komlew

Mit den Stimmen von:
Jella Haase (Helvi), Louis Hofmann (Kipp), Leon Seidel (Butz), Detlef Bierstedt (Theo), Elke Heidenreich (Vendla), Rolf Berg (Bruno), Bill Mockridge (Brimur), Marie-Luise Marjan (Rosa), Ranja Bonlana (Harriet)

Akkord Film Produktion/ TOBIS Film
FSK 0
76 min.
Deutscher Kinostart: 30. Januar 2020
 

Film-Rezensionen: Die Kunst der Nächstenliebe (Les bonnes intentions)

Die 50jährige Isabelle (Agnès Jaoui) engagiert sich, wo sie nur kann, kein Bedürftiger ist vor ihr sicher und ihre Sprachkurse für Flüchtlinge betreibt sie mit mehr Leidenschaft als didaktischen Fähigkeiten. Bei all ihren Aktivitäten merkt sie jedoch nicht, wie sehr sie ihre eigene Familie vernachlässigt, und ihr Ehemann Ajdin (Tim Seyfi), selbst ein ehemaliger Flüchtling, hat den Eindruck, dass er nach erfolgreicher Integration nicht mehr so interessant für sie ist. Als eine junge Kollegin mit modernen Methoden neue Maßstäbe für Sprachkurse setzt, gerät neben Isabelles Ehe auch ihre Arbeit in Gefahr und sie beginnt ein waghalsiges Experiment, um ihre Schüler zu halten, dabei spitzt sich die Situation in ihrer Familie weiter zu.

Der Film, als Komödie mit sozialkritischen Untertönen angelegt, tut sich ein wenig schwer, die Balance zwischen beidem zu halten, manche Gags und Situationen sind arg platt geraten. Dennoch erzählt ein gut aufgelegtes Schauspielerensemble eine alles in allem ansprechende Geschichte über den alltäglichen Kampf um Normalität im Zusammenprall der Kulturen. Dabei ist die Sprache, um die sich die Figur der Isabelle so bemüht, nicht immer entscheidend, wenn es zu Missverständnissen kommt, der Schlüssel für ein gedeihliches Miteinander liegt oftmals woanders. Daneben zeichnet der Film das Bild des übereifrigen Helfers, dessen im Übermaß ausgeschüttete Hilfsbereitschaft oft eigene Defizite überdeckt, ein Gedanke, der nicht neu sein mag, der es jedoch wert ist, in – wie hier – unterhaltsamer Weise beleuchtet zu werden, um ein wenig am Heiligenschein der vermeintlich selbstlosen Wohltäter zu kratzen und zu zeigen, dass gute Absichten (so der Originaltitel) nicht immer zu guten Resultaten führen.


Regie: Gilles Legrand
Drehbuch: Léonore Confino, Gilles Legrand
Kamera: Pierre Cottereau
Schnitt: Andrea Sedlácková
Musik: Armand Amar

Darsteller:
Agnès Jaoui, Alban Ivanov, Claire Sermonne, Tim Seyfi, Michèle Moretti, Philippe Torreton, Eric Viellard, Marie-Julie Baup, Didier Bénureau, Martine Schambacher

Neue Visionen Filmverleih
Frk. 2018
103 min.
Deutscher Kinostart: 30. Januar 2020

Dienstag, 21. Januar 2020

Film-Rezensionen: Das Vorspiel


Anna Bronsky (Nina Hoss), Geigenlehrerin an einem Musikkonservatorium, setzt sich gegen ihre Kollegen durch, als sie den jungen Alexander (Ilja Monti) als Schüler aufnimmt. Sie sieht in ihm großes Potenzial und verwendet während des folgenden Schuljahres ihre ganze Energie und ihren ganzen Ehrgeiz darauf, ihn auf die Abschlussprüfung vorzubereiten. Dabei merkt sie nicht, wie sich ihr eigener Sohn Jonas (Serafin Mishiev), der ebenfalls Geigenunterricht erhält, von ihr zurückgesetzt fühlt. Kurz vor Alexanders Prüfung wird Anna immer fordernder und obsessiver und beschwört damit eine Katastrophe herauf, die so niemand vorhergesehen hat…

Es ist die bekannte Geschichte des Erwachsenen, der seine eigenen verpassten Träume um jeden Preis über einen Stellvertreter doch noch verwirklichen möchte, nur dass sich Anna Bronsky hierbei nicht des eigenen, sondern eines fremden Jungen bedient, der ihr offensichtlich vielversprechender erscheint. Die spannungsreiche Dramatik, die sich Schritt für Schritt aufbaut, wird gegen Ende des Films fast körperlich spürbar, wenn Anna sich weit über die Grenzen hinwegsetzt, die ein Lehrer-Schüler-Verhältnis ausmachen. 
Nina Hoss porträtiert diese Frau mit beeindruckender Verve und Intensität, es ist vor allem ihre Darstellung einer Frau, die mehr und mehr ihre Mitte verliert und dabei nicht merkt, welchen Flurschaden sie in ihrem Umfeld anrichtet, die den Film sehenswert macht, der sich ansonsten manchmal in Andeutungen verliert, wo er präziser hätte sein können und dann wieder Details einstreut, die die Handlung nicht weiterbringen. Neben Hoss beeindrucken aber auch die beiden jungen Darsteller Ilja Monti und Serafin Mishiev, die die nicht eben leichte Aufgabe meistern, neben einer Vollblutakteurin wie Nina Hoss zu bestehen.



Regie: Ina Weisse
Drehbuch: Daphne Charizani, Ina Weisse
Kamera: Judith Kaufmann
Schnitt: Hansjörg Weißbrich

Darsteller:
Nina Hoss, Simon Abkarian, Jens Albinus, Ilja Monti, Serafin Mishiev, Winnie Böwe, Thomas Thieme

Porte au Prince Pictures
Deutschland 2019
90 min.
Deutscher Kinostart: 23. Januar 2020


Film-Rezensionen: Das Geheime Leben der Bäume


Deutsche lieben den Wald, nur leider scheinen sie ihn nicht immer zu verstehen. Hier hilft Deutschlands Ober-Förster Peter Wohlleben spätestens seit 2015, als sein Bestseller „Das geheime Leben der Bäume“ erschien.

Für alle, die das Buch noch nicht gelesen haben, gibt es nun eine filmisch aufbereitete Version, die sich im Großen und Ganzen an dessen Kapiteln orientiert. Dabei lernt man auch den Autor, einen stets freundlich auftretenden Hünen, kennen, der es versteht, Leser und Zuschauer gleichermaßen für sich einzunehmen. Seine Erkenntnisse über Bäume, den Wald und die Natur werden verständlich und publikumswirksam vorgetragen, dabei betont Wohlleben immer wieder, dass er selbst kein Wissenschaftler ist, aber sein erworbenes und zusammengetragenes Wissen bietet er nachvollziehbar aufbereitet dar, und hier liegt das Geheimnis seines Erfolges. Er ist kein abgehobener dogmatischer Experte, sondern ein Mahner für eine gute Sache, dabei hat er sich nicht nur Freunde gemacht, aber seine verbindliche Art kommt an, wie man sich während des Films überzeugen kann, wenn er landauf, landab, als Baum- und Umweltaktivist überall dazugebeten wird, wo man seine freundlich mahnende Stimme braucht, und wer würde ihm ernsthaft widersprechen wollen, wenn er postuliert, Naturschutz diene nicht dem Schutz der Natur, sondern uns Menschen, die wir auf die Natur angewiesen sind, nicht umgekehrt.

Optisch unterfüttert der Film das von Wohlleben beschriebene geheimnisvolle Wirken der stummen Riesen mit seinen Mitteln, mit schönen Bildern aus Wald und Flur, sprießenden und knospenden Bäume, und begleitet den inzwischen auch weltweit bekannten Förster auf einigen Exkursionen, die ihn bis nach Schweden und Kanada führen. Mit ein bisschen Fantasie hört man dann vielleicht auch beim nächsten Waldspaziergang, wie die Bäume miteinander kuscheln und Geheimnisse austauschen. Auf das Schlussbild des Films mit dem in der zu kurzen Badewanne meditierenden Peter Wolleben hätte man allerdings verzichten können...



Regie: Jörg Adolph
Drehbuch: Jörg Adolph
Kamera: Daniel Schönauer
Naturfilmaufnahmen: Jan Haft
Schnitt: Anja Pohl
Musik: Franziska Henke

Mit: Peter Wohlleben

Dokumentarfilm
Constantin Film
Deutschland 2020
96 min. 
Deutscher Kinostart: 23. Januar 2020




Sonntag, 12. Januar 2020

Das Filmjahr 2019

An dieser Stelle möchte ich das Jahr 2019 noch einmal Revue passieren lassen und präsentiere meinen ganz persönlichen Filmjahresrückblick, die Film erscheinen chronologisch, nicht als Rangliste:

Meine Favoriten


The Frontrunner (Januar) 
Von Sony Pictures schändlich vernachlässigter, hochinteressanter Politthriller über den aufgrund eines möglichen privaten Skandals gescheiterten Präsidentschaftskandidaten Gary Hart und die Rolle der Presse hierbei.
https://wandasnewworld.blogspot.com/2019/01/film-rezensionen-front-runner.html 

Green Book (Eine Besondere Freundschaft) (Januar) 
Ein zu Recht mit dem Oscar ausgezeichnetes Drama mit zwei hervorragenden Darstellern über den alltäglichen Rassismus während der 1960ger Jahre in den Südstaaten der USA, das sich dem Thema mit Würde aber auch mit Witz nähert. 

Avengers Endgame (April)
Episches Spektakel, gespickt mit namhaften Darstellern, neben der gesamten Avengers- und Guardiansriege darf man u.a. einen kurzen Blick auf Michael Douglas, Robert Redford, Michelle Pfeiffer, William Hurt und Stan Lee werfen. Ein würdiges Ende einer Heldensaga!

Stan & Ollie (Mai) 
Das liebenswerte Porträt der beiden Stummfilmhelden am Ende ihrer Karriere, nostalgisch und berührend.

Mister Link – ein fellig verrücktes Abenteuer (Missing Link) (Mai) 
Entzückender Animationsfilm in Stop-Motion-Technik über den charismatischen britischen Forscher Sir Lionel Frost, der zusammen mit der abenteuerlustigen Adelina Fortnight dem lange vermissten Mr. Link – dessen Name auf seine Stellung im Reigen der Evolution hindeutet – bei der Suche nach Verwandten im sagenhaften Shangri La zur Seite steht. Mit Witz und der gewohnten Liebe zu kleinsten Details einfach wunderbar umgesetzt, gerne würde man diesem Trio auf weiteren Abenteuertouren folgen! Urlaubsbedingt damals ohne Rezension, leider auch zu kurz in den Kinos. Originalstimmen: Hugh Jackman, Zoe Saldana, Zack Galifianakis, Stephen Fry – Deutsche Stimmen: Christoph Maria Herbst, Bastian Pastewka, Collien Ulmen-Fernandes




Der unverhoffte Charme des Geldes (Juli)
Pfiffige Krimikomödie mit einer Prise Klassenkampf, unterhaltsam, spannend und mit Witz in Szene gesetzt. 
https://wandasnewworld.blogspot.com/2019/07/film-rezensionen-der-unverhoffte-charme.html

Leid und Herrlichkeit (Dolor y Gloria) (Juli)
Ein Alterswerk voller Melancholie mit einem hervorragenden Antonio Banderas 
https://wandasnewworld.blogspot.com/2019/07/film-rezensionen-leid-und-herrlichkeit.html

Apollo 11 (Juli) 
Eindrucksvolle Dokumentation mit bisher unveröffentlichtem Film- und Tonmaterial, ein Kinoerlebnis für alle, aber vor allem für jene, die von damals nur verschwommene Schwarz-Weiß-Bilder auf dem heimischen TV-Geräte im Kopf haben.

Blinded by the Light (August)
Schöner Film über die Macht der Musik und die Inspiration, die die bedingungslose Bewunderung für (s)ein Idol einem Fan bescheren kann, für Bruce-Springsteen-Fans ein Muss.
Crawl (August)
Schafft, was nicht allen (Tier-)Horrorfilmen gegeben ist: atemlose Spannung und schaurige Momente in einer klaustrophobischen Unterwasserszenerie.

Der Distelfink (The Goldfinch) (September)
Kunstvolle und gelungene Umsetzung des Erfolgsromans von Donna Tartt, mit schönen Bildern und einem herausragenden jungen Hauptdarsteller.

Midsommar (September)
Horror im Mittsommer, Grusel und verstörende Bilder im hellen Sonnenschein – kann das funktionieren? Bei diesem Film eindeutig: Ja!

Parasite (Gisaengchung) (Oktober)
Familie aus prekären Verhältnissen drängt sich mit allen möglichen Tricks in das Leben einer wohlhabenden Familie, und niemand sieht das Unheil kommen…

Die schönste Zeit unseres Lebens (La Belle Époque) (November)
Nostalgische Liebesgeschichte mit gutaufgelegten Darstellern, zum Zurücklehnen und Genießen… Die 1970ger waren einfach nur cool!

Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão (A Vida Invisível) (Dezember)
Wunderschön gefilmtes Melodram, das nie ins Kitschige abgleitet, sondern Tragik, Sehnsucht und Liebe über eine ganze Lebensspanne hinweg mitreißend ausbreitet.

Auch gut


Vice: Der Zweite Mann (Februar)
Satirische Beleuchtung der zwielichtigen Rolle, die der ewige „zweite Mann" Dick Cheney in der amerikanischen Politik gespielt hat. 
https://wandasnewworld.blogspot.com/2019/02/film-rezensionen-vice-der-zweite-mann.html

Rocketman (Mai)
Die Verwandlung des Reggie Dwight in den Paradiesvogel Elton John, von Taron Egerton gut interpretiert. 
https://wandasnewworld.blogspot.com/2019/05/film-rezensionen-rocketman.html

Shaun das Schaf – Der Film: Ufo-Alarm (A Shaun the Sheep Movie: Farmaggedon (September)
Ein Füllhorn an absurden Ideen, witzig und abgedreht, gespickt mit Filmzitaten, die kleine Zuschauer überfordern dürften, umso größer der Spaß der erwachsenen Begleiter. Auch ohne Alibi-Kind zu empfehlen! 
https://wandasnewworld.blogspot.com/2019/09/film-rezensionen-shaun-das-schaf-der.html

Downton Abbey (September)
Ein Film für die Fans! Wer alle Staffeln der erfolgreichen britischen Serie kennt, wird sich über ein Wiedersehen mit vertrauten und geliebten Figuren freuen. Alle anderen finden sich in die Geschichte des Königsbesuchs hinein, aber der ganze Charme der Saga und der liebevoll gezeichneten Charaktere erschließt sich ihnen wahrscheinlich nicht. 
https://wandasnewworld.blogspot.com/2019/09/film-rezensionen-downton-abbey.html

Last Christmas (November)
Ein schöner Weihnachtsfilm mit Witz und schönen Ideen, der nicht ganz an die Klassiker dieses Genres heranreicht, aber Herz (!) und Gefühl durchaus anzusprechen weiß.

The Peanut Butter Falcon (Dezember)
Die abenteuerliche Reise eines jungen Mannes mit Down-Syndrom auf dem Weg zu seinem sehnlichsten Ziel: ein gefürchteter Wrestler zu werden. Den Kampfnamen hat er schon.

Motherless Brooklyn (Dezember)
Zum Abschluss des Jahres ein ungewöhnlicher Detektivfilm mit einem ungewöhnlichen Helden, von Edward Norton liebevoll dargestellt.

A Rainy Day in New York (Dezember)
Ein Woody-Allen-Film, wie man ihn gerne sieht, kein Meisterwerk, aber ein Reigen netter Erlebnisse, eingebettet in die Liebesgeschichte eines jungen Paares im - diesmal regnerischen - New York. Nur, warum muss es eigentlich immer Timothée Chalamet sein...

Unterschätzte Filme


The Frontrunner (Januar) s.o

Stan & Ollie (Mai) s.o.

Last Christmas (November) s.o.

Motherless Brooklyn (Dezember) s.o.

Terminator 6: Dark Fate (Oktober) s.u.

(Völlig) Überschätzte Filme


Once upon a time…in Hollywood (August)
Des Kaisers neue Kleider… Nur weil Tarantino dransteht, muss es nicht gut sein! Einblick, in das Hollywood der 60ger Jahre, allerdings wie es der kleine Quentin mitbekommen hat, mit einem Ende, wie es hätte sein müssen, aber leider anders stattgefunden hat, dabei zum Gähnen langweilig und viiiiel zu lang. Mit großem Fokus auf die heiligen Kühe des heutigen Hollywood, die hemmungslos chargieren – DiCaprio – oder einfach nur cool daherkommen – Pitt, wie er eigentlich immer ist, inzwischen mit einem Golden Globe als Nebendarsteller ausgezeichnet, eine nicht gerechtfertigte Entscheidung. Geradezu absurd ist allerdings der Golden Globe für den Film als „beste Komödie“ – das zeigt die Fragwürdigkeit der ganzen Preisverleihungen!

Joker (Oktober)
Ein Film, der mit der Geschichte um den Rächer Batman fast gar nichts zu tun hat, der sich aber hemmungslos nicht nur bei dem Klassiker „Taxi Driver“, sondern in viel größerem Maße noch an dem „King of Comedy“ bedient, beide mit dem zu der Zeit im Zenit seines Erfolges stehenden Robert De Niro. Den „Joker“ nun als eigenständiges, innovatives und meisterhaftes Werk des Jahres platziert zu bekommen: Chapeau für diese marketingtechnische Meisterleistung! Außer den zahllosen Elementen aus den beiden genannten Filmen gibt es viel Quälendes und Widerliches zu sehen, dabei zieht der von allen Seiten nur so gelobte Joaquin Phoenix wieder einmal alle Register seiner Kunst, ver- und gestörte Charaktere zu zeigen, also, das, was er offensichtlich am besten kann. Ist das dann aber noch hohe Schauspielkunst, oder sollte man dafür einmal abwarten, ob er auch eine heitere oder weniger gestörte Figur glaubhaft darstellen kann?
Star Wars – Der Aufstieg Skywalkers (Star Wars: Episode IX – The Rise of Skywalker) (Dezember)
Für (Hardcore)Fans sicher das Highlight des Jahres, ansonsten, vor allem als grandioser Abschluss einer jahrzehntelangen Reihe konzipiert, ein wenig enttäuschend, da ohne wirkliche Überraschungen oder neue Erkenntnisse, mit viel Pathos, aber ohne Tiefe.


Überflüssige/ Ärgerliche Filme


Belleville Cop (Januar)
Überflüssiges Beispiel dafür, dass die Franzosen auch richtig schlechte Filme machen können. (Argerlich) 
https://wandasnewworld.blogspot.com/2019/01/film-rezensionen-belleville-cop-le-flic.html

Der goldene Handschuh (Februar) 
Trotz lesenswerter literarischer Vorlage ein quälender Film über das Leben des Hamburger Serienmörders Fritz Honka und sein Milieu, abstoßend, punktuell aufwühlend, trotzdem ohne tieferen Eindruck zu hinterlassen. (Unschlüssig, ob eher ärgerlich oder überflüssig) 
https://wandasnewworld.blogspot.com/2019/02/film-rezensionen-der-goldene-handschuh.html

Dumbo (März) 
Eines von mehreren Beispielen dafür, dass man trotz bestechender Technik aufhören sollte, aus netten Trickfilmen Realfilme zu machen – Bruchlandung für den kleinen niedlichen fliegenden Elefanten. (Überflüssig) 
https://wandasnewworld.blogspot.com/2019/03/film-rezensionen-dumbo.html

Der Fall Collini (April) 
Ferdinand von Schirach weiß zwar, im Gegensatz zu vielen Film- und Fernsehautoren, wo der (juristische) Hammer hängt, aber der Film bleibt in Aufbau und Dramaturgie allzu vorhersehbar, und um das eigentlich interessante juristische Dilemma drückt er sich am Ende. Ärgerlich. 
https://wandasnewworld.blogspot.com/2019/04/film-rezensionen-der-fall-collini.html

Hellboy – Call of Darkness (April)
Was war das denn?? Neuer Hellboy-Darsteller, alte Geschichte, die aber völlig wirr und übertrieben brutal. (Ärgerlich) 
https://wandasnewworld.blogspot.com/2019/04/film-rezensionen-hellboy-call-of.html

The Dead don’t die (Juni) 
Was mag sich der früher von mir so geschätzte Jim Jarmusch bei dieser abstrusen Mischung aus Zombie- und Polizeistory nur gedacht haben? Trotz namhafter Darstellerrige ohne Biss (!) und Witz. (Überflüssig)

The Lion King (Juli)
Überragende Technik und dann doch nur eine Eins-zu-Eins-Umsetzung des altbekannten und beliebten Trickfilms. (Überflüssig) 
https://wandasnewworld.blogspot.com/2019/07/film-rezensionen-der-konig-der-lowen.html

Gemini Man (Oktober)
Die technisch superscharfen und brillanten Bilder haben leider nicht auf die Handlung abgefärbt. (Ärgerlich)

(Enttäuschende) Alterswerke


The Mule (Januar)
Kein schlechter Film von und mit dem über 80jährigen Clint Eastwood, aber auch kein so wirklich packender.

Creed 2: Rocky’s Legacy (Januar)
Die Rocky-Reihe haben wir längst hinter uns gelassen, insofern taucht Sylvester Stallone auch nur noch als altersweiser Ratgeber auf, jetzt wird die Apollo-Reihe weitergeführt – was kommt als nächstes? Apollo 13? Äh, 3? 
https://wandasnewworld.blogspot.com/2019/01/creed-ii-rockys-legacy-creed-ii.html

Ein Gauner & Gentleman (The Old Man and the Gun) (März)
Schön, Robert Redford noch einmal in einer Hauptrolle zu sehen, schade, dass der Film ohne große Höhepunkte dahinplätschert.

Ein Letzter Job (King of Thieves) (April)
Die Story ist nicht schlecht, aber die Umsetzung kommt über eine müde Altherrenkomödie nicht hinaus –schade, auch für Michael Caine hätte man sich eine schmissigeres (Alters-)Werk gewünscht.

Rambo: Last Blood (September) 
Der Abgesang auf eine erfolgreiche Reihe… Einst mit dem hervorragenden „Rambo – First Blood“ begonnen und dann stetig nachlassend, ist hier der (vorläufige?) Tiefpunkt erreicht.

Terminator 6: Dark Fate (Oktober)
In dieser Kategorie eigentlich falsch, denn dieses Altherrenwerk ist durchaus gelungen und Arnie macht seine Sache richtig gut! Enttäuschend ist hier die Aufnahme beim Publikum, das nicht so richtig mitspielt.