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Dienstag, 13. Juli 2021

Im Kino: Nebenan

Schauspieler Daniel (Daniel Brühl) lebt mit Frau und zwei kleinen Kinder in einem schicken Loft in Berlin. Er steht kurz vor einem Karrieresprung, für ein internationales Franchise hat er ein Vorsprechen in London. Vor der Fahrt zum Flughafen geht er in seiner Stammkneipe in Berlin noch einmal seinen Text durch, dort sitzt an der Theke ein Fremder namens Bruno (Peter Kurth), mit dem er ins Gespräch kommt. Als Daniel nach und nach klar wird, dass dieser Mann äußerst intime Kenntnisse über ihn und seine Familie besitzt, nimmt die Geschichte eine dramatische Wendung…

Für sein Regiedebüt hat sich Daniel Brühl einiges vorgenommen, indem er auch eine der beiden Hauptrollen übernommen und die Idee zu dem Film entwickelt hat, dessen Drehbuch allerdings aus der Feder des Schriftstellers Daniel Kehlmann („Die Vermessung der Welt“) stammt.

Herausgekommen ist ein intelligentes Kammerspiel mit Zügen einer schwarzen Komödie, die ruhig noch etwas schärfer hätten ausfallen können. Sympathisch ist, wie der Regisseur Brühl sich über den Schauspieler Brühl lustig zu machen scheint, indem er ihn irgendwo zwischen bekanntem Darsteller, dem noch etwas zum wirklichen Ruhm fehlt und aufgeblasenem Gockel mit Starallüren ansiedelt. Ihm gegenüber agiert, ganz ohne die genannten Anwandlungen, dafür mit dem ganzen Schwergewicht seiner (Schauspiel)Persönlichkeit Peter Kurth, der den einfachen, gebeutelten und im Leben immer zu kurz gekommenen Bruno gibt und in seinen besten Momenten den Darsteller Brühl überrollt wie eine Dampfwalze.

Zwischen Daniel und Bruno entwickelt sich ein immer beklemmender werdendes Duell auf engstem Raum – Hauptschauplatz der Handlung ist die enge und miefige Kneipe – bei dem Timing und Choreographie exzellent funktionieren, Kompliment an den Regisseur Brühl! Vordergründig geht es um eine persönliche Geschichte, die Bruno mit Daniel auszufechten hat, dahinter steckt aber auch Gesellschaftskritisches zu so aktuellen Themen wie Gentrifizierung und sozialer Ungerechtigkeit, nicht streng und zeigefingerbewehrt, sondern unterhaltsam und spannend vorgeführt am lebenden Objekt. Den einen, Bruno, im Dunkeln, sieht man normalerweise nicht, während der andere, der leichtfüßige Musenjünger, sich im Lichte sonnt, obwohl auch er mit seinen Dämonen zu kämpfen hat, wenn er hin und wieder von Versagensängsten geplagt wird. Wirklich sympathisch ist am Ende keiner von beiden, aber es scheint dem Regisseur Brühl Spaß zu machen, die dunklen Seiten seiner Lichtgestalt, des Schauspielers Daniel, auszuleuchten, und genauso viel Spaß macht es, dabei zuzusehen.

 


 Regie: Daniel Brühl

Drehbuch: Daniel Kehlmann b/a Idee von Daniel Brühl

Kamera: Jens Harant

Schnitt: Marty Schenk

Musik: Jakob Grunert, Moritz Friedrich

 

Darsteller:

Daniel Brühl, Peter Kurth, Rike Eckermann, Aenne Schwarz, Gode Benedix, Vicky Krieps,

 

 Warner Bros. Pictures

92 min.

FSK 12

 

Deutscher Kinostart: 15. Juli 2021

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=ujRKKXXsofs

 

 

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