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Mittwoch, 7. August 2019

Film-Rezensionen: So wie du mich willst (Celle Que Vous Croyez)


Die 50-jährige Claire (Juliette Binoche), Literaturdozentin, geschieden und alleinerziehend, steckt in einer Lebenskrise. Ihr Mann hat sie – die übliche Geschichte – für eine Jüngere verlassen, dann fühlt sie sich auch noch von ihrem ebenfalls jüngeren Geliebten Ludo (Guillaume Gouix) hintergangen. Frauen scheinen nach wie vor die Verlierer in diesem Spiel zu sein, Jugend und Makellosigkeit lassen sich nun einmal nicht zurückholen. Oder vielleicht doch? Aus einer Laune heraus erschafft sie sich auf Facebook neu, wo sie sich mit einem fiktiven Foto als 24-jährige Clara ausgibt. Schon bald entwickelt sich eine Chat-Bekanntschaft mit dem Jungen Fotografen Alex (Francois Civil), einem von Ludos Freunden, der sich sofort von ihr angezogen fühlt, von ihrer Klugheit, aber auch von ihrer Sinnlichkeit, der sie sich in ihren Internetgesprächen immer mehr hingibt. Realität und Schein beginnen sich zu verwischen und Claire verschwindet mehr und mehr hinter der fiktiven Clara, seit langem fühlt sie sich wieder begehrt und umworben, verfällt im Umgang mit Smartphone und Tablet zeitweise in Verhaltensmuster eines Teenagers. Alex hingegen ist fasziniert, wie reif und tiefgründig Claire daherkommt, er ahnt schließlich nicht, dass er es mit einer gestandenen Frau zu tun hat, mit der er wohl nie zusammen gekommen wäre, wären sie sich im echten Leben begegnet. Problematisch wird die Situation, als Alex darauf drängt, Claire/ Clara einmal persönlich zu treffen…

Der Film zeigt das Dilemma reifer Frauen, die mit viel Lebenserfahrung aufwarten können, deren Selbstwertgefühl jedoch durch das Interesse der Gesellschaft, vor allem des männlichen Teils, an Jugend und Frische immer tiefer hinabgezogen wird. Natürlich werden sie noch als Menschen mit Erfahrung wahrgenommen und geschätzt, als Frauen scheinen sie jedoch immer unsichtbarer zu werden. Eine Ungerechtigkeit der Natur, oder eine gesellschaftliche Unwucht? Juliette Binoche ist eigentlich der lebende Beweis dafür, dass hier etwas grundlegend falsch läuft, sie verkörpert alles, was eine Frau ihres Alters zu bieten hat. In ihrem Gesicht spiegeln sich ganze Geschichten von Erotik, Begehren und prallem Leben, an ihr allein liegt es, dass dieser Film funktioniert, der sich am Ende etwas zu sehr in Gedankenspielen bezüglich eines „Was wäre gewesen, wenn…" verliert, indem er aus Sicht der Protagonisten einen anderen Verlauf mit unterschiedlichen Enden in den Raum stellt. Dennoch ein sehenswerter Film, auch im Hinblick auf die Doppelbödigkeit des Internets mit seinen Möglichkeiten, Illusionen zu schaffen und Fantasien zu bedienen, die im realen Raum unter Umständen kaum die Standfestigkeit von Kartenhäusern hätten, das aber auch einen ersten Gedankenaustausch gestattet, ohne den unter Umständen ablenkenden Einfluss einer Begegnung von Angesicht zu Angesicht.


 Regie: Safy Nebbou
Drehbuch: Safy Nebbou, Julie Peyr, b/a Roman von Cmille Laurens
Kamera: Gilles Porte
Schnitt: Stéphane Pereira
Musik: Ibrahim Maalouf

Darsteller:
Juliette Binoche, Francos Civil, Nicole Garcia, Marie-Ange Casta, Guillaume Gouix, Jules Houplain, Jules Gauzelin, Charles Berling, Claude Berron

Alamode Film
Frk. 2019
101 min.
Deutscher Kinostart: 08. August 2019


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