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Dienstag, 28. Januar 2020

Film-Rezensionen: Die Kunst der Nächstenliebe (Les bonnes intentions)

Die 50jährige Isabelle (Agnès Jaoui) engagiert sich, wo sie nur kann, kein Bedürftiger ist vor ihr sicher und ihre Sprachkurse für Flüchtlinge betreibt sie mit mehr Leidenschaft als didaktischen Fähigkeiten. Bei all ihren Aktivitäten merkt sie jedoch nicht, wie sehr sie ihre eigene Familie vernachlässigt, und ihr Ehemann Ajdin (Tim Seyfi), selbst ein ehemaliger Flüchtling, hat den Eindruck, dass er nach erfolgreicher Integration nicht mehr so interessant für sie ist. Als eine junge Kollegin mit modernen Methoden neue Maßstäbe für Sprachkurse setzt, gerät neben Isabelles Ehe auch ihre Arbeit in Gefahr und sie beginnt ein waghalsiges Experiment, um ihre Schüler zu halten, dabei spitzt sich die Situation in ihrer Familie weiter zu.

Der Film, als Komödie mit sozialkritischen Untertönen angelegt, tut sich ein wenig schwer, die Balance zwischen beidem zu halten, manche Gags und Situationen sind arg platt geraten. Dennoch erzählt ein gut aufgelegtes Schauspielerensemble eine alles in allem ansprechende Geschichte über den alltäglichen Kampf um Normalität im Zusammenprall der Kulturen. Dabei ist die Sprache, um die sich die Figur der Isabelle so bemüht, nicht immer entscheidend, wenn es zu Missverständnissen kommt, der Schlüssel für ein gedeihliches Miteinander liegt oftmals woanders. Daneben zeichnet der Film das Bild des übereifrigen Helfers, dessen im Übermaß ausgeschüttete Hilfsbereitschaft oft eigene Defizite überdeckt, ein Gedanke, der nicht neu sein mag, der es jedoch wert ist, in – wie hier – unterhaltsamer Weise beleuchtet zu werden, um ein wenig am Heiligenschein der vermeintlich selbstlosen Wohltäter zu kratzen und zu zeigen, dass gute Absichten (so der Originaltitel) nicht immer zu guten Resultaten führen.


Regie: Gilles Legrand
Drehbuch: Léonore Confino, Gilles Legrand
Kamera: Pierre Cottereau
Schnitt: Andrea Sedlácková
Musik: Armand Amar

Darsteller:
Agnès Jaoui, Alban Ivanov, Claire Sermonne, Tim Seyfi, Michèle Moretti, Philippe Torreton, Eric Viellard, Marie-Julie Baup, Didier Bénureau, Martine Schambacher

Neue Visionen Filmverleih
Frk. 2018
103 min.
Deutscher Kinostart: 30. Januar 2020

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