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Mittwoch, 21. August 2019

Film-Rezensionen: Paranza - Der Clan der Kinder (La Paranza dei Bambini)

Der Film beruht auf dem gleichnamigen Roman von Roberto Saviano, dem Autor, der mit „Gomorrha“ bereits eine schonungslose Darstellung der neapolitanischen Mafia ablieferte. Hier zeichnet er das Porträt einer hoffnungsvollen, am Ende doch verlorenen Generation von Jugendlichen, die mit ihren Motorrollern durch die Straßen von Neapel knattern und dabei, fasziniert von der Möglichkeit, schnell an viel Geld zu kommen, sich in den Krakenarmen der Mafia verfangen.

Nicola (Francesco Di Napoli) und seine Freunde sind nicht von Beginn an kriminell, aber sie lernen schnell, dass man sich all die verführerischen Dinge wie modische Klamotten, neueste Elektronikgeräte, Drogen, den Eintritt in die angesagten Clubs, und letztlich die Gunst der begehrten Mädchen mit einem normalen Arbeitseinkommen niemals wird leisten können. Ihre moralische Rechtfertigung ist zunächst noch, dass, wenn sie selbst die Geschäfte betreiben, die Leute ihres Viertels keine Schutzgelder mehr zahlen müssen und wieder sicher ihre kleinen Läden betreiben können. Dass dafür andere zur Kasse gebeten werden, spielt keine Rolle, zu leicht lassen sie sich von dem, was sie für Luxus halten, korrumpieren. Verbrechen zahlt sich eben doch aus ist das, was sie schnell lernen, und sie unterscheiden sich im Grunde nicht von zum Beispiel all den jungen Finanzjongleuren, die sich selbst einmal als die „Masters of the Universe" bezeichnet haben, für die Moral auch etwas für Feiglinge ist, die ebenso für sich jedes Recht der Welt reklamieren, am Elend und finanziellen Ruin anderer zu verdienen, wenn man nur selbst ein gutes Leben mit allen Insignien des Luxus hat. Wenn der Staat mit seinen Institutionen und die Gesellschaft als Ganzes es nicht mehr schaffen, einer jungen Generation Werte zu vermitteln, die jenseits eines neuen 4K-Fernsehers angesiedelt sind, dann stehen eben andere bereit, um für sich den Nachwuchs für eine kriminelle Parallelgesellschaft zu rekrutieren, und sie haben es so leicht.

Dies erzählt der Film „Paranza", der bei den 69. Internationalen Filmfestspielen Berlin mit dem Silbernen Bären für das Beste Drehbuch ausgezeichnet wurde, vor der Kulisse der verwinkelten Gassen Neapels, die manchmal etwas zu pittoresk ins Bild gesetzt werden. Die Riege junger Laiendarsteller zeigt glaubhaft, wie einfach aus leichtsinnigen und unbeschwerten jungen Männern skrupellose Killer werden und wie sich eine Spirale von Gewalt, Korruption und Verbrechen mitten hineindreht in das Fleisch der Gesellschaft, die dem offensichtlich nichts entgegenzusetzen hat.



Regie: Claudio Giovannesi 
Drehbuch: Roberto Saviano, Claudio Giovannesi, Maurizio Braucci, b/a Roman "Der Clan
der Kinder“ von Roberto Saviano
Kamera: Daniele Cipri
Schnitt: Giuseppe Trepiccione
Musik: Andrea Moscianese, Claudio Giovannesi

Darsteller:
Francesco Di Napoli, Ar Tem, Viviana Aprea, Alfredo Turitto, Valentina Vannino, Pasquale Marotta, Luca Nacarlo, Carmine Pitto, Renato Carpentieri
 
Prokino
Italien 2019
105 min.
Deutscher Kinostart: 22. August 2019


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