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Dienstag, 21. Januar 2020

Film-Rezensionen: Das Vorspiel


Anna Bronsky (Nina Hoss), Geigenlehrerin an einem Musikkonservatorium, setzt sich gegen ihre Kollegen durch, als sie den jungen Alexander (Ilja Monti) als Schüler aufnimmt. Sie sieht in ihm großes Potenzial und verwendet während des folgenden Schuljahres ihre ganze Energie und ihren ganzen Ehrgeiz darauf, ihn auf die Abschlussprüfung vorzubereiten. Dabei merkt sie nicht, wie sich ihr eigener Sohn Jonas (Serafin Mishiev), der ebenfalls Geigenunterricht erhält, von ihr zurückgesetzt fühlt. Kurz vor Alexanders Prüfung wird Anna immer fordernder und obsessiver und beschwört damit eine Katastrophe herauf, die so niemand vorhergesehen hat…

Es ist die bekannte Geschichte des Erwachsenen, der seine eigenen verpassten Träume um jeden Preis über einen Stellvertreter doch noch verwirklichen möchte, nur dass sich Anna Bronsky hierbei nicht des eigenen, sondern eines fremden Jungen bedient, der ihr offensichtlich vielversprechender erscheint. Die spannungsreiche Dramatik, die sich Schritt für Schritt aufbaut, wird gegen Ende des Films fast körperlich spürbar, wenn Anna sich weit über die Grenzen hinwegsetzt, die ein Lehrer-Schüler-Verhältnis ausmachen. 
Nina Hoss porträtiert diese Frau mit beeindruckender Verve und Intensität, es ist vor allem ihre Darstellung einer Frau, die mehr und mehr ihre Mitte verliert und dabei nicht merkt, welchen Flurschaden sie in ihrem Umfeld anrichtet, die den Film sehenswert macht, der sich ansonsten manchmal in Andeutungen verliert, wo er präziser hätte sein können und dann wieder Details einstreut, die die Handlung nicht weiterbringen. Neben Hoss beeindrucken aber auch die beiden jungen Darsteller Ilja Monti und Serafin Mishiev, die die nicht eben leichte Aufgabe meistern, neben einer Vollblutakteurin wie Nina Hoss zu bestehen.



Regie: Ina Weisse
Drehbuch: Daphne Charizani, Ina Weisse
Kamera: Judith Kaufmann
Schnitt: Hansjörg Weißbrich

Darsteller:
Nina Hoss, Simon Abkarian, Jens Albinus, Ilja Monti, Serafin Mishiev, Winnie Böwe, Thomas Thieme

Porte au Prince Pictures
Deutschland 2019
90 min.
Deutscher Kinostart: 23. Januar 2020


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