Blog-Archiv

Mittwoch, 29. Januar 2020

Film-Rezensionen: Little Women


Die vier Schwestern Meg (Emma Watson), Jo (Saoirse Ronan), Beth (Eliza Scanlen) und Amy (Florence Pugh) March wachsen in Zeiten des amerikanischen Bürgerkriegs in Neuengland auf. Während der Vater (Bob Odenkirk) kriegsbedingt abwesend ist, obliegt es der Mutter Marmee (Laura Dern), ihre vier Mädels durch die schweren Zeiten zu bringen, schwer im allgemeinen, aber schwer auch für Frauen, die ein einigermaßen selbstbestimmtes Leben führen möchten.

Alle vier Mädchen haben Träume, aus ihrem Leben etwas Besonderes zu machen, jede bringt eigene Talente hierfür mit, aber es ist Jo March, die es schafft, die Erzählungen, die sie schreibt, auch zu verkaufen, also eine echte Schriftstellerin zu werden. Früh lernt sie, dass zu einem „richtigen“ Ende gehört, dass die Protagonistinnen ihrer Geschichten entweder tot zu sein haben – oder verheiratet. Für Jo bedeutet dies lange Zeit ein und dasselbe, weshalb sie sich standhaft weigert, dem Werben des attraktiven und verträumten Nachbarsjungen Laurie (Timothée Chalamet) nachzugeben, während ihre Schwestern nach einer turbulenten Jungmädchenzeit im Hause March nach und nach den Vorgaben gehorchen.


In den USA ein Klassiker der feministischen Literatur, dürfte die Romanvorlage von Louisa May Alcott hierzulande weit weniger bekannt sein. Bekannt ist jedoch wahrscheinlich die ein oder andere der zahlreichen Verfilmungen des Stoffs, zuletzt 1994 unter dem deutschen Titel „Betty und ihre Schwestern“, aber vor allem die von George Cukor in Szene gesetzte Version von 1933 mit der unvergleichlichen Katharine Hepburn.

Die Schauspielerin Greta Gerwig, die mit dem mit etlichen Preisen bedachten Streifen „Lady Bird“ reüssierte, hat sich nun einmal mehr dieses Stoffes angenommen und daraus einen – man kann es durchaus so bezeichnen – bezaubernden Film gemacht, für den sie auch das Drehbuch adaptiert hat. Dies liegt zum einen an der hervorragenden Besetzung jeder einzelnen Rolle, hierbei verdienen Laura Dern für ihre Darstellung der Mutter, die mit ihrer besondere Wärme, aber auch mit kritischer Einstellung zum Leben von Frauen im 19. Jahrhundert überzeugt, eine besondere Erwähnung, vor allem aber glänzt Florence Pugh einmal mehr mit ihrer lebendigen Interpretation der Rolle von Amy March. Meryl Streep und der unvermeidliche Timothée Chalamet runden das Ensemble ab, an letzterem kommt man offensichtlich zur Zeit nicht herum, wenn es darum geht, einen immer etwas entrückten jugendlichen Helden zu besetzen.

Zum anderen gelingt es Gerwig, die immer noch zeitgemäßen Bezüge der alten Geschichte herauszuarbeiten und hierfür die passende Atmosphäre zu schaffen. Die nicht lineare Erzählweise mag manchen Zuschauer anfangs etwas verwirren, der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart der Figuren schafft jedoch eine interessante Perspektive, hat man doch auf einen Blick ein ganzes Leben vor Augen. Warme Farbtöne und nostalgische Bilder lassen uns eintauchen in eine ferne Zeit, aber so plüschig und antiquiert die Kulisse wirken mag, der Drang der jungen Frauen nach Emanzipation bleibt zeitlos und aktuell. Und die Emanzipation der Jo March und aller ihrer Schwestern im Geiste wird dann erreicht, wenn es einer Frau erlaubt ist, ihren eigenen Weg zu gehen, der Preis hierfür aber nicht ein Leben in Einsamkeit ist, sondern trotzdem eine erfüllte Partnerschaft erlaubt, sprich: am Ende darf – nicht muss! – auch geheiratet werden…


Regie: Greta Gerwig
Drehbuch: Greta Gerwig, b/a Roman von Louisa May Alcott
Kamera: Yorick Le Saux
Schnitt: Nick Houy
Musik: Alexandre Desplat

Darsteller:
Saoirse Ronan, Emma Watson, Florence Pugh, Eliza Scanlen, Laura Dern, Meryl Streep, Timothée Chalamet, Tracy Letts, Bob Odenkirk, James Norton, Louis Garrel, Chris Cooper
 
Sony Pictures
135 min.
Deutscher Kinostart: 30. Januar 2020
 
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen