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Montag, 31. Juli 2023

Im Kino: Im Herzen jung (Les Jeunes Amants)

Nach einer kurzen Begegnung treffen sich Shauna (Fanny Ardant) und der Arzt Pierre (Melvil Poupaud) nach 15 Jahren zufällig wieder, dabei wird die von Anfang an bestehende Anziehung stärker und die beiden verlieben sich ineinander. Allerdings gibt es einen Haken: Shauna ist Anfang 70 und Pierre Mitte 40, außerdem lebt er eigentlich in einer glücklichen Beziehung mit Frau und zwei Kindern. Als wäre dies nicht bereits problematisch genug, erkrankt Shauna, und damit wird ihre Liebe, die in ihrem Umfeld ohnehin auf Unverständnis stößt, endgültig auf eine harte Probe gestellt…

„Wir alle atmen die gleiche Luft…“ Dies vorangestellt sollte die in diesem Film erzählte Liebesgeschichte eigentlich nichts Besonderes sein, allerdings sprechen gesellschaftliche Konventionen immer noch eine andere Sprache, vor allem wenn, wie in diesem Fall, eine Frau um so viel älter ist, als der Mann. Daran hat sich seit „Harold und Maude“ aus dem Jahr 1971 auch nicht wirklich etwas geändert, wobei es sich allerdings damals um eine eher schwarze Komödie über die Liebe zweier Außenseiter handelte, die ohnehin nicht die Mitte der Gesellschaft repräsentierten.

Hier nun werden wir hineingezogen in eine melodramatische Romanze zweier Menschen, die im Falle von Shauna eigentlich mit Liebe, Beziehung und dem ganzen Rest eigentlich bereits abgeschlossen hatte, und einem beruflich und familiär noch voll im Leben stehenden Mann. Insofern ist es für Außenstehende – und damit auch für uns Zuschauende – nicht so leicht nachzuvollziehen, was mit diesen beiden geschieht, aber ist es das nicht eigentlich immer? Was zwei Menschen aneinander bindet, welche Gefühle zwischen ihnen herrschen und worauf ihre Liebe fußt, das verstehen letztlich ohnehin nur die Betroffenen und ein Urteil hierüber erübrigt sich für alle anderen.

Die Liebe von Shauna und Pierre mag unverständlich erscheinen, und der Film hat gewisse Längen, in denen er sich bemüht, sie begreiflich werden zu lassen. Dass dies am Ende tatsächlich gelingt, ist den beiden großartigen Darstellern zu verdanken, die voller Zärtlichkeit miteinander agieren, so dass man ihnen von Herzen wünscht, dass ihnen noch einige erfüllte Jahre vergönnte sein mögen.

 


 

 Regie: Carine Tardieu

Drehbuch: Agnès de Sacy, Carine Tardieu, Sólveig Anspach

Kamera: Elin Kirschfink

Schnitt: Christel Dewynter

Musik: Eric Slabiak

Besetzung:

Fanny Ardant, Melvil Poupaud, Cécile de France, Florence Loiret-Caille, Sharif Andoura, Sarah Henochsberg, Martin Laurent, Olenka Ilunga Manda Touré, Julia Gómez


Alamode Film

Frk/B 2021

112 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 03. August 2023

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=2JjOal2kJ_Y (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=8kJ_anG-_Uw (Französisch)

Heimkino: Operation Fortune (Operation Fortune: Ruse de Guerre)

Ein Team um den Spitzenagenten Orson Fortune (Jason Statham) soll den Verkauf einer hochgefährlichen Sache verhindern, wobei niemand so genau weiß, um was es sich eigentlich handelt, noch scheinen Käufer und Verkäufer bekannt zu sein, nur dass die nationale Sicherheit in Gefahr ist, scheint klar. Als Köder für den hinter dem Deal vermuteten Oberschurken Greg Simmonds (Hugh Grant) dient der von Simmonds verehrte bekannte Schauspieler Danny Franscesco (Josh Hartnett), und dann tauchen immer mehr Player im unübersichtlich werdenden Spiel auf…

Wie kein zweiter versteht es Guy Richie in seinen Filmen coole Action mit beiläufig gestreutem Humor zu einem spaßigen aber dennoch spannenden Plot zu verbinden, was hier einmal mehr hervorragend gelungen ist, wobei die Agentenstory im Laufe der Handlung eher zweitrangig wird, so dass sich niemand grämen muss, wenn er im Schwung des Geschehens schon mal den Überblick verliert.

Unterstützt wird Richie dabei von seiner Riege spielfreudiger Akteure, unter denen vor allem Hugh Grant wieder einmal zeigen darf, dass er sich erfolgreich von seinem früheren Image gelöst hat. Wie schon in „The Gentlemen“ perfekt eingesetzt, gibt Grant hier den schmierigen, gierigen, raffinierten Gauner, der bis zum Schluss die Fäden mehr oder weniger souverän in der Hand hält und veredelt damit einen durchschnittlichen Film zu einem unterhaltsamen Actionspaß. 

Im Januar 2023 im Kino angelaufen gibt es "Operation Fortune" bereits seit 21. April 2023 als DVD, Blu-ray, 4K Ultra HD Blu-ray, limitiertes 4K Ultra HD Blu-ray Steelbook und digital.

 






 

 

 

 

 

 

 

 

 Regie: Guy Richie

Drehbuch: Ivan Atkinson, Marn Davies, Guy Richie

Kamera: Alan Stewart

Schnitt: James Herbert

Musik: Christopher Benstead

Besetzung:

Aubrey Plaza, Hugh Grant, Jason Statham, Eugenia Kuzmina, Josh Hartnett, Eddie Marsan


Miramax/ Leonine

2023

114 min.

FSK 16

Heimkinostart: 21. April 2023

© 2023 LEONINE Studios


Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=V-eEpS75ANE (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=7g-vhmIEvX0 (Englisch)



Mittwoch, 19. Juli 2023

Im Kino: Oppenheimer

Robert Oppenheimer wird gerne als der „Vater der Atombombe“ bezeichnet, tatsächlich war er Leiter des „Manhattan Projekts“, einem Team von zahlreichen Physikern und Spezialisten, das gegen Ende des zweiten Weltkriegs in der Wüste von Los Alamos/ New Mexico fieberhaft an der Entwicklung dieser neuen Waffe arbeitete, um einerseits den Deutschen zuvor zu kommen, andererseits aber auch der zu diesem Zeitpunkt noch verbündeten Sowjetunion voraus zu sein.

Schwerpunkte des Films sind zwei Anhörungen in den 1950ger Jahren, die eine, bei der es um die Entziehung von Oppenheimers (Cillian Murphy) Sicherheitsfreigabe und damit um seinen Job geht, bei der anderen soll der Politiker Lewis Strauss (Robert Downey Jr.), zur Zeit des Manhattan Projekts Leiter der damals neu geschaffenen amerikanischen Atomenergiebehörde, als Handelsminister im Kabinett Eisenhower bestätigt werden. Beide Verfahren dienen mit ihren minutiös nachgezeichneten Verläufen als Aufhänger dafür, den Lebens- und Berufsweg des Robert Oppenheimer nachzuzeichnen, von seinen Anfängen als junger Wissenschaftler, über seine persönlichen und familiären Beziehungen bis zu seinem Aufstieg als Leiter des „Manhattan Projekts“.

Dabei nimmt die eigentliche Arbeit an der Bombe einen gewichtigen Teil des Films ein, insbesondere die Darstellung der unterschiedlichen Charaktere der an dem Projekt Beteiligten, vom hemdsärmeligen Militär Leslie Groves (Matt Damon), bis zum Scharfmacher Edward Teller (Benny Safdie), der sich vehement für die Entwicklung der in ihrer Wirkung noch mächtigeren Wasserstoffbombe stark macht. Höhepunkt dieser Arbeit und auch des Films ist der letzte entscheidende Test in der Wüste, der optisch und akustisch bombastisch und herausragend inszeniert ist.

Weniger spektakulär, aber nicht minder intensiv ist der persönliche Kampf, den der Politiker Lewis Strauss gegen Oppenheimer führt, den dieser sich durch eine mehr oder weniger unbedachten Äußerung zum erbitterten Feind gemacht hat, woraufhin Strauss unversöhnlich alles daran setzt, Oppenheimer zu diskreditieren, ja, zu vernichten. Einen äußerst wirksamen Hebel bieten dabei dessen diverse Kontakte zu kommunistischen Kreisen, in den 1950ger Jahren und der Kommunistenhatz unter der Ägide des Senators McCarthy ein berufliches Todesurteil, und die diesbezüglichen Befragungen Oppenheimers bei seiner Anhörung werden von Nolan fast schon genüsslich zelebriert.

Bei der Darstellung dieser voneinander verschiedenen Anhörungen bedarf es allerdings einiger Aufmerksamkeit, um bei der Vielzahl der aufgebotenen Akteure und Namen nicht den Überblick zu verlieren, dass die einzelnen Erzählstränge mal in Farbe und mal in Schwarzweiß ablaufen, hilft auch nicht immer weiter. Das Hin- und Herspringen zwischen verschiedenen Zeitebenen bei den Vor- und Rückblenden ist inzwischen nicht nur bei Christopher Nolan ein beliebtes Mittel, um eine Erzählung nicht einfach linear zu präsentieren, sondern eine Komplexität zu schaffen, die sich jenseits von Zeit und Raum entwickelt, und dabei den Verstand herausfordert, wie es manche Theorien der Physik tun, wenn sie postulieren, dass es prinzipiell schließlich auch unmöglich sei, den Ort und den Impuls eines Teilchens gleichzeitig beliebig genau zu messen.

Getragen wird dieser wuchtige Film auf jeden Fall von einem hervorragenden Cast, allen voran Cillian Murphy, in dessen Gesicht so viel und gleichzeitig gar nichts zu passieren scheint, Quantenphysiker halt. Den Zwiespalt, in dem sich Wissenschaftler wie er stets befinden, wenn sie etwas Zerstörerisches in die Welt gebracht haben, obwohl sie doch nur das getan haben, was sie tun mussten (sonst hätte es ein anderer getan…), zeigt Murphys ambivalente Darstellung eindrucksvoll. Einerseits scheint sein Entsetzen angesichts der verheerenden Wirkung der Bomben über Hiroshima und Nagasaki echt, was auch zu seiner Weigerung, an der noch mächtigeren Wasserstoffbombe mitzuarbeiten, führt. Andererseits nimmt er doch auch gerne den Jubel und die Verehrung, die ihm als „Vater“ der Bombe entgegengebracht wird, als legitimen Lohn entgegen.

Aber auch Robert Downy Jr. darf endlich einmal wieder zeigen, was er auch noch kann, außer den Superhelden zu geben, und liefert ein großartiges Porträt des von Ehrgeiz, gekränkter Eitelkeit und Rachsucht getriebenen Politikers Strauss ab. Emily Blunt als Oppenheimers Ehefrau kommt erst spät, aber dann umso eindrücklicher zu einem intensiven Auftritt, und Tom Conti lässt den launigen Albert Einstein für einige kurze Momente wieder auferstehen. Die übrige Darstellerriege liest sich wie ein Who is Who der Hollywoodstars, von denen manch einer allerdings nur kurz auf- und gleich wieder abtritt, und bei manchen muss man genau hinsehen, um sie überhaupt zu erkennen.

Der Film bietet nicht nur in den Teilen, die sich mit dem Bau der Bombe beschäftigen, sondern auch in seinen verbalen Scharmützeln eine Tour de Force, auf die sich einzulassen man angesichts der Lauflänge von drei Stunden allerdings bereit sein muss. 

 Keine leichte Kost also im diesjährigen Sommermenü, aber eines, das sich lohnen kann, wenn man sich eben darauf einlässt, für alle Nolan-Fans allerdings ein absolutes Muss.


 

Regie: Christopher Nolan

Drehbuch: Christopher Nolan, b/a auf dem Buch von Kai Bird und Martin Sherwin

Kamera: Hoyte Van Hoytema

Schnitt: Jennifer Lame

Musik: Ludwig Göransson

 

Besetzung:

Cillian Murphy, Emily Blunt, Matt Damon, Robert Downey Jr., Josh Hartnett, Florence Pugh, Tom Conti, Benny Safdie, Mathias Schweighöfer, Jack Quaid, Cary Oldman, Gustaf Skarsgard, Kenneth Branagh, Olivia Thirlby, Rami Malek, Alden Ehrenreich, David Dastmalchian, David Krumholtz, Casey Affleck, Dane DeHaan, Alex Wolff, Mathew Modine,

 

180 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 20. Juli 2023

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=NjlA8pKUavY (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=uYPbbksJxIg (Englisch)

 

 

 

Im Kino: Barbie

In Barbie-Land ist jeder Tag ein perfekter Tag. Barbie (Margot Robbie) und ihre (inzwischen durchaus wörtlich zu nehmen) diversen Schwestern sehen in jeder Hinsicht perfekt aus, leben sorglos in ihren quietschbunten Barbie-Häusern, feiern jeden Abend zusammen und erfreuen sich an den ebenso perfekt aussehenden Kens, die allerdings nichts zu sagen haben und als reine Staffage dienen. Aber plötzlich bekommt die heile Welt Risse, Barbie wird heimgesucht von Gedanken an Tod und Cellulite und muss in die Echte Welt da draußen, um herauszufinden, was das Problem ist. Der sie begleitende Ken (Ryan Gosling), hat dort allerdings ein Erweckungserlebnis, das nach ihrer Rückkehr ins Barbie-Land alles aus den Fugen geraten lässt...

Wer sich nach dieser Inhaltsangabe irritiert fragt, wo zum Teufel man hier eigentlich gelandet ist, ist am Ende der fast zwei Stunden leider nicht viel schlauer. Beginnt der Film noch vielversprechend mit einer grandiosen Eins-zu-Eins-Adaption der Eingangssequenz des Klassikers „2001-Odyssee im Weltraum“, bei der das Herz des Kinoliebhabers erwartungsfroh und aufgeregt zu schlagen beginnt, entwickelt er sich danach zu einem unspezifischen Gemischtwarenladen. Gesellschaftssatire, Emanzipationsgeschichte, kritische Auseinandersetzung mit einem seit Generationen trotz aller Schmähungen beliebten Spielzeug? Oder doch nur ein albernes Märchen für Erwachsene, bei dem, wie es sich für Märchen gehört, die Wirklichkeit, zumindest in allen Szenen mit der Geschäftsleitung von Mattel, als überzogenes Abziehbild daherkommt?

Alle, die es selbst herausfinden möchten, sollten sich nicht abschrecken lassen, das wirklich liebevoll gestylte Setdesign, das zwar stellenweise wirkt, als wäre über der Augsburger Puppenkiste versehentlich ein Rieseneimer mit rosa Farbe ausgeschüttet worden, kann durchaus für die inhaltlichen Mängel entschädigen. Vielleicht gefallen auch die ein oder anderen Gesangs- und Tanznummern, Ryan Gosling durfte ja bereits in „La La Land“ zeigen, dass er beides zwar nicht kann, aber allein für den Mut, es dennoch zu versuchen, ist er damals mit einer Oscar-Nominierung belohnt worden, vielleicht klappt es diesmal ja wieder. Seine Fans werden auf jeden Fall von seinem Ken überzuckert sein, gleiches gilt für die Fans von Margot Robbie und ihrer Barbie, überhaupt legen sich alle Darsteller mit einer Ernsthaftigkeit ins Zeug, die aller Ehren wert ist.

Wer sich an den optischen Schauwerten delektieren kann, entdeckt, sozusagen im Farbrausch, vielleicht am Ende doch noch einen tieferen Sinn (siehe oben) hinter dem Ganzen – oder er lässt sich einfach treiben und genießt zusammen mit Gleichgesinnten einen unbeschwerten Abend, am besten mit einem Modegetränk ihrer/seiner Wahl…

 

 

Regie: Greta Gerwig

Drehbuch: Greta Gerwig, Noah Baumbach

Kamera: Rodrigo Prieto

Schnitt: Nick Houy

Musik: Mark Ronson, Andrew Wyatt

 

Besetzung:

Margot Robbie, Ryan Gosling, Kingsey Ben-Adir, Hari Nef, Emma Mackey, Will Ferrell, Ariana Greenblatt, John Cena, Helen Mirren, Nicola Coughlan, Michael Cera, Simu Liu, Dua Lipa

 

Warner Bros.Germany

2023

114 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 20. Juli 2023

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=eBvCo1ImAH4 (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=pBk4NYhWNMM (Englisch)

 

Mittwoch, 12. Juli 2023

Im Kino: Mission: Impossible - Dead Reckoning Teil Eins (M:I - Dead Reckoning Part One)

Ethan Hunt (Tom Cruise) muss einmal mehr die Welt retten und diesmal gestaltet sich die Mission so aufwändig, dass eine Aufsplittung in zwei Filme notwendig war, jedenfalls nach Ansicht der Produzenten, obwohl bereits Teil eins die stattliche Länge von 163 Minuten aufweist…

Es beginnt wie gewohnt mit einem supergeheimen Auftrag, dieses Mal wird ein Doppelschlüssel gesucht, dessen beiden Teile gefunden und zusammengesetzt werden müssen, ohne zu wissen, zu welchem Zweck er in ein noch unbekanntes Schloss zu stecken ist. Das Interesse an diesem MacGuffin ist groß und die Jagd danach führt die Beteiligten wieder an etliche Schauplätze rund um die Welt, dabei ist auch eine Riege von taffen Frauen, Ilsa Faust (Rebecca Ferguson) und die White Widow (Vanessa Kirby) geben sich die Ehre, ebenso wie eine neue Dame namens Grace (Hayley Atwell) und die herrlich durchgeknallte Paris (Pom Klementieff). Weitere Bekannte sind mit von der Partie, dazu ein geheimnisvolles Computerprogramm, das sich unterwartet teuflisch geriert, und ein neuer Gegenspieler namens Gabriel (Esai Morales), der allerdings als Bösewicht etwas sehr blass bleibt, hier hat das Budget anscheinend nicht mehr für einen wirklich charismatischen Darsteller gereicht, irgendwo muss man halt auch mal sparen.

Dass das Ganze trotz aller bekannten Bausteine und dem immer ähnlichen Ablauf dennoch unterhaltsam und spannend geraten ist, liegt an der größtenteils rasanten Inszenierung, den wieder einmal furiosen Stunts und Actionelementen und – man mag über ihn denken, was man will – einem immer noch bestens aufgelegten Tom Cruise, der diese Reihe zu seinem Markenzeichen gemacht hat. Eine Portion Humor zur Auflockerung hilft ebenso wie ein gut eingespieltes Team, und auch, wenn es zwischendurch doch die ein oder andere Länge gibt, hält der Cliffhanger am Ende das Interesse am zweiten Teil hoch, geboren aus der zunächst unverständlichen Anfangsszene, die nicht, wie sonst so oft, lediglich als Einführungsspektakel dient, sondern tatsächlich den Übergang in die Fortsetzung darstellt.

Sommerkino vom Feinsten, bei dem die Protagonisten durchgehend ins Schwitzen geraten, den Zuschauenden im gut gekühlten Kino jedoch beste, bewährte Unterhaltung geboten wird.

 

 

Regie: Christopher McQuarrie

Drehbuch: Eric Jendresen, Christopher McQuarrie, b/a der Vorlage von Bruce Geller

Kamera: Fraser Taggart

Schnitt: Eddie Hamilton

Musik: Lorne Balfe

 

Besetzung:

Tom Cruise, Rebecca Ferguson, Hayley Atwell, Pom Klementieff, Vanessa Kirby, Simon Pegg, Ving Rhames, Esai Morales, Henry Kittridge, Cary Elwes, Mark Gatiss, Frederick Schmidt

 

Paramount Pictures

2023

163 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 13. Juli 2023

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=exhqqsr-jIk (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=2m1drlOZSDw (Englisch)

 

Dienstag, 11. Juli 2023

Im Kino: The Art of Love

Die in einer unglücklichen Ehe gefangene, nicht mehr ganz junge Bahnangestellte Eva (Alexandra Gilbreath) hat einen Weg gefunden, aus ihrem tristen Alltag ein wenig auszubrechen: sie bewertet Sexspielzeuge. Ohne diese je selbst ausprobiert zu haben sind ihre Texte so überzeugend, dass sie ausgewählt wird, zusammen mit dem Influencer Adam (Oliver Walker) ein neues, noch geheimes Projekt zu entwickeln, das die Einsamkeit vieler Menschen für immer vertreiben soll. Widerstrebend machen sich die beiden, die so gar nichts gemeinsam zu haben scheinen, ans Werk und entdecken dabei viel Neues über sich selbst und das Leben…

Viele Menschen scheinen mehr und mehr verlernt zu haben, mit anderen, realen Menschen zu interagieren, die Folge ist eine immer weiter um sich greifende Vereinsamung. Hier setzt der Film auf humorige Weise an, ohne dabei den Ernst des Themas zu ignorieren. Der Influencer Adam ist der moderne Single, der ohne Unterlass seinen Körper optimiert und die diesbezüglichen Fortschritte seiner Community im Internet mitteilt. Dafür bekommt er Anerkennung in Form von Klicks und Followern, und auch im realen Leben sind Fans begeistert, wenn sie ihm begegnen – und teilen dann dieses Foto wiederum auf ihren Social-Media-Kanälen. Eine wirkliche Beziehung oder gar Partnerschaft gibt es für Adam nicht, und als eine neue Nachbarin in sein gediegenes Appartementhaus einzieht, muss er erst wieder neu lernen, wie man sich einem echten Menschen annähert.

Die ältliche Eva wiederum lebt zwar in einer langjährigen Partnerschaft, aber Eintönigkeit und Langeweile haben jegliches Spontane und Aufregende aus ihrem Leben verdrängt, so dass auch sie zunächst einmal hilflos auf ihren neuen Job reagiert. Aber im Gegensatz zu Adam platzt ihre Schale schneller, es gelingt ihr, sich selbst von alten Zwängen frei zu machen, sie kann sogar ihrem jüngeren Kollegen auf die Sprünge helfen.

Das Projekt zur Überwindung der Einsamkeit, an dem beide arbeiten, ist zwar – noch – Science Fiction – aber letztlich die konsequente Weiterentwicklung dessen, was das soziale Leben bereits heute zum Teil ausmacht. Hier übt der Film ein wenig Gesellschaftskritik, ohne dabei den angenehm leichten Grundton zu verlieren, der diese Komödie, die sich auch am Ende jeglicher falscher und allzu billiger Erwartungen verweigert, so unterhaltsam und sehenswert macht.

 

 

Regie: Philippe Weibel

Drehbuch: Brian D. Goff, Klara Kallis, Philippe Weibel, Sarah Ashley

Kamera: Brian D. Goff

Schnitt: Alexandra Butuceanu, Luca Zuberbühler

Musik: Dan Baboulene, Dean Valentine

 

Besetzung:

Alexandra Gilbreath, Oliver Walker, Jeremy Swift, Kenneth Collard, Jasmine Blackborow, Joanne Pickard, Jun Ichikawa

 

Film Kino Text/ Netflix

106 min.

FSK 16

Deutscher Kinostart: 13. Juli 2023

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=2NhXUV7mpYs (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=O5WnUTv7HzQ (Englisch)