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Montag, 19. August 2019

Film-Rezensionen: Crawl


Wenn an der Küste Floridas ein Hurricane der Kategorie 5 naht, sollte man sich eher aus seinem Wirkungsbereich entfernen, Haley (Kaya Scodelario) aber macht genau das Gegenteil, als sie sich auf die Suche nach ihrem Vater Dave (Barry Pepper) begibt, der auf keinen Handyanruf reagiert. Durch heftige Regenschauer und Windstöße kämpft sie sich mit ihrem Auto bis zu dem Haus vor, das einmal ihr Elternhaus gewesen ist und findet ihren Vater tatsächlich verletzt im bereits von Wasser gefluteten Kriechkeller. Als sie merkt, was seine Verletzung verursacht hat, befindet sie sich auch schon selbst mitten in der tödlichen Falle: in das bereits halb unter Wasser stehende Labyrinth unter dem Haus mit all seinen Rohren, Leitungen und Verschlägen sind zwei riesige Alligatoren von einer nahen Alligatorfarm eingedrungen, die sich in dem flüssigen Element wie zu Hause fühlen und Jagd auf alles machen, was sich bewegt, und wenn überhaupt sind es die Menschen, die sich dort teilweise mühsam kriechend fortbewegen. Aber Hayley ist auch eine ausgebildete Schwimmerin und ihre sportlichen Fähigkeiten kommen ihr nun zugute, ebenso wie ihr Mut und ihre Zähigkeit, um sich und ihren Vater vor den gefräßigen Biestern zu retten, während das Wasser im Keller stetig steigt, aber auch außerhalb des Hauses tummeln sich weitere Jäger, werden es Vater und Tochter schaffen, zu entkommen?

Auch wenn die meisten Situationen vorhersehbar sind, bietet der Film extremen Nervenkitzel, weil die Effekte wohldosiert eingesetzt und hervorragend choreographiert sind. In Werken dieser Art wird auf Dialoge meistens nicht viel Wert gelegt, aber auch hier hebt sich der Film von vergleichbaren ab, denn in der klaustrophobischen Enge und unter dem Eindruck der existentiellen Gefahr gibt es fast schon kammerspielartige Szenen, in denen sich Vater und Tochter einander wieder annähern, nachdem sie sich über die Scheidung der Eltern entfremdet hatten. Als Hayleys ehemaliger Schwimmtrainer kennt Dave Hayleys Stärken und weiß noch, wie er sie abrufen kann, diese psychologischen Intermezzi wirken zwar manchmal ein wenig aufgesetzt, bilden aber auch ein Gegengewicht zu dem teilweise recht drastischen Gemetzel, das die (sehr gut animierten) Alligatoren innerhalb, aber vor allem außerhalb des Hauses anrichten.

Für Freunde des realen Horrors – also ohne übersinnliche oder sonstige Mächte – ein gelungener, spannungsreicher Film, für zartbesaitete Gemüter nicht ganz das Richtige im Hinblick auf einen entspannten Kinoabend. 
 
Und hier noch ein paar Survival-Tipps für den Umgang mit Alligatoren:
 
1. Alligatoren schwimmen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 32 km/h und können eine Stunde lang unter Wasser bleiben. Dadurch werden sie für ihre Beute zur unberechenbaren, unsichtbaren Gefahr. Mit ihrem muskulösen Schwanz können sie blitzartig aus dem Wasser schnellen und mithilfe ihrer spitzen Zähne die Beute in die Tiefe reißen.
Survival-Tipp: Wasser meiden oder sehr gut sehr lange sehr schnell (mindestens 33 km/h) schwimmen können.

2. Alligatoren reagieren gereizt, wenn man sich ihrem Territorium und besonders dem Nest nähert. Sie sind auch an Land sehr schnell – zumindest über eine kurze Distanz.
Survival-Tipp: Wenn euch ein Alligator an Land verfolgt, rennt, so schnell ihr könnt. Mit etwas Glück geht dem Alligator die Puste aus, bevor er euch erwischt.

3. Der Kiefer eines Alligators übt gewaltige 1.300 kg Druck aus – dadurch hat er den kraftvollsten Biss, der je bei einem lebenden Tier gemessen wurde. Alligatoren kauen dann aber nicht, sie schlucken ihre Beute in einem Stück herunter. Dabei vergießen sie dann auch gerne die sogenannte Krokodilsträne – aber nicht etwa aus Mitleid, sondern weil beim Fressen Druck auf ihre Tränendrüse ausgeübt wird.
Survival-Tipp: Sollte sich ein Alligator in einen eurer Körperteile verbeißen, stellt euch auf keinen Fall tot, sondern wirkt mit Schlägen auf den Kopf, insbesondere auf Nase und Augen, auf das Tier ein.

4. Es leben ungefähr 5 Millionen Alligatoren und Krokodile auf der Welt, allein in Florida etwa 1,5 Millionen. Aber: Es ist gesetzlich verboten, Alligatoren in Florida zu füttern – sie würden sich so zu sehr an menschliche Nähe gewöhnen …
Survival-Tipp: Nicht füttern! Auch nicht versuchen, die Alligatoren mit „Snacks“ anzulocken, nur um vielleicht ein schönes Selfie machen zu können.

5. Alligatoren können in totaler Finsternis sehen, dadurch können sie ihre Beute auch nachts jagen. Mittels der Drucksensoren an ihren Kiefern nehmen sie selbst die feinsten Bewegungen des Wasserspiegels wahr und spüren so ihre Opfer auf.
Survival-Tipp: Das Baden bei Nacht in fremden Gewässern zwingend vermeiden! Die Alligatoren könnten sich dadurch gestört fühlen und euch gegebenenfalls für tierische Beute halten und zuschnappen. Denn egal, wie viele Karotten ihr schon gegessen haben: Die Augen und alle anderen Sinne der Alligatoren sind definitiv besser als eure!

6. Mit der berüchtigten Todesrolle – festbeißen und mit dem Opfer um die eigene Achse drehen – bändigen und erlegen Alligatoren ihre Beute.
Survival-Tipp: Leider keinen. Einmal in dieser Falle, gibt es auch für Menschen kein Entkommen mehr!

Nach CRAWL werdet ihr euch genau überlegen, ob ihr den Alligatoren in Florida überhaupt noch nahekommen wollt! Denn im Wasser seid ihr ihre leichteste Beute.

Ob die oben genannten Tipps Haley und ihrem Vater Dave helfen, erfahrt ihr am Donnerstag in den Kinos in CRAWL!


Regie: Alexandre Aja
Drehbuch: Michael Rasmussen, Shawn Rasmussen
Kamera: Maxime Alexandre
Schnitt: Elliot Greenberg
Musik: Max Aruj, Steffen Thum

Darsteller:
Kaya Scodelario, Barry Pepper, Morfydd Clark, Ross Anderson, Jose Palma, Ami Metcalf, Anson Boon,
  
87 min.
FSK 16
Deutscher Kinostart: 22. August 2019



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