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Donnerstag, 30. April 2020

Film-Rezensionen: Waves

Das Leben einer Mittelstandsfamilie gerät vollkommen aus den Fugen, als Sohn Taylor (Kelvin Harrison Jr) sich von den Erwartungen seines Umfelds, vor allem denen seines ambitionierten Vaters (Sterling K. Brown), überfordert sieht. Sein Scheitern führt zu einer Katastrophe, an der auch Taylors Schwester Emily (Taylor Russell) fast zerbricht, aber die Freundschaft zu dem Außenseiter Luke (Lucas Hedges) gibt ihr Halt.

Der Film hat eine dynamische, hyperaktive erste Hälfte, die sich dem Schicksal des jungen Taylor widmet und eine ruhige, gemäßigte zweite Hälfte, in der Emily die Hauptperson ist. Dieser Dramaturgie folgend bietet der erste Teil laute Musik und unruhige bis hektische Bildsequenzen, vor allem dann, wenn über dem jungen Protagonisten alles zusammenbricht. Was experimentell, fast schon expressionistisch gedacht ist, wirkt aber irgendwie unfertig, wie eine noch nicht fertiggestellte Schnittfassung mit teilweise improvisiert klingenden Dialogen. Hier hätte man sich eine straffere und durchdachtere Inszenierung gewünscht, denn was Dynamik und das Chaos versinnbildlichen soll, das um Taylor herumkreist, überschreitet leider an vielen Stellen die Grenze des Erträglichen. Im zweiten Teil, der sich dem Schicksal Emilys widmet, die mit der Situation um ihren Bruder völlig überfordert ist, kommt plötzlich Ruhe und Besinnlichkeit in die Geschichte, verliert sich dann aber in der ein oder anderen überflüssigen Nebenhandlung.

Am Ende gelingt es dem Film leider nicht, seine beiden Teile zu einem harmonischen Ganzen zu verbinden, diese stehen für sich genommen verloren im Raum, ohne dass eine emotionale Bindung zur Handlung oder den handelnden Personen entsteht, und so kann das ambitionierte Drama nur teilweise überzeugen.

 


Regie: Trey Edward Shults
Drehbuch: Trey Edward Shults
Kamera: Drew Daniels
Schnitt: Isaac Hagy, Trey Edward Shults
Musik: Trent Reznor, Atticus Ross

Darsteller: Taylor Russell, Kelvin Harrison Jr., Alexa Demie, Sterling K. Brown, Bill Wise, Lucas Hedges

Universal Pictures Germany
USA 2019
135 min.
FSK 12
Deutscher Kinostart: 16. Juli 2020 (vorgesehen war der 19. März)

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