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Dienstag, 29. Juni 2021

Im Kino: Der Spion (The Courier)

Nach einer Phase der Aufrüstung stehen sich die Supermächte USA und Sowjetunion Anfang der 1960ger Jahre bis an die Zähne bewaffnet gegenüber. Dabei haben die USA bereits eine Vielzahl von atomaren Waffen so stationiert, dass sich die Sowjets unmittelbar bedroht fühlen und diese beginnen deshalb, ebensolche Waffen nach Kuba, sozusagen direkt vor die Haustür der USA, zu schaffen. Der hochrangige Sowjetoffizier Oleg Penkowski (Merab Ninidze) fürchtet Tod und Verderben für die ganze Welt und liefert den westlichen Geheimdiensten Informationen, um das Schlimmste zu verhindern. Um unauffällig Kontakt mit ihm halten zu können, stellen ihm MI6 und CIA den harmlosen britischen Geschäftsmann Greville Wynne (Benedict Cumberbatch) zur Seite. Dieser lässt sich zunächst nur zögernd auf die Sache ein, findet dann aber mehr und mehr Gefallen an seinem Abenteuer und es entwickelt sich sogar eine Freundschaft zu Penkowski, die beiden am Ende zum Verhängnis wird.

Der Film basiert auf wahren Ereignissen, die Protagonisten Penkowski und Wynne
hat es wirklich gegeben, ebenso wie die nur 13 Tage dauernde Kuba-Krise, nach deren Ende die beiden Supermächte ihre Beziehungen neu ordneten, wenngleich das atomare Wettrüsten weiterging. In entfärbten Bildern wird ein Stück düsterer Zeitgeschichte auf die Leinwand gebracht, gesamtgeschichtlich nichts Neues, personell im Detail vielleicht nur Wenigen bekannt. Die Geheimdienste sind wie sie immer sind, im Geheimen operierend und wenn es darauf ankommt skrupellos, wer sich ihnen ausliefert, ist, wenn es schief geht, geliefert. Es sind die Hauptfiguren, die die im Großen und Ganzen eher bieder und etwas blutleer inszenierte Geschichte auf eine andere Ebene außerhalb der üblichen Spy-vs.-Spy-Story heben.

Da ist der von Skrupeln heimgesuchte und von seinem Gewissen geplagte Penkowski, zurückhaltend und eindrucksvoll dargestellt von Merab Ninidze, der es auf sich nimmt, die Welt zu retten, obwohl er genau weiß, wie es Verrätern in seinen Kreisen ergeht. Und da ist der Geschäftsmann Greville, der etwas naiv dabei ist, im großen Spiel mitzuspielen, aber offensichtlich beeindruckt von der Lauterkeit seines russischen Gegenübers, den er mehr und mehr, über alle Grenzen, geographische und ideologische, als seinen Freund betrachtet. Der Preis, den er dafür bezahlen muss, ist hoch und die Unmenschlichkeit des sowjetischen Regimes bei der Behandlung ihrer Feinde ist grausam anzuschauen, wobei nicht gesagt sein soll, dass die Gegenseite in Fällen wie diesen wesentlich zimperlicher zu Werke geht, aber das ist eine andere Geschichte. Wie jedenfalls Benedict Cumberbatch die Leiden seines Greville im letzten Teil des Films sicht- und spürbar werden lässt, ist nichts für schwache Nerven und hinterlässt einen noch lange anhaltenden Eindruck im Gemüt.

 


 

Regie: Dominic Cooke

Drehbuch: Tom O'Connor

Kamera: Sean Bobbitt

Schnitt: Tariq Anwar, Gareth C. Scales

Musik: Abel Korjeniowski

 

Darsteller:

Benedict Cumberbatch, Merab Ninidze, Rachel Brosnahan, Jessie Buckley

 

TELEPOOL/ 24 Bilder

112 min.

FSK 12

 

Deutscher Kinostart: 01. Juli 2021 

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=ThFLOj57o9A

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