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Dienstag, 28. Februar 2023

Im Kino: Tár

Lydia Tàr (Cate Blanchett) ist die erste Chefdirigentin eines großen Orchesters, sie ist eine Macherin und strotzt vor Energie und Selbstbewusstsein. Zusammen mit ihrer Frau Sharon (Nina Hoss), der Ersten Violinistin des Orchester, und Tochter Petra (Mila Bogojevic) lebt sie in einer schicken Berliner Altbauwohnung und lässt ihr Leben von Assistentin Francesca (Noémi Merlant) durchorganisieren. Nichts scheint sie aufhalten zu können, aber dann bringt die neue junge Cellistin Olga (Sophie Kauer) alles durcheinander und nach und nach zeigt sich, dass Lydia doch nicht so perfekt ist, wie sie alle glauben machen möchte…

Die Figur der Lydia Tár ist eine fiktive, die wenigen Chefdirigentinnen, die es weltweit geben mag, sollten sich von ihrem Porträt nicht getroffen fühlen, denn sie steht sicher nicht beispielhaft für diesen Berufsstand. Beispielhaft soll dagegen ihr Weg an die Spitze in einer von Männern dominierten Branche stehen, hier ist die Frage, ob sich nicht alle Frauen getroffen fühlen sollten, denn es wird unterstellt, dass man rücksichtslos und selbstgerecht sein muss, um ganz nach oben zu kommen, dass man dabei die Macht, die man über andere erlangt, in jeder Hinsicht, sowohl in beruflicher als auch privater Hinsicht, für sich ausnutzt und dies somit kein „Privileg“ von Männern ist, sondern Frauen sich in vergleichbaren Situationen genauso verhalten. Machtmissbrauch wäre demnach geschlechtsneutral, eine These, über die sich nachzudenken lohnt, da bisher jedoch mehr Männer in den wirklich einflussreichen Positionen saßen, bleibt abzuwarten, ob Frauen nicht doch einen anderen, besseren Weg finden werden.

Cate Blanchett zieht bei dem Porträt dieser Frau alle Register ihres Könnens, sie lässt sie dominant und selbstgerecht erscheinen, aber auch hin und wieder verletzlich, wobei diese Momente nicht lange anhalten. Vor allem die Menschen in ihrem näheren Umfeld leiden unter ihren Launen, so scheut sie sich nicht, auch lange gewachsene Verbindungen zu kappen, wenn es ihr opportun erscheint.

Einer solchen Person über die ganze Länge des Films von 157 Minuten zu folgen, ist fast schon eine Zumutung, aber es lohnt sich am Ende, denn der Film fasziniert mit tiefen Einblicken in die Seele eines Menschen, ungeschminkt und mit allen Höhen und Tiefen, wie man ihn sie selten zu sehen bekommt, darüber hinaus ist es spannend, so hautnah bei der Entstehung eines Orchesterwerks dabei zu sein – ein Film für alle, die etwas Besonderes erleben und einer Vollblutakteurin wie Blanchett bei der Arbeit zusehen möchten.

 


Regie: Todd Field

Drehbuch: Todd Field

Kamera: Florian Hoffmeister

Schnitt: Monika Willi

Musik: Hildur Guðnadóttir

 

Besetzung:

Cate Blanchett, Noémi Merlant, Nina Hoss, Sophie Kauer, Mark Strong, Mila Bogojevic

 

Universal Pictures

2022

157 min.

FSK 6

Deutscher Kinostart: 02. März 2023

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=DEzQyWZOVHQ (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=TDwRtqEDD40 (Englisch)

 

Mittwoch, 22. Februar 2023

Im Kino: What's Love got to do with it?

Filmemacherin Zoe (Lily James) ist – sehr zum Leidwesen ihrer Mutter Cath (Emma
Thompson) – nicht unbedingt auf der Suche nach einem Ehemann, aber nach immer wieder enttäuschenden Dates wäre eine nette Beziehung schon nicht schlecht. Als ihr Jugendfreund und Nachbar Kazim (Shazad Latif) beschließt, sich seine Ehe nach alter Tradition von seinen Eltern arrangieren zu lassen, ist Zoe zunächst entsetzt, etwas anderes als eine Verbindung aus Liebe kann sie sich überhaupt nicht vorstellen. Während sie die Hochzeitsvorbereitungen und die Eheschließung des Freundes filmisch begleitet, gibt es für sie aber auch für Kazim jede Menge neue Erkenntnisse…

Bei dem Film handelt es sich nicht um ein Bio-Pic über Tina Turner, sondern um die alte und spannende Frage, welches Konzept mehr Erfolgschancen hat: Ehen, die aus Liebe und romantischen Vorstellungen heraus geschlossen werden, oder solche, bei der ein professioneller Matchmaker seine Hand im Spiel hatte, der nach objektiven Gesichtspunkten zusammenführt, was zusammengehört?

Wenn wir uns hier im Westen naserümpfend abwenden von arrangierten Verbindungen und den vermeintlich rückständigen Kulturen, in denen diese Praxis noch immer betrieben wird, vergessen wir natürlich, dass es auch hier in gewissen Kreisen immer üblich war, nicht die Eheleute sondern deren Familien miteinander zu verbinden, um langfristige Ziele zu verfolgen. In einer unter solchen Umständen geschlossenen Ehe kam die Liebe dann eben erst später und die Scheidungsrate soll niedriger ausfallen, als bei den so romantisierten Verbindungen. In beiden Fällen lernt man den anderen sowieso erst nach der Hochzeit richtig kennen, wenn dann aber das Fundament belastbar ist, weil alle anderen Kriterien stimmen, dann spricht das eben eher gegen eine Verbindung, die auf flüchtigen und unsteten Gefühlen fußt – siehe Titel des Films. Oder vielleicht doch nicht?

Regisseur Kapur und Drehbuchautorin Khan sind in den Kulturen, die der Film beleuchtet, nämlich der britischen und der pakistanischen, zu Hause und man darf daher davon ausgehen, dass sie uns keine bloße Ansammlung von Klischees präsentieren, und so ist der Film eine richtig nette Komödie geworden, was auch an den sympathischen Hauptdarstellern liegt, die frisch an ihr Werk gehen und uns auf ihrem Weg zur Erkenntnis mitnehmen, wobei der Ausgang der Geschichte von Anfang an klar sein dürfte. Dies sollte aber nur miesepetrige ZuschauerInnen wirklich stören, die an allem etwas zu mäkeln haben, denn der Film beleuchtet sein Thema locker und unterhaltsam, und auch, wenn man natürlich am Ende nicht entscheiden kann, was richtig oder falsch ist, ist man vielleicht bereit, von einem allzu starren Dogmatismus abzurücken und Verständnis für die andere Seite zu entwickeln.

Wenn einem Film das gelingt, wäre es natürlich außergewöhnlich, und in dieser Hinsicht sollte man dann doch nicht zu viel erwarten, aber ein netter Kinoabend ist doch auch etwas wert!

 


Regie: Shekhar Kapur

Drehbuch: Jemima Khan

Kamera: Remi Adefarasin

Schnitt: Guy Bensley, Nick Moore

Musik: Nitin Sawhney

 

Besetzung:

Lily James, Shazad Latif, Emma Thompson, Oliver Chris, Nikkita Chadha, Assim Chaudhry, Nosheen Phoenix, Shabana Azmi

 

StudioCanal

2022

 108 min.

FSK 6

Deutscher Kinostart: 23. Februar 2023

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=_fX8sGrz-nM (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=0LqOp2MNwao (Englisch) 

Mittwoch, 15. Februar 2023

Im Kino: Ant-Man And The Wasp: Quantumania

Die Superhelden Scott Lang (Paul Rudd) und Hope Van Dyne (Evangeline Lilly) finden sich bei ihrem neuen Abenteuer zusammen mit Hopes Eltern Janet Van Dyne (Michelle Pfeiffer) und Hank Pym (Michael Douglas) sowie Scotts Tochter Cassie Lang (Kathryn Newton) im Quantenreich wieder, das von den schrägsten Kreaturen bevölkert ist und von dem in Gestalt des zwielichtigen Kang (Jonathan Majors) eine gewaltige Bedrohung für die Welt ausgeht…  

Es gibt viel zu sehen durch die liebe- und phantasievoll geschaffenen Gestalten im Quantenreich, das sich dann aber nicht so sehr von anderen Welten unterscheidet, zumindest was die Psychologie der Figuren betrifft, egal ob Mensch oder andere Kreatur, oder deren Handlungen, die irgendwie immer in Kämpfen Gut gegen Böse münden, bei denen am Ende in der Regel die Guten gewinnen, ein bisschen Liebe, ein bisschen Vater-Tochter-Beziehung und am Ende wird wieder einmal die Welt gerettet. Die Schauspielerrige agiert solide, mit BillMurray in einer launigen Nebenrolle und einem gut aufgelegten Bösewicht Johnathan Majors, und wie schön, Michael Douglas noch immer in Aktion sehen zu können!

Alles in allem die bewährte – deswegen aber nicht schlechte – Mischung von menschlichen Konflikten, Liebe, Hass, Action und Kampfszenen, wie immer dankenswerterweise gewürzt mit einer Prise Humor, um das Ganze verdaulich zu machen, ein Film, der niemandem wehtut und dabei solide unterhält, nicht mehr aber auch nicht weniger. Und natürlich, auch wie gehabt: Nicht zu früh das Kino verlassen…

 


 Regie: Peyton Reed

Drehbuch: Jack Kirby, Jeff Loveness

Kamera: Bill Pope

Schnitt: Adam Gerstel, Laura Jennings

Musik: Christophe Beck

 

Besetzung:

Paul Rudd, Evangeline Lilly, Jonathan Majors, Kathryn Newton, Michelle Pfeiffer, Michael Douglas, Bill Murray, Randall Park, Corey Stoll, David Dastmalchian

 

Walt Disney Studio Germany/ Marvel Studios

USA 2023

125 min.

FSK

Deutscher Kinostart: 15. Februar 2023

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=mVv62x6CwBE (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=5WfTEZJnv_8 (Englisch)

Dienstag, 14. Februar 2023

Im Kino: Perfect Addiction

Junge Kickboxtrainerin wird von ihrem kickboxenden Boyfriend betrogen und trainiert daraufhin seinen ärgsten Konkurrenten…

Diese kurz nach dem Valentinstag startende Romanze mit Kampfsportelementen ist ganz auf die Zielgruppe der „After…“-Franchisereihe zugeschnitten und wurde wie diese ursprünglich auf der E-Book-Plattform Wattpad verbreitet.

Ob es gelingt, neben besagter Zielgruppe, den romantisch orientierten weiblichen Teenagern, auch deren Freunde mit ins Kino zu locken, bleibt abzuwarten, da die Kampfszenen zwar routiniert, aber doch eher uninspiriert inszeniert sind, ebenso wie die obligatorischen Trainingseinheiten, die sich die Trainerin für ihren Schützling ausgedacht hat. 

 Die Romanze stellt ebenso routiniert die Gefühlswelt der jungen Kickboxerin dar, die leider die gesamte Handlung aus dem Off kommentiert, was ziemlich nervt, da hätte es auch gereicht, die Bilder für sich sprechen zu lassen.

Aus ein paar anderen angerissenen Elementen, die hätten interessant werden können – einem familiären Trauma oder der Figur des die Protagonisten sympathisch und lebensklug begleitenden erwachsenen Leiters des Gym, in dem vorwiegend trainiert wird – macht der Film leider viel zu wenig, um aus ihm mehr als eine flache Teenager-Romanze mit eben besagten Kampfsportelementen werden zu lassen…

 


 Regie: Castille Landon

Drehbuch: Stephanie Sanditz, b/a Buch von Claudia Tan

Schnitt: Morgan Halsey, Arne Herrmann

Musik: Jonathan Sanford

 

Besetzung:

Kiana Madeira, Matthew Noszka, Ross Butler, Manu Bennett

 

Constantin Film/ Wattpad

USA 2023

98 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 16. Februar 2023

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=soH8FaDfTLw (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=svXVfr-oojU (Englisch)

 

 

Im Kino: Vogelperspektiven

Der Filmemacher Jörg Adolph, von dem auch der Dokumentarfilm „Das geheime Leben der Bäume“ stammt, widmet sich hier der Arbeit des Ornithologen und Vorsitzenden des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern, Dr. Norbert Schäffer und begleitet diesen durch dessen manchmal mühevollen Weg durch die Lande, um für seine Sache und die Sache der Vögel zu werben. Außerdem kommt der passionierte Birdwatcher Arnulf Conradi zu Wort, denn auch die Hilfe engagierter Laien leistet einen wichtigen Beitrag zum Natur- bzw. hier Vogelschutz.

Es gibt nicht die spektakulären Bilder, die man vielleicht erwartet, dafür jede Menge Szenen aus dem Alltag diverser Vogelschutz-Aktivisten, wobei diese Sequenzen leider etwas unverbunden aneinandergereiht werden, so dass insgesamt ein wenig der durchgehende rote Faden fehlt.

Dennoch gibt es durchaus interessante Einblicke in die manchmal zähen Bemühungen, die der Einsatz für die Sache von allen Beteiligten fordert, sowie einige schöne und eindrucksvolle Bilder zur Vogelwelt im Allgemeinen und ein paar exemplarischen Vogelschicksalen im Besonderen, einschließlich der nachdrücklichen und notwendigen Betonung dessen, wie sehr Umwelt, Tiere und hier besonders die Vögel, unseres Schutzes und unserer Aufmerksamkeit bedürfen.

 


 Regie: Jörg Adolph

Drehbuch: Jörg Adolph

Kamera: Daniel Schönauer

Schnitt: Anja Pohl

Musik: Acid Pauli

 

Mit: Norbert Schäffer, Arnulf Conradi uva.

 

Dokumentarfilm

Verleih Filmperlen

D 2023

106 min.

Deutscher Kinostart: 16. Februar 2023

 

 Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=qTwZCe7m5rI

 

 

 

Mittwoch, 8. Februar 2023

Im Kino: Knock at the Cabin

Eric (Ben Aldrige) und Andrew (Jonathan Groff) verbringen die Ferien mit ihrer kleinen Tochter Wen (Kristen Cui) in einem idyllischen Blockhaus im Wald, als plötzlich vier Fremde vor der Tür stehen und eine furchtbare Entscheidung von ihnen verlangen…

Stell Dir vor, eines schönen Tages klopft die Apokalypse an Deine Tür… Nicht anders stellt sich die Situation für die Kleinfamilie in ihrer Hütte dar, als die Fremden mit ihrem Anführer, dem sanftmütigen Hünen Leonard (Dave Bautista), in ihre Idylle einbrechen, ihre altertümlichen martialisch anmutenden Waffen lassen jedenfalls nichts Gutes ahnen. Wer Filme von Regisseur Shyamalan kennt, weiß, auf was man sich einlässt: mysteriöse Geschichten mit Horrorelementen und einem unerwarteten Twist am Ende, der alles vorher Geschehene auf den Kopf stellt. Ob es diesmal auch so ist, und was Herr Shyamalan sich diesmal für seinen Schluss ausgedacht hat, soll hier natürlich nicht verraten werden, insofern sollte man vielleicht auch davon absehen, sich zu früh den ein oder anderen Trailer anzuschauen.

Der Schauplatz der Handlung könnte natürlich nicht besser gewählt sein, denn wo anders als in einer abgelegen Hütte im Wald, fernab von allem, ließe sich ein Szenario des Schreckens besser inszenieren. Bereits zu Beginn, als das kleine niedliche Mädchen Wen (hervorragend und süß: Kristen Cui) auf den scheinbar sanftmütigen Riesen Leonard trifft (ebenso hervorragend, nur nicht so süß: Dave Bautista), der sich aufgrund seiner Statur und dem, was er alsbald verkündet, dann doch als so furchterregend entpuppt, wie er aussieht, zeichnet sich etwas ab, das man so nicht erleben möchte.

In der klaustrophobischen Enge der Hütte stehen Eric und Andrew vor der Frage, ob sie es womöglich mit religiös verschobenen Irren oder mit kranken Gangstern zu tun haben, die dritte Möglichkeit, dass alles, was ihnen erzählt wird, tatsächlich stimmt, ist eigentlich keine Option – oder etwa doch? Shyamalan gelingt es meisterlich, den Widerstreit der Gefühle, der sich auch beim Zuschauen einstellt, bis zum Schluss aufrecht zu erhalten, dabei ist vor allem Dave Bautista ein Garant dafür, die Spannung immer wieder anzufachen.

Nicht jeder wird in dem Ende eine für sich befriedigende Lösung des Rätsels sehen, aber das ist bei Shyamalans Filmen auch nicht ungewöhnlich, nervenaufreibend ist das Ganze auf jeden Fall und trotz der räumlichen Enge, in der sich die Handlung entwickelt, zu keinem Zeitpunkt langweilig, und das kann man nicht von jedem Film sagen, zumal auch die Laufzeit endlich einmal wieder ein vernünftiges, der Handlung angemessenes Maß hat.

 


 Regie: M. Night Shyamalan

Drehbuch: M. Night Shyamalan, Steve Desmond, Michael Sherman, Paul Tremblay b/a dem Buch von Paul Tremblay

Kamera: Jarin Blaschke, Lowell A. Meyer

Schnitt: Noemi Katharina Preiswerk

Musik: Herdís Stefánsdóttir

 

Besetzung:

Dave Bautista, Jonathan Groff, Ben Aldridge, Kristen Cui, Nikki Amuka-Bird, Abby Quinn, Rupert Grint

 

Universal Pictures

2023

100 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 09. Februar 2023

 

Trailer: https://youtu.be/J0ARonnDJvY (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=0wiBHEACNHs (Englisch)

 

 

Im Kino: Magic Mike – The Last Dance (Magic Mike’s Last Dance)

Magic“ Mike Lane (Channing Tatum) hat schon bessere Tage erlebt und schlägt sich in Florida als Barkeeper durch. Bei einem Charity-Event macht ihm die reiche Society-Lady Maxandra Mendoza (Salma Hayek Pinault) ein verlockendes Angebot: Er soll für sie mit einem Ensemble, das er selbst rekrutieren darf, eine exquisite Show in ihrem Theater in London auf die Bühne bringen, von der man noch lange sprechen wird. Zögernd lässt Mike sich darauf ein, nicht ahnend, was dabei auf ihn zukommen wird…

 

Im dritten Teil der Stripper-Saga hat Steven Soderbergh, der in Teil zwei nur für Kamera und Schnitt verantwortlich war, wieder auf dem Regiestuhl Platz genommen. Die Rahmenhandlung ist schlicht gestrickt und dient einmal mehr lediglich als Vehikel für die sexy Showeinlagen, die jedoch gekonnt und unterhaltsam in Szene gesetzt sind. 

 

Die glänzend aussehenden, körperlich bestens ausgestatteten Mitlieder der Tanztruppe erfüllen am Ende ihren eigentlichen Zweck: Channing Tatum gut aussehen zu lassen, und er enttäuscht auch dieses Mal nicht, denn er kann es immer noch! Zudem trägt die Chemie zwischen ihm und der bestens aufgelegten Salma Hayek zu dem soliden Unterhaltungswert bei, den der Film bietet, gleich zu Beginn manifestiert durch Tatums heißen privaten Lapdance für Hayek in Gestalt der unbekannten Schönen, die ihn für ihr Unternehmen engagieren möchte. Aufgelockert werden die Tanz- und Showsequenzen durch die launig agierenden Nebenrollen in Gestalt von Hayeks Butler–Chauffeur Victor (Ayub Khan Din) und ihrer Teenager-Tochter Zadie (Jemelia George).

 

Alles in allem ein solider Spaß ohne großen Tiefgang, mit schmissigen Tanzszenen und gut gebauten Akteuren, zu denen diesmal auch die temperamentvolle Salma Hayek zu zählen ist, an der sich die männlichen (Hetero)Zuschauer erfreuen dürfen.

 


 Regie: Steven Soderbergh

Drehbuch: Reid Carolin

Kamera: Peter Andrews

Schnitt: Mary Ann Bernard

Choreographie: Alison Faul, Luke Broadlick

Musik: Season Kent

 

Besetzung:

Salma Hayek, Channing Tatum, Ayub Khan Din, Jemelia George, Juliette Motamed, Vicki Pepperdine

 

Warner Bros. Germany

 2023

112 min.

FSK

Deutscher Kinostart: 09. Februar 2023

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=7kNjrg07yQA (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=bftqEgFbYsA (Englisch)

 

Montag, 6. Februar 2023

Im Kino: Die Aussprache (Women Talking)

In einer abgeschieden lebenden Glaubensgemeinschaft werden die Frauen immer wieder von Männern missbraucht und vergewaltigt. Trotz ihrer fast nicht vorhandenen Bildung – kaum eine kann richtig lesen, schreiben oder rechnen – versammeln die Frauen sich eines Tages, um darüber zu diskutieren, wie es für sie weiter gehen soll, dabei sehen sie drei Möglichkeiten für sich: Nichts tun, bleiben und kämpfen oder gehen…

Bebildert in schmuckloser Farblosigkeit und fast ausschließlich begrenzt auf den Raum eine alter Scheune, in dem außer den Gesprächen nicht viel passiert, kommt dieser Film mit einer Wucht daher, die man lange nicht in dieser Form erlebt hat. Unmenschliche Machtstrukturen, ausgeübt durch Vorenthalten von Bildung, Unterwerfung oder Aufstand dagegen, Situationen voller Zweifel, Angst und Ohnmacht und wie man sich daraus befreien kann, werden von den (ungebildeten) Frauen mit Leidenschaft diskutiert, alte Fragen, die schon Shakespeare’s Hamlet sinnieren ließen, warum wir die Übel, die wir haben, lieber ertragen, als zu unbekannten fliehen, dieser Film transportiert all dies, spannend und von einem hervorragenden Schauspielensemble getragen, und bietet dabei weniger Schau- als immense innere Werte. Die Enge der Scheune steht dabei für die Beschränktheit des Lebens in einer von der übrigen Gesellschaft abgeschotteten Gemeinschaft, die im besten Fall viel zu geben hat, im schlimmsten aber auch die Hölle für die Eingeschlossenen bedeuten kann.

Wer allerdings etwas von den scheußlichen Verbrechen oder von den sie begehenden Männern sehen will, wer explizite Szenen braucht, weil er oder sie nicht in der Lage ist, sich den Schrecken, um den es hier geht, vorstellen zu können, der wird wahrscheinlich enttäuscht sein, dass es dazu keine Bilder gibt, aber die Kraft des Films entsteht gerade durch diese theaterhafte Verdichtung, ein Drama zeitlos und (leider) aktuell zugleich, wobei lange nicht klar ist, wann und wo es tatsächlich spielt.

Keine leichte Kost, bei der viel Nachdenkenswertes serviert wird, ein Kammerspiel mit Hoffnung machendem Ende, und Hoffnung braucht es, wenn es weitergehen soll…

 


 Regie: Sarah Polley

Drehbuch: Sarah Polley, Miriam Toews, b/a dem Buch von Miriam Toews

Kamera: Luc Montpellier

Schnitt: Christopher Donaldson, Roslyn Kalloo

Musik: Hildur Guðnadóttir

 

Besetzung:

Rooney Mara, Claire Foy, Jessie Buckley, Judith Ivey, Liv McNeil, Sheila McCarthy, Ben Wishaw, Frances McDormand

 

Universal Pictures

USA 2022

104 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 09. Februar 2023

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=ceegaZ7_wn8 (Deutsc)

https://www.youtube.com/watch?v=pD0mFhMqDCE (Englisch)