Blog-Archiv

Donnerstag, 29. Juli 2021

Im Kino: Jungle Cruise

Einer Legende zufolge gibt es irgendwo tief im Amazonas-Dschungel einen magischen Baum, der heilende Kräfte hat und seit Jahrhunderten von Eroberern und Glücksrittern vergeblich gesucht wird. Im Jahr 1916 macht sich die energische britische Forscherin Lily Houghton (Emily Blunt), zusammen mit ihrem dandyhaften Bruder MacGregor (Jack Whitehall) auf den Weg, das Rätsel zu lösen. Sie ist im Besitz einer Karte und eines Amuletts in Gestalt einer herzförmigen Speerspitze, die ihr den Weg weisen sollen. Vor Ort engagiert sie den Flussschiffer Frank (Dwayne Johnson), der mit allerlei Hokuspokus und wilden Geschichten auf seinem alten Kahn Touristen auf dem Amazonas befördert. Zusammen gehen die drei auf eine abenteuerliche Reise, bei der ihnen ein deutscher Prinz namens Joachim (Jesse Plemons) in seinem U-Boot und eine Gruppe von einem Fluch belegte Konquistadoren unter ihrem Anführer Aguirre (Edgar Ramirez) das Leben schwer machen, die alle zusammen die Mission zum Scheitern bringen wollen, weil sie selbst den Schatz für sich reklamieren.

Ja, es ist der gute alte Abenteuerfilm –nach einer Attraktion etlicher Disney-Themenparks benannt – mit Schatzsuche, Karte, versteckten Hinweisen und allem was dazu gehört, im Grunde ein Querschnitt durch alle bekannten Werke des Genres, „Indiana Jones", "Die Mumie", „Pirates of the Carribean", aber auch Anklänge an Klassiker wie „African Queen“, alles wird verwurstet. Dass der Film trotzdem Spaß macht, liegt an der schwungvollen, humorigen und absolut unterhaltsamen Inszenierung, vor allem aber an den bestens aufgelegten Darstellern – Emily Blunt ist großartig und auch „The Rock“ Johnson setzt seinen Haudegencharme gekonnt ein, so dass die in vielen Punkten erwartbare Handlung ihren Inhalt dennoch wie eine kunterbunte Wundertüte über das staunende Publikum ausschütten kann.

Abzüge gibt es für die etwas blass bleibenden zu neuem Leben erwachenden Konquistadoren, da wäre vielleicht noch etwas mehr drin gewesen, vor allem aber für die Einfallslosigkeit, den Bösewicht wieder als deutsche Karikatur zu präsentierten, obwohl Jesse Plemons seine Sache ebenfalls gut macht. Aber muss man wirklich im Jahr 2021 noch immer auf deutsche Oberschurken zurückgreifen, auch wenn Prinz Joachim nicht als der übliche Nazi daherkommt – die Handlung spielt zur Zeit des ersten Weltkriegs – aber hier könnte man vielleicht doch einmal neue Wege beschreiten.

Ansonsten bleibt es dabei: gute und bunte Unterhaltung mit großem Spaßfaktor, vor allem auf der großen Leinwand, wer sich den Film nicht im Kino, sondern im fast gleichzeitigen Streaming-Angebot von Disney+ auf dem heimischen Bildschirm anschaut, dem ist nicht zu helfen.

 


 

Regie: Jaume Collet-Serra

Drehbuch: Glenn Ficarra, John Requa, Josh Goldstein, Michael Green, John Norville

Kamera: Flavio Martínez Labiano

Schnitt: Joel Negron

Musik: James Newton Howard

 

Darstellende:

Dwayne Johnson, Emily Blunt, Edgar Ramirez, Jack Whitehall, Jesse Plemons, Paul Giamatti,

 

 


Walt Disney Pictures

USA 2021

127 min.

FSK 12

 

Deutscher Kinostart: 29. Juli 2021

Disney+ Start mit VIP-Zugang: 30. Juli 2021

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=CbRzZXjyq44

https://www.youtube.com/watch?v=f_HvoipFcA8

Mittwoch, 28. Juli 2021

Im Kino: Himmel über dem Camino – Der Jakobsweg ist Leben! (Camino Skies)

Der Film begleitet sechs Menschen aus Neuseeland und Australien auf dem Jakobsweg, fast 800 lange Kilometer von Frankreich nach Santiago de Compostela. Über den Weg an sich, seine Geschichte, die Landschaft und was die Pilger grundsätzlich erwartet, erfährt man wenig und technisch ist alles eher einfach gehalten, mit Handkamera im Gepäck gibt es halt keine raffinierte Bebilderung. Die deutsche Fassung liefert leider keine vollständige Synchronfassung, die deutschen Stimmen werden einfach über den Originalton gelegt, was sich immer wieder als störend erweist, hier wäre eine Untertitelung besser gewesen.

Ansonsten liegt der Fokus auf den sechs Pilgern und Pilgerinnen, Julie, Sue, Mark,
Terry, Claude und Cheryl, alle bereits in der zweiten Hälfte ihres Lebens, die sich aus verschiedenen Gründen auf die Wanderschaft begeben haben. Wer in diesem Lebensabschnitt aufbricht und sich, teilweise unter erheblichen Schmerzen, den Strapazen einer solchen Wanderung unterwirft, möchte oft Schicksalsschläge wie Trennung oder den Tod von geliebten Menschen verarbeiten, und diese sehr persönlichen Motive werden nach und nach behutsam angesprochen. Trotz aller Schwere auf der einen Seite kommt es aber durchaus auch zu beschwingten und fröhlichen Szenen und am Ende nimmt man teil am Stolz und der Erleichterung, den der Einzug in Santiago des Compostela für alle bedeutet, die es schließlich gegen alle Widrigkeiten geschafft haben.

Aber hier ist für manche die Reise noch nicht ganz zu Ende und der Film begleitet die Pilgerin Julie zum Abschluss in das Hafenstädtchen Muxia, wo für sie der endgültige Abschluss ihrer Reise liegt. Wie für die Wanderer untereinander ergibt sich für die Zuschauer so etwas wie eine Bekanntschaft auf Zeit, für einen kurzen Moment zoomt der Film völlig fremde Menschen und ihre Schicksale ganz nah heran, um sich dann wieder von ihnen verabschieden, vielleicht weckt er aber bei dem ein oder anderen den Wunsch, sich auch ohne ein schwerwiegendes Schicksal einmal auf diesen Weg zu machen.

 


 Regie: Moel Smyth, Fergus Grady

Drehbuch: Noel Smyth, Fergus Grady

Kamera: Noel Smyth

Schnitt:

Musik: Tom McLeod

 

Mit: Julie Zarifeh, Sue Morris, Mark Thomson, Terry, Claude Tranchant, Cheryl Stone, Father Manny u.a.

 

Dokumentarfilm

Ascot Elite/ 24 Bilder

NZ/ Aus 2019

FSK 0

80 min.

 Bildmaterial: © Ascot Elite Entertainment / 24 Bilder 

 

Nach immer wieder verschobenen Startterminen nun endlich ab  
29. Juli 2021 im Kino!
 
 
 

Dienstag, 27. Juli 2021

Im Kino: Wer wir sind und wer wir waren (Hope Gap)

Als Jamie (Josh C’Connor) auf Einladung seines Vaters Edward (Bill Nighy) nach Hause in seinen Heimatort Seaford an der südenglischen Küste zurückkehrt, ahnt er nicht, dass Edward Hilfe dabei benötigt, der Mutter Grace (Annette Bening) mitzuteilen, dass er sich nach 29 Jahren Ehe von ihr trennen wird. Während für Edward die Entscheidung feststeht, versucht Grace zu halten, was nicht mehr zu halten ist, beide Eltern suchen dabei in Jamie einen Verbündeten, der er aber nicht sein kann, weil durch ihre Trennung auch ein Teil seines Lebens unwiderruflich beschädigt wird.

„Hope Gap“ heißt die Bucht zwischen den meerumtosten Klippen des Ortes, an dem sich dieses stille Drama abspielt, eindringlich und intensiv zeigt der Film, wie eine als selbstverständlich angesehene Gewissheit, nämlich eine glückliche und bis ans Lebensende dauernde Ehe zu führen, für die eine Partei zerstört wird, ohne dass man der anderen Partei einen Vorwurf machen könnte. Die Trennung kommt nicht wirklich überraschend, aber Edward hat den Vorteil, dass er seit langem Zeit hatte, mit der gemeinsamen Ehe endgültig abzuschließen, während Grace von jetzt auf gleich vor vollendete Tatsachen gestellt wird. Außerdem hat Edward bereits eine neue Frau an seiner Seite, während Grace buchstäblich vor dem Nichts steht und den gesamten Ablösungsprozess noch vor sich hat.

Der Sohn der Familie, der von beiden Eltern jeweils bedrängt wird, zu helfen, stellt ernüchtert fest, dass seine Eltern offensichtlich nie wirklich zueinander gepasst haben. Edward, der stoische und in sich gekehrte Part, musste sich immer Anforderungen erwehren, denen er sich nie gewachsen fühlte, während Grace, die aktivere und emotionalere von beiden nie gemerkt hat, dass ihre Vorstellungen vom Glück selten die seinen waren. Die permanenten Reibereien waren für Grace stets Zeichen einer lebendigen und vitalen Beziehung, während sie für Edward die Hölle bedeuteten, und die auf Dauer das gemeinsame Glück erodierenden Vorwürfe und Missverständnisse wurden von Grace offensichtlich ausgeblendet. Dass dann ausgerechnet der passive Partner ausbricht, kommt für die beiden anderen daher umso überraschender, auch Sohn Jamie, Zeuge der jahrelangen Kabbeleien seiner Eltern, hat deren wahre Ursache immer verdrängt und steht nun vor der Frage, wie das alles sein eigenes Leben und seine Beziehungs(un)fähigkeit geprägt hat.  

Der Film ist wie die Landschaft, in der die Geschichte angesiedelt ist, einerseits schön und idyllisch, andererseits von unberechenbaren Wellen und stürmischem Meer umspült, und Regisseur Nicholson seziert unbarmherzig ein ganzes Leben, gibt aber auch Hoffnung für einen Neubeginn unter anderen Vorzeichen. Bill Nighy und Annette Bening liefern eine sehenswerte Leistung ab, vor allem Bening, die ihrer Figur so viele Facetten verleiht, von der alles umsorgenden Mutter und Ehefrau, die leidenschaftlich ihren Interessen und Hobbys frönt, bis zur mit allen Mitteln um ihren Mann und ihre Ehe kämpfenden Furie, die sich am Ende geschlagen geben muss.

Alles in allem ein sehenswerter Film über das Ende einer Beziehung, ohne Schuldzuweisungen und falsches Pathos, in großartiger Landschaft und mit ebensolchen Darstellern, traurig und schön zugleich!

 


 Regie: William Nicholson

Drehbuch: William Nicholson

Kamera: Anna Valdez-Hanks

Schnitt: Pia Di Ciaula

Musik: Alex Heffes

 

Darstellende:

Annette Bening, Bill Nighy, Josh O’Connor

 

Origin Pictures Produktion/ Tobis Film

GB 2019

100 min.

FSK 6

 

Deutscher Kinostart: 29. Juli 2021

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=WtOk1oLp4wM

 

 

 

Im Kino: Generation Beziehungsunfähig

Tim (Frederick Lau) arbeitet in einer Social-Media-Agentur und schreibt Bücher über Liebe und Beziehungen. Er selbst lebt das Leben eines ungebundenen Singles, in seinen Kreisen, tindert man sich von einem One-Night-Stand zum nächsten, Sex wird so unverbindlich und beliebig praktiziert, wie man sich früher auf eine Tasse Kaffe traf, und wer bei diesem Spiel anfängt, sich Hoffnungen auf eine längerfristige Beziehung zu machen, wird kurzerhand geghostet, d.h. man lässt einfach nichts mehr von sich hören. Selbstverständlich kommt es dann, wie es kommen muss, eines Tages trifft auch Tim auf seinen Ghost (Luise Heyer), die ihn am langen Arm verhungern lässt, eine ganz neue Erfahrung für das geübte Fluchttier Tim,  der beginnt, seine vorgebliche Beziehungsunfähigkeit zu hinterfragen, hat er am Ende nur einfach noch nicht die Richtige gefunden?

Eine leichte Sommerkomödie über die Generation 30+, die eigentlich längst die wilden Jahre hinter sich gelassen haben sollte, um sich dem Ernst des Lebens und zum ersten Mal einer stabilen Beziehung zu widmen, dazu aber anscheinend nicht fähig ist. Lau und Heyer spielen diese flatterhaften Geschöpfe aufopferungsvoll locker, wobei richtig zündender Wortwitz und Situationskomik leider etwas zu kurz kommen.

Dennoch unterhaltsam, aber ohne wirklichen Tiefgang wird das Thema abgehandelt, viele Nebenfiguren und –handlungen werden allerdings nur kurz eingeführt und dann fallen gelassen, ohne die Geschichte wirklich weiter zu bringen. Tims Job in der Social-Media-Agentur bleibt so nebulös, wie diese Jobs wahrscheinlich tatsächlich sind, und die privaten Probleme seines Bosses (Maximilian Brückner) berühren nicht wirklich. Man erfährt, dass Tims Vater selbst erfolgreicher Autor ist, indem dessen Buch kurz in einem Schaufenster zu sehen ist, auch hier fehlt die Einbindung in die Handlung, und der Gastauftritt von Kida Ramadan als Autofahrer, der Tim und Ghost beim Zurücksetzen auf ihrer Fahrradrikscha anfährt, dann aber als Opfer von Verkehrsrowdys gehandelt wird, ist wohl der Buddy-Vorgeschichte von Lau und Ramadan geschuldet. Dass Ghost selbst einen handfesten Beruf hat, wird kurz angesprochen und dann wieder als unwichtig verworfen, so dass man über sie als eine der Hauptpersonen am Ende viel zu wenig erfährt, um zu ihr mehr als eine oberflächliche Beziehung aufzubauen.

Dafür, dass Tim ein im Grunde anschmiegsamer Typ mit dem Bedürfnis nach Knuddeln und Nähe ist, steht etwas plakativ ein flauschiges Karnickel, das er hingebungsvoll mit sich herumträgt. Aus den anfangs angesprochenen guten Ansätzen wird am Ende nicht so viel gemacht, wie man es gerne gesehen hätte, so dass es dabei bleibt: Eine leichte Sommerkomödie ohne viel Tiefgang, obwohl das Thema für die angesprochene Generation vielleicht ein ganz wichtiges wäre.

 



 Regie: Helena Hufnagel

Drehbuch: Hilly Martinek, Helena Hufnagel, b/a auf dem titelgebenden Buch von Michael Nast

Kamera: Christiane Zingelmann

Schnitt: Frank Müller

Musik: Matthias Hauck, Nepomuk Heller, Florian Kiermaier

 

Darstellende:

Frederick Lau, Luise Heyer, Henriette Confurius, Tedros Teclebrhan, Klaus Steinbacher, Verena Altenberger, Maximilian Brückner, Virctoria Trauttmansdorff und als Gast Kida Khodr Ramadan

 

Pantaleon Films/ Warner Bros. Pictures Germany

D 2021

84 min.

FSK 12

 

Deutscher Kinostart: 29. Juli 2021

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=77vDP4Yv8JU

Dienstag, 13. Juli 2021

Im Kino: Nebenan

Schauspieler Daniel (Daniel Brühl) lebt mit Frau und zwei kleinen Kinder in einem schicken Loft in Berlin. Er steht kurz vor einem Karrieresprung, für ein internationales Franchise hat er ein Vorsprechen in London. Vor der Fahrt zum Flughafen geht er in seiner Stammkneipe in Berlin noch einmal seinen Text durch, dort sitzt an der Theke ein Fremder namens Bruno (Peter Kurth), mit dem er ins Gespräch kommt. Als Daniel nach und nach klar wird, dass dieser Mann äußerst intime Kenntnisse über ihn und seine Familie besitzt, nimmt die Geschichte eine dramatische Wendung…

Für sein Regiedebüt hat sich Daniel Brühl einiges vorgenommen, indem er auch eine der beiden Hauptrollen übernommen und die Idee zu dem Film entwickelt hat, dessen Drehbuch allerdings aus der Feder des Schriftstellers Daniel Kehlmann („Die Vermessung der Welt“) stammt.

Herausgekommen ist ein intelligentes Kammerspiel mit Zügen einer schwarzen Komödie, die ruhig noch etwas schärfer hätten ausfallen können. Sympathisch ist, wie der Regisseur Brühl sich über den Schauspieler Brühl lustig zu machen scheint, indem er ihn irgendwo zwischen bekanntem Darsteller, dem noch etwas zum wirklichen Ruhm fehlt und aufgeblasenem Gockel mit Starallüren ansiedelt. Ihm gegenüber agiert, ganz ohne die genannten Anwandlungen, dafür mit dem ganzen Schwergewicht seiner (Schauspiel)Persönlichkeit Peter Kurth, der den einfachen, gebeutelten und im Leben immer zu kurz gekommenen Bruno gibt und in seinen besten Momenten den Darsteller Brühl überrollt wie eine Dampfwalze.

Zwischen Daniel und Bruno entwickelt sich ein immer beklemmender werdendes Duell auf engstem Raum – Hauptschauplatz der Handlung ist die enge und miefige Kneipe – bei dem Timing und Choreographie exzellent funktionieren, Kompliment an den Regisseur Brühl! Vordergründig geht es um eine persönliche Geschichte, die Bruno mit Daniel auszufechten hat, dahinter steckt aber auch Gesellschaftskritisches zu so aktuellen Themen wie Gentrifizierung und sozialer Ungerechtigkeit, nicht streng und zeigefingerbewehrt, sondern unterhaltsam und spannend vorgeführt am lebenden Objekt. Den einen, Bruno, im Dunkeln, sieht man normalerweise nicht, während der andere, der leichtfüßige Musenjünger, sich im Lichte sonnt, obwohl auch er mit seinen Dämonen zu kämpfen hat, wenn er hin und wieder von Versagensängsten geplagt wird. Wirklich sympathisch ist am Ende keiner von beiden, aber es scheint dem Regisseur Brühl Spaß zu machen, die dunklen Seiten seiner Lichtgestalt, des Schauspielers Daniel, auszuleuchten, und genauso viel Spaß macht es, dabei zuzusehen.

 


 Regie: Daniel Brühl

Drehbuch: Daniel Kehlmann b/a Idee von Daniel Brühl

Kamera: Jens Harant

Schnitt: Marty Schenk

Musik: Jakob Grunert, Moritz Friedrich

 

Darsteller:

Daniel Brühl, Peter Kurth, Rike Eckermann, Aenne Schwarz, Gode Benedix, Vicky Krieps,

 

 Warner Bros. Pictures

92 min.

FSK 12

 

Deutscher Kinostart: 15. Juli 2021

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=ujRKKXXsofs

 

 

Im Kino: The Nest - Alles zu haben ist nie genug (The Nest)

Der Brite Rory O’Hara (Jude Law) ist Investmentbanker in den USA und Verkörperung all dessen, was diesen Berufsstand so zwielichtig erscheinen lässt. Er brennt vor Ehrgeiz und um seine Karriere weiter voranzutreiben überredet er seine Frau Allison (Carrie Coon), mit ihm und den beiden Kindern zurück nach England zu gehen, wo er ein äußerst lukratives Job-Angebot erhalten hat. Aus der hellen Leichtigkeit des amerikanischen Vorstadtlebens zieht die Familie in ein völlig überdimensioniertes englisches Landhaus, das genauso gut als Spukschlosskulisse dienen könnte. Mehr und mehr verschieben sich dort Anspruch und Wirklichkeit, der Lebensstandard entspricht bei weitem nicht den realen Bedingungen, aber Rory denkt nicht daran, sich hinter die Fassade schauen zu lassen, und das Unheil nimmt seinen Lauf…

Was aufgrund seiner düsteren Kulisse zunächst wie ein schauriger Gruselfilm
daherkommt, ist tatsächlich die Geschichte einer gescheiterten Existenz, eines Angebers und Hochstaplers, der nach und nach sein Umfeld mit in den Abgrund zieht, also am Ende ein ganz realer Horror ohne übersinnliche Phänomene, obwohl das alte finstere Haus an allen Enden knarzt und stöhnt. Rory blendet alle mit seinem Charme, seiner Eloquenz und seinem Elan, und Jude Law verkörpert diese Figur mitreißend. Aber auch Carrie Coon hält hervorragend dagegen als stellenweise gequälte Gattin, die sich allmählich aus dem Netz aus Lügen und Geschichten befreit, das ihr Mann für sie spinnt. Rorys Vergangenheit wird etwas plakativ angerissen, aber es reicht, um klar zu machen, was ihn antreibt, und auch wenn einige Fragen offen bleiben, bietet dieser ansonsten sorgfältig und intensiv inszenierte Film spannende Unterhaltung ohne spektakuläre Höhepunkte, das Leiden kommt schleichend und ob es schließlich am Ende eine Wendung zum Guten geben kann, ist bei dem labilen Charakter des Rory O’Hara doch eher fraglich.

 


 Regie: Sean Durkin

Drehbuch: Sean Durkin

Kamera: Mátyás Erdély

Schnitt: Matthew Hannam

Musik: Richard Reed Parry

 

Darsteller:

Jude Law, Carrie Coon, Oona Roche, Charlie Shotwell, Tanya Allen

 

Element Pictures

GB 2020

FSK 12

107 min.

 

 Bildmaterial: © Ascot Elite Entertainment

 

Deutscher Kinostart: 08. Juli 2021

 

Trailer:  https://www.youtube.com/watch?v=75FdB2nADyw

 

Donnerstag, 1. Juli 2021

Im Kino: Catweazle

Der 12-jährige Benny (Julius Weckauf) lebt mit seinem Vater (Henning Baum) im familieneigenen Tierpark, wo er eines Tages auf einen kauzigen Mann in altmodischer Tracht und Kapuze trifft. Er ahnt nicht, wen er da vor sich hat: den Magier Catweazle (Otto Waalkes), durch unglückliche Umstände aus dem Jahr 1020 geradewegs in unsere Gegenwart hinein gepurzelt. Von allen Selbstverständlichkeiten moderner Zivilisation überfordert, tapst er zusammen mit Benny und der Kröte Kühlwalda durch haarsträubende Situationen, auf der Suche nach dem bei seinem Zeitsprung verloren gegangenen Zauberstab Anawandur, mit dessen Hilfe er umgehend und rechtzeitig in seine Zeit zurückkehren muss, will er ein schlimmes Ereignis noch ungeschehen machen. Allerdings hat die fiese Kunsthändlerin Dr. Katharina Metzler (Katja Riemann) ein großes Interesse an dem Stab und setzt alles daran, in seinen Besitz zu kommen…

Den Älteren wird diese Geschichte bekannt vorkommen: In den 1970ger Jahren gab
es eine gleichnamige britische Kinderserie, entwickelt von Richard Carpenter mit dem unvergesslichen Geoffrey Bayldon in der Titelrolle, die im Laufe der Zeit einen gewissen Kultstatus erreicht hat (Stichwort: Elektriktrick... ) Nun haben der Regisseur Sven Unterwaldt und der unverwüstliche Komiker Otto Waalkes sich dieses Stoffes angenommen und ihn für heutige Generationen und die große Leinwand aufgearbeitet. Wenn auch natürlich der Charme der alten Serie heute verstaubt wirken mag und nicht mehr zeitgemäß scheint, hinterlässt das Ergebnis der modernen Kinoadaption zwiespältige Gefühle.

Bei dem Bemühen, einen familientauglichen Film für Jung und Alt zu präsentieren, ist eine reichlich konventionell erzähle Geschichte mit vorhersehbaren Gags und einigen Slapstickeinlagen herausgekommen. Der Magier muss zurück ins Mittelalter und hat dafür nur drei Tage Zeit, eine böse Frau auf der Jagd nach Geld und Ruhm macht ihm den Zauberstab Anawandur streitig, wird dabei von cleveren Kindern ausgetrickst, alles nett anzusehen, aber auch wenig originell, und der aus der Zeit Gefallene 1000-jährige Magier mit Kröte ist kein tragikomischer Don Quijote mehr im Kampf gegen die Normannen, sondern verkommt zu einem liebenswerten Trottel, was nicht nur an der piefigen Inszenierung, sondern leider auch an dem Hauptdarsteller liegt.

Rein optisch macht Otto Waalkes durchaus eine gute Figur und solange er in seiner Rolle bleibt, ist alles in Ordnung. Aber die Macher des Films waren, wie sie selber sagen, der Meinung, wo „Otto“ drauf steht, muss auf jeden Fall auch „Otto“ drin sein, und so poppt immer dann, wenn der Darsteller Waalkes sich gerade von sich selbst befreit hat und seinem Catweazle einen ernsthaft-komischen und vor allem echten Moment gönnt, der bis zum Überdruss bekannte Otto auf, und das trübt die Freude am Film, sehr schade. Vielleicht hätte ein anderer Schauspieler, ein Nicht-Otto, hier besser gepasst, jemand, der witzig, aber auch tragikomisch kann, ganz spontan kommt da Bjarne Mädel in den Sinn...

Die übrigen Darsteller sind solide und machen das, was sie können in bewährter Weise. Julius Weckauf überzeugt als kleiner Außenseiter mit Herz und Verstand, Katja Riemann gibt das Biest, und wenn alles schief zu gehen droht, ist Henning Baum mit ruhiger und starker Hand zur Stelle.

Alles in allem nette Unterhaltung, zumindest für diejenigen, die die alte TV-Geschichte nicht kennen, bei einem Film, der niemandem weh tut und hoffentlich wieder einmal die ganze Familie ins Kino locken wird!

 


 Regie: Sven Unterwaldt

Drehbuch: Otto Waalkes, Bernd Eilert, Claudius Pläging, Sven Unterwaldt

Kamera: Bernhard Jasper

Schnitt: Zaz Montana

Musik: Philipp Noll

 

Darsteller:

Otto Waalkes, Julius Weckauf, Katja Riemann, Henning Baum, Gloria Terzic, Milan Peschel

 

 Tobis Film GmbH

D 2021

FSK 0

90 min.

 Bildmaterial: © TOBIS Film GmbH

 

Deutscher Kinostart: 01 Juli 2021

 

 

Im Kino: Rosas Hochzeit (La Boda de Rosa)

Auf Rosa (Candela Peña) kann sich – beruflich wie privat – jeder zu jeder Zeit hundertprozentig verlassen. Sie arbeitet als Kostümbildnerin bis zum Umfallen, kümmert sich um ihren Vater und die Kinder des Bruders, die Katze der Freundin, sie ist da, wann immer man sie braucht, und irgend jemand braucht sie immer. Kurz vor ihrem 45. Geburtstag wird Rosa plötzlich klar, dass sie so nicht weitermachen kann und will und sie beschließt, ihr Leben zu ändern, was bei Familie und Freunden auf Unverständnis stößt. Einmal will sie selbst im Mittelpunkt zu stehen und lädt zu ihrer etwas anderen Hochzeit in ihrem Geburtsort Benicàssim ein, für sie der Startschuss in ihr neues und selbstbestimmtes Leben. Aber dann steht ihre Tochter mit Kindern vor der Tür und wieder wird Rosa gebraucht…

Die spanische Komödie bereitet ihr durchaus ernstes Thema so leicht und
erfrischend auf, wie man dies auch von vielen französischen Filmen kennt. Es macht Spaß, Rosa auf ihrem Weg zu sich selbst zu begleiten, und da geht es nicht um die oberflächliche Selbstbezogenheit, die viele Menschen umtreibt, die tatsächlich nur noch sich selbst im Blick haben, sondern um die tiefe und wichtige Frage, wer man ist und wie viel man zu geben bereit ist, ohne sich dabei selbst aufzugeben. Alle Figuren um Rosa herum sind ein wenig klischeehaft und überzeichnet und die Entwicklung der Geschichte ist auch keine große Überraschung, aber dies ändert nichts daran, dass alles beschwingt und mit feinem Humor daherkommt. Candela Peña als die sich befreiende und emanzipierende Rosa trifft stets den richtigen Ton, ihre Selbstzweifel schmerzen und ihre Entschlossenheit reißt mit, wie es der ganze Film schafft – auch mit der ansprechenden Optik seiner sommerlichen Bilder – mitzureißen, und das ist genau das Richtige, was nach dieser langen Kinoabstinenz gut tut.

Auch „Rosas Hochzeit“ hätte bereits letztes Jahr in die Kinos kommen sollen, leider besteht die Gefahr, dass er nun in der Masse der Neustarts untergehen wird, was wirklich schade wäre. Wer also einen schönen Feelgood-Sommerfilm erleben möchte, sollte diesen auf keinen Fall verpassen!

 


 Regie: Iciar Bollain

Buch: Iciar Bollain & Alicia Luna

Kamera: Sergi Gallardo & Beatriz Sastre

Schnitt: Nacho Ruiz Capillas

Musik: Vanessa Garde

 

Darsteller:

Candela Peña, Sergi López, Nathalie Poza, Ramón Barea,

 

 Tendem Films/ Piffl Medien

97 min.

FSK 0

  

Deutscher Kinostart: 01. Juli 2021

 Trailer: http://www.piffl-medien.de/film.php?id=178&kat=aktuell#http://www.piffl-medien.de/