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Dienstag, 14. Juli 2020

Im Kino: Marie Curie – Elemente des Lebens (Radioactive)


Als Frau ist der 1867 in Warschau geborenen Marie Sklodowska (Rosamund Pike) in ihrem Heimatland der Weg an die Universität verwehrt, daher geht sie nach Paris, um dort Physik und Mathematik zu studieren. Beides schließt sie mit Bestnoten ab, dennoch  bleibt ihre weitere Karriere ein ständiger Kampf gegen männliche Vorherrschaft und Vorurteile. Als sie Pierre Curie kennen lernt, will sie sich auf keinen Fall von ihm fördern lassen, aber dann verlieben sich beide ineinander und wirken fortan gemeinsam. Über ihren Doktorvater, Henri Becquerel, bekommt sie Zugang zur Strahlenforschung, ihre Erkenntnisse im Bereich Radioaktivität sind noch heute wegweisend. Im Jahr 1903 wird sie zusammen mit ihrem Mann und Bequerel mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet und erhält als erste Frau Europas einen Doktortitel in eben jenem Fach. Zwei Jahre später stirbt Pierre Curie, bereits von den Strahlenforschungen gesundheitlich angeschlagen, bei einem tragischen Unfall und Marie übernimmt seinen Lehrstuhl an der Sorbonne. 1911 erhält sie als erster Mensch einen zweiten Nobelpreis, diesmal für Chemie. Trotz aller Schwierigkeiten, die sich ihr immer wieder in den Weg stellen, gibt sie nie auf, sich für ihre Wissenschaft einzusetzen. 1934 verstirbt sie, ebenfalls gezeichnet von den Auswirkungen der Radioaktivität, der sie jahrelang ausgesetzt war. 

Der Film porträtiert diese in jeder Hinsicht außergewöhnliche Frau als klug, ambitioniert und zielstrebig, Eigenschaften, die man zu ihrer Zeit einer weiblichen Person nicht zutraute und mit denen man sich auch heute bisweilen noch schwer tut. Die bahnbrechenden Erkenntnisse, die auf Marie Curies Forschungen fußen, die Entdeckung der Wirkungen von Radioaktivität mit ihren Möglichkeiten, von der Entwicklung der Strahlentherapie bei Krebserkrankungen bis hin zur Verwendung von Kernkraft zur Energiegewinnung, werden eingebettet in einen düster bebilderten Rahmen, in dem Rosamund Pike einmal mehr glänzen darf. 

Ihre Darstellung macht den Film auf jeden Fall sehenswert, ansonsten will der Funke, den eine solche Frau und Wissenschaftlerin entzündet hat, nicht immer auf den Zuschauer überspringen. Der Mensch Marie tritt größtenteils hinter der übergroßen Ikone Marie Curie zurück, auch wenn es nicht an privaten Momenten aus ihrem Leben mangelt, bleiben diese leider etwas blutleer und die Stationen ihrer Karriere werden allzu konventionell erzählt. Dennoch ist es das Verdienst dieses Filmes, ein realistisches Sittenbild jener Zeit zu zeichnen, das es um so erstaunlicher macht, wie es eine Frau unter diesen Umständen überhaupt schaffen konnte, hinter dem heimischen Herd hervorzutreten und Weltgeschichte zu schreiben. Ein Appell an alle Frauen und Mädchen, und eine Ermutigung, sich auch heute nicht von falschen Vorstellungen und Vorurteilen abschrecken zu lassen, sondern sich entschieden vorzuwagen, wenn man etwas gefunden hat, wofür man brennt...


Regie: Marjane Satrapi
Drehbuch: Lauren Redniss, Jack Thorne
Kamera: Anthony Dod Mantle
Schnitt: Stéphane Roche
Musik: Evgueni Galperine, Sacha Galperine

Darsteller:
Rosamund Pike, Sam Riley, Cara Bossom, Aneurin Barnard, Anya Taylor-Joy, Simon Russell Beale, Tim Woodward, Jonathan Aris

 StudioCanal / Amazon Studios
109 min.
FSK 6
Deutscher Kinostart: 16. Juli 2020 (nach dem ursprünglich geplanten 09. April)

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