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Dienstag, 16. Juli 2019

Film-Rezensionen: Der König der Löwen (The Lion King)

In der Reihe von Neuverfilmungen alter Klassiker ist nun der erfolgreichste Zeichentrickfilm im Hause Disney an der Reihe. Eine ganze Generation ist mit dem Film von 1994 groß geworden, eine Version des Werks mit den Songs von Sir Elton John ist Stammgast auf den Musicalbühnen der Welt. Nun also kommt der neue Film mit dem altbekannten shakespearschen Thema zurück auf die große Leinwand, und was dort zu sehen ist, ist technisch das zur Zeit Beste, was man sich vorstellen kann.    

Die Handlung ist vertraut: Der kleine Löwe Simba ist nach einem Königsmord an seinem Vater Mufasa gefordert, sich seinen rechtmäßigen Platz gegen den intriganten Onkel Scar zu erkämpfen, aber dafür muss er erst erwachsen und stark wie ein Löwe werden, um den Kreislauf des Lebens fortzusetzen.

Was die Neuauflage rechtfertigt, sind die gestochen scharfen, absolut natürlich wirkenden
Bilder, die den Animationsfilm auf eine neue Ebene heben, wobei man die Szenen der alten Vorlage fast eins zu eins übernommen hat. Tiere und Landschaft sind so echt, dass man immer wieder geneigt ist, zu glauben, es handele sich um eine Dokumentation, und diese Stärke des Films ist gleichzeitig auch seine Schwäche. Man akzeptiert irgendwann zwar, dass die Tiere sprechen und handeln wie Menschen, wenn sie dann aber anfangen zu singen, stößt das Werk an seine Grenzen. Wer die Songs aus dem früheren Film und den Musicalversionen kennt, wird sie wahrscheinlich wieder lieben, obwohl ihnen, bis auf die Eingangssequenz, die afrikanische Note vollkommen fehlt – hieran ändert auch das eher popsongmäßige „Hakuna Matata" nichts. Und bei allem Respekt für Sir Elton John, an die unvergleichlichen Lieder aus dem "Dschungelbuch" kommt dieser bei weitem nicht heran, so wirkt der Gesang stellenweise wie ein Fremdkörper, auf den man gerne hätte verzichten können.

In der Originalfassung leihen fast ausschließlich schwarze Akteure den Figuren ihre Stimmen, in der deutschen Fassung setzt man auf eher unbekannte Synchronsprecher, dankenswerterweise unter Verzicht auf die so üblich gewordenen Youtuber, Influencer und Z-Promis –, wobei Sprech- und Gesangparts noch einmal aufgeteilt wurden.

Bei all der Schwere und Dramatik der Handlung dürfen auch dieses Mal die beiden liebenswerten Clowns Pumbaa, das Warzenschwein, und Timon, das Erdmännchen, für ein paar nette Gags sorgen, die den durchaus unterhaltsamen Zweistunden-Film abrunden.

Am Ende fragt man sich allerdings, wenn der überwältigende Eindruck der technischen Brillanz etwas nachlässt, ob es sich wirklich lohnt, einen solchen Aufwand zu betreiben, um eine alte Geschichte fast wortwörtlich noch einmal zu erzählen, oder ob man beim nächsten Mal nicht etwas von dem Geld, das dieser Film gekostet hat, in eine neue Geschichte investiert. Nur so ein Gedanke…

 

Regie: Jon Favreau
Drehbuch: Jeff Nathanson, b/a story von Brenda Chapman und den Charakteren von Irene Mecchi, Jonathan Roberts und Linda Woolverton
Kamera: Caleb Deschanel
Schnitt: Adam Gerstel, Mark Livolsi
Musik: Hans Zimmer

Stimmen (Original:
Mufasa - James Earl Jones
Scar - Chiwetel Ejiofor
Simba (jung) - JD McCRary
Simba - Donald Glover
Nala (jung) - Shahadi Wright Joseph
Nala - Beyoncé Knowles-Carter
Zazu - John Oliver
Pumbaa - Seth Rogen
Timon - Billy Eichner
Rafiki - John Kani

Disney
118 min.
Deutscher Kinostart: 17. Juli 2019


Fotos und Clip: Copyright Walt Disney Company

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