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Donnerstag, 1. Juli 2021

Im Kino: Catweazle

Der 12-jährige Benny (Julius Weckauf) lebt mit seinem Vater (Henning Baum) im familieneigenen Tierpark, wo er eines Tages auf einen kauzigen Mann in altmodischer Tracht und Kapuze trifft. Er ahnt nicht, wen er da vor sich hat: den Magier Catweazle (Otto Waalkes), durch unglückliche Umstände aus dem Jahr 1020 geradewegs in unsere Gegenwart hinein gepurzelt. Von allen Selbstverständlichkeiten moderner Zivilisation überfordert, tapst er zusammen mit Benny und der Kröte Kühlwalda durch haarsträubende Situationen, auf der Suche nach dem bei seinem Zeitsprung verloren gegangenen Zauberstab Anawandur, mit dessen Hilfe er umgehend und rechtzeitig in seine Zeit zurückkehren muss, will er ein schlimmes Ereignis noch ungeschehen machen. Allerdings hat die fiese Kunsthändlerin Dr. Katharina Metzler (Katja Riemann) ein großes Interesse an dem Stab und setzt alles daran, in seinen Besitz zu kommen…

Den Älteren wird diese Geschichte bekannt vorkommen: In den 1970ger Jahren gab
es eine gleichnamige britische Kinderserie, entwickelt von Richard Carpenter mit dem unvergesslichen Geoffrey Bayldon in der Titelrolle, die im Laufe der Zeit einen gewissen Kultstatus erreicht hat (Stichwort: Elektriktrick... ) Nun haben der Regisseur Sven Unterwaldt und der unverwüstliche Komiker Otto Waalkes sich dieses Stoffes angenommen und ihn für heutige Generationen und die große Leinwand aufgearbeitet. Wenn auch natürlich der Charme der alten Serie heute verstaubt wirken mag und nicht mehr zeitgemäß scheint, hinterlässt das Ergebnis der modernen Kinoadaption zwiespältige Gefühle.

Bei dem Bemühen, einen familientauglichen Film für Jung und Alt zu präsentieren, ist eine reichlich konventionell erzähle Geschichte mit vorhersehbaren Gags und einigen Slapstickeinlagen herausgekommen. Der Magier muss zurück ins Mittelalter und hat dafür nur drei Tage Zeit, eine böse Frau auf der Jagd nach Geld und Ruhm macht ihm den Zauberstab Anawandur streitig, wird dabei von cleveren Kindern ausgetrickst, alles nett anzusehen, aber auch wenig originell, und der aus der Zeit Gefallene 1000-jährige Magier mit Kröte ist kein tragikomischer Don Quijote mehr im Kampf gegen die Normannen, sondern verkommt zu einem liebenswerten Trottel, was nicht nur an der piefigen Inszenierung, sondern leider auch an dem Hauptdarsteller liegt.

Rein optisch macht Otto Waalkes durchaus eine gute Figur und solange er in seiner Rolle bleibt, ist alles in Ordnung. Aber die Macher des Films waren, wie sie selber sagen, der Meinung, wo „Otto“ drauf steht, muss auf jeden Fall auch „Otto“ drin sein, und so poppt immer dann, wenn der Darsteller Waalkes sich gerade von sich selbst befreit hat und seinem Catweazle einen ernsthaft-komischen und vor allem echten Moment gönnt, der bis zum Überdruss bekannte Otto auf, und das trübt die Freude am Film, sehr schade. Vielleicht hätte ein anderer Schauspieler, ein Nicht-Otto, hier besser gepasst, jemand, der witzig, aber auch tragikomisch kann, ganz spontan kommt da Bjarne Mädel in den Sinn...

Die übrigen Darsteller sind solide und machen das, was sie können in bewährter Weise. Julius Weckauf überzeugt als kleiner Außenseiter mit Herz und Verstand, Katja Riemann gibt das Biest, und wenn alles schief zu gehen droht, ist Henning Baum mit ruhiger und starker Hand zur Stelle.

Alles in allem nette Unterhaltung, zumindest für diejenigen, die die alte TV-Geschichte nicht kennen, bei einem Film, der niemandem weh tut und hoffentlich wieder einmal die ganze Familie ins Kino locken wird!

 


 Regie: Sven Unterwaldt

Drehbuch: Otto Waalkes, Bernd Eilert, Claudius Pläging, Sven Unterwaldt

Kamera: Bernhard Jasper

Schnitt: Zaz Montana

Musik: Philipp Noll

 

Darsteller:

Otto Waalkes, Julius Weckauf, Katja Riemann, Henning Baum, Gloria Terzic, Milan Peschel

 

 Tobis Film GmbH

D 2021

FSK 0

90 min.

 Bildmaterial: © TOBIS Film GmbH

 

Deutscher Kinostart: 01 Juli 2021

 

 

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