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Dienstag, 24. Mai 2022

Im Kino: Top Gun: Maverick

Top-Pilot Pete „Maverick“ Mitchell (Tom Cruise) fliegt seit über 30 Jahren für die Navy, eine große Karriere hat er dabei nicht gemacht, alle Beförderungen, die nach Innendienst „rochen“, hat er ausgelassen. Nun soll er als Ausbilder noch einmal an seine alte Elite-Flugschule Top Gun zurückkehren und eine junge Fliegerstaffel für eine gefährliche Mission fit machen, nicht leicht, wenn einem dabei die Geister der Vergangenheit in die Quere kommen…

„Spezialoperationen“ haben aufgrund aktueller Ereignisse im Moment leider einen bitteren Beigeschmack, und es gibt ein noch gravierenderes Problem: Kampfpiloten, die sich auf ein Himmelfahrtskommando begeben – Zielobjekt in schwierigstem Terrain anfliegen, zerstören und wieder heil zurück kommen – könnten eigentlich von Drohnen ersetzt werden, die viel effizienter und ohne Risiko für Leib und Leben operieren, damit brauchte es keine Piloten, kein Pilotentraining, keine Mission und… keinen Film! Dass Leute wie er „bald“ nicht mehr gebraucht würden, muss sich sogar Maverick zu Beginn anhören, um auf sein fortgeschrittenes Alter und seinen aus der Zeit gefallenen Status hinzuweisen. Allerdings wird dieser Gedanke – glücklicherweise für ihn und uns – nicht weiter verfolgt, und es kann losgehen, das Spektakel, auf das Fan seit 36 Jahren warten mussten, die Fortsetzung des Kultfilms aus den 1980ger Jahre, mit dem die bemerkenswerte Karriere des Tom Cruise einst begann!

Und nachdem man die genannten Bedenken aus dem Hirn verdrängt hat, kann man sich getrost im Kinositz zurücklehnen und das genießen, was Kino letztlich (auch) ausmacht: Eine zu Herzen gehende Geschichte, bei der man draufgängerischen Männern und Frauen (ja, eine Pilotin ist auch dabei!) bei der Arbeit zusehen kann, atemberaubende Bilder, Flugsequenzen, bei denen der Kinosessel zum Pilotensitz wird, Spannung, pointierter Witz und ein Held, der in Gestalt des bewundernswert fitten Tom Cruise auch verletzliche Seiten zeigen darf, während die jungen Wilden um ihn herum das tun, was ihnen zusteht, jung und wild sein.

Besondere Erwähnung verdient die Szene, in der sich Maverick und sein alter Weg- und Kampfgefährte Iceman, dargestellt von dem durch Krankheit gezeichneten Val Kilmer, noch einmal gegenüber stehen, eine bewegende Begegnung, bei der kein Auge trocken bleib. Es sind solche Momente, die den Unterschied zwischen durchschnittlichem und gutem Film ausmachen, hierfür steht letztlich die Riege der beteiligten Drehbuchschreiber, die insgesamt einen guten Job abgeliefert haben.

Fazit: Obwohl eine kriegerische Aktion glorifiziert wird, macht der Film, gerade weil der Gegner gesichts- und namenlos bleibt und tatsächlich nur die Zerstörung einer Anlage auf feindlichem Boden, wo auch immer auf der Welt, im Vordergrund steht, einfach nur Spaß, bietet spektakuläre Unterhaltung pur, die so nur im Kino zu genießen ist, da kommt kein Großbildschirm im Wohnzimmer mit!

 


   Regie: Joseph Kosinski

Drehbuch: Ehren Kruger, Eric Warren Singer, Christopher McQuarrie, b/a story von Peter Craig, Justin Marks und der Vorlage von Jim Cash und Jack Epps Jr.

Kamera: Claudio Miranda

Schnitt: Eddie Hamilton

Musik: Lorne Balfe, Harold Faltermeyer, Hans Zimmer

 

Besetzung:

Tom Cruise, Jennifer Connelly, Miles Teller, Glen Powell, Monica Barbaro, Lewis Pullman, Jon Hamm, Jean Louisa Kelly, Danny Ramirez, Greg Tarzan Davis, Ed Harris, Raymond Lee, Jay Ellis und VAL KILMER

 

Paramount Pictures Germany

2022

131 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 26. Mai 2022

 


Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=3hO--XhlsfU (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=giXco2jaZ_4 (Englisch)

 

Im Kino: Die Täuschung (Operation Mincemeat)

Europa im Jahr 1943: Die Alliierten planen die Invasion Italiens und bereiten eine Landung auf Sizilien vor. Um die Deutschen über das wahre Ziel ihres Angriffs im Unklaren zu lassen, wird ein ausgeklügeltes Ablenkungssmanöver über eine bevorstehende Landung in Griechenland inszeniert, und zur Täuschung der deutschen Abwehrspionage kommt ein Toter zum Einsatz, der die geheimen Griechenland-Pläne bei sich tragen soll…

Täuschung und Lüge waren schon immer probate Mittel des Krieges, so auch in jenem, in dem tatsächliche Nazis zu bekämpfen waren. Die Geschichte dieses groß angelegten Ablenkungsmanövers wird schnörkellos und dennoch spannend erzählt, sie basiert auf der tatsächlichen Operation „Mincemeat“ unter Leitung eines gewissen Ewen Montagu, der hier von Colin Firth dargestellt wird.

Montagus Buch über das Geschehen, „The Man who never was“ („Der Mann, den es nicht gab“) aus dem Jahr 1953, ist eine Grundlage dieses Films, der sich damit an bekannten Fakten aus dieser Zeit orientiert. Zumindest mit dieser Haupthandlung zieht die dichte Erzählweise die Zuschauer in ihren Bann, von der Idee über die Vorbereitung der Mission unter Zeitdruck, bis hin zur immer bestehenden Gefahr einer Aufdeckung des Schwindels, werden die Zuschauer zu Mitverschwörern, was einerseits an der gut strukturierten Inszenierung und andererseits an den bestens aufgelegten Darstellern liegt. Nicht ganz so stringent kommt die Nebenhandlung daher, mit einigen privaten Problemen der Protagonisten und einer angedeuteten romantischen Liebesbeziehung, beides hätte man zur Abrundung eines ansonsten spannenden Films mit geschichtlichem Hintergrund nicht unbedingt gebraucht.

Ein besonderes Augenmerk sollte man übrigens auf einen Herrn im Hintergrund richten, der an seiner Schreibmaschine über Dichtung und Wahrheit sinniert, auf den Namen Ian Fleming hört, und im Jahr 1953 seinen ersten Roman vorstellen wird, in dem ein Agent namens Bond, James Bond, eine prägende Rolle spielen wird…

 


 

Regie: John Madden

Drehbuch: Michelle Ashford, Ben Macintyre

Kamera: Sebastian Blenkov

Schnitt: Victoria Boydell

Musik: Thomas Newman

 

Besetzung:

Colin Firth, Matthew Macfadyen, Kelly Macdonald, Rufus Wright, Ruby Bentall, Charlotte Hamblin, Jason Isaacs, Penelope Wilton, Mark Gatiss

 

Warner Bros. Pictures Germany

2021

127 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 26. Mai 2022

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=wS0pMt4VGK0 (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=naactPCbIgQ (Englisch)

 

Mittwoch, 18. Mai 2022

Im Kino: Dog – Das Glück hat Vier Pfoten (Dog)

Ex-Army Ranger Jackson Briggs (Channing Tatum) soll Ex-Army-Hündin Lulu zur Beerdigung ihres verstorbenen Hundeführers bringen, und da Lulu mittlerweile aggressiv auf Flugreisen reagiert, müssen die beiden sich mit dem Auto auf den Weg machen. Da Lulu allerdings insgesamt eigentlich auf alles aggressiv regagiert, wird es eine abenteuerliche Fahrt entlang der US-Pazifikküste in den Norden, bei der viel Zeit ist, um sich aneinander zu gewöhnen und so etwas wie eine Beziehung aufzubauen…

Buddy-Filme sind beliebt, Buddy-Filme mit Hund erst recht, ebenso haben Roadmovies ihren Reiz, und hier vereinen sich nun beide Genres zu einem unterhaltsamen Film, der auf jeden Fall alle Hundeliebhaber, aber auch viele andere Zuschauer mit seinem Witz und seiner Warmherzigkeit begeistern dürfte. Dies liegt zum einen an der spürbaren Leidenschaft, die der Hauptdarsteller Channing Tatum, passend in Szene gesetzt durch den Regisseur und Hundefreund Channing Tatum, aus offensichtlich persönlichen Gründe für diese Geschichte an den Tag legt.

Zum anderen hat der Film durchaus seine sperrigen Seiten, der Hund ist nicht einfach nur schlecht erzogen oder ungestüm, sondern, wie sein Film-Herrchen auch, ein zutiefst vom Soldatenleben traumatisiertes Geschöpf, das zu lieben zunächst einmal gehörig schwer fällt. Lulu ist unberechenbar und – das darf nicht vergessen werden – ein ausgebildeter Kampfhund, hier ist Fingerspitzengefühl aber in erster Linie auch Mut gefragt, sich an das Tier überhaupt heranzutrauen. Aber gerade diese Annährung zweier beschädigter Seelen macht die Geschichte so gut, und auch wenn das Ende unter Umständen voraussehbar ist, es bleiben genug Zweifel und Unwägbarkeiten, um immer wieder überrascht zu werden und die beiden Protagonisten, trotz all ihrer Sperrigkeit, unbedingt ins Herz zu schließen.

 

 

Regie: Channing Tatum, Reid Carolin

Drehbuch: Reid Carolin, b/a Story von Reid Carolin + Brett Rodriguez

Kamera: Newton Thomas Sigel

Schnitt: Leslie Jones

Musik: Thomas Newman

 

Besetzung:

Channing Tatum, Luke Forbes, Ethan Suplee, Kevin Nash, Jane Adams, Q’orianka Kilcher

 

Leonine

USA 2022

101 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 19. Mai 2022

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=idiInBQTWZI (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=V4tAtp-TyzQ (Englisch)

 

Im Kino: Leander Haußmanns Stasikomödie

Der erfolgreiche Romanautor Ludger Fuchs (Jörg Schüttauf), in der ehemaligen DDR sozialisiert, nimmt auf Drängen seiner Familie Einsicht in seine alte Stasi-Akte. Dabei kommen Dinge aus längst vergessen geglaubten Tagen ans Licht, in Rückblenden werden die Erinnerungen und Erlebnisse des jungen Ludger (David Kross) zum Leben erweckt und man erfährt aus erster Hand, wie es damals wirklich war…

Der Film setzt nach „Sonnenallee“ aus dem Jahr 1999 und „NVA" aus 2005 den Schlusspunkt hinter die DDR-Trilogie des Leander Haußmann. Dabei können Ostalgiker und solche, die es werden wollen, sich noch einmal die einerseits piefig-miefige Atmosphäre der alten DDR zu Gemüte führen, aber auch die, wie der Film anschaulich machen möchte, durchaus avantgardistische Jugendkultur im Prenzlauer Berg, welche von der das System schützenden Staatsmacht besonders akribisch beobachtet und unterwandert wird. Mittendrin steckt auch der junge Ludger, angeworben als Stasispitzel, umgeben von sehr trottelig agierenden Kollegen, und statt zu einer beißenden Satire wird die Komödie hier zur zahnlosen Farce, denn was für Außenstehende und in der Rückschau so harmlos-blöd daherkommt, war für viele Betroffene sicherlich oftmals mehr als bittere Realität.

Die neben den Witzfiguren der Stasi auf einer zweiten Ebene angesiedelte romantische Liebesbeziehung in schwierigen Zeiten ist nett anzuschauen, der ganze Film nostalgisch in Szene gesetzt und von passendem Soundtrack untermalt, aber wenn im Titel eine Komödie angekündigt wird, dürften die Witze und Witzchen schon etwas besser zünden. Man darf sich auch über das Böse lustig machen, aber dann bitte in der geboten Schärfe und nicht in banalen Slapstick-Szenen. Am Ende sorgt einzig die hervorragende Besetzung für ein paar Highlights, angeführt vom alle Register ziehenden alten Haudegen Henry Hübchen als schmierigem und gewieftem Oberstasi- und Führungsoffizier, daneben liefern die Haußmann-Spezis Scheer und Buck sowie der irgendwie immer überzeugende Jörg Schüttauf zusammen mit dem insgesamt gut aufgelegten Rest des Casts eine tadellose Vorstellung.

Dennoch bleibt für jemanden, der die beschriebe Zeit und die Ereignisse nicht selbst miterlebt ha am Ende ein doch eher schaler Beigeschmack und der Zweifel, ob die Stasi wirklich so strunzdumm war, und ob man als vom Stasisystem Drangsalierter in der Rückschau heute wirklich das Gefühl hat, dass alles irgendwie ja gar nicht so schlimm und eigentlich sogar ganz lustig gewesen ist – ich glaube es irgendwie nicht.

 


Regie: Leander Haußmann

Drehbuch: Leander Haußmann

Kamera: Michal Grabowski

Schnitt: Peter R. Adam

Musik: Robin Hoffmann

 

Besetzung:

Henry Hübchen, David Kross, Tom Schilling, Alexander Scheer, Margarita Broich, Jörg Schüttauf, Detlev Buck, Bernd Stegemann,

 

Constantin Film

D 2022

114 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 19. Mai 2022

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=xoK2gnhwAUE

 

 

Mittwoch, 4. Mai 2022

Im Kino: Doctor Strange In The Multiverse Of Madness

Dr. Stephen Strange (Benedict Cumberbatch) bekommt es in seinem zweiten Einzelabenteuer mit einem Problem zu tun, dessen Lösung nicht in dem einen, uns bekannten Universum zu finden ist, sondern irgendwo in den Tiefen des Multiversums, wodurch sich alles ziemlich verkompliziert. Das Mädchen America Chavez (Xochitl Gomez) hat die Fähigkeit, in Momenten höchster Angst zwischen diesen Parallel-Universen hin- und herspringen zu können, und das weckt aus einem ganz bestimmten Grund das Interesse von Wanda Maximoff (Elizabeth Olsen)…

Wer glaubt, mit dem (Marvel)Universum unterfordert zu sein, dem kann nun mit einem Trip durch das (Marvel)Multiversum geholfen werden, und wer sich hinterher so fühlt, als hätte er ein Paar Runden im Schleudergang einer Waschmaschine gedreht, sage nicht, er sei nicht gewarnt gewesen.

Wir sind im fünften Film der Phase 4 im MCU und es geht unter Sam Reimis Regie richtig rund, einschließlich einiger Beinahe-Comic-Slasher-Szenen, die eigentlich eine FSK-16-Freigabe verdient hätten, aber irgendwie schnitttechnisch noch die Kurve zur Altersfreigabe 12 geschafft haben. Auf ein paar offensichtliche Zugeständnisse an die MCU-Fanbase wie die Illuminaten-Szene hätte man verzichten können, die Kenntnis der US-Serie „WandaVision" schadet nicht, ansonsten kann man sich von der Handlung und den Protagonisten treiben lassen, am schönsten ist ein Kurztrip durch eine Reihe von wundersamen Universen, der ruhig etwas länger hätte ausfallen dürfen, wenn man dafür an anderer Stelle – siehe oben –etwas gespart hätte.

Doctor Stranges Love-Interest Christine (Rachel McAdams) bleibt recht blass, was man erstaunlicherweise auch von Benedict Cumberbatch sagen kann, der zwar ein paar superheldenmäßige Szenen bravourös meistert, aber ansonsten oft auf das Ausführen seltsamer Posen reduziert bleibt, für einen Schauspieler seines Formats eigentlich ein bisschen wenig.

Für Freunde des Genres dennoch durchaus empfehlenswert, mit angemessener Action, die manchmal sogar über das Erwartbare hinausgeht, immer wieder eingestreutem nettem Humor, mit einer an einigen Stellen etwas gestraffteren Handlung und dafür etwas längere Reisen durchs bunte Multiversum wäre es eine noch rundere Sache geworden. Ach ja, und es versteht sich von selbst, dass man noch sitzen bleibt, wenn man die – möglichen? – Mid-Credit oder gar Post-Credit-Szenen nicht verpassen will…

 


 

Regie: Sam Reimi

Drehbuch: Michael Waldron, b/a den Comics von Stan Lee und Steve Ditko

Kamera: John Mathieson

Schnitt: Bob Murawski, Tia Nolan

Musik: Danny Elfman

 

Besetzung:

Benedict Cumberbatch, Elizabeth Olsen, Xochitl Gomez, Benedict Wong, Chiwetel Ejiofor, Michael Stühlbarg, Rachel McAdams, Patrick Stewart

 


 126 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 04. Mai 2022

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=MeyVnCbqCDk (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=aWzlQ2N6qqg (Englisch)