Das Leben einer Mittelstandsfamilie gerät vollkommen aus den
Fugen, als Sohn Taylor (Kelvin Harrison Jr) sich von den Erwartungen seines
Umfelds, vor allem denen seines ambitionierten Vaters (Sterling K. Brown),
überfordert sieht. Sein Scheitern führt zu einer Katastrophe, an der auch
Taylors Schwester Emily (Taylor Russell) fast zerbricht, aber die Freundschaft
zu dem Außenseiter Luke (Lucas Hedges) gibt ihr Halt.
Der Film hat eine dynamische, hyperaktive erste Hälfte, die
sich dem Schicksal des jungen Taylor widmet und eine ruhige, gemäßigte zweite
Hälfte, in der Emily die Hauptperson ist. Dieser Dramaturgie folgend bietet der
erste Teil laute Musik und unruhige bis hektische Bildsequenzen, vor allem
dann, wenn über dem jungen Protagonisten alles zusammenbricht. Was
experimentell, fast schon expressionistisch gedacht ist, wirkt aber irgendwie
unfertig, wie eine noch nicht fertiggestellte Schnittfassung mit teilweise
improvisiert klingenden Dialogen. Hier hätte man sich eine straffere und
durchdachtere Inszenierung gewünscht, denn was Dynamik und das Chaos
versinnbildlichen soll, das um Taylor herumkreist, überschreitet leider an
vielen Stellen die Grenze des Erträglichen. Im zweiten Teil, der sich dem
Schicksal Emilys widmet, die mit der Situation um ihren Bruder völlig
überfordert ist, kommt plötzlich Ruhe und Besinnlichkeit in die Geschichte,
verliert sich dann aber in der ein oder anderen überflüssigen Nebenhandlung.
Am Ende gelingt es dem Film leider nicht, seine beiden Teile
zu einem harmonischen Ganzen zu verbinden, diese stehen für sich genommen
verloren im Raum, ohne dass eine emotionale Bindung zur Handlung oder den
handelnden Personen entsteht, und so kann das ambitionierte Drama nur teilweise
überzeugen.
Regie: Trey
Edward Shults
Drehbuch: Trey
Edward Shults
Kamera: Drew
Daniels
Schnitt: Isaac
Hagy, Trey Edward Shults
Musik: Trent
Reznor, Atticus Ross
Darsteller:
Taylor Russell, Kelvin Harrison Jr., Alexa Demie, Sterling K. Brown, Bill Wise,
Lucas Hedges
Universal Pictures
Germany
USA 2019
135 min.
FSK 12
Deutscher Kinostart: 16. Juli 2020 (vorgesehen war der 19. März)
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