Ein Dokumentarfilm über Toni Kroos? Den Fußballer? Im Kino?
Wer sich diese Fragen stellt, weiß zumindest einmal, wer und was Toni Kroos
ist, bei weiteren Details werden sich die meisten aber schon schwer tun, denn
es gibt wenige Superstars in der Welt des Fußballs, die so wenig in der
Öffentlichkeit stehen. Dass Kroos ein Superstar ist, wird auch der letzte
Zweifler nach diesem Film zugeben müssen, denn dafür sprechen zum einen seine
vielen Erfolge und Titel – Weltmeister, vier Mal Champions League-Sieger (3x
mit Real Madrid, 1x mit dem FC Bayern München), einmal spanischer Meister,
einmal spanischer Superpokalsieger, drei Mal deutscher Meister und dreimal
Pokalsieger mit Bayern München, um nur die wichtigsten zu nennen. Zum anderen
entsteht aus den Aussagen seiner Kollegen, vor allem bei Real Madrid, ein Bild,
das sich erst auf den zweiten Blick zu erschließen scheint, nämlich das des
Motors und Regisseurs auf dem Platz, von dem Tempo und Spielweise maßgeblich
abhängen. Wenn selbst ein Kenner wie Marcel Reif gesteht, dass er Kroos früher
unterschätzt habe, wird verständlich, weshalb es vielleicht doch keine
schlechte Idee war, diesen Film in die Kinos zu bringen, um dem erfolgreichsten
deutschen Spieler aller Zeiten auf diese Weise ein Denkmal zu setzen.
Der Film lässt eine illustre Schar von Spielern und Trainern
zu Wort kommen, von Bale über Modric bis Ramos, von Guardiola, Zidane und
Heynckes bis Löw, auch ein Edelfan wie Robbie Williams darf sich äußern, und so
entsteht das Bild des Spielers Kroos. Das des Menschen dahinter wird durch
Aussagen seiner Familie, allen voran seiner Frau, der Eltern und des Bruders
Felix sichtbar, schließlich lässt sich auch die Hauptperson selbst auf die
Sache ein und Toni Kroos trägt seinen Teil dazu bei, indem er, der sich
ansonsten nie in den Vordergrund drängt, ein wenig Einblick in sein Leben, von
Greifswald bis Madrid, gewährt.
Dabei wird deutlich, dass sein Verhalten
tatsächlich keine Arroganz oder Abgehobenheit darstellt, sondern seine
Persönlichkeit widerspiegelt, dass er ein Mensch ist, der nach wie vor nicht an
Glamour und Skandalen interessiert ist, sondern solide aber effizient seine
Arbeit macht. Wer das langweilig nennt, weiß es halt nicht besser. Wie wenig
Kroos offensichtlich daran liegt, im Mittelpunkt zu stehen, zeigt ein Foto aus
der Mannschaftskabine nach dem WM-Gewinn mit Bundeskanzlerin Merkel und
Bundespräsident Gauck und einem Toni Kroos irgendwo im Hintergrund, mit seinen
Schuhen beschäftigt. Schließlich wird auch sein soziales Engagement in Gestalt
einer Stiftung für schwerstkranke Kinder beleuchtet, ein Engagement, das man
von einer Person mit seinem Status sicher auch erwarten darf.
Dass er auch geschickt verhandeln und seine Interessen
verfolgen kann, macht sein Abgang von Bayern München deutlich, eine
interessante Episode, die manch einer im Vorfeld schon als Abrechnung mit
seinem Ex-Verein und als unschönes „Nachtreten" interpretiert hat –
vielleicht ohne den Film überhaupt gesehen zu haben. In ein Porträt gehören
alle biographischen und beruflichen Details, so darf das „Missverständnis“
Bayern München auch nicht fehlen. Uli Hoeneß kommt selbst zu Wort, wie die
Sache zu werten ist, darüber mag sich danach jeder Zuschauer selbst ein Urteil
bilden.
Regie: Manfred
Oldenburg
Dokumentarfilm
Deutscher Kinostart:
04. Juli 2019
Bilder und Clip:
© BROADVIEW Pictures
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