Großmutter Nai Nai (Zhao Shuzhen) hat Krebs im Endstadium,
aber um sie zu schonen, verschweigt man ihr die Diagnose. Damit alle sie noch
einmal sehen können, kommt die in alle Winde zerstreute Familie zusammen, als
Vorwand dient eine hastig arrangierte Hochzeit zwischen einem jungen Paar, das
sich noch gar nicht lange kennt. Auch die in den USA geborene und in New York
lebende Billi (Awkwafini) reist mit ihren Eltern nach China, aber sie kann sich
lange nicht mit der von allen mitgetragenen Lüge arrangieren, gerade weil sie
sich Nai Nai sehr verbunden fühlt.
Was sich wie ein Melodram anhört, ist eine zarte Komödie mit
vielen wunderbaren Momenten, die sich ohne Aufdringlichkeit mit der Frage
beschäftigt, ob es gute Lügen gibt und wenn ja, ob diese legitim sind. Hierbei
spielt der kulturelle Hintergrund nur eine untergeordnete Rolle, auch wenn
gesagt wird, dass es gerade in China üblich ist, einen Todkranken durch
Verschweigen der Diagnose zu schützen, denn nicht die Krankheit und der Tod
sind das Schreckliche, sondern die Angst vor beidem.
Neben diesem Konflikt werden aber noch, wie nebenbei, andere
Fragen aufgeworfen, wenn der eine Sohn Nai Nais, der in den USA lebt, Wert
darauf legt, Amerikaner zu sein, er habe schließlich einen amerikanischen Pass,
während der andere, der in Japan lebt, genauso überzeugend die Einstellung
vertritt, er bleibe immer Chinese, egal mit welchem Pass. In der Figur der
Billi wird diese Zerrissenheit am deutlichsten, sie, die fast 30-Jährige, deren
Leben bisher eher mäßig erfolgreich verläuft, fühlt sich, obwohl in den USA
geboren und der chinesischen Sprache nicht mehr richtig mächtig, der alten
Heimat gleichzeitig fremd und verbunden, was sich vor allem in der Beziehung zu
ihrer Nai Nai (dem Kosewort für die Goßmutter väterlicherseits) widerspiegelt.
Und gerade die Nähe beider zueinander macht den Zwiespalt so deutlich, zu
entscheiden, ob ein Todkranker das Recht auf die Wahrheit hat, oder ob man ihn
unbeschwert sein Leben zu Ende leben lässt. Billi fügt sich schließlich der
Familie, und am Ende hat man das Gefühl, sie tut dies nicht mehr widerwillig,
sondern aus innerer Überzeugung und hat damit einen wichtigen Schritt hin zu
ihrer eigenen Identität getan.
Ein Film, der seinem Thema die Last nimmt, ohne es auf die
leichte Schulter zu nehmen, sehr zu empfehlen, gerade in diesen Tagen.
Regie: Lulu
Wang
Drehbuch: Lulu
Wang
Kamera: Anna
Franquesa Solano
Schnitt: Matt
Friedman, Michael Taylor
Musik: Alex
Weston
Darsteller:
Zhao Shuzhen,
Awkwafina, X Mayo, Diana Lin, Tzi Ma,
DCM/ Universum
Spielfilm
FSK 12
DVD-/Blu-ray-Veröffentlichung:
17. April 2020
Details DVD:
Laufzeit: ca. 96 min.
Bildformat: 2,40:1
(16:9 anamorph)
Ton: DD 5.1
Sprachen: Deutsch,
Englisch/Mandarin
Untertitel: Deutsch,
Englisch
EAN: 4061229124102
Details Blu-ray:
Laufzeit: ca. 100
min.
Bildformat: 2,40:1
(1080p/24)
Ton: DD 5.1
Sprachen: Deutsch,
Englisch/Mandarin
Untertitel: Deutsch,
Englisch
EAN: 4061229124119
Trailer:
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