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Montag, 27. Juli 2020

Im Kino: The King of Staten Island

In der Eingangssequenz des Films wird Scott Carlin (Pete Davidson) als ganz böser Bube präsentiert, der auf dem Highway mit seinem und dem Leben anderer spielt. Doch im Grunde ist er nur ein junger Mann ohne Orientierung oder Ambitionen, der mit 24 noch zu Hause bei seiner Mutter Margie (Marisa Tomei) lebt, während seine jüngere Schwester Claire (Maude Apatow) bereits aufs College geht.

Sein Vater starb als Feuerwehrmann im Einsatz, als Scott sieben Jahre alt war, und dies ist ihm Rechtfertigung genug, sich einfach treiben zu lassen. Er hat eine Freundin, die er nicht wirklich glücklich macht, ansonsten hängt er mit seinen Kifferfreunden ab, vor der tristen Kulisse von Staten Island, dem unspektakulärsten und unglamourösesten Stadtteil New Yorks. Wenn überhaupt von etwas, träumt er davon, ein Tattoo-Café zu eröffnen, dafür übt er das Tätowieren an jedem, der ihn lässt, zum König wird er dabei allerdings nicht. Eines Tages verliebt sich Margie ausgerechnet in den Feuerwehrmann Ray (Bill Burr) und setzt Scott ein Ultimatum, endlich auf eigenen Füßen zu stehen, worin sie von Ray bestärkt wirkt, für Scott ein Grund, alles daran zu setzen, diesen Mann wieder aus dem Leben seiner Mutter zu vertreiben. Ohne es zu merken, erwacht er dabei langsam aus seiner Lethargie und entdeckt über Umwege ganz neue Seiten an sich – die Wege ins Erwachsenenleben sind manchmal verschlungen und schräg…

Die Tragikomödie von Judd Apatow ist weder richtig tragisch noch zum Brüllen komisch und, ohne eine durchstrukturierte Handlung, ein wenig zu lang geraten. Aber sie ist charmant und liebenswert, kommt genauso verschlurft daher, wie ihr schlaksiger Protagonist, glänzend dargestellt von dem jungen Komiker Pete Davidson. Wie seine Filmfigur wurde er auf Staten Island geboren und verlor früh seinen Vater, der als Feuerwehrmann bei den Anschlägen vom 11. September ums Leben kam. Aber im Gegensatz zu seinem filmischen Alter Ego hat Davidson offenbar seinen Weg gefunden, er tritt regelmäßig in der Comedy-Show Saturday Night Life auf, hat am Drehbuch dieses Films mitgeschrieben und fungierte als ausführender Produzent.

Ihm und Apatow gelingt es, Scott, diesen großen Jungen, der nicht erwachsen werden will – im Englischen gibt es die treffende Bezeichnung Man-Child – und der viele dumme Sachen macht und sagt, zu mögen, obwohl er es allen um sich herum nicht einfach macht und man ihm zwischendurch auch mal kräftig in den Hintern treten möchte. Es ist dieses Gespür für seine Figuren insgesamt, das den Film trägt, wir sehen richtige Menschen mit ihren Problemen, für die es nicht immer sofort eine Lösung gibt, unspektakulär vielleicht und genauso unglamourös wie der Stadtteil, in dem sie zu Hause sind, aber auch sie haben Geschichten zu erzählen, und bei dieser hat man gerne eine Weile zugeschaut, am Ende ist man fast ein bisschen traurig, dass man nicht weiter dabei sein darf – etwas Besseres kann man über einen Film mit Überlänge eigentlich nicht sagen…

 

Regie: Judd Apatow

Drehbuch: Judd Apatow, Pete Davidson, Dave Sirus

Kamera: Robert Elswit

Schnitt: Jay Cassidy, William Kerr, Brian Scott Olds

Musik: Michael Andrews

 

Darsteller:

Pete Davidson, Marisa Tomei, Steve Buscemi, Maude Apatow, Moises Arias, Bill Burr,

 

Universal Pictures

136 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 30. Juli 2020

und als Video on Demand

 © Universal Pictures

Trailer:  https://www.youtube.com/watch?v=azkVr0VUSTA

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