Als Frau ist der 1867 in Warschau geborenen Marie Sklodowska
(Rosamund Pike) in ihrem Heimatland der Weg an die Universität verwehrt, daher
geht sie nach Paris, um dort Physik und Mathematik zu studieren. Beides
schließt sie mit Bestnoten ab, dennoch
bleibt ihre weitere Karriere ein ständiger Kampf gegen männliche
Vorherrschaft und Vorurteile. Als sie Pierre Curie kennen lernt, will sie sich
auf keinen Fall von ihm fördern lassen, aber dann verlieben sich beide
ineinander und wirken fortan gemeinsam. Über ihren Doktorvater, Henri
Becquerel, bekommt sie Zugang zur Strahlenforschung, ihre Erkenntnisse im
Bereich Radioaktivität sind noch heute wegweisend. Im Jahr 1903 wird sie
zusammen mit ihrem Mann und Bequerel mit dem Nobelpreis für Physik
ausgezeichnet und erhält als erste Frau Europas einen Doktortitel in eben jenem
Fach. Zwei Jahre später stirbt Pierre Curie, bereits von den
Strahlenforschungen gesundheitlich angeschlagen, bei einem tragischen Unfall
und Marie übernimmt seinen Lehrstuhl an der Sorbonne. 1911 erhält sie als
erster Mensch einen zweiten Nobelpreis, diesmal für Chemie. Trotz aller
Schwierigkeiten, die sich ihr immer wieder in den Weg stellen, gibt sie nie
auf, sich für ihre Wissenschaft einzusetzen. 1934 verstirbt sie, ebenfalls
gezeichnet von den Auswirkungen der Radioaktivität, der sie jahrelang
ausgesetzt war.
Der Film porträtiert diese in jeder Hinsicht
außergewöhnliche Frau als klug, ambitioniert und zielstrebig, Eigenschaften,
die man zu ihrer Zeit einer weiblichen Person nicht zutraute und mit denen man
sich auch heute bisweilen noch schwer tut. Die bahnbrechenden Erkenntnisse, die
auf Marie Curies Forschungen fußen, die Entdeckung der Wirkungen von
Radioaktivität mit ihren Möglichkeiten, von der Entwicklung der
Strahlentherapie bei Krebserkrankungen bis hin zur Verwendung von Kernkraft zur
Energiegewinnung, werden eingebettet in einen düster bebilderten Rahmen, in dem
Rosamund Pike einmal mehr glänzen darf.
Ihre Darstellung macht den Film auf
jeden Fall sehenswert, ansonsten will der Funke, den eine solche Frau und
Wissenschaftlerin entzündet hat, nicht immer auf den Zuschauer überspringen.
Der Mensch Marie tritt größtenteils hinter der übergroßen Ikone Marie Curie
zurück, auch wenn es nicht an privaten Momenten aus ihrem Leben mangelt,
bleiben diese leider etwas blutleer und die Stationen ihrer Karriere werden
allzu konventionell erzählt. Dennoch ist es das Verdienst dieses Filmes, ein
realistisches Sittenbild jener Zeit zu zeichnen, das es um so erstaunlicher
macht, wie es eine Frau unter diesen Umständen überhaupt schaffen konnte,
hinter dem heimischen Herd hervorzutreten und Weltgeschichte zu schreiben. Ein
Appell an alle Frauen und Mädchen, und eine Ermutigung, sich auch heute nicht von
falschen Vorstellungen und Vorurteilen abschrecken zu lassen, sondern sich
entschieden vorzuwagen, wenn man etwas gefunden hat, wofür man brennt...
Regie: Marjane
Satrapi
Drehbuch:
Lauren Redniss, Jack Thorne
Kamera:
Anthony Dod Mantle
Schnitt:
Stéphane Roche
Musik: Evgueni
Galperine, Sacha Galperine
Darsteller:
Rosamund Pike, Sam
Riley, Cara Bossom, Aneurin Barnard, Anya Taylor-Joy, Simon Russell Beale, Tim
Woodward, Jonathan Aris
StudioCanal / Amazon
Studios
109 min.
FSK 6
Deutscher Kinostart:
16. Juli 2020 (nach dem ursprünglich geplanten 09. April)
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