Maja (Noomi Rapace) lebt Ende der 1950ger Jahre mit Mann (Chris Messina) und kleinem Sohn (Jackson Dean Vincent) in einem amerikanischen Vorort, als sie eines Tages einen Fremden (Joel Kinnaman) in der Nachbarschaft beobachtet, der bei ihr die Erinnerung an schreckliche Erlebnisse aus Kriegszeiten hervorruft. Sie ist fest davon überzeugt, dass dieser Mann sie und ihre Schwester, beide rumänische Roma, während des zweiten Weltkriegs in Europa gequält hat. Sie entführt den Fremden, weiht ihren Mann ein und beide versuchen, den – vermeintlichen oder tatsächlichen – Kriegsverbrecher mit allen Mitteln zu einem Geständnis zu zwingen…
Eng angelehnt an die Handlung des Polanski-Werks „Der Tod und das Mädchen“ begibt sich der Film auf Spurensuche, es geht um Schuld und Verstrickung und die Auswirkung von (Kriegs)Traumata auf das Leben der Opfer, ohne dass es Raum für wirkliche Erlösung gibt. Düster und unbarmherzig wird ein Vergeltungsdrama inszeniert, bei dem die Frage, ob Maja sich vielleicht an einem Unschuldigen vergreift, weil ihre Erinnerungen – von Schmerz und Wut getrübt – sie täuschen, keine wirkliche Rolle mehr spielt, und die andere Frage, inwieweit Rache legitimes Mittel ist, um geschehenes Unrecht wieder gut zu machen, leider nicht differenziert genug beleuchtet wird, dies gilt auch für Majas Selbstvorwürfe bezüglich ihrer eigenen Rolle während des Dramas, das ihre Schwester seinerzeit nicht überlebt hat.
So bleibt am Ende ein schaler Beigeschmack, den auch die durchaus sehenswerte Leistung der Hauptdarstellerin nicht überdecken kann, zusammen mit einer dritten Frage, ob man im Jahr 2021 noch ein weiteres Nazi-Aufarbeitungsdrama braucht, das der Thematik nichts wirklich Neues hinzufügen kann. Für jüngere Zuschauer*innen ohne diese Vorbehalte bietet der Film durchaus spannende und abgründige Momente und die gedankliche Möglichkeit, sich mit dem immer aktuellen Thema Schuld und Sühne auseinanderzusetzen.
Regie: Yuval Adler
Drehbuch: Ryan Covington, Yuval Adler
Kamera: Kolja Brandt
Schnitt: Richard Mettler
Musik: John Paesano
Darsteller:
Noomi Rapace, Chris
Messina, Joel Kinnaman,
Jackson Dean Vincent
USA 2020
Leonine
97 min.
FSK 16
Deutscher Kinostart: ab 27. Mai 2021
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen