Der Film beruht auf dem gleichnamigen Roman von Roberto
Saviano, dem Autor, der mit „Gomorrha“ bereits eine schonungslose Darstellung
der neapolitanischen Mafia ablieferte. Hier zeichnet er das Porträt einer
hoffnungsvollen, am Ende doch verlorenen Generation von Jugendlichen, die mit
ihren Motorrollern durch die Straßen von Neapel knattern und dabei, fasziniert
von der Möglichkeit, schnell an viel Geld zu kommen, sich in den Krakenarmen
der Mafia verfangen.
Nicola (Francesco Di Napoli) und seine Freunde sind nicht
von Beginn an kriminell, aber sie lernen schnell, dass man sich all die
verführerischen Dinge wie modische Klamotten, neueste Elektronikgeräte, Drogen,
den Eintritt in die angesagten Clubs, und letztlich die Gunst der begehrten
Mädchen mit einem normalen Arbeitseinkommen niemals wird leisten können. Ihre
moralische Rechtfertigung ist zunächst noch, dass, wenn sie selbst die
Geschäfte betreiben, die Leute ihres Viertels keine Schutzgelder mehr zahlen
müssen und wieder sicher ihre kleinen Läden betreiben können. Dass dafür andere
zur Kasse gebeten werden, spielt keine Rolle, zu leicht lassen sie sich von
dem, was sie für Luxus halten, korrumpieren. Verbrechen zahlt sich eben doch
aus ist das, was sie schnell lernen, und sie unterscheiden sich im Grunde nicht
von zum Beispiel all den jungen Finanzjongleuren, die sich selbst einmal als
die „Masters of the Universe" bezeichnet haben, für die Moral auch etwas
für Feiglinge ist, die ebenso für sich jedes Recht der Welt reklamieren, am
Elend und finanziellen Ruin anderer zu verdienen, wenn man nur selbst ein gutes
Leben mit allen Insignien des Luxus hat. Wenn der Staat mit seinen
Institutionen und die Gesellschaft als Ganzes es nicht mehr schaffen, einer
jungen Generation Werte zu vermitteln, die jenseits eines neuen 4K-Fernsehers
angesiedelt sind, dann stehen eben andere bereit, um für sich den Nachwuchs für
eine kriminelle Parallelgesellschaft zu rekrutieren, und sie haben es so
leicht.
Dies erzählt der Film „Paranza", der bei den 69.
Internationalen Filmfestspielen Berlin mit dem Silbernen Bären für das Beste
Drehbuch ausgezeichnet wurde, vor der Kulisse der verwinkelten Gassen Neapels,
die manchmal etwas zu pittoresk ins Bild gesetzt werden. Die Riege junger
Laiendarsteller zeigt glaubhaft, wie einfach aus leichtsinnigen und
unbeschwerten jungen Männern skrupellose Killer werden und wie sich eine
Spirale von Gewalt, Korruption und Verbrechen mitten hineindreht in das Fleisch
der Gesellschaft, die dem offensichtlich nichts entgegenzusetzen hat.
Regie: Claudio Giovannesi
Drehbuch:
Roberto Saviano, Claudio Giovannesi, Maurizio Braucci, b/a Roman "Der Clan
der Kinder“ von Roberto Saviano
der Kinder“ von Roberto Saviano
Kamera:
Daniele Cipri
Schnitt:
Giuseppe Trepiccione
Musik: Andrea
Moscianese, Claudio Giovannesi
Darsteller:
Francesco Di Napoli, Ar Tem, Viviana Aprea, Alfredo
Turitto, Valentina Vannino, Pasquale Marotta, Luca Nacarlo, Carmine Pitto,
Renato Carpentieri
Prokino
Italien 2019
105 min.
Deutscher Kinostart:
22. August 2019
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