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Mittwoch, 19. Juli 2023

Im Kino: Barbie

In Barbie-Land ist jeder Tag ein perfekter Tag. Barbie (Margot Robbie) und ihre (inzwischen durchaus wörtlich zu nehmen) diversen Schwestern sehen in jeder Hinsicht perfekt aus, leben sorglos in ihren quietschbunten Barbie-Häusern, feiern jeden Abend zusammen und erfreuen sich an den ebenso perfekt aussehenden Kens, die allerdings nichts zu sagen haben und als reine Staffage dienen. Aber plötzlich bekommt die heile Welt Risse, Barbie wird heimgesucht von Gedanken an Tod und Cellulite und muss in die Echte Welt da draußen, um herauszufinden, was das Problem ist. Der sie begleitende Ken (Ryan Gosling), hat dort allerdings ein Erweckungserlebnis, das nach ihrer Rückkehr ins Barbie-Land alles aus den Fugen geraten lässt...

Wer sich nach dieser Inhaltsangabe irritiert fragt, wo zum Teufel man hier eigentlich gelandet ist, ist am Ende der fast zwei Stunden leider nicht viel schlauer. Beginnt der Film noch vielversprechend mit einer grandiosen Eins-zu-Eins-Adaption der Eingangssequenz des Klassikers „2001-Odyssee im Weltraum“, bei der das Herz des Kinoliebhabers erwartungsfroh und aufgeregt zu schlagen beginnt, entwickelt er sich danach zu einem unspezifischen Gemischtwarenladen. Gesellschaftssatire, Emanzipationsgeschichte, kritische Auseinandersetzung mit einem seit Generationen trotz aller Schmähungen beliebten Spielzeug? Oder doch nur ein albernes Märchen für Erwachsene, bei dem, wie es sich für Märchen gehört, die Wirklichkeit, zumindest in allen Szenen mit der Geschäftsleitung von Mattel, als überzogenes Abziehbild daherkommt?

Alle, die es selbst herausfinden möchten, sollten sich nicht abschrecken lassen, das wirklich liebevoll gestylte Setdesign, das zwar stellenweise wirkt, als wäre über der Augsburger Puppenkiste versehentlich ein Rieseneimer mit rosa Farbe ausgeschüttet worden, kann durchaus für die inhaltlichen Mängel entschädigen. Vielleicht gefallen auch die ein oder anderen Gesangs- und Tanznummern, Ryan Gosling durfte ja bereits in „La La Land“ zeigen, dass er beides zwar nicht kann, aber allein für den Mut, es dennoch zu versuchen, ist er damals mit einer Oscar-Nominierung belohnt worden, vielleicht klappt es diesmal ja wieder. Seine Fans werden auf jeden Fall von seinem Ken überzuckert sein, gleiches gilt für die Fans von Margot Robbie und ihrer Barbie, überhaupt legen sich alle Darsteller mit einer Ernsthaftigkeit ins Zeug, die aller Ehren wert ist.

Wer sich an den optischen Schauwerten delektieren kann, entdeckt, sozusagen im Farbrausch, vielleicht am Ende doch noch einen tieferen Sinn (siehe oben) hinter dem Ganzen – oder er lässt sich einfach treiben und genießt zusammen mit Gleichgesinnten einen unbeschwerten Abend, am besten mit einem Modegetränk ihrer/seiner Wahl…

 

 

Regie: Greta Gerwig

Drehbuch: Greta Gerwig, Noah Baumbach

Kamera: Rodrigo Prieto

Schnitt: Nick Houy

Musik: Mark Ronson, Andrew Wyatt

 

Besetzung:

Margot Robbie, Ryan Gosling, Kingsey Ben-Adir, Hari Nef, Emma Mackey, Will Ferrell, Ariana Greenblatt, John Cena, Helen Mirren, Nicola Coughlan, Michael Cera, Simu Liu, Dua Lipa

 

Warner Bros.Germany

2023

114 min.

FSK 12

Deutscher Kinostart: 20. Juli 2023

 

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=eBvCo1ImAH4 (Deutsch)

https://www.youtube.com/watch?v=pBk4NYhWNMM (Englisch)

 

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