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Mittwoch, 28. Februar 2024

Dune: Teil 2 (Dune: Part Two)

Auf Arrakis, dem Wüstenplanet voller Schönheit und Stille, hat der dort gefundene und begehrte Stoff Spice zu Kriegen unter diversen Herrscherhäusern geführt, worunter die ursprünglichen Bewohner, die Fremen, zu leiden hatten. Nach Kämpfen zwischen den grausamen Harkonnen und dem Haus Atreides, die deren Anführer Leto nicht überlebt hat, macht sich dessen Sohn, der junge Paul Atreides (Timothée Chalamet), daran, Rache zu nehmen und schließt sich hierfür, zusammen mit seiner Mutter Jessica (Rebecca Ferguson), Mitglied der geheimnisvollen Gilde der Bene Gesserit, mit den Fremen zusammen, die in Paul den seit langem erwarteten Mahdi/ Messias sehen. Dabei entwickeln sich zwischen der mutigen Kämpferin Chani (Zendaya) und Paul zarte Liebesbande, aber dieser hat, von Träumen und Visionen geplagt, zunächst anderes im Sinn, schließlich steht das Schicksal des gesamten Universums auf dem Spiel…

Nachdem die Einführung in das Universum nach Herbert mit dem ersten Teil gelungen ist, können nun noch weitere Figuren eingeflochten werden, wie die Tochter des Imperators, Prinzessin Irulan (Florence Pugh), die für einen Teil der Rahmenhandlung als Erzählerin fungiert, und die Harkonnen bekommen mit Feyd-Rautha (Austin Butler) einen neuen, hassenswerten Bösewicht. Wieder wird Mystisches und Magisches auf betörende Weise in das Geschehen eingebettet und heben und die schrecklich-schönen Wüstenwürmer bekommen einige imposante Auftritte.

Der Film bietet Freunden und Freundinnen der Saga eine absolut gelungene Fortsetzung, optisch und akustisch gibt es alles, weswegen es sich lohnt, einen Film eben auf einer großen Leinwand zu sehen und nicht vor dem heimischen Bildschirm: tolle Bilder von fantastischen Landschaften, vor allem der den Planeten kennzeichnenden grandiosen Wüsten, das alles untermalt von einem eindrucksvollen Sound, bombastisch und sinnlich, ein absoluter Augen- und Ohrenschmaus für alte und neue „Dune“-Fans! 

Und das Tor ist weit offen für einen dritten Teil...

Wer noch einmal genauer nachlesen möchte, wie es begann, hier meine Rezension zum ersten Teil:

https://wandasnewworld.blogspot.com/2021/09/im-kino-dune.html


 

Regie: Denis Villeneuve

Drehbuch: Denis Villeneuve, Jon Spaihts, b/a Buch von Frank Herbert

Kamera: Greig Fraser

Schnitt: Joe Walker

Musik: Hans Zimmer

 

Besetzung:

Timothée Chalamet, Zendaya, Rebecca Ferguson, Javier Bardem, Josh Brolin, Austin Butler, Florence Pugh, Dave Bautista, Christopher Walken, Léa Sedoux, Stellan Skarsgård, Charlotte Rampling, Souheila Yacoub,

 

Warner Bros. Germany

2024

166 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 28. Februar 2024

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=QTbmKbY3DNI (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=Way9Dexny3w  (Englisch)

 

 

Heimkino: Anatomie eines Falls (Anatomie d’une Chute)

Die Schriftstellerin Sandra Voyter (Sandra Hüller) lebt mit ihrem Mann Samuel (Swann Arlaud) und dem kleinen Sohn Daniel (Milo Machado Graner), der nach einem Unfall fast blind ist, in einem abgelegenen Haus am Fuß der französischen Alpen. Als Samuel unter ungeklärten Umständen zu Tode kommt, wird Sandra des Mordes verdächtigt und Daniel ist ein wichtiger Zeuge, der mit seiner Aussage das Schicksal seiner Mutter in Händen hält…

Aus der Ausgangslage eines Todesfalls (sic!), der sich nicht eindeutig als Unfall, Selbstmord oder Mord darstellt, entwickelt sich ein vielschichtiges Gerichtsdrama. Für alle drei Varianten gibt es Hinweise, mehr aber auch nicht, denn in der Einsamkeit der Berghütte und wegen der limitierten Zahl von Personen, die zum Zeitpunkt des Geschehens anwesend waren, lassen sich keine eindeutigen Beweise finden. Also müssen Indizien herhalten, die von Staatsanwaltschaft und Verteidigung jeweils ihrer Lesart entsprechend aneinandergereiht werden, um die eine oder andere Hypothese zu untermauern.

Schnell richtet sich der Fokus auf die persönliche (Vor)Geschichte, und so wird aus der Anatomie eines Falls bald die einer Ehe, in der es durchaus Spannungen gab. Dabei kommen Dinge zur Sprache, die kein ganz so gutes Licht auf die Angeklagte werfen, aber wenn jeder Streit und jede Auseinandersetzung im Nachhinein in einem völlig veränderten Licht gesehen werden, würde wahrscheinlich die Hälfte der Bevölkerung zu potentiellen Tätern werden. Richtig dramatisch wird es, als die dritte Person in den Fokus rückt, nämlich der kleine Sohn, auf dessen Aussage sich mangels anderer Ansatzpunkte die Staatsanwaltschaft zu konzentrieren beginnt. Dessen Nöte und verzweifelten Versuche, für sich selbst zur Wahrheit zu finden, sind herzzerreißend, helfen den Zuschauerinnen und Zuschauern aber auch nicht auf der Suche nach einem eigenen abschließenden Urteil.

Die Frage nach der Wahrheit war immer eine der schwierigsten, gerade in letzter Zeit aber gerät man immer schneller in ein undurchdringliches Dickicht, in dem es kaum noch möglich scheint, sich zwischen objektiven und alternativen Fakten, gefühlten oder eingebildeten Wahrheiten einen Weg zu kämpfen, und ein Gericht, das stets dem Grundsatz verpflichtet ist, jede Person als unschuldig zu betrachten, solange ihre Schuld nicht zweifelsfrei bewiesen ist, muss an irgendeinem Punkt die Waffen strecken.

Von eindrucksvoller schauspielerischer Leistung getragen, besonders durch die zu Recht viel gelobte Sandra Hüller, bietet der Film ein spannendes Drama, bei dem am Ende jeder seine eigene Version davon haben wird, ob hier eine Unschuldige oder eine Mörderin vor Gericht steht. Sollten jedoch die geringsten Zweifel an der Schuld bestehen, muss freigesprochen werden, ein Gedanke, der Vielen doch immer wieder schwer zu fallen scheint...

 

 

Regie: Justine Triet

Drehbuch: Justine Triet, Arthur Harari

Kamera: Simon Beaufils

Schnitt: Laurent Sénéchal

 

Besetzung:

Sandra Hüller, Swann Arlaud, Milo Machado-Graner, Samuel Theis, Messi, der Hund

 

Les Films Pelléas/ Lionsgate/ Plaion Pictures

2023

151 min.

FSK 12

 

Ab 29.02.2024 auf Blu-ray, DVD und digital

Sprache: Deutsch, Englisch/ Französisch

Untertitel: Deutsch

Extras: Interview mit Sandra Hüller, Geheimnisse vom Dreh mit Filmhund Messi

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=ZDIaaBZbjd0 (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=vt0I2GnEwYc (Französisch/ Englisch)

 

Mittwoch, 14. Februar 2024

Im Kino: Rückkehr zum Land der Pinguine (Voyage Au Pôle Sud)

Der französische Biologe und Dokumentarfilmer Luc Jacquet macht sich 20 Jahre nach dem Erfolg „Die Reise der Pinguine“ erneut auf in die südlichsten Regionen unseres Planeten, die ihn sein ganzes Leben nicht losgelassen haben.

Diesmal stehen aber nicht die Pinguine selbst im Mittelpunkt, sondern die einzigartigen Landschaften von der Südspitze Patagoniens bis zu den antarktischen Eiswüsten des Südpols, die durch die klimatischen Veränderungen mehr und mehr ihr Gesicht verändern. In Bildern von faszinierender Schönheit, untermalt von melancholischen, manchmal ins allzu Gefühlsselige abgleitenden Kommentaren in Gestalt eines Reisetagebuchs, wird die gleichermaßen lebensfeindliche wie faszinierende Natur fast körperlich spürbar, vor allem die Unwirtlichkeit der antarktischen Gefilde, in der Leben eigentlich nicht vorstellbar scheint, aber hier kommen die majestätischen Kaiserpinguine wieder ins Spiel, die beweisen, dass es doch möglich ist.

Ein Dokumentarfilm, in fast schwermütig wirkenden Schwarz-Weiß-Bildern – andere Farben sucht man in dieser unwirtlichen Region ohnehin vergeblich – der vielleicht nicht die Liebhaber der possierlichen Frackträger zufriedenstellen wird, aber ein eindringliches Bild eines Teiles der Welt zeigt, das den meisten von uns eher unbekannt sein dürfte.

 


 Regie: Luc Jacquet

Kamera: Jérôme Bouvier, Sarah Del Ben, Christophe Graillot

Schnitt: Stéphane Mazalaigue

Musik: Cyrille Aufort

 

Deutscher Sprecher: Ronald Zehrfeld

 

Arte France Cinéma/ MFA+

2023

82 min.

FSK 0

Deutscher Kinostart: 15. Februar 2024

 

Trailer: https://www.mfa-film.de/kino/id/rueckkehr-zum-land-der-pinguine/ (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=BpC5orOe0k8 (OmU Deutsch)

 

Sonntag, 4. Februar 2024

Im Kino: All Of Us Strangers

Adam (Andrew Scott) ist Schriftsteller und lebt in einem verlassenen Hochhaus. Als er eines Tages einen Mitbewohner namens Harry (Paul Mescal) trifft, gehen die beiden nach Adams anfänglichem Zögern eine Beziehung ein. Gleichzeitig macht er, der gerade an einer Geschichte über seine Kindheit arbeitet, die mysteriöse Erfahrung, beim Besuch seines ehemaligen Elternhauses dort auf seine Mutter (Claire Foy) und seinen Vater (Jamie Bell) zu treffen. Allerdings sind beide bereits lange tot, bei einem tragischen Autounfall verstorben, als Adam gerade 12 Jahre alt war…

Der Film nimmt uns mit auf die Reise eines einsamen Menschen in seine Vergangenheit. Was auf den ersten Blick obskur und unglaubwürdig klingen mag, entwickelt durch die Macht der Bilder und der grandiosen musikalischen Untermalung, vor allem aber durch die großartigen Darsteller, einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann. Das scheinbar Irreale ist auf einmal plausibel und eröffnet fantastische Dimensionen, wer hätte nicht einmal den Wunsch gehabt, noch einmal einem lieben Verstorbenen Dinge zu sagen, die man zu Lebzeiten versäumt hat oder Missverständnisse, die durch den Tod auf immer bestehen bleiben, doch noch zu klären?

Besonders reizvoll ist, dass Adam seinen Eltern quasi auf Augenhöhe begegnet, denn sie sind so alt, wie sie damals waren, als sie starben und damit sogar etwas jünger als Adam jetzt. Aus dieser Konstellation entwickeln sich an Herz und Nieren gehende Gespräche, Adam erkennt, wie wenig Verständnis er von den Eltern als Kind erfahren hat, gleichzeitig gab es schöne und harmonische Situationen, an die sich alle drei gleichermaßen gerne erinnern. Es gab durchaus Momente von Geborgenheit, welche ihm durch den Tod der Eltern so früh genommen wurde, was ihn zu dem Menschen hat werden lassen, der er heute ist, offensichtlich immer noch auf der Suche danach.

Dass er diese Geborgenheit bisher noch nicht wieder gefunden hat, zeigt sein absolut zurückgezogenes Leben, das er inmitten einer Großstadt wie London in vollkommener Einsamkeit zu führen scheint. Diese Vereinsamung von Menschen, umgeben von so vielen anderen, zu denen man aber keinen wirklichen Bezug hat, ist ein Thema, das in Zeiten von Social Media und Homeoffice von brennender Aktualität ist und einen weiteren Nerv beim Zusehen trifft.

Hoffnung kommt auf durch die Beziehung zu Harry, die sich nach anfänglichem Zögern vorsichtig zärtlich entwickelt. Auch Harry ist einsam und es scheinen sich zwei verwandte Seelen gefunden zu haben, obwohl beide auf den ersten Blick mehr trennt als verbindet. Adams Versuch, beide Ebenen, die Besuche bei seinen Eltern und seinen neuen Freund, miteinander zu verbinden, scheitert, ob er am Ende trotzdem Erlösung findet, mag jede Zuschauerin und jeder Zuschauer für sich selbst entscheiden.  

Der Film wartet mit all den großen Gefühle wie Trauer, Angst, Verlangen nach Liebe, Geborgenheit, Zärtlichkeit, aber auch Aufarbeitung von Traumata und Vergebung auf, man könnte fast befürchten, zu viel für einen Kinoabend, aber alles ist so meisterlich in Szene gesetzt und in sich stimmig, wie bei einem perfekt orchestrierten Musikstück, das die Saiten aller beteiligten Instrumente harmonisch zum Schwingen bringt, bis am Ende ein emotionales Kunstwerk entsteht, das niemanden unberührt lässt.

Neben der brillanten Regiearbeit sind es die Darsteller, die den Film, der so leicht ins Kitschige hätte abgleiten können, stets glaubwürdig ausbalancieren, und allen voran ist es Andrew Scott, der durch seine bloße Präsenz und ohne effektheischende Mätzchen seiner Figur und damit der ganzen Geschichte eine emotionale Tiefe verleiht, die aus einem ungewöhnlichen einen außergewöhnlichen Film hat werden lassen, der einen noch lange nach Verlassen des Kinos nicht loslassen will!

 

 

Regie: Andrew Haig

Drehbuch: Andrew Haigh, b/a dem Roman von Taichi Yamada

Kamera: Jamie Ramsay

Schnitt: Jonathan Alberts

Musik: Emilie Levienaise-Farrouch

 

Besetzung:

Andrew Scott, Paul Mescal, Claire Foy, Jamie Bell

 

105 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 08. Februar 2024

 

Trailer:

https://www.youtube.com/watch?v=Bk27CxEgMh4 (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=ECymRi3mHyc

https://www.youtube.com/watch?v=O97iSjvqBlY (Englisch)