Die vier Schwestern Meg (Emma Watson), Jo (Saoirse Ronan),
Beth (Eliza Scanlen) und Amy (Florence Pugh) March wachsen in Zeiten des
amerikanischen Bürgerkriegs in Neuengland auf. Während der Vater (Bob Odenkirk)
kriegsbedingt abwesend ist, obliegt es der Mutter Marmee (Laura Dern), ihre
vier Mädels durch die schweren Zeiten zu bringen, schwer im allgemeinen, aber
schwer auch für Frauen, die ein einigermaßen selbstbestimmtes Leben führen
möchten.
Alle vier Mädchen haben Träume, aus ihrem Leben etwas
Besonderes zu machen, jede bringt eigene Talente hierfür mit, aber es ist Jo
March, die es schafft, die Erzählungen, die sie schreibt, auch zu verkaufen,
also eine echte Schriftstellerin zu werden. Früh lernt sie, dass zu einem
„richtigen“ Ende gehört, dass die Protagonistinnen ihrer Geschichten entweder
tot zu sein haben – oder verheiratet. Für Jo bedeutet dies lange Zeit ein und
dasselbe, weshalb sie sich standhaft weigert, dem Werben des attraktiven und
verträumten Nachbarsjungen Laurie (Timothée Chalamet) nachzugeben, während ihre
Schwestern nach einer turbulenten Jungmädchenzeit im Hause March nach und nach
den Vorgaben gehorchen.
In den USA ein Klassiker der feministischen Literatur,
dürfte die Romanvorlage von Louisa May Alcott hierzulande weit weniger bekannt
sein. Bekannt ist jedoch wahrscheinlich die ein oder andere der zahlreichen
Verfilmungen des Stoffs, zuletzt 1994 unter dem deutschen Titel „Betty und ihre
Schwestern“, aber vor allem die von George Cukor in Szene gesetzte Version von 1933
mit der unvergleichlichen Katharine Hepburn.
Die Schauspielerin Greta Gerwig, die mit dem mit etlichen
Preisen bedachten Streifen „Lady Bird“ reüssierte, hat sich nun einmal mehr
dieses Stoffes angenommen und daraus einen – man kann es durchaus so bezeichnen
– bezaubernden Film gemacht, für den sie auch das Drehbuch adaptiert hat. Dies
liegt zum einen an der hervorragenden Besetzung jeder einzelnen Rolle, hierbei
verdienen Laura Dern für ihre Darstellung der Mutter, die mit ihrer besondere
Wärme, aber auch mit kritischer Einstellung zum Leben von Frauen im 19.
Jahrhundert überzeugt, eine besondere Erwähnung, vor allem aber glänzt Florence
Pugh einmal mehr mit ihrer lebendigen Interpretation der Rolle von Amy March.
Meryl Streep und der unvermeidliche Timothée Chalamet runden das Ensemble ab,
an letzterem kommt man offensichtlich zur Zeit nicht herum, wenn es darum geht,
einen immer etwas entrückten jugendlichen Helden zu besetzen.
Zum anderen gelingt es Gerwig, die immer noch zeitgemäßen
Bezüge der alten Geschichte herauszuarbeiten und hierfür die passende
Atmosphäre zu schaffen. Die nicht lineare Erzählweise mag manchen Zuschauer
anfangs etwas verwirren, der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart der
Figuren schafft jedoch eine interessante Perspektive, hat man doch auf einen
Blick ein ganzes Leben vor Augen. Warme Farbtöne und nostalgische Bilder lassen
uns eintauchen in eine ferne Zeit, aber so plüschig und antiquiert die Kulisse
wirken mag, der Drang der jungen Frauen nach Emanzipation bleibt zeitlos und
aktuell. Und die Emanzipation der Jo March und aller ihrer Schwestern im Geiste
wird dann erreicht, wenn es einer Frau erlaubt ist, ihren eigenen Weg zu gehen,
der Preis hierfür aber nicht ein Leben in Einsamkeit ist, sondern trotzdem eine
erfüllte Partnerschaft erlaubt, sprich: am Ende darf – nicht muss! – auch
geheiratet werden…
Regie: Greta
Gerwig
Drehbuch:
Greta Gerwig, b/a Roman von Louisa May Alcott
Kamera: Yorick
Le Saux
Schnitt: Nick
Houy
Musik:
Alexandre Desplat
Darsteller:
Saoirse Ronan, Emma
Watson, Florence Pugh, Eliza Scanlen, Laura Dern, Meryl Streep, Timothée
Chalamet, Tracy Letts, Bob Odenkirk, James Norton, Louis Garrel, Chris Cooper
Sony Pictures
135 min.
Deutscher Kinostart: 30. Januar 2020
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