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Dienstag, 29. Juni 2021

Im Kino: Der Spion (The Courier)

Nach einer Phase der Aufrüstung stehen sich die Supermächte USA und Sowjetunion Anfang der 1960ger Jahre bis an die Zähne bewaffnet gegenüber. Dabei haben die USA bereits eine Vielzahl von atomaren Waffen so stationiert, dass sich die Sowjets unmittelbar bedroht fühlen und diese beginnen deshalb, ebensolche Waffen nach Kuba, sozusagen direkt vor die Haustür der USA, zu schaffen. Der hochrangige Sowjetoffizier Oleg Penkowski (Merab Ninidze) fürchtet Tod und Verderben für die ganze Welt und liefert den westlichen Geheimdiensten Informationen, um das Schlimmste zu verhindern. Um unauffällig Kontakt mit ihm halten zu können, stellen ihm MI6 und CIA den harmlosen britischen Geschäftsmann Greville Wynne (Benedict Cumberbatch) zur Seite. Dieser lässt sich zunächst nur zögernd auf die Sache ein, findet dann aber mehr und mehr Gefallen an seinem Abenteuer und es entwickelt sich sogar eine Freundschaft zu Penkowski, die beiden am Ende zum Verhängnis wird.

Der Film basiert auf wahren Ereignissen, die Protagonisten Penkowski und Wynne
hat es wirklich gegeben, ebenso wie die nur 13 Tage dauernde Kuba-Krise, nach deren Ende die beiden Supermächte ihre Beziehungen neu ordneten, wenngleich das atomare Wettrüsten weiterging. In entfärbten Bildern wird ein Stück düsterer Zeitgeschichte auf die Leinwand gebracht, gesamtgeschichtlich nichts Neues, personell im Detail vielleicht nur Wenigen bekannt. Die Geheimdienste sind wie sie immer sind, im Geheimen operierend und wenn es darauf ankommt skrupellos, wer sich ihnen ausliefert, ist, wenn es schief geht, geliefert. Es sind die Hauptfiguren, die die im Großen und Ganzen eher bieder und etwas blutleer inszenierte Geschichte auf eine andere Ebene außerhalb der üblichen Spy-vs.-Spy-Story heben.

Da ist der von Skrupeln heimgesuchte und von seinem Gewissen geplagte Penkowski, zurückhaltend und eindrucksvoll dargestellt von Merab Ninidze, der es auf sich nimmt, die Welt zu retten, obwohl er genau weiß, wie es Verrätern in seinen Kreisen ergeht. Und da ist der Geschäftsmann Greville, der etwas naiv dabei ist, im großen Spiel mitzuspielen, aber offensichtlich beeindruckt von der Lauterkeit seines russischen Gegenübers, den er mehr und mehr, über alle Grenzen, geographische und ideologische, als seinen Freund betrachtet. Der Preis, den er dafür bezahlen muss, ist hoch und die Unmenschlichkeit des sowjetischen Regimes bei der Behandlung ihrer Feinde ist grausam anzuschauen, wobei nicht gesagt sein soll, dass die Gegenseite in Fällen wie diesen wesentlich zimperlicher zu Werke geht, aber das ist eine andere Geschichte. Wie jedenfalls Benedict Cumberbatch die Leiden seines Greville im letzten Teil des Films sicht- und spürbar werden lässt, ist nichts für schwache Nerven und hinterlässt einen noch lange anhaltenden Eindruck im Gemüt.

 


 

Regie: Dominic Cooke

Drehbuch: Tom O'Connor

Kamera: Sean Bobbitt

Schnitt: Tariq Anwar, Gareth C. Scales

Musik: Abel Korjeniowski

 

Darsteller:

Benedict Cumberbatch, Merab Ninidze, Rachel Brosnahan, Jessie Buckley

 

TELEPOOL/ 24 Bilder

112 min.

FSK 12

 

Deutscher Kinostart: 01. Juli 2021 

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=ThFLOj57o9A

Im Kino: Conjuring 3: Im Bann des Teufels (The Conjuring: The Devil Made Me Do It)

Das Ermittlerpaar zum Aufspüren – und im besten Fall auch Beseitigen – paranormaler Phänomene, Ed und Lorraine Warren (Vera Fermiga, Patrick Wilson), hilft diesmal im Kampf um die Seele eines kleinen Jungen, nicht ahnend, dass sich hieraus ihr schwierigster Fall entwickeln wird. Am Ende geht es um einen Aufsehen erregenden Mord, der im Zustand der Besessenheit verübt worden sein soll, und dabei geraten die Warrens selbst an ihre Grenzen und in allerhöchste Gefahr.

„Conjuring 3: Im Bann des Teufels“ ist der siebte Film im „Conjuring“-Universum, dem größten Horror-Franchise, zu dem die ersten beiden „Conjuring“-Teile, die drei „Annabelle“-Filme und „The Nun“ gehören.

Hier nun ist Grundlage der Handlung ein 1981 in Brookfield, Connecticut geschehenes Verbrechen, als ein junger Mannes namens Arne Cheyenne Johnson seinen Vermieter brutal tötete und sich in dem anschließenden Gerichtsverfahren darauf berief, von einem Dämon besessen zu sein. Die echten Warrens, ein Ehepaar, das sich tatsächlich der Aufklärung paranormaler Phänomene widmete und in einigen Fällen mit Elaine Warrens hellseherischen Fähigkeiten der Polizei zur Seite stand, wurden hinzugezogen, um einen Präzedenzfall zu schaffen, den es so in der Justizgeschichte der USA noch nicht gegeben hatte. Der Film hat den Anspruch, ein wahre Geschichte zu erzählen, und den Mord samt Gerichtsverfahren unter großem Medieninteresse hat es ja auch tatsächlich gegeben. Aber das Hauptaugenmerk liegt natürlich nicht auf den juristischen Feinheiten, sondern auf den schaurigen Effekten und dem Grusel, den verwunschene Häuser, besessen Kinder, Dämonen, ein alter Fluch und ein Pakt mit dem Leibhaftigen hervorrufen. Dies macht der Film solide und gut, wer sich darauf einlässt, wird bestens unterhalten und bei allem Horror bieten die Warrens in ihrer Liebe und ihrem Respekt füreinander immer wieder eine Projektionsfläche, um den ewigen Kampf des Guten gegen das immerwährende Böse unterhaltsam abzubilden.

 


 

Regie: Michael Chavez

Drehbuch: David Leslie Johnson-McGoldrick

Kamera: Michael Burgess

Schnitt: Peter Gvozdas, Christian Wagner

Musik: Joseph Bishara

 

Darsteller:

Vera Fermiga, Patrick Wilson, Ruairi O’Connor, Sarah Catherine Hook, Julian Hilliard

 

Warner Bros. Pictures Germany

USA

112 min.

FSK 16

 

Deutscher Kinostart: 01. Juli 2021

 

 Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=LV8mCGMAv18

 

 

 

Im Kino: Godzilla vs Kong

Während der furchterregende Kong auf Skull Island zu Forschungszwecken festgehalten wird, ist am anderen Ende der Welt der noch furchterregendere Godzilla auf einem Zerstörungsfeldzug unterwegs. Ausgangspunkt ist sein Angriff auf den Konzern Apex Cybernetics, und um ihn aufzuhalten, soll Kong helfen. Der muss dafür jedoch zunächst zu seinen Ursprüngen im Inneren der Erde gebracht werden, dabei hatte er sich, wie es scheint, in sein Schicksal auf Skull Island gefügt. Wird es den Wissenschaftlern Nathan Lind (Alexander Skarsgård) und Ilene Andrews (Rebecca Hall) dennoch gelingen, Kong in den Kampf gegen Godzilla zu schicken, die Titanen zu zähmen und die Welt zu retten? Und welche Verbindung besteht zwischen Kong und dem kleinen Weisenmädchen Jia (Kaylee Hottie)?

Wie der Titel bereits verrät, ist das Herzstück des Films das Aufeinandertreffen der beiden Giganten, die jeder Kinogänger und jede Kinogängerin seit Jahrzehnten kennt. Dabei haben immer neue Widergänger dieser beiden Naturgewalten die Menschheit in den jeweiligen Filmen in Angst und Schrecken versetzt, nun treffen sie zum ersten Mal in voller Pracht aufeinander, denn animiert sind die beiden Urviecher grandios. Kong bekommt, wie schon in den Versionen zuvor, immer menschlichere Züge, aber am Ende bleibt er ein wilder XXL-Gorilla und das wird im großen Showdown mit der furchtbaren Echse zum Höhepunkt der Technik, wenn die beiden mal eben eine ganze Stadt zerlegen, mit dem Ellenbogen aus Versehen ein Hochhaus umhauen oder sich gegenseitig in die Skyline schubsen, während auf den Straßen, wie gehabt, die Menschen in Panik zu fliehen versuchen.

Leider scheint es ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass je aufwendiger und damit teurer die Technik ist, desto weniger Geld für ein vernünftiges Drehbuch übrig bleibt, und so muss man sich mit einer eher dürftigen Handlung begnügen, die es irgendwie hinbiegt, Kong von A nach B zu bringen, damit der Titanenkampf steigen kann. Es gibt zwar ein paar menschliche Akteure, die bleiben aber allesamt nichtssagend und farblos, mit Ausnahme der kleinen Jia, die sich in rührender Weise mit dem Monster Kong in der Gebärdensprache unterhält und ihm jede Menge gefühlige Reaktionen entlockt. Über den durchweg schlichten Plot mit der abstrusen Prämisse einer Reise ins Innere der Erde und die Schnitzeljagd einiger Teenager auf der Suche nach dem Geheimnis von Apex Cybernetics sollte man auf keinen Fall länger nachdenken, aber zum Denken ist man ja auch nicht in diesen Film gegangen. Nach so langer Kinoabstinenz ist man dankbar, dass es endlich wieder einmal ordentlich kracht und kawummt, und das tut es reichlich, warum sich also lange über das Fehlen eine plausiblen Geschichte grämen, das Kino ist zurück, wenn auch in seiner robustesten Form, und das ist die beste Nachricht seit langem!

 


 Regie: Adam Wingard

Drehbuch: Eric Pearson, Max Borenstein, b/a Story von Terry Rossio, Michael Dougherty, Zach Shields

Kamera: Ben Seresin

Schnitt: Josh Shaeffer

Musik: Junkie XL

 

Darsteller:

Alexander Skarsgård, Millie Bobby Brown, Rebecca Hall, Brian Tyree Henry, Kaylee Hottie, Shun Oguri, Eiza González, Julian Dennison, Lance Reddick,

 

Warner Bros. Pictures

USA

113 min.

FSK 12

 Deutscher Kinostart: 01. Juli 2021

 

Trailer:  https://www.youtube.com/watch?v=odM92ap8_c0

Dienstag, 22. Juni 2021

Heimkino: Made in Italy

Der junge Galerist Jack (Micheál Richardson) steht nicht nur am Ende seiner Ehe, bei der Scheidung droht seine Frau mit dem Verkauf ihrer gemeinsamen Galerie. Um diese selbst erwerben zu können, beschließt Jack, seinen Vater Robert (Liam Neeson), Maler und Lebenskünstler, zum Verkauf ihres alten Hauses in der Toskana zu überreden. Gemeinsam reisen Vater und Sohn dorthin, doch das einst schmucke Domizil ist in die Jahre gekommen, außerdem birgt es Erinnerungen an Jacks verstorbene Mutter, die ihm der Vater bisher verschwiegen hatte. Diese tragische Geschichte und der Kampf mit Farbe, Putz, unsympathischen Kaufinteressenten und einem grimmigen Marder machen es schwer, die schwierige Beziehung von Vater und Sohn zu kitten, aber dann begegnet Jack der Köchin Natalia (Valeria Bilello) und alles scheint sich zum Guten zu wenden.

Der Film erzählt die bittersüße Geschichte einer durch den frühen Tod der Mutter gestörten Vater-Sohn-Beziehung, eingebettet in das flirrende Licht und die magische Kulisse der toskanischen Landschaft, ein Pfund mit dem Regisseur James D’Arcy schamlos wuchert. Glücklicherweise hat er das Ganze leicht und locker und mit  pointiertem Humor in Szene gesetzt, so dass es niemals in Kitsch oder aufgesetzte Gefühligkeit abgleitet, was auch ein Verdienst der frisch und authentisch agierenden Schauspieler ist. In dieser Besetzung liegen Glück und Tragik nahe beieinander, denn die Hauptdarsteller Liam Neeson und Micheál Richardson sind tatsächlich Vater und Sohn und haben 2009 Frau bzw. Mutter, nämlich die Schauspielerin Natasha Richardson, durch einen Ski-Unfall verloren.

Alles in allem ein charmanter Film für Toskana-Liebhaber und solche, die es noch werden wollen, ohne große Überraschungen zwar, aber mit Esprit, in dem Liam Neeson endlich mal wieder zeigen darf, dass er mehr kann, als den kompromisslosen Action-Helden zu geben.

 

 

 

 

 Regie: James D’Arcy

Drehbuch: James D’Arcy

Kamera: Mike Eley

Schnitt: Anthony Boys, Mark Day

Musik: Alex Belcher

 

Darsteller:

Liam Neeson, Micheál Richardson, Lindsay Duncan, Valeria Bilello

 

LEONINE

GB/ I 2020

FSK 6

95 min.

 © 2021  LEONINE Studios

 

Ab 25. Juni 2021 auf DVD und Blu-ray

 

Sprache: Deutsch, Englisch

Untertitel: Deutsch

Extras: Interview Liam Neeson/ Micheál Richardson mit James D'Arcy, Interview Micheál Richardson/ Valeria Bilello mit James D'Arcy; Deutscher Trailer; Trailershow

 

Trailer: https://youtu.be/kDMDnT33os0

Im Kino: A Quiet Place 2 (A Quiet Place Part II)

Nach dem Tod ihres Mannes (John Krasinski ) ist Evelyn Abbott (Emily Blunt) auf sich allein gestellt. Mit ihren Kindern, der gehörlosen Regan (Millicent Simmonds), Marcus (Noah Jupe) und dem neugeborenen Baby verlässt sie die nicht mehr sichere Farm, um ein neues Zuhause zu finden. Auf ihrem Weg durch eine Welt der unheilvollen Stille, in der jedes Geräusch den sicheren Tod bedeuten kann – die blinden Aliens reagieren noch genauso geräuschempfindlich und aggressiv wie zuvor– begegnet die Familie weiteren Überlebenden, wie dem undurchsichtigen Emmett (Cillian Murphy), und trifft auf ein mysteriöses Radiosignal…

In der Fortsetzung des Überraschungserfolgs von 2018 hat der Horror nichts von seiner Intensität eingebüßt. Wieder gelingt es meisterlich, die Stille fast körperlich spürbar werden zu lassen, sowohl die forcierte, bei der man unter Aufbietung aller Kräfte jegliches Geräusch vermeidet, aber auch die stille Welt, in der die gehörlose Regan ohnehin lebt. War der erste Teil zusätzlich noch auf einen eng begrenzten Schauplatz limitiert, wird dieser nun ausgeweitet, ein cleverer Schachzug, ohne den die Fortsetzung buchstäblich an ihre Grenzen gestoßen wäre. Nun können die bereits bekannten Elemente fortgeführt, aber durch neue, situationsbedingte ergänzt, werden, so dass sich Grundspannung durchweg hochhalten lässt. Ebenfalls geschickt eingefügt wird in einem kurzen Einschub die dem ersten Teil fehlende Vorgeschichte des Tages, an dem die Aliens an einem heiteren Samstagnachmittag auf der Erde landeten und das Leben der Menschen von einem Moment auf den anderen für immer veränderten.

Alles in allem ein gelungenes Sequel, das nichts von seiner Intensität und der atemlosen Spannung eingebüßt hat, die schon den ersten Film auszeichnete, erweitert um die mittlerweile coronabedingt unfreiwillig gewonnene Erkenntnis, wie schnell es tatsächlich gehen kann, um unser Leben, wie wir es kannten, komplett auf den Kopf zu stellen, denn kurz nach der Pressevorführung des Films am 10. März 2020 und kurz bevor der Film in die Kinos kommen sollte, begab sich die Welt in einen kollektiven Lockdown…

 


 Regie: John Krasinski

Drehbuch: John Krasinski, b/a den Charakteren entwickelt von Scott Beck und Bryan Woods

Kamera: Polly Morgan

Schnitt: Michael P. Shawver

Musik: Marco Beltrami

 

Darsteller:

Emily Blunt, Millicent Simmonds, Cillian Murphy, Noah Jupe, John Krasinski, Djimon Hounsou,

 

Paramount Pictures Germany

97 min.

FSK 16

 

 (Nun endlich doch noch!) 

Deutscher Kinostart: 24. Juni 2021

 

 Trailer: https://www.facebook.com/256377877168/videos/321459189507504


Donnerstag, 10. Juni 2021

Heimkino: Crime Game (The Vault/ Way Down)

Der 22-jährigeThom (Freddie Highmore) hat sein Ingenieursstudium mit Bestnoten absolviert und seine berufliche Zukunft ist glänzend. Aber statt einen höchstbezahlten Job in der Wirtschaft anzunehmen, weckt eine Gruppe von interessanten Leuten rund um den Bergungstaucher Walter (Liam Cunningham) sein Interesse. Es geht um drei Münzen aus dem Besitz des legendären Feibeuters Sir Francis Drake mit der Aussicht auf einen gigantischen Schatz. Einziges Problem: Die Münzen lagern in einem der bestgesichertsten Tresorraum der Bank von Spanien in Madrid, den ein Sicherungssystem schützt, das bisher noch niemand entschlüsseln konnte – also genau der richtige Job für Thom...

Bei dem Film handelt es sich um ein klassisches Heist-Movie – eine Bezeichnung, für die es leider irgendwie kein griffiges deutsches Wort gibt – und es folgt den Regeln dieses Genres in ganz klassischer Weise: Eine sorgfältig ausgewählte Gruppe von Spezialisten versucht den minutiös ausgearbeiteten Plan eines Masterminds umzusetzen und als Belohnung winkt ein riesiger Schatz. Nichts Neues also, möchte man denken- die älteren werden sich an Vorgänger wie „Rififi“ oder natürlich die Reihe um den gewieften Danny Ocean erinnern –  aber wenn eine bekannte Idee neu aufgelegt wird, kommt es entscheidend auf die Umsetzung an, und die ist hier genauso spannend wie unterhaltsam gelungen. Es macht Spaß, wie gehabt an der Ausarbeitung des Plans teilzuhaben und mitzuzittern, ob auch alles wie gedacht funktioniert – was natürlich nicht der Fall ist, weil immer etwas schief geht. Da es sich in der Regel um einen ungesetzlichen Beutezug geht, bleibt außerdem stets die Frage, ob die Protagonisten, eigentlich Kriminelle, aber sympathisch, am Ende mit Ihrer Beute davonkommen dürfen, aber auch hierfür hat der Film eine originelle Lösung gefunden.

Alles in allem eine gelungene Wiederauflage eines alten Themas mit einer gut aufgelegten Riege von Darstellern, elegant und stylish in Szene gesetzt, beste Unterhaltung im klassischen Sinne.



 

 Regie: Jaume Balagueró

Drehbuch: Rafa Martínez, Andrés M. Koppel, Borja Gelz. Santaolalla, Michel Gaztambide, Rowan Athale

Kamera: Daniel Aranyó

Schnitt: David Gallart

Musik: Arnau Bataller

 

Darsteller: Freddie Highmore, Liam Cunningham, Sam Riley, Astrid Bergèz-Frisbey, Axel Stein, Jose Coronado, Luis Tosar, Famke Janssen, Daniel Holguín

 

SquareOne Entertainment

118 min.

FSK 12

 VÖ: Ab 11.06.2021 auf DVD und Blu-ray

 

TRAILER: https://youtu.be/Xp6nYaz9SIk

 

Dienstag, 1. Juni 2021

Heimkino: Driveways

Der achtjährige Cody (Lucas Jaye) verbringt den Sommer mit seiner Mutter Kathy (Hong Chau) im Haus seiner verstorbenen Tante, um deren Hausstand aufzulösen. Zu den Kindern der Nachbarschaft findet er keinen rechten Kontakt, dafür entwickelt sich allmählich eine Freundschaft zu dem mürrischen alten Nachbarn Del (Brian Dennehy).

Der Film zeigt unaufgeregt, wie sich die Beziehung zwischen dem alten Mann und dem Jungen entwickelt, die beide aus unterschiedlichen Gründen ihre Probleme mit dem Kontakt zu anderen Menschen haben. Bei Del ist es die Einsamkeit des Alters nach dem Verlust des Ehepartners und vieler vertrauter Freunde, dem beim Warten auf den eigenen Tod auch keine Seniorennachmittage im örtlichen Gemeindehaus helfen, um die verbliebene Zeit sinnvoll zu gestalten. Der Junge Cody hingegen hat einfach keinen Draht zu Gleichaltrigen, ihre kindlichen und kindischen Interessen sind nicht die seinen und seine der Mutter zuliebe unternommenen Versuche, „mit anderen Kindern zu spielen“ scheitern kläglich. So ist es nicht wirklich überraschend, dass sich die beiden Eigenbrötler näher kommen, aber wie dies geschieht, wird zart und herzerwärmend erzählt, ohne Kitsch und überflüssigen Schnickschnack, bis zum bittersüßen Ende.

Ein kleines Juwel unter vielen durchschnittlichen Filmen, das auch von seinen Schauspielern getragen wird. Dem jungen Lucas Jaye gelingt eine eindrucksvolle Darstellung, sein Cody ist niemals altklug, sondern einfach nur ein Kind, das anders ist, als die meisten seiner Altersgenossen. Ihm gegenüber ist noch einmal der großartige Brian Dennehy in seiner letzten Rolle zu sehen, der seine über viele Jahrzehnte in zahlreichen Filmen eingesetzte Massigkeit ganz zart und zurückhaltend einbringt, ein alter knorriger Baum, der seine jugendliche Frische zwar verloren hat, aber nichts von seiner inneren Kraft.

Für alle, die es mögen, ein schöner Sommerfilm, der zu Herzen geht.

 


 Regie: Andrew Ahn

Drehbuch: Hannah Bos, Paul Thureen

Kamera: Ki Jin Kim

Schnitt: Katie Mcquerrey

Musik: Jay Wadley

 

Darsteller:

Lucas Jaye, Hong Chau, Brian Dennehy, Laurent Rejto, Stan Carp, Jerry Adler

 

USA 2019

Tobis

FSK 0

83 min.

Ab 28. Mai 2021 auf DVD

Im Kino: The Secrets We Keep - Schatten der Vergangenheit (The Secrets We Keep)

Maja (Noomi Rapace) lebt Ende der 1950ger Jahre mit Mann (Chris Messina) und kleinem Sohn (Jackson Dean Vincent) in einem amerikanischen Vorort, als sie eines Tages einen Fremden (Joel Kinnaman) in der Nachbarschaft beobachtet, der bei ihr die Erinnerung an schreckliche Erlebnisse aus Kriegszeiten hervorruft. Sie ist fest davon überzeugt, dass dieser Mann sie und ihre Schwester, beide rumänische Roma, während des zweiten Weltkriegs in Europa gequält hat. Sie entführt den Fremden, weiht ihren Mann ein und beide versuchen, den – vermeintlichen oder tatsächlichen – Kriegsverbrecher mit allen Mitteln zu einem Geständnis zu zwingen…

Eng angelehnt an die Handlung des Polanski-Werks „Der Tod und das Mädchen“ begibt sich der Film auf Spurensuche, es geht um Schuld und Verstrickung und die Auswirkung von (Kriegs)Traumata auf das Leben der Opfer, ohne dass es Raum für wirkliche Erlösung gibt. Düster und unbarmherzig wird ein Vergeltungsdrama inszeniert, bei dem die Frage, ob Maja sich vielleicht an einem Unschuldigen vergreift, weil ihre Erinnerungen – von Schmerz und Wut getrübt – sie täuschen, keine wirkliche Rolle mehr spielt, und die andere Frage, inwieweit Rache legitimes Mittel ist, um geschehenes Unrecht wieder gut zu machen, leider nicht differenziert genug beleuchtet wird, dies gilt auch für Majas Selbstvorwürfe bezüglich ihrer eigenen Rolle während des Dramas, das ihre Schwester seinerzeit nicht überlebt hat. 

So bleibt am Ende ein schaler Beigeschmack, den auch die durchaus sehenswerte Leistung der Hauptdarstellerin nicht überdecken kann, zusammen mit einer dritten Frage, ob man im Jahr 2021 noch ein weiteres Nazi-Aufarbeitungsdrama braucht, das der Thematik nichts wirklich Neues hinzufügen kann. Für jüngere Zuschauer*innen ohne diese Vorbehalte bietet der Film durchaus spannende und abgründige Momente und die gedankliche Möglichkeit, sich mit dem immer aktuellen Thema Schuld und Sühne auseinanderzusetzen.

 

 

Regie: Yuval Adler

Drehbuch: Ryan Covington, Yuval Adler

Kamera: Kolja Brandt

Schnitt: Richard Mettler

Musik: John Paesano

 

Darsteller:

Noomi Rapace, Chris Messina, Joel Kinnaman,
Jackson Dean Vincent

 

USA 2020

Leonine

97 min.

FSK 16

 

Deutscher Kinostart: ab 27. Mai 2021