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Mittwoch, 31. Juli 2019

Film-Rezensionen: Der unverhoffte Charme des Geldes (La Chute de l'Empire Américain)

Pierre-Paul (Alexandre Landry) ist intelligent, worauf er sich einiges einbildet, wie man aus seinem bemerkenswerten Monolog gleich zu Beginn des Films erfährt. Dabei führt er ein bescheidenes Leben als Fahrer eines Lieferdienstes. Er verdient nicht viel Geld, aber er kann an keinem Bettler vorbei gehen, ohne diesem etwas zuzustecken und engagiert sich in der Obdachlosenhilfe.

Eines Tages beschert ihm das Schicksal etliche bis zum Rand mit Geld gefüllte Säcke aus einem Überfall, und anstatt die Finger davon zu lassen, versteckt er sie an einem sicheren Ort. Es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel mit dem Gangster-Syndikat, dem das Geld abhanden gekommen ist und der Polizei, die ein Verbrechen aufklären möchte, das im Folgenden einige Opfer fordern wird. Pierre-Paul erkennt, dass er allein keine Chance hat und rekrutiert eine sehr gemischte Hilfstruppe, um seinen Plan zur Sicherung der Millionen in die Tat umzusetzen. Hierzu gehören ein gerade aus dem Knast entlassenes Finanzgenie, ein Off-Shore Banker, Pierre-Pauls Ex-Freundin, die bei einer Bank arbeitet und seine aktuelle Freundin, ein Callgirl, das sich von seinem Reichtum angezogen fühlt. Ob letztere es ehrlich mit ihm meint und ob es gelingt, aus Schwarzgeld sauberes Geld zu machen, über das man legal verfügen kann – was schwieriger ist, als man glaubt – ist vergnüglich anzuschauen, äußerst spannend und mit hervorragendem Timing inszeniert.

Dabei bettet Denys Arcand seine eigentliche Botschaft, die Kritik an unserer vom Geld geprägten Gesellschaft, geschickt in diese im Gewand einer unterhaltsamen Heist-Komödie daherkommende Geschichte ein. Er lässt seine Protagonisten die gesamte Klaviatur des Systems bespielen, um eben dieses System zu schlagen, dabei schreckt er auch nicht vor ein paar überraschend harten Szenen zurück, die letztlich nur verdeutlichen, mit wem man es zu tun bekommt, wenn man sich mit denen anlegt, die die Welt beherrschen. Der Regisseur, von dem in den 1980ger Jahren bereits ein Film mit ähnlichem Titel in die Kinos kam (Le Déclin de l’Empire Américain), erklärt dazu selbst: "Wir sind alle Untertanen des amerikanischen Imperiums. Der moralische Verfall des Imperiums hat begonnen uns anzustecken. Die Omnipotenz des Geldes ist nur ein Symptom dieser Krankheit. Werden wir Antibiotika finden, die stark genug sind, die Seuche zu bekämpfen?" Werden wir? Eine Antwort auf diese Frage gibt auch dieser Film nicht, aber wenn Gesellschaftskritik so unterhaltsam daherkommt, setzt man sich gerne damit auseinander.



Regie: Denys Arcand 
Drehbuch: Denise Robert
Kamera: Van Royko
Schnitt: Arthur Tarnowski
Musik: Mathieu Lussier, Louis Dufort

Darsteller:
Alexandre Landry, Maripier Morin, Rémy Girard, Louis Morissette, Maxim Roy, Pierre Curzi, Vincent Leclerc, Patrick Èmmanuel Abellard, Florence Longpré
 

MFA+FilmDistribution
Kanada 2018
129 min.
Deutscher Kinostart: 01. August 2019


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