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Dienstag, 29. Dezember 2020

Das Filmjahr 2020...

... war ein schlimmes Jahr. Vieles konnte nur kurz im Kino erfreuen und ist dann direkt in die diversen Streaming-Dienste gewandert oder auf Blu-ray/DVD herausgebracht worden, um dort im besten Fall auf einem großen TV-Bildschirm, im schlimmsten auf winzigen Tablets oder (*grusel*) Smartphones betrachtet zu werden…

Hier dennoch meine Auswahl an Filmen, die mir im abgelaufenen Jahr am besten gefallen haben, wie stets chronologisch, nicht als Rangliste:

 

 - Little Women (Januar) – Charmante Neuverfilmung eines Klassikers mit hervorragenden Schauspielerinnen, allen voran die wunderbare Florence Pugh.

https://wandasnewworld.blogspot.com/2020/01/film-rezensionen-little-women.html

 - The Gentlemen (Februar) – Schräge Gaunerkomödie, gelungen und mit Stars gespickt, einmal anders und richtig gut: Hugh Grant.

https://wandasnewworld.blogspot.com/2020/02/film-rezensionen-gentlemen.html

 - Der Unsichtbare (The Invisible Man) (Februar) –Horrorfilmklassiker in neuem Gewand, solide, aber mit einer exzellenten Elisabeth Moss

https://wandasnewworld.blogspot.com/2020/02/film-rezensionen-der-unsichtbare.html

 - New York – Die Welt vor deinen Füßen (The World before your feet) (März) – Der Amerikaner Matt Green wandert durch alle Stadtteile New Yorks, durch wirklich jede Straße und jede Gasse – Faszinierende Dokumentation über einen Einzelgänger (kein Wortspiel…) und eine Stadt.

https://wandasnewworld.blogspot.com/2020/03/film-rezensionen-new-york-die-welt-vor.html

 - Onward (März) – Bezaubernder Film über zwei Brüder, einen verlorenen und nur halb wiedergefundenen Vater, ein aufregendes Abenteuer mit sentimentalen, aber nie kitschigen Momenten, großes Kino für Kinder und Erwachsene aus dem Hause Pixar.

https://wandasnewworld.blogspot.com/2020/03/film-rezensionen-onward-keine-halben.html

 - Monos (Juni) – Eindrucksvoll bebildertes Drama im Urwald, zwischen Abenteuertrip und psychologischem Kammerspiel.

https://wandasnewworld.blogspot.com/2020/06/monos-zwischen-himmel-und-holle-monos.html

 - The King of Staten Island (Juli) – Liebevolles und tragikomisches Porträt eines jungen Nesthockers, der durch den frühen Verlust des Vaters nicht in die Spur kommt.

https://wandasnewworld.blogspot.com/2020/07/im-kino-king-of-staten-island.html

 - Berlin Alexanderplatz (Juli) Für mich der beste Film des Jahres, zwar kein neuer Stoff, aber zeitgemäß adaptiert und deshalb von überraschender Aktualität, mit herausragenden Schauspielern, allen voran beeindruckt einmal mehr Albrecht Schuch.

https://wandasnewworld.blogspot.com/2020/07/berlin-alexanderplatz.html

 - Tenet (August) – Für mich der zweitbeste Film des Jahres, ein furioser Action-Thriller mit dem gewissen Nolan-Touch, auf Anhieb kaum zu durchschauen, mehrfaches Ansehen lohnt!

Zu loben bleibt außerdem der Mut, einen solchen Blockbuster in diesen schwierigen Zeit überhaupt ins Kino zu bringen. Sicher blieb der Film (bisher) hinter den Erwartungen zurück, aber immerhin hat er seine Produktionskosten eingespielt, was alle anderen Studios, die ihre Filme immer und immer wieder verschoben haben (Bond, die sich zierende Jungfrau!), erst noch vor sich haben. Was davon dann tatsächlich noch im nächsten Jahr ins Kino kommt, bleibt abzuwarten, einiges ist ja schon direkt in die – teilweise hauseigenen – Streamingdienste gewandert, siehe Disney und „Mulan".

Danke noch mal Warner, dass ihr die Ei*r gehabt habt, danke für das einzige fulminante Kinoerlebnis im ganzen Jahr!

https://wandasnewworld.blogspot.com/2020/08/tenet.html

 - Mein Liebhaber, der Esel und ich (Oktober) – Die charmanteste und schönste Komödie des Jahres über eine Frau auf dem Weg zu sich selbst und einen einfühlsamen, wenngleich störrischen Esel, der ihr dabei hilft.

https://wandasnewworld.blogspot.com/2020/10/im-kino-mein-liebhaber-der-esel-ich.html

 

Das waren die Filme, die zumindest kurz im Kino liefen, hier noch zwei Filme, die es aus dem Heimkino in meine Liste geschafft haben

 

- Pinocchio (Dezember) – Sehr nah am Buch angesiedelte wunderbare Version des Klassikers.

https://wandasnewworld.blogspot.com/2020/12/heimkino-pinocchio.html

 

Und dieser Film wurde von Amazon produziert, insofern ist er bereits jetzt auf Amazon Prime zu sehen, kommt aber hoffentlich im nächsten Jahr noch ins Kino, er hätte es verdient:

 - Sound of Metal (Dezember) – Musiker verliert sein Gehör und versucht, sich in der Welt der Gehörlosen zurecht zu finden, mit beeindruckendem Hauptdarsteller und grandiosem Sound Design.

https://wandasnewworld.blogspot.com/2020/12/heimkino-sound-of-metal.html

  

Zwei weitere Filme, die der Presse bereits gezeigt wurden, wären auch noch auf meiner Liste, der Kinostart steht aber hoffentlich im nächsten Jahr noch an, deshalb folgt ihre Rezension später:

 

- A quiet place 2 Gelungene Fortsetzung des Horrors um blinde, aber äußerst geräuschempfindliche Aliens, die die Menschheit terrorisieren

 

- Curveball – Ein Film über Lügen, die zu alternativen Wahrheiten werden, bis sie nicht mehr als Lügen zu erkennen sind, am Ende sterben Menschen. Wirklich so passiert, ich schwöre.

 

Und last but not least

 

- Bad Education – Irrwitzige Geschichte um einen Betrug im Schulmilieu, ebenfalls wirklich so passiert, das Leben schreibt doch die besten Drehbücher! Als Kinofilm produziert, dann aber von HBO ausgestrahlt und mit einem Emmy belohnt, mit dem besten Duo des Jahres: Hugh Jackman und Allison Janney. Rezension folgt.

 

Das war’s – es kommen bald hoffentlich wieder bessere Zeiten, das Jahr mag insgesamt beschi**en gewesen sein, die genannten Filme waren es nicht!

Heimkino: Sound of Metal

Der Drummer Ruben (Riz Ahmed) führt mit Freundin Lou (Olivia Cooke) ein freies und ungebundenes Musikerdasein. In ihrem Tourbus fahren sie von Auftritt zu Auftritt und leben sich in ihrer Musik, hartem, kompromisslosem Metal, leidenschaftlich aus. Als Ruben jedoch eines Tages spürt, taub zu werden, gerät alles ins Wanken. Kann ihm eine Gehörlosen-Gruppe unter Leitung des energischen und auf Disziplin achtenden Joe (Paul Raci) helfen, mit seinem Schicksal fertig zu werden?

Der Film führt auf dramatische Weise vom absolut Lauten in die Stille, dabei lässt ein ausgefeiltes Sound Design die verschiedenen Stadien von Rubens Hörverlust fast körperlich spürbar werden. Seine Gefühlswelt während dieses Prozesses spiegelt sich eindrucksvoll im Gesicht, vor allem in den Augen, des Hauptdarstellers Ahmed wider, seine anfängliche Lebenslust, die Irritation und dann die immer stärker werdende Erkenntnis des Verlusts von etwas, was Hauptbestandteil seines Daseins war. Er ist ein sperriger Typ, ehemaliger Junkie, dessen Rettungsanker seit einigen Jahren Freundin Lou ist, die allerdings selber mit ihrem Leben nicht immer im Reinen war. Aneinander angelehnt schienen sie einen Weg gefunden zu haben, klar zu kommen und dann schlägt das Schicksal unerbittlich zu.

Was wie ein bitteres Märchen klingt, entwickelt durch Riz Ahmeds Präsenz Wucht und Kraft. Obwohl er selbst oft passiv erscheint, treiben ihn Trotz und Widerstand gegen jegliche äußeren Zwänge an, wenn ihn schon etwas kaputt macht, dann lieber er sich selbst, als irgend jemand anderes. Ohne genügende Aufklärung entscheidet er sich für eine Operation, das Einsetzen eines Cochlea- Implantats, was unter Gehörlosen – so auch bei seinem zeitweiligen Mentor Joe – zum Teil vehement abgelehnt wird, zumindest unter denen, die sich nicht als Behinderte betrachten, die „geheilt“ werden müssten, sondern als Mitglieder einer besonderen ethnischen Gruppe mit eigener Kultur und eigener Sprache. Zu dieser Erkenntnis zu gelangen ist jedoch offensichtlich ein weiter Weg, und der Film zeigt einige Aspekte davon. Ruben lässt sich zunächst zögernd auf seine Gruppe ein, lernt die Gebärdensprache, aber er befindet sich erst am Anfang seines Weges, und ob und wie er ihn zu Ende geht, lässt der Film offen, bietet jedoch genug Nachdenkenswertes, vor allem, dass man es bei einschneidenden Schicksalsschlägen immer selbst in der Hand hat, wie man damit umgeht und ob man mit einem neuen, anderen Leben irgendwann zurechtkommt.

 


 

Regie: Darius Marder

Drehbuch: Darius Marder, Abraham Marder, b/a Story von Darius Marder und Derek Cianfrance

Kamera: Daniël Bouquet

Schnitt: Mikkel E.G. Nielsen

Musik: Nicolas Becker, Abraham Marder

 

Darsteller:

Riz Ahmed, Olivia Cooke, Paul Raci, Lauren Ridloff, Matthieu Amalric, Chelsea Lee

 

 Amazon Pictures/ Sony Pictures/ Stage 6 Films

B/ USA 2019

FSK 12

101 min.

 

Kinostart: ungewiss

Zu streamen bei: Amazon Prime

Heimkino: Pinocchio

Der arme Tischler Geppetto (Roberto Benigni) schnitzt eines Tages aus einem verzauberten Stück Holz eine Puppe (Federico Ielapi), die beste und schönste der Welt, und gibt ihr den Namen „Pinocchio“. Als diese Puppe kurz nach Fertigstellung zum (hölzernen) Leben erwacht, ist er überglücklich, glaubt er doch, endlich einen langersehnten kleinen Sohn zu haben. Leider erweist sich dieser ziemlich schnell als Tunichtgut, der sich naiv und unerfahren immer wieder vom rechten Weg abbringen lässt. Von bösen Gaunern betrogen und nach einer Reihe von schlimmen Abenteuern geht er einen harten Weg, bis ihm schließlich sein größter Wunsch erfüllt wird: endlich ein richtiger kleiner Junge aus Fleisch und Blut zu sein…

Diese Verfilmung des altbekannten Stoffes ist eine der besten und auch schönsten, die es bisher gab, aber Vorsicht: wer eine disneyhafte Neuauflage erwartet, wird enttäuscht und die FSK-Freigabe für Kinder ab 6 Jahre ist vielleicht nicht ganz angemessen. Zu düster und realistisch kommen einige Szenen daher und breiten dabei ein skurriles Panoptikum von bizarren Menschen- und Märchenwesen in der Kulisse eines tristen und ärmlichen Italiens des 19. Jahrhunderts aus, exakt so wie es der Autor Carlo Collodi seinerzeit ersonnen hat, und genau dies sorgt für eine fesselnde Atmosphäre, die den Zuschauer mehr und mehr in die Geschichte um die kleine widerborstige Puppe hineinsaugt.

„Pinocchio“ war das erste Buch, das ich im Alter von sechs Jahren gelesen habe, es hat mich erschreckt und aufgewühlt, und diese Wirkung hatte es auch bei späterem Lesen noch, weil, wie in allen Märchen, bis zur erlösenden Katharsis so viel Schlimmes passiert, heraufbeschworen durch eigene Dummheit, die Umstände des Lebens oder die Schlechtigkeit anderer Menschen. Im Grunde steht natürlich die Botschaft von Vorlage und Film – gehorche deinen Eltern, lerne fleißig und arbeite hart – dem heutigen Zeitgeist diametral entgegen, in dem Spaß und Hedonismus zum Credo einer unbeschwerten Kindheit und Jugend, möglichst eines ganzen Lebens, geworden sind, aber so war das Leben früher nicht, und wie schnell es mit dem ausgelassenen Spaß ein Ende haben kann, erfahren wir in Corona-Zeiten gerade wieder schmerzlich. Entscheidend ist am Ende, ob man selbst ein gutes Herz hat und sich dieses bewahrt, und das hat die Fee in Pinocchio immer gesehen und ihn deshalb nie aufgegeben.

Der Film besticht mit seiner Ausstattung und der durchaus liebevollen Skizzierung auch der Nebenfiguren, die genau so, skurril und wundersam, das Buch bevölkern, in der italienischen Originalfassung passen auch die Stimmen exakt zu den überzeichneten Charakteren. Von Pinocchio selbst beeindrucken vor seiner Menschwerdung seine dunklen, tiefgründigen Augen im ansonsten unbeweglichen Holzkopf, und Roberto Benigni gibt seinem ärmlichen Geppetto eine ernsthafte Würde, die ihn immer an das Gute in seinem Pinocchio – und letztlich damit auch der Menschen – glauben lässt, wofür er dann am Ende belohnt wird.

Alles in allem sehenswert für alle, die einmal etwas anderes als den gewohnten Disney-Kitsch sehen und zur Ur-Geschichte dieses Klassikers zurückfinden möchten!

 



Regie: Matteo Garrone

Drehbuch: Matteo Garrone, Massimo Ceccherini, b/a Buch von Carlo Collodi

Kamera: Nicolai Brüel

Schnitt: Marco Spoletini

Musik: Dario Marianelli

 

Darsteller:

Federico Ielapi, Roberto Benigni, Rocco Papaleo, Massimo Ceccherini, Marine Vacth, Gigi Proietti, Massimiliano Gallo

 

 Capelight Pictures

Italien 2019

FSK 6

125 min.

 

DVD/ Blu-ray

Amazon Prime

Donnerstag, 3. Dezember 2020

Heimkino: Guns Akimbo

Miles (Daniel Radcliffe) ist mit seinem beruflichen und privaten Leben unzufrieden. Er entwickelt banale Videospiele für Kinder und seine Freundin Nova (Natasha Liu Bordizzo) hat sich von ihm getrennt. Um sich aufzubauen legt er sich mit Trollen im Internet an, bis er eines Tages auf der Seite eines brutalen Real-Life-Actionspiels des Anbieters „Skizm“ unter Leitung des ultrafiesen Riktor (Ned Dennehy) einen Kommentar hinterlässt. Danach steht kurzerhand ein Rollkommando vor seiner Tür, schraubt ihm an jede Hand eine Waffe mit je 50 Schuss Munition und schickt ihn in einen Kampf auf Leben und Tod gegen die durchgeknallte Kampfmaschine Nix (Samara Weaving). Das „Spiel" wird online von Millionen Zuschauern verfolgt und Miles, der Gewalt verabscheut, wird unfreiwillig zum neuem Helden des Darknet.

Der Film ist als Actionkomödie angelegt und kommt schrill, laut und völlig durchgeknallt daher. Um zu demonstrieren, welch ein Loser Miles ist, lässt man ihn zu Anfang in Bademantel und pelzigen Hausschuhen in sein größtes Abenteuer stolpern. Unwillig seine Rolle anzunehmen und mit zwei Pistolen anstelle von Händen vollauf damit beschäftigt, die einfachsten Dinge wie Handy oder seinen Schniedel beim Pinkeln zu bedienen, darf er dann doch zeigen, dass man mit ein wenig Grips sein Schicksal meistern kann, schließlich muss er auch noch seine Ex-Freundin aus den Fängen von „Skizm“ befreien. Daniel Radcliffe meistert diesen Spagat zwischen nerdigem Trottel und cleverem Helden sehr ordentlich, Harry Potter ist endgültig erwachsen und zu Miles-mit-den-Knarrenhänden mutiert.

Die blutigen Action- und Kampfszenen in Videospielmanier sind nicht immer schön anzusehen und es stellt sich wieder einmal die Frage, ob es angesichts der realen Schrecknisse von Terrorangriffen und Amokläufen nötig ist, eine so ausufernde Gewalt auf die Leinwand zu bringen. Aber der komödiantische Unterton nimmt dem Ganzen immer wieder etwas die Schärfe und wer sich von Filmen wie diesem animiert fühlt, selber loszuballern, der war mit Sicherheit auch vorher schon nicht ganz gesund im Kopf. Als unterschwellige Kritik an den Auswüchsen der dunklen Seite des Internets ist „Guns Akimbo“ allerdings nicht geeignet, da nicht konsequent genug, und dem Regisseur macht es offensichtlich zu viel Spaß, die hanebüchene Gewaltorgie auszukosten, was seinen Film eben doch nur zu einem mehr oder weniger gelungenen Ableger seines Genres und keine Satire mit gesellschaftskritischen Ansätzen macht. Guns Akimbo, also das Schießen mit zwei Waffen gleichzeitig, ist auch das, was der Film praktiziert: drauflos ballern, bis der Arzt kommt, Treffgenauigkeit ist dabei nicht immer zu erwarten...

 




Regie: Jason Lei Howden

Drehbuch: Jason Lei Howden

Kamera: Stefan Ciupek

Schnitt: Luke Haigh, Zaz Montana

Musik: Enis Rotthoff

 

Darsteller:

Daniel Radcliffe, Samara Weaving, Natasha Liu Bordizzo, Ned Dennehy

 

UK/ D/ New Zealand 2019

Leonine

FSK 18

Auf DVD und Blu-ray ab 04. Dezember 2020

 

Details DVD

Laufzeit: ca. 94 min.

Bildformat: 2,40:1/ 16:9

Ton: Deutsch DD 5.1; Englisch DD 5.1

Sprachen: Englisch, Deutsch

Untertitel: Deutsch

Extras: Featurette; Trailershow

EAN 4061229010009

 

Details Blu-ray

Laufzeit: ca. 98 min.

Bildformat: 2,40:1/ 1080p/24

Ton: Deutsch DD 5.1, DDTS-HD 5.1; Englisch DD 5.1, DDTS-HD 5.1

Sprachen: Englisch, Deutsch

Untertitel: Deutsch

Extras: Featurette; Trailershow

EAN 4061229010016

 

Details Bluray Mediabook

Laufzeit: ca. 191 min.

Bildformat: 2,40:1/ 16:9/ 1080p/24

Ton: Deutsch DD 5.1, DDTS-HD 5.1; Englisch DD 5.1, DDTS-HD 5.1

Sprachen: Englisch, Deutsch

Untertitel: Deutsch

Extras: Featurette; Trailershow

EAN 4061229010061

 

Trailerhttps://youtu.be/iTQfSQjGIoI

 

Dienstag, 1. Dezember 2020

Heimkino: Fatman

Der Weihnachtsmann Chris (Mel Gibson) ist in ernsthaften Schwierigkeiten: Die Geschäfte laufen nicht gut, weil es nicht mehr so wirklich viele brave Kinder gibt, und um Verluste seiner Geschenkefabrik auszugleichen, nimmt er das Angebot der US-Army an, in den Sommermonaten für eines ihrer Projekte zu produzieren, was ihm gehörige Kopfschmerzen bereitet. Dann schickt ihm auch noch der enttäuschte Junge Billy Wenan (Chance Hurstfield) einen Killer (Walton Goggins) auf den Hals, um ihn zu eliminieren...

Dieser etwas andere Weihnachtsfilm macht aus dem Weihnachtsmann (Mel Gibson) einen desillusionierten, mürrischen alten Mann, der aber noch agil genug ist für Schießübungen und Saufgelage, dabei stets auf Spur gehalten wird von seiner geliebten Frau Ruth (Marianne Jean-Baptiste), die mit ihm irgendwo in den verschneiten Weiten des Nordpols Tisch und Bett teilt. So hanebüchen die Geschichte zunächst klingen mag, so hat sie doch ihren eigenen rauen Charme, dank eines bestens aufgelegten Mel Gibson, der, zwar privat immer für einen umstrittenen Auftritt bekannt, immer noch ein Vollblutschauspieler ist und hier als Urgewalt über die Leinwand – coronabedingt leider nur über die kleine Heimkinoleinwand – tobt, dass es ein Vergnügen ist, ihm dabei zuzusehen. 

Der Film macht auch sonst keine Gefangenen, der Killer, ausgestattet mit einer Vorliebe für elegante Kampf-Anzüge und Goldhamster, zieht eine blutige Spur bis zum Nordpol, wo es zu einem finalen krachenden Shootout kommt. Dabei fehlt Walton Goggins leider ein wenig das Charisma, um es mit Mel Gibson aufnehmen zu können, aber am Ende macht er seine Sache durchaus ordentlich. Kleine Seitenhiebe auf die unerträgliche Kommerzialisierung des Weihnachtsgeschäfts und den Verlust der unschuldigen Freude an der Weihnachtsgeschichte, sowie nette politische Unkorrektheiten wie die gesunde Kohlenhydrat- und Zuckerdiät der Elfen, nehmen der stellenweise etwas martialischen Handlung die Schärfe und am Ende erhält das verwöhnte Balg, das den Killer engagiert hat und als Figur leider etwas eindimensional bleibt (und dadurch charakterlich an einen gewissen Donald T. erinnert...), durch den zwar arg ramponierten aber dennoch pflichtbewusst seine Arbeit fortsetzenden Chris eine persönliche Standpauke, bei der er noch glimpflich davonkommt, beim nächsten Fehlverhalten kommt der Weihnachtsmann aber wieder, und dann nicht mehr in so guter Stimmung…

Der Film sollte natürlich vor Weihnachten in den Kinos starten, da dies nicht möglich ist und eine Startverschiebung in den Januar nicht so sinnvoll schien, gibt es ihn jetzt direkt auf verschiedenen Streaming-Portalen. Prost!

 



Regie: Eshom + Ian Nelms

Drehbuch: Eshom + Ian Nelms

Kamera: Johnny Derango

Musik: Mondo Boys


Darsteller:

Mel Gibson, Walton Goggins, Marianne Jean-Baptiste, Chance Hurstfield

 

Splendid Film

100 min.

FSK 16

Deutscher Kinostart: fällt aus, ab 04. Dezember 2020 digital und demnächst auf DVD/ Blu-ray zum Kauf

 Fotos und Trailer: © Splendid Film GmbH


 

 

Heimkino: Colony - Staffel 3

Was bisher geschah, hier noch einmal zum nachgelesen:

https://wandasnewworld.blogspot.com/2020/04/heimkino-colony-staffel-1.html

https://wandasnewworld.blogspot.com/2020/07/heimkino-colony-staffel-2.html

Nach ihrer Flucht aus Los Angeles finden die Bowmans endlich das so lange gesuchte Widerstandslager im Norden, aber ihr Aufenthalt dort steht von Anfang an unter keinem guten Stern. Nach einer dramatischen und letztlich enttäuschenden Entwicklung müssen sie weiter fliehen, dann aber gibt es möglicherweise für sie, vielleicht sogar für die gesamte Menschheit, ein Licht am Ende des Tunnels in dem neu und gut organisierten Block in Seattle unter Führung des charismatischen aber undurchsichtigen Everett Kynes (Wayne Brady). 

Gleichzeitig schlägt sich Broussard in Begleitung der Ärztin Amy (Peyton List) ebenfalls nach Seattle durch und trifft dort wiederum auf Verbündete im Widerstand, während die Bowmans für eine Weile ein scheinbar geordnetes und sicheres Leben führen, bis sie widerstrebend erkennen müssen, dass sich hinter der vorgeblichen Harmonie in Seattle ein letztes furchtbares Geheimnis verbirgt. Am Ende wird es immer schwieriger, herauszufinden, wem man vertrauen kann, und wem nicht, vor allem, als das alte Schlitzohr Snyder (Peter Jacobson) wieder beginnt, an so vielen Fäden wie möglich zu ziehen...

In dieser finalen Staffel werden nach und nach die vielen losen Enden zusammengefügt, wenn auch der eigentliche Schluss ein paar neue Rätsel aufgibt. Dennoch alles in allem intelligente und spannende Unterhaltung, bei der neben den Science-Fiction-Elementen eine dramatische Familiengeschichte im Vordergrund steht, in der immer wieder abgewogen werden muss, wie weit man als Eltern geht, wenn man die Sicherheit der Familie, vor allem der Kinder, aufs Spiel setzt. Außerdem gibt es viele Schachzüge um Macht und Machterhaltung zu bewundern, bei denen der Anti-Held Snyder, der gnadenlose Opportunist, grandios verkörpert durch Peter Jacobson, eindrucksvoll demonstriert, dass es nicht immer die klügsten – und schon gar nicht die ehrenwertesten – Menschen sind, die in diesem Spiel erfolgreich sind. 

Wer stets die Situation richtig einschätzt und dann skrupellos genug ist, immer seinen Vorteil zu erkennen und entsprechend zu agieren, dem steht die Welt offen. Der interessanteste Aspekt von „Colony" bleibt dabei der, dass es weniger die Besatzer aus dem All sind, die eine Schreckensherrschaft errichten, sondern ihre menschlichen Statthalter, die diesbezüglich über jahrtausende alte, offensichtlich genetisch tief verankerte Fähigkeiten verfügen. Ein Mann wie Snyder ist dabei weder richtig böse, obwohl er Böses tut, noch ist er ein guter Mensch, wenn er einmal etwas Gutes veranlasst, er ist einfach unschlagbar darin, in allen Situationen zu überleben und immer wieder auf die Füße zu fallen, während die sich immer mit moralischen Fragen quälende Familie Bowman nur halb so viel Spaß und auch nicht immer den erhofften Erfolg bei ihren Aktionen hat. Aber zum Snyder muss man geboren sein, da helfen nicht einmal die Algorithmen, die ihn einst für seine Aufgabe ausgewählt haben…

Alles in allem eine absolut sehenswerte und intelligente Serie mit vielen Facetten, die leider im Vergleich zu manchen hochgelobten Produktion völlig zu Unrecht etwas untergegangen ist! 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Juan José Campanella, Tim Southam, Nelson McCormick, Peter Leto, Roxann Dawson, Jeremy Webb, Scott Peters u.a.

Drehbuch: diverse, b/a den Entwicklern Ryan J. Condal und Carlton Cuse

Kamera: Christopher Faloona u.a.

Schnitt: Nona Khodai u.a.

Musik: Clinton Shorter

 

Darsteller:

Josh Holloway, Sarah Wayne Callies, Peter Jacobson, Tory Kittles, Isabella Crovetti, Alex Neustaedter, Amanda Righetti, Wayne Brady, Peyton List

 

Pandastorm

FSK 16

VÖ: ab 20. November 2020

 

Details DVD:

 Anzahl Discs: 4

Laufzeit: 550 min. (13 Episoden à 42 min.)

Bildformat: 1,78:1 / 16:9

Ton: Deutsch DD 5.1, Englisch DD 5.1

Untertitel: Deutsch

Extras: Episodenguide

 

Details Blu-ray:

Anzahl Discs: 3

Laufzeit: 550 Min. (13 Folgen à 42 Min.)

Bildformat: 1,78:1 / 1080p24 / AVC

Ton: Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1, Englisch DTS-HD Master Audio 5.1

Untertitel: Deutsch

Extras: Episodenguide

Donnerstag, 29. Oktober 2020

Im Kino: Hexen hexen (The Witches)

 Ein kleiner Waisenjunge (Jahzir Bruno) zieht Ende 1967 zu seiner Großmutter (Octavia Spencer) nach Demopolis im ländlichen Alabama. Um ihn vor einer Hexe zu schützen, begeben sich Oma und Enkel in ein Seebad und steigen dort im schicksten Hotel am Platz ab, nicht wissend, dass ausgerechnet dort ein Hexenkonvent unter Leitung der bösesten aller Hexen, der Grand High Witch (Anne Hathaway), stattfindet, um einen finsteren Plan zur Vernichtung aller Kinder auszuhecken, denn Hexen hassen Kinder. Dieses üble Vorhaben zu verhindern erfordert viel Mut und bleibt nicht ohne Opfer...

Altmeister Robert Zemecki hat sich an eine Neuverfilmung des auf dem Kinderbuch von Roald Dahl beruhenden kultigen Films gleichen Namens aus dem Jahr 1990 gewagt, und das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Die Hexen, innen und außen häßliche Wesen, verbergen ihre Häßlichkeit hinter mondänen Kostümen und Masken und Anne Hathaway als Oberhexe mit russischem Akzent, mit Mundwinkeln wie der Joker und Zähnen wie der gute alte Pennywise, zieht sichtbar lustvoll alle mimischen Register, bis an die Schmerzgrenze und manchmal auch darüber hinaus. Das Ganze ist mit netten Spezialeffekten unterlegt, wie sie zum Beispiel ein im Raum vermutetes Kind erschnüffelt ist sicher eines der tricktechnischen Highlights des Films. Der Roald Dahl’sche schwarze Humor blitzt hin und wieder auf, aber auch die warmherzige Verbindung zwischen Großmutter und ihrem zur Waise gewordenen Enkel wird dank der tollen Darsteller spürbar.

Abweichend von der Vorlage wird die Handlung zeitlich und räumlich verlegt, von den 1980ger Jahren in Norwegen und England in die 1960ger Jahre und die Südstaaten der USA, mit einigen unterschwelligen Rassen- und Klassenkampfanspielungen, glücklicherweise ohne die eigentliche Story zu überlager. Bemerkenswert ist, dass das standardmäßig zu erwartende Hollywood-Happy-End ausbleibt aber trotzdem ein versöhnlicher Abschluss gefunden wird.

Für kleinere Kinder dürfte der Film vielleicht eine Spur zu gruselig sein, für Jugendliche oder Erwachsene dagegen nicht gruselig genug, dennoch eine Empfehlung für das anstehende Halloweenfest, das coronabedingt wahrscheinlich ausfallen wird, außerdem die letzte Gelegenheit, noch einmal ins Kino zu gehen, bevor die Theater wieder alle schließen müssen.

 


Regie: Robert Zemeckis

Drehbuch: Robert Zemeckis, Kenya Barris, Guillermo del Toro, b/a Buch von Roald Dahl

Kamera: Don Burgess

Schnitt: Jeremiah O’Driscoll, Ryan Chan

Musik: Alan Silvestri

 

Darsteller:

Anne Hathaway, Octavia Spencer, Stanley Tucci, Kristin Chenoweth, Christ Rock, Jahzir Kadeem Bruno, Codie-Lei Eastick

 

Warner Bros. Pictures Germany/ Warner Bros. Entertainment GmbH

104 min.

 Deutscher Kinostart: 29. Oktober 2020

Im Kino: Yakari – Der Kinofilm (Yakari – Le Film)

Der kleine Indianerjunge Yakari vom Stamm der Sioux träumt davon, eines Tages auf dem Wildpferd Kleiner Donner zu reiten, aber dies scheint unmöglich, da es bisher niemandem gelungen ist, das Pferd einzufangen. Bei seinem Versuch, sich seinen Traum zu erfüllen, gerät Yakari auf Abwege, die ihn weit weg von seinem Dorf bringen. Er benötigt all seinen Mut und die Hilfe vieler neuer Freunde, um wohlbehalten heimzukehren und den Grundstein für seine Freundschaft mit Kleiner Donner zu legen, mit dem er dann später viele spannende Abenteuer erleben wird.

Der Film bringt die seit Jahrzehnten beliebte Comic-Reihe nach etlichen TV-Adaptionen nun endlich auf die große Leinwand, für die kleinen (und großem) Fans sicher eine tolle Nachricht. Aber auch Neulinge finden sich sofort zurecht, da die Geschichte ganz an den Anfang zurückgeht, als Yakari von seinem Totemtier, dem Weißkopfadler Großer Adler, die Gabe erhält, die Sprache der Tiere zu verstehen und er und Kleiner Donner zum ersten Mal zusammenkommen. Außerdem werden alle wichtigen weiteren Figuren eingeführt, wie Yakaris kleine Freunde Regenbogen und Kleiner Dachs, Vater Kühner Blick und Mutter Schimmernde Zöpfe, daneben treten ein paar Tiere auf, die Yakari – dessen Name als einziger keine Eigenschaft beschreibt – auf seinem Weg begegnen, die für Auflockerung und Humor sorgen sollen, wie zum Beispiel der eigenwillige Biber Lindenbaum.

Ohne spektakuläre CGI-Effekte und damit ohne die allzu naturalistischen Darstellungen einiger Animationsfilme der letzten Zeit bekommt man hier wieder einen echten Trickfilm zu sehen, der aussieht, wie Bild für Bild gezeichnet, schlicht, aber dennoch perfekt gemacht und gerade bei den Landschaftsbildern schön anzusehen. Die Story ist allerdings eher einfach gestrickt und setzt sich aus vielen Einzelepisoden zusammen, die keiner durchgehenden Dramaturgie folgen, es geht um Freundschaft; Mut und die schützende Gemeinschaft von Dorf und Familie, aus der man auf dem Weg zum Erwachsenenwerden aber auch schon mal ausbrechen muss, um seinen eigenen Weg zu finden. Alles in allem sicher ein toller Film für ganz kleine Zuschauer, für Jugendliche oder Erwachsene ohne nostalgischen Yakari-Hintergrund in ihrem Leben allerdings am Ende zu schlicht, um wirklich zu fesseln.

 


Regie: Xavier Giacometti & Toby Genkel

Drehbuch: Xavier Giacometti & Toby Genkel, b/a auf den YAKARI-Comics von Derib & Job (Texter André Jobin und Zeichner Claude de Ribaupierre)

Musik: Guillaume Poyet

 

Mit den Stimmen von Mia Diekow (Yakari), Diana Amft (Lindenbaum), Hans Sigl (Großer Adler) und Patrick Bach (Kleiner Dachs).

 

Leonine

Gefördert von Deutscher Filmförderfonds, Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein,
Film- und Medienstiftung NRW, FFA Minitraité
 

FSK 0

82 min.

Deutscher Kinostart: 29. Oktober 2020