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Donnerstag, 30. April 2020

Film-Rezensionen: Der Fall Richard Jewell (Richard Jewell)


Im Jahr 1996 finden in Atlanta die Olympischen Sommerspiele statt. Die ganze Stadt ist auf den Beinen, so auch Wachmann Richard Jewell (Paul Walter Hauser), der bei einem ebenfalls zu dieser Zeit stattfindenden Konzert im Park Teil des Sicherheitsteams ist. Als ihm ein verdächtiger Rucksack auffällt, schlägt er Alarm, während der von ihm veranlassten Evakuierung des Geländes explodiert tatsächlich eine Bombe, die den Tod von zwei Menschen und etliche Verletzte verursacht. Ohne Jewell, da sind sich alle sicher, wäre die Zahl der Opfer um ein Vielfaches höher gewesen, und so feiert man ihn als Helden, bis plötzlich Zweifel an seinem Handeln aufkommen, hat er die Bombte womöglich selbst platziert?

Der von Clint Eastwood inszenierte Film, der auf einem wahren Geschehen beruht, erzählt die Geschichte des Wachmannes Richard Jewell, der, ohne dass es je zu einer Anklage kommt, zum Opfer einer rücksichtlosen Medienkampagne wird, die ihn, den übergewichtigen, übereifrigen Möchtegernordnungshüter, der von einer Karriere im Polizeidienst träumt, ans Kreuz der öffentlichen Meinung nagelt. Zu gut passt auf ihn das Bild des Feuerwehrmannes, der selbst Brände legt, um sich beim Löschen als Held zu erweisen. Beweise, dass er die Bombe gelegt hat, gibt es zu keinem Zeitpunkt, aber allein die medienwirksam inszenierten Ermittlungen gegen ihn ruinieren Jewells Leben und das seiner Mutter (Kathy Bates). Eine unrühmliche Rolle spielen dabei der FBI-Mann Tom Shaw (Jon Hamm) und die Journalistin Kathy Scruggs (Olivia Wilde), einzig in Anwalt Watson Bryant (Sam Rockwell) findet Jewell Unterstützung und mit Hartnäckigkeit und Mut macht dieser sich daran, seinen Mandanten zu rehabilitieren.

Eastwood erzählt die Geschichte ruhig und unaufgeregt, weckt Mitgefühl für den Wachmann, ohne ihn zu einem klaren Sympathieträger zu machen. Richard Jewell ist ein Sonderling, der bei seiner Mutter lebt und dort als guter Amerikaner Waffen hortet, und der mit seinem peniblen Streben nach Recht und Ordnung jedem auf die Nerven geht. Aber, und Eastwood gelingt es, dies eindrucksvoll herauszustellen, Jewell hat im Gegensatz zu den FBI-Leuten und den Journalisten etwas: Grundsätze, an die er glaubt, von denen ihn nichts und niemand abbringen kann, er ist nicht käuflich, und das macht ihn am Ende doch wieder zu dem Helden, der er immer sein wollte.

Paul Walter Hauser liefert bei der Darstellung dieses sperrigen Charakters in allen seinen Facetten eine bravouröse Vorstellung, angefangen von Jewells linkischem Auftreten, seinem Gesichtsausdruck, stets wechselnd zwischen ungläubigem Staunen über die Ungerechtigkeit der Welt und trotzigem Auftrumpfen, wenn er sich beim Zitieren von Gesetzen und Regeln im Recht wähnt, bis hin zu seiner Verletzlichkeit, wenn er erkennt, dass man ihn trotz seiner verzweifelten Versuche, als Autorität aufzutreten, nicht wirklich ernst nimmt. Sam Rockwell als von Jewell selbst erwählter Anwalt und Beschützer nimmt sich der Rolle gemäß zurück, ohne dabei sein Charisma einzubüßen. Dagegen bleibt Jon Hamm blass, während Olivia Wildes Figur eher unglaubwürdig angelegt ist, ihre Wandlung von der abgebrühten Journalistin zur mitfühlenden Bekehrten nimmt man ihr jedenfalls nicht so ganz ab.

Ein spannender Film über die Ungeheuerlichkeit einer Vorverurteilung und die unrühmliche Rolle von Behörden und Medien hierbei, gut inszeniert und mit einem hervorragenden Darstellerduo Hauser/ Rockwell.

Bryant:
Richard, you’re a national hero now.
Richard:
Thank you, sir, but I was just doing my job.


Regie: Clint Eastwood
Drehbuch: Billy Ray, b/a Vanity-Fair-Artikel „American Nightmare – The Ballad of Richard Jewell“ von Marie Brenner sowie Buch von Kent Alexander und Kevin Salwen
Kamera: Yves Bélanger
Schnitt: Joel Cox
Musik: Arturo Sandoval

Darsteller:
Paul Walter Hauser, Kathy Bates, Sam Rockwell, Jon Hamm, Olivia Wilde
 
Warner Bros.
130 min.
FSK 12
Deutscher Kinostart: unbestimmt, vorgesehen war der 19. März 2020

Film-Rezensionen: Waves

Das Leben einer Mittelstandsfamilie gerät vollkommen aus den Fugen, als Sohn Taylor (Kelvin Harrison Jr) sich von den Erwartungen seines Umfelds, vor allem denen seines ambitionierten Vaters (Sterling K. Brown), überfordert sieht. Sein Scheitern führt zu einer Katastrophe, an der auch Taylors Schwester Emily (Taylor Russell) fast zerbricht, aber die Freundschaft zu dem Außenseiter Luke (Lucas Hedges) gibt ihr Halt.

Der Film hat eine dynamische, hyperaktive erste Hälfte, die sich dem Schicksal des jungen Taylor widmet und eine ruhige, gemäßigte zweite Hälfte, in der Emily die Hauptperson ist. Dieser Dramaturgie folgend bietet der erste Teil laute Musik und unruhige bis hektische Bildsequenzen, vor allem dann, wenn über dem jungen Protagonisten alles zusammenbricht. Was experimentell, fast schon expressionistisch gedacht ist, wirkt aber irgendwie unfertig, wie eine noch nicht fertiggestellte Schnittfassung mit teilweise improvisiert klingenden Dialogen. Hier hätte man sich eine straffere und durchdachtere Inszenierung gewünscht, denn was Dynamik und das Chaos versinnbildlichen soll, das um Taylor herumkreist, überschreitet leider an vielen Stellen die Grenze des Erträglichen. Im zweiten Teil, der sich dem Schicksal Emilys widmet, die mit der Situation um ihren Bruder völlig überfordert ist, kommt plötzlich Ruhe und Besinnlichkeit in die Geschichte, verliert sich dann aber in der ein oder anderen überflüssigen Nebenhandlung.

Am Ende gelingt es dem Film leider nicht, seine beiden Teile zu einem harmonischen Ganzen zu verbinden, diese stehen für sich genommen verloren im Raum, ohne dass eine emotionale Bindung zur Handlung oder den handelnden Personen entsteht, und so kann das ambitionierte Drama nur teilweise überzeugen.

 


Regie: Trey Edward Shults
Drehbuch: Trey Edward Shults
Kamera: Drew Daniels
Schnitt: Isaac Hagy, Trey Edward Shults
Musik: Trent Reznor, Atticus Ross

Darsteller: Taylor Russell, Kelvin Harrison Jr., Alexa Demie, Sterling K. Brown, Bill Wise, Lucas Hedges

Universal Pictures Germany
USA 2019
135 min.
FSK 12
Deutscher Kinostart: 16. Juli 2020 (vorgesehen war der 19. März)

Mittwoch, 22. April 2020

Heimkino: Red Oaks

David Meyers (Craig Roberts) steht in dieser Coming-of-Age-Geschichte vor wichtigen Entscheidungen in Bezug auf seine berufliche Zukunft. Sein Vater (Richard Kind) sähe in ihm gerne als seinen Nachfolger als Buchhalter und erwartet von David ein entsprechendes Studium, während sich David mehr für das Filmemachen interessiert. Um sich über seine Zukunft klarer zu werden, filmt und fotografiert er auf Familienfeiern und arbeitet den Sommer über im noblen Country Club „Red Oaks“ als Aushilfstennislehrer, wo auch seine Freundin Karen und sein bester Freund Wheeler (Oliver Cooper) jobben. Als er den gewieften und geschäftlich erfolgreichen Clubpräsidenten Doug Getty (Paul Reiser) und dessen Tochter Skye (Alexandra Socha) kennenlernt, macht er seine ersten entscheidenden Erfahrungen auf dem Weg ins Erwachsenenleben.
 
Die Serie ist in den gerade so angesagten 1980ger Jahren in New Jersey angesiedelt und wirft den bekannt bittersüßen Blick zurück in die Zeit des Lebens, wo nichts entschieden ist und alles noch möglich scheint. Das Umgehen mit den Erwartungen der Eltern, Freundschaften, die man nur in diesem Alter knüpft und erste sexuelle Beziehungen, alles ist gleichzeitig schwierig, aber auch aufregend und schön. Dabei ist nichts reine Freude, manches lässt verzweifeln und man tut sich schwer, weil man ahnt, dass die Weichen, die dort gestellt werden entscheidend für den Rest des Lebens sind. Aber egal, wie dieses dann verläuft, der Blick zurück ist verklärt, und genau das Gefühl fängt die Serie hervorragend ein.

Es passiert nichts wirklich Spektakuläres, aber die einzelnen Charaktere sind liebevoll gezeichnet. Craig Roberts gibt seinem David die grüblerische Unbedarftheit eines unentschlossenen jungen Mannes, während Richard Kind als Vater in vielen tragisch-komischen Momenten brilliert. Schön ist das Wiedersehen mit dem angejahrten Paul Reiser, den viele vielleicht noch aus der Serie „Verrückt nach dir“ („Mad About You“) in Erinnerung haben. Ebenso gut besetzt sind die Nebenrollen mit Jennifer Grey als Davids Mutter und Oliver Cooper als liebenswertem und treuen Freund, abgerundet wird der Cast von dem großartigen Ennis Esmer, der seiner Figur des smarten Tennislehrers Nash Gesicht und Seele gibt.

Alles in allem ein netter Ausflug in die Vergangenheit, der hilft, die aktuellen Probleme ein wenig zu vergessen.




 Regie: Hal Harley u.a.
Drehbuch: Joe Gangemi + Gregory Jacobs u.a.
Kamera: Benjamin Kasulke, Tim Orr
Schnitt: Alex Minnick u.a.
Musik: Chad Benton

Darsteller:
Craig Roberts, Alexandra Turshen, Ennis Esmer, Oliver Cooper, Richard Kind, Jennifer Grey, Paul Reiser, Alexandrea Socha

Anzahl der Staffeln: 3
Anzahl der Folgen:26 (jeweils 10 in Staffel 1&2, 6 in Staffel 3) à 30 Minuten
Sender: Amazon Prime Video
Zeitraum: 2014 - 2017

Heimkino: Mad Dogs


Die vier ehemaligen Collegefreunde Joel (Ben Chaplin), Lex (Michael Imperioli), Gus (Romany Malco) und Cobi (Steve Zahn) reisen auf Einladung ihres alten Freundes Aaron (Coby Bell) nach Belize. Dessen prächtige Villa am Strand scheint zu dokumentieren, dass Aaron es „geschafft" hat, während es bei den anderen nicht so ganz rund läuft. Was wie ein Trip ins Paradies beginnt, entwickelt sich allerdings schnell zu einem irren Albtraum, und je mehr die vier Freunde unternehmen, um sich daraus zu befreien, desto tiefer verfangen sie sich in einem Netz aus Mord, Lügen und Verrat.

Basierend auf einer Britischen Miniserie von Cris Cole aus dem Jahr 2011 ist dies ein auf 10 Folgen angelegtes Remake für das amerikanische Fernsehen. 

Mit viel schwarzem Humor, aber auch einer gehörigen Portion Spannung, entwickelt sich ein verwirrendes, böses Spiel, dem die anfangs naiven Protagonisten nicht gewachsen sind, denn alles, was sich die vier einfallen lassen, um der Situation Herr zu werden, führt zum nächsten Desaster. Was sich dem Zuschauer gleich zu Anfang aufdrängt, wird den Freunden erst nach und nach klar, dass sie nämlich sehr unterschiedliche Charaktere sind und nicht wirklich viel gemeinsam haben. Ihre Freundschaft reduziert sich am Ende auf die einst gemeinsam verbrachte kurze Phase ihres Lebens und in dieser Ausnahmesituation bleibt davon nicht mehr viel übrig. Dass der Zuschauer daran ein fast schon diabolisches Vergnügen empfindet, liegt an der immer wieder mit überraschenden Wendung aufwartenden Story und den gut aufgelegten Darstellern, die sich mit sichtlichem Vergnügen in ihr irrwitziges Abenteuer stürzen.


Regie: Charles McDougall, Uta Briesewitz, Clark Johnson u.a.
Drehbuch: Michael C. Martin u.a., b/a auf der Vorlage von Cris Cole
Kamera: Bernard Couture u.a.
Schnitt: Debbie Berman u.a.
Musik: Robert Duncan

Darsteller:
Ben Chaplin, Michael Imperioli, Romany Malco, Steve Zahn, Coby Bell, Mark Povinelli

Anzahl der Staffeln: 1
Anzahl der Folgen: 10
Sender: Amazon Prime Video
Entstehungsjahr: 2015/16

Mittwoch, 15. April 2020

Heimkino: The Farewell


Großmutter Nai Nai (Zhao Shuzhen) hat Krebs im Endstadium, aber um sie zu schonen, verschweigt man ihr die Diagnose. Damit alle sie noch einmal sehen können, kommt die in alle Winde zerstreute Familie zusammen, als Vorwand dient eine hastig arrangierte Hochzeit zwischen einem jungen Paar, das sich noch gar nicht lange kennt. Auch die in den USA geborene und in New York lebende Billi (Awkwafini) reist mit ihren Eltern nach China, aber sie kann sich lange nicht mit der von allen mitgetragenen Lüge arrangieren, gerade weil sie sich Nai Nai sehr verbunden fühlt.

Was sich wie ein Melodram anhört, ist eine zarte Komödie mit vielen wunderbaren Momenten, die sich ohne Aufdringlichkeit mit der Frage beschäftigt, ob es gute Lügen gibt und wenn ja, ob diese legitim sind. Hierbei spielt der kulturelle Hintergrund nur eine untergeordnete Rolle, auch wenn gesagt wird, dass es gerade in China üblich ist, einen Todkranken durch Verschweigen der Diagnose zu schützen, denn nicht die Krankheit und der Tod sind das Schreckliche, sondern die Angst vor beidem.

Neben diesem Konflikt werden aber noch, wie nebenbei, andere Fragen aufgeworfen, wenn der eine Sohn Nai Nais, der in den USA lebt, Wert darauf legt, Amerikaner zu sein, er habe schließlich einen amerikanischen Pass, während der andere, der in Japan lebt, genauso überzeugend die Einstellung vertritt, er bleibe immer Chinese, egal mit welchem Pass. In der Figur der Billi wird diese Zerrissenheit am deutlichsten, sie, die fast 30-Jährige, deren Leben bisher eher mäßig erfolgreich verläuft, fühlt sich, obwohl in den USA geboren und der chinesischen Sprache nicht mehr richtig mächtig, der alten Heimat gleichzeitig fremd und verbunden, was sich vor allem in der Beziehung zu ihrer Nai Nai (dem Kosewort für die Goßmutter väterlicherseits) widerspiegelt. 

Und gerade die Nähe beider zueinander macht den Zwiespalt so deutlich, zu entscheiden, ob ein Todkranker das Recht auf die Wahrheit hat, oder ob man ihn unbeschwert sein Leben zu Ende leben lässt. Billi fügt sich schließlich der Familie, und am Ende hat man das Gefühl, sie tut dies nicht mehr widerwillig, sondern aus innerer Überzeugung und hat damit einen wichtigen Schritt hin zu ihrer eigenen Identität getan.

Ein Film, der seinem Thema die Last nimmt, ohne es auf die leichte Schulter zu nehmen, sehr zu empfehlen, gerade in diesen Tagen.




Regie: Lulu Wang
Drehbuch: Lulu Wang
Kamera: Anna Franquesa Solano
Schnitt: Matt Friedman, Michael Taylor
Musik: Alex Weston

Darsteller:
Zhao Shuzhen, Awkwafina, X Mayo, Diana Lin, Tzi Ma,

DCM/ Universum Spielfilm
FSK 12
DVD-/Blu-ray-Veröffentlichung: 17. April 2020

Details DVD:
Laufzeit: ca. 96 min.
Bildformat: 2,40:1 (16:9 anamorph)
Ton: DD 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch/Mandarin
Untertitel: Deutsch, Englisch
EAN: 4061229124102

Details Blu-ray:
Laufzeit: ca. 100 min.
Bildformat: 2,40:1 (1080p/24)
Ton: DD 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch/Mandarin
Untertitel: Deutsch, Englisch
EAN: 4061229124119

Trailer:

Freitag, 3. April 2020

Heimkino: Colony - Staffel 1


Staffel 1 der Science-Fiction-Serie führt ein in die Welt unter der Herrschaft fremder Invasoren. Die Kolonie Los Angeles ist in Blocks unterteilt, die jeweils durch hohe Mauern voneinander getrennt sind. Die Besatzer – „Hosts“ genannt – haben eine aus rekrutierten Menschen bestehende Übergangsregierung eingesetzt, für Recht und Ordnung sorgen die „Rothüte“ („Redhats"), eine brutale Spezialeinheit.
Der ehemalige Special Forces-Soldat Will Bowman (Josh Holloway) und seine Frau Katie (Sarah Wayne Callies) wurden bei der Ankunft der Invasoren – der „Arrival“ – von einem ihrer Kinder getrennt, das nun in einem anderen Block lebt. Will versucht alles, seinen Sohn Charlie zu finden und erhält von dem einflussreichen Politiker Alan „Proxy“ Snyder (Peter Jacobson) ein unmoralisches Angebot: um Charlie zurückzubekommen soll er helfen, den gegen die Besatzer gerichteten Widerstand zu zerschlagen. Will weiß nicht, dass Katie Teil einer Widerstandszelle ist, die in Wills Arbeit für die Besatzer die Chance sieht, an Informationen aus erster Hand zu kommen – eine Zerreißprobe für die gesamte Familie!

Die düstere Dystopie, die nicht einmal in ferner Zukunft angesiedelt ist, über ein Ereignis, das das bisher gewohnte Leben komplett aus der Bahn wirft – hier: die Ankunft der Invasoren – erhält gerade jetzt, in Zeiten von „Corona“, beklemmende Realität – also eigentlich nichts für entspannte Stunden vor dem Bildschirm und keine Eskapismus-Strategie in schweren Zeiten. Wer sich jedoch davon nicht abschrecken lässt erlebt eine zwar konventionell erzählte aber dennoch spannende und letztlich zeitlose Story.

Es geht um Loyalität, Familie, Mut und Zusammenhalt, Macht und politische Intrigen, bei der die Gefahr von außen in Gestalt der Invasoren zunächst nur wenig sichtbar ist. Hin und wieder überfliegen ein paar ihrer Killerdrohnen die Stadt, ansonsten sorgen die für die Besatzer tätigen Menschen untereinander für Angst und Schrecken. Das Regime zeigt faschistische Elemente, die Überstellung von Gefangenen in ein Arbeitslager – die „Factory“ – erinnert stark an KZ-Praktiken. Es gibt Knappheit an Gütern für das gemeine Volk, während es sich die Privilegierten in einer „Green Zone“ gut gehen lassen, wieder andere formieren sich in geheimen Zirkeln zum Widerstand und schrecken dabei nicht vor Mord und Attentaten zurück.

Die Frage, wer auf der richtigen Seite steht – die Marionettenregierung oder die Résistance – durchzieht die Geschichte und für diesen Konflikt steht beispielhaft die Familie Bowman. Josh Holloway gibt den kampferprobten Soldaten mit Holzfällercharme, Sarah Wayne Callies gelingt es, seiner Frau Katie verschiedene Facetten zu geben, mal wirkt sie taff und entschlossen, dann wieder zweifelnd, während sie mit allen Mitteln versucht, ihre Loyalität, die sie beiden Seiten versprochen hat, auszutarieren. Auch die anderen Figuren gehorchen zwar den Regeln des Genres, bieten aber genug Widersprüchlichkeiten, um sie nicht allzu platt und holzschnittartig wirken zu lassen.

Alles in allem eine durchaus sehenswerte Serie, die zum Schluss der letzten Folge der ersten Staffel genug offene Enden für eine Fortsetzung hinterlassen hat, die mit Spannung erwartet werden darf.


USA 2016
Genre: Sci-Fi-Serie
Altersfreigabe: FSK 16
Verleih: Pandastorm
VÖ DVD u. Blu-ray: 03.04.2020

Darsteller:
Josh Holloway, Sarah Wayne Callies, Peter Jacobson, Tory Kittles, Isabella Crovetti, Alex Neustaedter, Amanda Righetti, Carl Weathers, Paul Guilfoyle


Details DVD:
Anzahl Discs: 3
Laufzeit: 411 Min.
Bildformat: 1,78:1 (16:9)
Ton: Deutsch DD 5.1, Englisch DD 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Extras: Episodenguide, Deleted Scenes, Featurette "Colony: Behind the Wall“

Details Blu-ray:
Anzahl Discs: 2
Laufzeit: 428 Min.
Bildformat: 1,78:1 (16:9) / 1080p24 / AVC
Ton: Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1, Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Extras: Episodenguide, Deleted Scenes, Featurette "Colony: Behind the Wall