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Dienstag, 11. Juli 2023

Im Kino: The Art of Love

Die in einer unglücklichen Ehe gefangene, nicht mehr ganz junge Bahnangestellte Eva (Alexandra Gilbreath) hat einen Weg gefunden, aus ihrem tristen Alltag ein wenig auszubrechen: sie bewertet Sexspielzeuge. Ohne diese je selbst ausprobiert zu haben sind ihre Texte so überzeugend, dass sie ausgewählt wird, zusammen mit dem Influencer Adam (Oliver Walker) ein neues, noch geheimes Projekt zu entwickeln, das die Einsamkeit vieler Menschen für immer vertreiben soll. Widerstrebend machen sich die beiden, die so gar nichts gemeinsam zu haben scheinen, ans Werk und entdecken dabei viel Neues über sich selbst und das Leben…

Viele Menschen scheinen mehr und mehr verlernt zu haben, mit anderen, realen Menschen zu interagieren, die Folge ist eine immer weiter um sich greifende Vereinsamung. Hier setzt der Film auf humorige Weise an, ohne dabei den Ernst des Themas zu ignorieren. Der Influencer Adam ist der moderne Single, der ohne Unterlass seinen Körper optimiert und die diesbezüglichen Fortschritte seiner Community im Internet mitteilt. Dafür bekommt er Anerkennung in Form von Klicks und Followern, und auch im realen Leben sind Fans begeistert, wenn sie ihm begegnen – und teilen dann dieses Foto wiederum auf ihren Social-Media-Kanälen. Eine wirkliche Beziehung oder gar Partnerschaft gibt es für Adam nicht, und als eine neue Nachbarin in sein gediegenes Appartementhaus einzieht, muss er erst wieder neu lernen, wie man sich einem echten Menschen annähert.

Die ältliche Eva wiederum lebt zwar in einer langjährigen Partnerschaft, aber Eintönigkeit und Langeweile haben jegliches Spontane und Aufregende aus ihrem Leben verdrängt, so dass auch sie zunächst einmal hilflos auf ihren neuen Job reagiert. Aber im Gegensatz zu Adam platzt ihre Schale schneller, es gelingt ihr, sich selbst von alten Zwängen frei zu machen, sie kann sogar ihrem jüngeren Kollegen auf die Sprünge helfen.

Das Projekt zur Überwindung der Einsamkeit, an dem beide arbeiten, ist zwar – noch – Science Fiction – aber letztlich die konsequente Weiterentwicklung dessen, was das soziale Leben bereits heute zum Teil ausmacht. Hier übt der Film ein wenig Gesellschaftskritik, ohne dabei den angenehm leichten Grundton zu verlieren, der diese Komödie, die sich auch am Ende jeglicher falscher und allzu billiger Erwartungen verweigert, so unterhaltsam und sehenswert macht.

 

 

Regie: Philippe Weibel

Drehbuch: Brian D. Goff, Klara Kallis, Philippe Weibel, Sarah Ashley

Kamera: Brian D. Goff

Schnitt: Alexandra Butuceanu, Luca Zuberbühler

Musik: Dan Baboulene, Dean Valentine

 

Besetzung:

Alexandra Gilbreath, Oliver Walker, Jeremy Swift, Kenneth Collard, Jasmine Blackborow, Joanne Pickard, Jun Ichikawa

 

Film Kino Text/ Netflix

106 min.

FSK 16

Deutscher Kinostart: 13. Juli 2023

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=2NhXUV7mpYs (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=O5WnUTv7HzQ (Englisch)

 

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