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Dienstag, 27. Juli 2021

Im Kino: Generation Beziehungsunfähig

Tim (Frederick Lau) arbeitet in einer Social-Media-Agentur und schreibt Bücher über Liebe und Beziehungen. Er selbst lebt das Leben eines ungebundenen Singles, in seinen Kreisen, tindert man sich von einem One-Night-Stand zum nächsten, Sex wird so unverbindlich und beliebig praktiziert, wie man sich früher auf eine Tasse Kaffe traf, und wer bei diesem Spiel anfängt, sich Hoffnungen auf eine längerfristige Beziehung zu machen, wird kurzerhand geghostet, d.h. man lässt einfach nichts mehr von sich hören. Selbstverständlich kommt es dann, wie es kommen muss, eines Tages trifft auch Tim auf seinen Ghost (Luise Heyer), die ihn am langen Arm verhungern lässt, eine ganz neue Erfahrung für das geübte Fluchttier Tim,  der beginnt, seine vorgebliche Beziehungsunfähigkeit zu hinterfragen, hat er am Ende nur einfach noch nicht die Richtige gefunden?

Eine leichte Sommerkomödie über die Generation 30+, die eigentlich längst die wilden Jahre hinter sich gelassen haben sollte, um sich dem Ernst des Lebens und zum ersten Mal einer stabilen Beziehung zu widmen, dazu aber anscheinend nicht fähig ist. Lau und Heyer spielen diese flatterhaften Geschöpfe aufopferungsvoll locker, wobei richtig zündender Wortwitz und Situationskomik leider etwas zu kurz kommen.

Dennoch unterhaltsam, aber ohne wirklichen Tiefgang wird das Thema abgehandelt, viele Nebenfiguren und –handlungen werden allerdings nur kurz eingeführt und dann fallen gelassen, ohne die Geschichte wirklich weiter zu bringen. Tims Job in der Social-Media-Agentur bleibt so nebulös, wie diese Jobs wahrscheinlich tatsächlich sind, und die privaten Probleme seines Bosses (Maximilian Brückner) berühren nicht wirklich. Man erfährt, dass Tims Vater selbst erfolgreicher Autor ist, indem dessen Buch kurz in einem Schaufenster zu sehen ist, auch hier fehlt die Einbindung in die Handlung, und der Gastauftritt von Kida Ramadan als Autofahrer, der Tim und Ghost beim Zurücksetzen auf ihrer Fahrradrikscha anfährt, dann aber als Opfer von Verkehrsrowdys gehandelt wird, ist wohl der Buddy-Vorgeschichte von Lau und Ramadan geschuldet. Dass Ghost selbst einen handfesten Beruf hat, wird kurz angesprochen und dann wieder als unwichtig verworfen, so dass man über sie als eine der Hauptpersonen am Ende viel zu wenig erfährt, um zu ihr mehr als eine oberflächliche Beziehung aufzubauen.

Dafür, dass Tim ein im Grunde anschmiegsamer Typ mit dem Bedürfnis nach Knuddeln und Nähe ist, steht etwas plakativ ein flauschiges Karnickel, das er hingebungsvoll mit sich herumträgt. Aus den anfangs angesprochenen guten Ansätzen wird am Ende nicht so viel gemacht, wie man es gerne gesehen hätte, so dass es dabei bleibt: Eine leichte Sommerkomödie ohne viel Tiefgang, obwohl das Thema für die angesprochene Generation vielleicht ein ganz wichtiges wäre.

 



 Regie: Helena Hufnagel

Drehbuch: Hilly Martinek, Helena Hufnagel, b/a auf dem titelgebenden Buch von Michael Nast

Kamera: Christiane Zingelmann

Schnitt: Frank Müller

Musik: Matthias Hauck, Nepomuk Heller, Florian Kiermaier

 

Darstellende:

Frederick Lau, Luise Heyer, Henriette Confurius, Tedros Teclebrhan, Klaus Steinbacher, Verena Altenberger, Maximilian Brückner, Virctoria Trauttmansdorff und als Gast Kida Khodr Ramadan

 

Pantaleon Films/ Warner Bros. Pictures Germany

D 2021

84 min.

FSK 12

 

Deutscher Kinostart: 29. Juli 2021

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=77vDP4Yv8JU

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