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Dienstag, 1. Juni 2021

Im Kino: The Secrets We Keep - Schatten der Vergangenheit (The Secrets We Keep)

Maja (Noomi Rapace) lebt Ende der 1950ger Jahre mit Mann (Chris Messina) und kleinem Sohn (Jackson Dean Vincent) in einem amerikanischen Vorort, als sie eines Tages einen Fremden (Joel Kinnaman) in der Nachbarschaft beobachtet, der bei ihr die Erinnerung an schreckliche Erlebnisse aus Kriegszeiten hervorruft. Sie ist fest davon überzeugt, dass dieser Mann sie und ihre Schwester, beide rumänische Roma, während des zweiten Weltkriegs in Europa gequält hat. Sie entführt den Fremden, weiht ihren Mann ein und beide versuchen, den – vermeintlichen oder tatsächlichen – Kriegsverbrecher mit allen Mitteln zu einem Geständnis zu zwingen…

Eng angelehnt an die Handlung des Polanski-Werks „Der Tod und das Mädchen“ begibt sich der Film auf Spurensuche, es geht um Schuld und Verstrickung und die Auswirkung von (Kriegs)Traumata auf das Leben der Opfer, ohne dass es Raum für wirkliche Erlösung gibt. Düster und unbarmherzig wird ein Vergeltungsdrama inszeniert, bei dem die Frage, ob Maja sich vielleicht an einem Unschuldigen vergreift, weil ihre Erinnerungen – von Schmerz und Wut getrübt – sie täuschen, keine wirkliche Rolle mehr spielt, und die andere Frage, inwieweit Rache legitimes Mittel ist, um geschehenes Unrecht wieder gut zu machen, leider nicht differenziert genug beleuchtet wird, dies gilt auch für Majas Selbstvorwürfe bezüglich ihrer eigenen Rolle während des Dramas, das ihre Schwester seinerzeit nicht überlebt hat. 

So bleibt am Ende ein schaler Beigeschmack, den auch die durchaus sehenswerte Leistung der Hauptdarstellerin nicht überdecken kann, zusammen mit einer dritten Frage, ob man im Jahr 2021 noch ein weiteres Nazi-Aufarbeitungsdrama braucht, das der Thematik nichts wirklich Neues hinzufügen kann. Für jüngere Zuschauer*innen ohne diese Vorbehalte bietet der Film durchaus spannende und abgründige Momente und die gedankliche Möglichkeit, sich mit dem immer aktuellen Thema Schuld und Sühne auseinanderzusetzen.

 

 

Regie: Yuval Adler

Drehbuch: Ryan Covington, Yuval Adler

Kamera: Kolja Brandt

Schnitt: Richard Mettler

Musik: John Paesano

 

Darsteller:

Noomi Rapace, Chris Messina, Joel Kinnaman,
Jackson Dean Vincent

 

USA 2020

Leonine

97 min.

FSK 16

 

Deutscher Kinostart: ab 27. Mai 2021

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