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Mittwoch, 22. Februar 2023

Im Kino: What's Love got to do with it?

Filmemacherin Zoe (Lily James) ist – sehr zum Leidwesen ihrer Mutter Cath (Emma
Thompson) – nicht unbedingt auf der Suche nach einem Ehemann, aber nach immer wieder enttäuschenden Dates wäre eine nette Beziehung schon nicht schlecht. Als ihr Jugendfreund und Nachbar Kazim (Shazad Latif) beschließt, sich seine Ehe nach alter Tradition von seinen Eltern arrangieren zu lassen, ist Zoe zunächst entsetzt, etwas anderes als eine Verbindung aus Liebe kann sie sich überhaupt nicht vorstellen. Während sie die Hochzeitsvorbereitungen und die Eheschließung des Freundes filmisch begleitet, gibt es für sie aber auch für Kazim jede Menge neue Erkenntnisse…

Bei dem Film handelt es sich nicht um ein Bio-Pic über Tina Turner, sondern um die alte und spannende Frage, welches Konzept mehr Erfolgschancen hat: Ehen, die aus Liebe und romantischen Vorstellungen heraus geschlossen werden, oder solche, bei der ein professioneller Matchmaker seine Hand im Spiel hatte, der nach objektiven Gesichtspunkten zusammenführt, was zusammengehört?

Wenn wir uns hier im Westen naserümpfend abwenden von arrangierten Verbindungen und den vermeintlich rückständigen Kulturen, in denen diese Praxis noch immer betrieben wird, vergessen wir natürlich, dass es auch hier in gewissen Kreisen immer üblich war, nicht die Eheleute sondern deren Familien miteinander zu verbinden, um langfristige Ziele zu verfolgen. In einer unter solchen Umständen geschlossenen Ehe kam die Liebe dann eben erst später und die Scheidungsrate soll niedriger ausfallen, als bei den so romantisierten Verbindungen. In beiden Fällen lernt man den anderen sowieso erst nach der Hochzeit richtig kennen, wenn dann aber das Fundament belastbar ist, weil alle anderen Kriterien stimmen, dann spricht das eben eher gegen eine Verbindung, die auf flüchtigen und unsteten Gefühlen fußt – siehe Titel des Films. Oder vielleicht doch nicht?

Regisseur Kapur und Drehbuchautorin Khan sind in den Kulturen, die der Film beleuchtet, nämlich der britischen und der pakistanischen, zu Hause und man darf daher davon ausgehen, dass sie uns keine bloße Ansammlung von Klischees präsentieren, und so ist der Film eine richtig nette Komödie geworden, was auch an den sympathischen Hauptdarstellern liegt, die frisch an ihr Werk gehen und uns auf ihrem Weg zur Erkenntnis mitnehmen, wobei der Ausgang der Geschichte von Anfang an klar sein dürfte. Dies sollte aber nur miesepetrige ZuschauerInnen wirklich stören, die an allem etwas zu mäkeln haben, denn der Film beleuchtet sein Thema locker und unterhaltsam, und auch, wenn man natürlich am Ende nicht entscheiden kann, was richtig oder falsch ist, ist man vielleicht bereit, von einem allzu starren Dogmatismus abzurücken und Verständnis für die andere Seite zu entwickeln.

Wenn einem Film das gelingt, wäre es natürlich außergewöhnlich, und in dieser Hinsicht sollte man dann doch nicht zu viel erwarten, aber ein netter Kinoabend ist doch auch etwas wert!

 


Regie: Shekhar Kapur

Drehbuch: Jemima Khan

Kamera: Remi Adefarasin

Schnitt: Guy Bensley, Nick Moore

Musik: Nitin Sawhney

 

Besetzung:

Lily James, Shazad Latif, Emma Thompson, Oliver Chris, Nikkita Chadha, Assim Chaudhry, Nosheen Phoenix, Shabana Azmi

 

StudioCanal

2022

 108 min.

FSK 6

Deutscher Kinostart: 23. Februar 2023

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=_fX8sGrz-nM (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=0LqOp2MNwao (Englisch) 

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