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Freitag, 28. September 2018

Film-Rezensionen: Werk ohne Autor

Im Jahr 1937 wird der kleine Kurt Barnert (Cai Cohrs) Zeuge verstörender Veränderungen in seinem und dem Leben seiner Familie.
Der Besuch einer Ausstellung über entartete Kunst mit seiner Tante Elisabeth (Saskia Rosendahl) beeindruckt den Jungen sehr und als die Tante später selbst als „entartet“ Opfer eines menschenverachtenden Euthanasieprogramms wird und ihm, bevor sie für immer verschwindet, noch einschärfen kann, niemals wegzusehen, sind die Weichen für sein weiteres Leben gestellt.
Der junge Erwachsene Kurt (Tom Schilling) weiß eines Tages ganz sicher, dass für ihn nur ein Leben als Künstler in Frage kommen kann und, einmal erkannt, widmet er sich diesem Ziel über alle weiteren Zeitläufe hinweg. Kunst wird zu seinem Teil der Geschichte.

Der andere Teil der Geschichte beschäftigt sich mit einem Monster. Das Monster heißt Carl Seeband (Sebastian Koch) und ist eine Koryphäe auf dem Fachgebiet der Gynäkologie. Auch er widmet sich diesem seinem Lebenszweck mit Akribie. Dabei kennt er keine Skrupel, seine hervorragende fachliche Kompetenz stets in den Dienst der jeweiligen Herrschenden zu stellen. Wenn er sich an Verbrechen wie der Euthanasie und den damit verbundenen Entscheidungen über Leben und Tod beteiligt, macht er dies mit derselben Selbstverständlichkeit, wie er bei Kriegsende der Frau eines russischen Kommandanten bei der komplizierten Geburt ihres Babys das Leben rettet, was ihm bei seiner Entnazifizierung hilft. Er praktiziert in der DDR ebenso wie später in der BRD, als es opportun ist, und nie scheint er Zweifel zu haben, das Richtige zu tun.

Kompliziert wird die Geschichte, als seine Tochter Elisabeth, genannt Ellie (Paula Beer) sich in den angehenden Künstler Kurt verliebt, der inzwischen an der Ademie in Düsseldorf mit Professor Antonius van Verten (Oliver Masucci) als Mentor studiert. Kurt steht für alles, was Carl Seeband nicht versteht und letztlich auch verachtet, und so scheut Seeband nicht davor zurück, auch in das Leben seiner Tochter einzugreifen, weil es für ihn das Richtige zu sein scheint. Als Kurt erkennt, wer Carl Seeband ist und was er im dritten Reich getan hat, steht er vor der schwierigsten Entscheidung seines Lebens, aber auch hier weist ihm schließlich die Kunst den für ihn richtigen Weg, mit der Schuld Seebands umzugehen.

Mehr als zehn Jahre sind seit seinem mit vielen Preisen bedachten Film „Das Leben der Anderen“ vergangen, der misslungenen Hollywood-Ausflug „The Tourist“ liegt auch schon wieder acht Jahre zurück. Nun kehrt Florian Henckel von Donnersmarck auf die große Leinwand und zu dem zurück, was er so gut beherrscht: anderen beim Leben zuzuschauen. Diesmal richtet sich sein Blick auf mehrere Jahrzehnte deutscher Geschichte und er lässt uns teilhaben an Schicksalen und Ereignissen, die über die Zeitläufe untrennbar miteinander verwoben sind.

Inspiriert wurde der Film vom Leben des Malers Gerhard Richter, und das zentrale Thema
ist die Kunst, Kunst, die für sich selbst spricht, aber auch die Kunst, die, als Lebenszweck und als Gegengewicht zu allem Schrecklichen, was Menschen einander anzutun imstande sind. Kunst macht den Menschen zum Menschen und kann helfen, auch das schlimmste Trauma in etwas Positives zu verwandeln, solange es Künstler gibt, gibt es Hoffnung scheint die Botschaft zu sein, und diese Hoffnung darf man nie aufgeben.

Von Donnersmarck ist ein außergewöhnliches Werk gelungen, dramatisch und poetisch zugleich, das sich wohltuend vom kalkulierten, glattgebügelten Mainstream abhebt. Machtvolle Bilder werden von der betörenden Musik Max Richters untermalt, die noch lange nach Ende des dreistündigen Films nachhallt. Das hervorragende Ensemble der bis in die kleinste Nebenrolle hervorragend besetzten Schauspieler, allen voran Tom Schilling und Sebastian Koch, die ihren Figuren eine beeindruckende Tiefe geben, machen diesen Film zu einem ganz besonderen Werk, das zu Recht mit dem Prädikat „Besonders Wertvoll“ bedacht wurde und als deutscher Beitrag für den besten nichtenglischsprachigen Film ins Rennen für den Oscar® 2019 geschickt wird.





Regie und Drehbuch: Florian Henckel von Donnersmarck 
Kamera: Caleb Deschanel 
Musik: Max Richter 
Produktion: Pergamon/ Wiedemann & Berg Film Produktion 
Präsentiert von 
Buena Vista International 
In Koproduktion mit 
Beta Cinema
ARD Degeto
Bayrischer Rundfunk
in Zusammenarbeit mit 
Sky Deutschland
Rai Cinema
Arte

Darsteller:
Tom Schilling, Sebastian Koch, Paula Beer, Saskia Rosendahl, Oliver Masucci, Cai Cohrs, Hanno Koffler, Jörg Schüttauf, Hinnerk Schönemann, Ina Weisse, Ulrike C. Tscharre
sowie als Gäste: Ben Becker und Lars Eidinger
im Verleih von Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
Bilder und Video: © Walt Disney Motion Pictures 
Prädikat: Besonders Wertvoll
188 min.
Kinostart: 3. Oktober 2018


Dienstag, 25. September 2018

Film-Rezensionen: The Man Who Killed Don Quixote


Don Quixote: Wer hätte noch nicht von ihm gehört oder gelesen, kaum eine literarische Figur ist so berühmt und wird so oft zitiert, man möchte beinahe glauben, er habe tatsächlich gelebt. Gleiches gilt für seinen treuen Adlatus Sancho Pansa, sein Pferd Rosinante sowie die unerreichbare Schönheit Dulcinea, um die der Ritter von der traurigen Gestalt wirbt, und kaum ein Kampf ist so bekannt, wie der gegen die Windmühlen, für ihn bedrohliche Riesen, für alle anderen die Metapher für Wahnsinn und aussichtlose Unterfangen jeder Art. Der Roman des spanischen Autors Miguel de Cervantes aus dem 17. Jahrhundert ist ohne Übertreibung eines der bekanntesten Werke der Weltliteratur, ein literarisches Meisterwerk.


 Nachvollziehbar, dass den Regisseur Terry Gilliam, einziger Amerikaner der legendären Monthy-Python-Truppe, dieser Stoff reizte, obwohl er insgeheim glaubt, dass auf der Figur des Don Quixote so etwas wie ein Fluch liegt, dass jeder, der sich zu sehr auf ihn einlässt, selbst zum Don Quixote wird und in den Wahnsinn marschiert, um die Welt so zu machen, wie er sie sich vorstellt.
Wahnsinn war dann tatsächlich die 30-jährige Entstehungszeit, die dieser Film von den ersten Anfängen bis zur Fertigstellung benötigt hat. Nach mehr als 10 Jahren Entwicklungsarbeit wurden im Jahr 2000 die Dreharbeiten nach sechs Tagen wegen diverser Probleme eingestellt. Der ursprüngliche Darsteller des Quixote, Jean Rochefort, ist mittlerweile verstorben, dennoch blieb Gilliam hartnäckig und nun endlich kommt das Ergebnis dieses langen Kampfes in die Kinos.

Allerdings verknüpft der Film die alte Geschichte mit einer modernen Rahmenhandlung. Protagonist ist der zynische Werbefilmer Toby (Adam Driver), der sich auf seine eigene Reise in den Wahnsinn begibt. Während er in Spanien versucht, einen Werbefilm zu drehen, wird er an seinen Film über Don Quixote erinnert, den er einst als Student in einem kleinen Dorf in genau dieser Gegend gedreht hat.
Bei der Suche nach Spuren seiner Vergangenheit, entdeckt er, dass sein vermeintlich unschuldiger Film verheerende Auswirkungen auf alle Beteiligten in dem Dorf hatte, vor allem auf seine beiden Hauptdarsteller: Die damals junge Angelica (Joana Ribeiro), Inkarnation der unschuldigen Dulcinea, ist an ihren Träumen gescheitert und der einfache Handwerker, der seinen Ritter verkörperte (Jonathan Pryce), glaubt seither, er sei tatsächlich Don Quixote.

Toby, der sich mit dem täglichen Irrsinn seines Jobs und den darin liegenden Versuchungen bezüglich Frauen, Macht und Geld herumschlägt, gerät durch die Konfrontation mit seiner Vergangenheit und deren Auswirkungen auf die Gegenwart mehr und mehr in einen Strudel, der ihn immer tiefer in eine Welt hinabzieht, in der Realität und Fantasie wild durcheinander wirbeln. Eine gute Gelegenheit für Gilliam, seinen Zuschauern bunte Bilder von ausschweifenden Festen in farbenfroher Kulisse zu präsentieren, bis Toby, der als Werbemann gewohnt ist, Träume zu verkaufen, beginnt, wie Quixote daran zu glauben.

Geht es in der literarischen Vorlage darum, dass die Macht der Fantasie gegen die Macht der Vernunft kämpft und Träume die Kraft haben, die Welt zu verändern, ein Thema, das über alle Zeiten hinweg immer wieder aufgegriffen und weitergeführt wurde, bleibt der Film seiner Hauptfigur in ihrer persönlichen Verirrung verhaftet. Toby ist kein moderner Quixote, die Rolle ist schon besetzt, und so bleibt für ihn nur die des unterstützenden Helfers Sancho Pansa, der Filmemacher ist nicht der Träumer, sondern ein Erfüllungsgehilfe seiner Auftraggeber und letztlich auch der Zuschauer.
Was Gilliam dabei auf die Leinwand bringt, ist typisch für dessen eigene wahnhaften,
überdrehten Fantasien, die er in seiner über 40 Jahre währenden Karriere mit offensichtlicher Lust an visuellen Experimenten inszeniert. Wenn dieser Film trotz aller Bemühungen dann doch nicht der Höhepunkt seines Schaffens geworden ist, werden alle, die sich auf seine überbordende Fantasie einlassen mögen, dennoch ihren Spaß haben. Der Geschichte des Ritters von der traurigen Gestalt wird kein neues Denkmal gesetzt, wohl aber der Figur in Gestalt von Jonathan Pryce, dem eine bewegende und eindrucksvolle Darstellung des Don Quixote gelungen ist, ein Mann, zerbrechlich und alt, und gleichzeitig voller Mut, Kraft und Überzeugung, dem es gelingt, die Riesen für jeden sichtbar zu machen, der bereit ist, sich ihnen zu stellen.
 

 Regie: Terry Gilliam
Drehbuch: Terry Gilliam, Tony Grisoni
Kamera: Nicola Pecorini
Ausstattung: Edou Hydallgo
Musik: Roque Banos 
Bild- und Videomaterial:
 © 2018 Concorde Filmverleih GmbH
 @DiegoLopezCalvin

Darsteller:
Adam Driver, Jonathan Pryce, Stellan Skarsgard, Olga Kurylenko, Joana Ribeiro, Óscar Jaenada, Jason Watkins, Rossy De Palma Hovik Keuchkerian, Jordi Mollá, Sergi López

Concorde Filmverleih
Prädikat: Besonders Wertvoll
Official Selestion Festival de Cannes
133 min.
Kinostart: 27. September 2018

Mittwoch, 19. September 2018

Film-Rezensionen: Das Haus der geheimnisvollen Uhren (The House with a Clock in its Wall)


Der zehnjährige Lewis Barnavelt (Owen Vaccaro) kommt im Jahr 1955 nach dem Tod der Eltern zu seinem verschrobenen Onkel Jonathan (Jack Black) in die Kleinstadt New Zebeedee, Michigan.
Der Onkel lebt in einem äußerst merkwürdigen Haus, das voller Geheimnisse, seltsamer Apparate und Möbelstücke steckt. Das unheimlichste ist eine Uhr, die irgendwo im Inneren tickt, die Jonathan und seine ebenfalls geheimnisvolle Nachbarin, Mrs. Zimmermann (Cate Blanchett), unter allen Umständen zu finden und zum Schweigen zu bringen versuchen, bevor sie ein Unheil apokalyptischen Ausmaßes über die Menschheit bringt. Lewis ist ein braver Junge mit einer Vorliebe für Wörter und einer alten Fliegerbrille auf dem Kopf, was ihn bei seinen Mitschülern zu einem Außenseiter macht.


Um einem vermeintlichen Freund zu imponieren, setzt er sich über das einzige Verbot seines Onkels hinweg, öffnet einen verbotenen Schrank und beschwört durch diesen Sündenfall das Unheil in Gestalt des bösen Magiers Isaac Izard (Kyle MacLachlan) herauf. Damit beschert er Jonathan und Mrs. Zimmermann ein beinahe unlösbares Problem, das diese nur mit vereinten Kräften und der Unterstützung durch Lewis selbst meistern können.

Der Regisseur Eli Roth war bisher im Genre des hartgesottenen Horrorfilms unterwegs, so inszenierte er die ersten beiden Filme aus der "Hostel"-Reihe. Hier versucht er sich an einer jugendtauglichen Gruselgeschichte, die auf den Büchern des amerikanischen Jugendbuchautors John Bellairs beruht. Es gibt keine wirklich heftigen Schockeffekte, für zartbesaitete Kinder wird die ein oder andere Szene aber vielleicht doch zu unheimlich sein. Der Humor des Films richtet sich mit Pups- und Kackwitzen sowie kotzenden Kürbissen dagegen wieder eher an das ganz junge Publikum, so dass es nicht ganz klar ist, für wen der Film letztlich gemacht wurde. Auch wenn es einige hübsche Ideen, skurrile Situationen, fantasievolle Bilder und eine liebevollen Gruselausstattung gibt und der junge Hauptdarsteller Owen Vaccaro seine Sache wirklich gut macht, fehlt vielleicht eine knuddelige Figur, die von Jung und Alt gleichermaßen ins Herz geschlossen werden kann. Auch die Zeitreise in die 50ger Jahre bietet keinen speziellen Reiz und ob die magischen Zaubereimoment die gleiche Faszination ausüben können, wie sie im Harry-Potter-Universum geliebt wurden, ist fraglich. Allein die Gruselmomente könnten diese Mankos aufwiegen, insofern wäre ein Filmstart zu Halloween vielleicht der bessere Zeitpunkt gewesen.


Regie: Eli Roth 
Drehbuch: Eric Kripke b/a der Romanvorlage von John Bellairs
Kamera: Rogier Stoffers
Musik: Nathan Barr
Darsteller: Jack Black, Cate Blanchett, Owen Vaccaro, Renée Elise Goldsberry, Sunny Suljic, Colleen Camp, Lorenza Izzo und Kyle MacLachlan

Universal Pictures International Germany
106 min
FSK: 6, feiertagsfrei
Kinostart: 20. September 2018 


Mittwoch, 12. September 2018

Film-Rezensionen: Kin


Der junge Eli Solinski (Myles Truitt) treibt sich, statt regelmäßig die Schule zu besuchen, in einem zur Ruine verkommenen verlassenen Werksgelände herum, Sinnbild des Niedergangs einer Stadt wie Detroit. Eines Tages findet er einen seltsamen Kasten und nimmt ihn mit nach Hause. Dort versucht sein Adoptivvater Hal (Dennis Quaid), ihn zu einem anständigen Menschen zu erziehen, wenn er schon bei Elis Bruder Jimmy (Jack Reynor) versagt hat, der bereits einen Großteil seines Lebens im Gefängnis verbracht hat.
Als Jimmy bald darauf entlassen wird und zu Hause auftaucht, gerät er sofort wieder in Schwierigkeiten mit einer brutalen Gang unter Führung des gewalttätigen Taylor Balik (James Franco) und dessen Bruder Dutch, die nach einem missglückten gemeinsamen Überfall hinter dem Geld her sind, das Jimmy für sich behalten hat.
Gemeinsam mit Eli flüchtet Jimmy, unterwegs schließt sich ihnen die Tänzerin Milly (Zoë Kravitz) an, und zu dritt versuchen sie, Baliks Bande und der Polizei zu entkommen. Der seltsame Kasten, den Eli gefunden hat, entpuppt sich als Hightechwaffe, die nur Elis Händen gehorcht, und ihr Gebrauch zieht die Aufmerksamkeit weiterer Verfolger auf sich, denen die Waffe gehört, eine mysteriöse Einsatztruppe, die nicht von dieser Welt zu sein scheint und dem überraschten Eli am Ende ein phantastisches Geheimnis anvertraut, das sein Leben für immer verändern wird…


Der Film startet ambitioniert und bietet in einigen Szenen ein gelungenes visuelles Design und stylische Bilder. Er schafft es auch zu Beginn durchaus, Spannung aufzubauen, verliert sich dann aber schnell in den unterschiedlichen Genres, die er streift, vermischt Familien- mit Sozialdrama, Gangstergeschichte mit Science-Fiction-Elementen, bis zu seinem überraschenden Ende. Nach einer langen Ouvertüre wird in den letzten fünf Minuten der eigentliche Kern der Geschichte berührt, im Eiltempo wird aus dem Genremix tatsächlich ein Science-Fiction-Film, allerdings reicht es dann nur noch dafür, kurz die losen Enden der Story zu erklären, was Eli, aber auch den Zuschauer einigermaßen überrascht zurücklässt.

Der Titel „Kin“, der Bedeutungen wie „Verwandtschaft" oder "Abstammung“ hat, wird zwar am Ende verständlich und spielt auch eine Rolle im Verhältnis der beiden Brüderpaare untereinander, aber es kommt nie zu einer Verbindung zwischen Zuschauer und Filmfiguren, und daran können auch die Darsteller nichts ändern: Machen Dennis Quaid, Myles Truitt und auch Zoë Kravitz ihre Sache noch gut, schafft es Jack Reynor zu keinem Zeitpunkt, der Figur des Jimmy auch nur den Ansatz einer positiven Seite zu geben, was es dem Zuschauer leichter machen würde, sich für sein Schicksal zu interessieren. Er ist ein nervender Verlierer und bleibt es den ganzen Film über, während James Franco den psychopathischen Gangster Taylor ohne jegliches Charisma bis zur Karikatur überzeichnet.

Produziert wurde der Film von Shawn Levy mit seiner Firma 21 Laps Entertainment, die zu ihren Erfolgen Science-Fiction Hits wie „Arrival“ und „Stranger Things“ zählt, an diese hier jedoch nicht anknüpfen kann.


Regie: Jonathan Baker & Josh Baker
Drehbuch: Jonathan Baker & Josh Baker, b/a dem Kurzfilm "Bag Man", Daniel Casey,
Kamera: Larkin Seiple
Musik: Mogwai

Darsteller:
James Franco, Zoë Kravitz, Jack Reynor, Myles Truitt, Dennis Quaid, Carrie Coon

Concorde Filmverleih
102 min.
Deutscher Kinostart: 13. September 2018


Film-Rezensionen: Book-Club - Das Beste kommt noch


Seit Jahren treffen sich vier Freundinnen einmal im Monat, um sich in ihrem Lesezirkel über Bücher auszutauschen. Alle vier sind weit in ihren 60gern und blicken auf ein mehr oder weniger erfülltes Leben zurück.




Diane (Diane Keaton) hat vor kurzem ihren Mann verloren und muss sich seitdem gegen ihre zwei erwachsenen Töchter zur Wehr setzen, die ihr nicht mehr zutrauen, alleine für sich sorgen zu können. 

Vivian (Jane Fonda), die Älteste des Quartetts, hat sich trotz immer noch vorhandenem Interesse an Männern nie für einen entscheiden wollen, ihre Unabhängigkeit und geschäftliche Erfolge waren ihr immer wichtiger.
Sharon (CandiceBergen) ist eine erfolgreiche Richterin am Bundesgericht, sie ist intelligent und diszipliniert, teilt ihr Leben nach ihrer lange zurück liegenden Scheidung mit einer Katze und hat dennoch damit zu kämpfen, dass ihr Ex-Mann kurz davor ist, eine lächerlich junge Frau zu heiraten. Einzig Carol (Mary Steenburgen) ist noch verheiratet, allerdings ist die Flamme der Leidenschaft bei ihr und ihrem Mann Bruce (Craig T. Nelson) ein wenig im Meer der Alltagsroutine untergegangen.


Die Treffen des „Book Clubs" bieten diesen Frauen mit den unterschiedlichen Lebensläufen neben literarischen Gesprächen einen willkommenen Anlass, Wein zu trinken, miteinander zu quatschen und ihre lange Freundschaft zu pflegen. Eines Tages wirft Vivian die Trilogie „50 Shades of Grey“ zur Diskussion in den Ring, ein Buch, das zunächst nur belächelt wird, dann aber bei den Freundinnen eine Saite zum klingen bringt, von der sie alle dachten, dass sie längst verstummt wäre. Alle vier stürzen sich, zunächst verhalten und schüchtern, dann aber immer offensiver in das alte Spiel von Flirten und Daten mit einem Schwung, den ihnen niemand mehr zugetraut hätte…

Egal, was man von den „50 Shades"-Büchern literarisch hält, sie haben offensichtlich einen Zeitgeist getroffen, und wenn sie geholfen haben, trotz aller Unzulänglichkeiten, Sehnsüchte nicht nur zu wecken, sondern vielleicht gerade auch ältere Frauen zu neuen Abenteuern inspiriert zu haben, dann rechtfertigt zumindest dies ihren weltweiten Erfolg.

Dem Film „Book Club“ ist es jedenfalls gelungen, eine Riege von bestens aufgelegten älteren Schauspielerinnen und Schauspielern auf der Leinwand zu vereinen, wie sie lange nicht mehr zu sehen waren. So gibt es neben den weiblichen Ikonen Keaton, Fonda, Bergen und Steenburgen auch ein Wiedersehen mit Darstellern wie Don Johnson, Craig T. Nelson und Richard Dreyfuss, und Andy Garcia als in die Jahre gekommener Latin Lover ist immer noch ein Hingucker.

Der Film hat trotz ein paar Längen Witz, und auch ein paar Klischees stören nicht den
insgesamt guten Unterhaltungswert. Die Latte des Bechdel-Tests wird knapp gerissen, es gibt zwar sogar vier Frauenrollen, die Unterhaltungen der Protagonistinnen drehen sich aber in der Hauptsache um Männer, wenn auch nicht ausschließlich. Ganz wichtig ist aber, mit Nachdruck darauf hinzuweisen, dass „Book Club" zwar sicherlich ein Film für ein älteres – oder sollte man sagen: erwachsenes? - Publikum ist, er spricht jedoch auch jüngeren Zuschauern an, indem er Mut macht und mit der Vorstellung aufräumt, wenn man das Alter der Eltern erreicht hat, seien Leben und Liebe vorbei und Sexualität spiele keine Rolle mehr. Au contraire! Solange man offen im Geist bleibt, bedarf es nur eines leichten Anstoßes, um aus einer oft selbstgewählten Lethargie aufzuwachen und – den deutschen Untertitel aufnehmend: Das Beste kommt noch – wieder mit dem Leben zu beginnen und es auszukosten, so lange, bis es wirklich zu Ende ist und keinen Tag früher!


Ein Besondere Erwähnung verdient Jane Fonda, die in diesem Jahr ihren 80. Geburtstag feierte und zu diesem Anlass 1,3 Millionen Dollar für ihre Wohltätigkeitsorganisation Georgia Campaign für Adolescent Power & Potential einsammelte, welche sich für die Problem junger Menschen einsetzt.




Regie: Bill Holderman 
Drehbuch: Bill Holderman, Erin Simms
Kamera: Andrew Dunn
Musik: Peter Nashel

Darsteller:

Diane - Diane Keaton
Vivian – Jane Fonda
Sharon – Candice Bergen
Carol – Mary Steenburgen
Bruce – Craig T. Nelson
Mitchell – Andy Garcia
Arthur – Don Johnson
Tom – Ed Begley Jr.
Dr. Derek – Wallace Shawn
Jill – Alicia Silverstone

Im Verleih vonSquare Entertainment

und Telepool
Im Vertrieb der 20th Century Fox Germany
Fotos/Video: © SquareOne Entertainment
97 min.

Deutscher Kinostart: 13. September 2018

Donnerstag, 6. September 2018

Film-Rezensionen; Unsere Erde 2 (Earth - One Amazing Day) - (HOME-RELEASE 07.09.2018)


10 Jahre nach dem ersten Film – Unsere Erde (Earth) – kam die Fortsetzung Unsere Erde 2 in die Kinos, ab 07. September gibt es den Film nun auf DVD, Blu-ray; 4K Ultra HD Blu-ray und Video on Demand.

Auch der durch zahlreiche Natur- und Tierfilme verwöhnte Zuschauer erlebt bei diesem Film neue, erstaunliche, spektakuläre und noch nie gesehene Aufnahmen und gerät einmal mehr ins Staunen über die Vielfalt der Lebensformen, die sich die Natur „ausgedacht“ hat, so verschieden voneinander und doch auf das eine gemeinsame Ziel ausgerichtet:
Reproduktion und Erhalt der Art.

Der Erzählbogen umspannt dieses Mal einen einzigen Tag (daher der Originaltitel: „One Amazing Day") und folgt dem Lauf der Sonne in den verschiedensten Lebensräumen, von arktischen Eiswelten über die heißesten Regionen Afrikas bis hinein in die Weiten Chinas, mit Einblicken in die Lebenswelt von selten beobachteten Tieren. Gerade die Zusammenarbeit mit China erweist sich als wertvolle Bereicherung, garantiert sicherlich auch einen größeren Zugang zum asiatischen Markt.

Erzählt wird die Geschichte in der deutschen Fassung von Günther Jauch, im Original von Robert Redford und Jackie Chan. Die musikalische Untermalung ist größtenteils gelungen, nur an manchen Stellen ist sie ein wenig zu pompös und bombastisch geraten. Dankenswerterweise wird nicht versucht, die Tiere in ihrem Verhalten zu sehr zu vermenschlichen, auch wenn sich aus ihren Aktionen selbst immer wieder epische Dramen, aber auch kleine Anekdoten erkennen lassen.

Welcher technische Aufwand und welche menschliche Arbeit hinter den 90 Minuten Film
steckt, wird im Bonusmaterial in einem 15minütigen „Behind the Scenes"-Extra noch einmal eindrucksvoll klar, das es allerdings nur in der englischen Originalfassung gibt. Seit dem ersten Film UNSERE ERDE hat es weitere Entwicklungen im Kamerabereich gegeben, die es möglich machen, noch hochauflösendere Bilder zu liefern, ebenso gibt es neue Methoden, wie den Einsatz von Drohnen, um den Tieren immer näher zu kommen.


Daneben ist weiteres Bonusmaterial enthalten, ein paar der interessantesten Sequenzen sind noch einmal als Featurettes zu sehen: „Breaking the Ice" (die eindrucksvollen Narwale), "Clash of the Titans", (Giraffen im Kampf der Giganten), „Chasing Shadows" (die seltenen Languren), "Raising a Family“ (auf den Spuren eines Pinguins in der größten Pinguin-Kolonie der Welt auf Zavodovski Island) und „Noah’s Ark" (das schwimmende Dreizehenfaultier auf dem Weg zu seiner Liebsten).







 
Regie: Richard Dale, Lixin Fan, Peter Webber
Drehbuch: Frank Cottrell Boyce, Richard Dale, Geling Yan
Musik: Alex Heffes
Sprecher: Günther Jauch, Original: Robert Redford



Details der DVD (1 Disc):
ca. 90 min.
Bildformat: 1,85:1 (16:9) anamorph
Ton: DD 5.1

Details der Blu-ray (1 Disc):
ca. 94 min.
Bildformat: 1,85:1 (1080p/24)
Ton: Dolby Atmos

Details der 4K Ultra HD Blu-ray (2 Discs, 4K Ultra HD + Blu-ray):
ca. 188 min.
Bildformat: 1,85:1 (1080p/24)
Ton: Dolby Atmos

Sprachen bei allen drei Formaten: Deutsch und Englisch mit Untertiteln Deutsch und Englisch für Hörgeschädigte.
Bonusmaterial bei allen drei Formaten: Behind the Scenes und 5 Featurettes (Breaking the Ice, Clash of the Titans, Chasing Shadows, Raising a Family, Noah’s Ark) sowie Trailer des Films und mehrere Trailer anderer Naturfilme.


 

Film-Rezensionen: Alpha


20000 Jahre vor unserer Zeit: Der junge Keda (Kodi Smit-McPhee), Sohn des Stammesführers Tau (Jóhannes Haukur Jóhannesson), darf das erste Mal an einer gemeinschaftlichen Jagd teilnehmen. Er soll sich als Mann beweisen, sein Vater hat hohe Erwartungen an ihn, aber es kommt zu einem schrecklichen Unfall, bei dem Keda schwer verletzt und von seinen Jagdgefährten getrennt wird. Auf sich gestellt muss er sich in der Wildnis beweisen, die größten Gefahren und Schmerzen durchleiden, um allein seinen Weg zurück zu seinem Stamm zu finden. Ein Wolf, der ebenfalls verletzt von seinem Rudel getrennt wurde, wird sein Begleiter und wir erleben den Beginn der Geschichte, wie Mensch und Hund zusammengefunden haben und der Hund zum treuesten Gefährten des Menschen wurde.

Der Film erzählt die Odyssee des Teenagers Keda, der während dieser Reise zum Mann reift, in großartigen Bildern. Die wilde Landschaft, das den Elementen Ausgeliefertsein bei Sonne, Regen oder Schnee, die Entbehrungen und Schmerzen, die ein Mensch unter bestimmten Umständen ertragen kann, all das wird aufgrund der visuellen Eindrücke fast körperlich spürbar. Die Menschen sind einfach gestrickt, bewegen sich und handeln allerdings in zeitgenössischen Mustern. Sicher ist es schwierig, prähistorische Verhaltensweisen adäquat darzustellen, aber wenn ein Junge mit seinem Wolf ein Bad in einem See nimmt, sich dabei all seiner Kleider entledigt, bis auf einen adrett geschneiderten Lendenschurz, so ist dies den heutigen Maßstäben geschuldet, ebenso wie die Unterhaltungen der besorgten Eltern auf ihrem abendlichen Lager, die so nur schwer vorstellbar sind. Der Titel des Films weist in einen erst noch entstehenden Kontext späterer Zeiten, allerdings muss die Erfolgsgeschichte zwischen Mensch und Hund tatsächlich irgendwann ihren Anfang genommen haben, und hierfür liefert der Film eine plausible und durchaus packende Geschichte.




Regie: Albert Hughes 
Drehbuch: Daniele Sebastian Wiedenhaupt b/a story von Albert Hughes
Kamera: Martin Gschlacht
Musik: Joseph S. DeBeasi, Michael Sterns
Darsteller: Jóhannes Haukur Jóhannesson, Kodi Smit-McPhee, Natassia Malthe, Jens Hultén, Leonor Varela


 Sony Pictures
Fotos: https://www.facebook.com/alphaderfilm
96 min. 
Deutscher Kinostart: 06. September 2018


 https://youtu.be/Geod4HK4ngk?list=PLV8SYu5H_eOKSKr_OyL-TPh9g5Ch_I9zL