Wenn an der Küste Floridas ein Hurricane der Kategorie 5
naht, sollte man sich eher aus seinem Wirkungsbereich entfernen, Haley (Kaya
Scodelario) aber macht genau das Gegenteil, als sie sich auf die Suche nach
ihrem Vater Dave (Barry Pepper) begibt, der auf keinen Handyanruf reagiert.
Durch heftige Regenschauer und Windstöße kämpft sie sich mit ihrem Auto bis zu
dem Haus vor, das einmal ihr Elternhaus gewesen ist und findet ihren Vater
tatsächlich verletzt im bereits von Wasser gefluteten Kriechkeller. Als sie
merkt, was seine Verletzung verursacht hat, befindet sie sich auch schon selbst
mitten in der tödlichen Falle: in das bereits halb unter Wasser stehende
Labyrinth unter dem Haus mit all seinen Rohren, Leitungen und Verschlägen sind
zwei riesige Alligatoren von einer nahen Alligatorfarm eingedrungen, die sich
in dem flüssigen Element wie zu Hause fühlen und Jagd auf alles machen, was
sich bewegt, und wenn überhaupt sind es die Menschen, die sich dort teilweise
mühsam kriechend fortbewegen. Aber Hayley ist auch eine ausgebildete
Schwimmerin und ihre sportlichen Fähigkeiten kommen ihr nun zugute, ebenso wie
ihr Mut und ihre Zähigkeit, um sich und ihren Vater vor den gefräßigen Biestern
zu retten, während das Wasser im Keller stetig steigt, aber auch außerhalb des
Hauses tummeln sich weitere Jäger, werden es Vater und Tochter schaffen, zu
entkommen?
Auch wenn die meisten Situationen vorhersehbar sind, bietet
der Film extremen Nervenkitzel, weil die Effekte wohldosiert eingesetzt und
hervorragend choreographiert sind. In Werken dieser Art wird auf Dialoge
meistens nicht viel Wert gelegt, aber auch hier hebt sich der Film von
vergleichbaren ab, denn in der klaustrophobischen Enge und unter dem Eindruck
der existentiellen Gefahr gibt es fast schon kammerspielartige Szenen, in denen
sich Vater und Tochter einander wieder annähern, nachdem sie sich über die
Scheidung der Eltern entfremdet hatten. Als Hayleys ehemaliger Schwimmtrainer
kennt Dave Hayleys Stärken und weiß noch, wie er sie abrufen kann, diese psychologischen
Intermezzi wirken zwar manchmal ein wenig aufgesetzt, bilden aber auch ein
Gegengewicht zu dem teilweise recht drastischen Gemetzel, das die (sehr gut
animierten) Alligatoren innerhalb, aber vor allem außerhalb des Hauses
anrichten.
Für Freunde des realen Horrors – also ohne übersinnliche
oder sonstige Mächte – ein gelungener, spannungsreicher Film, für zartbesaitete
Gemüter nicht ganz das Richtige im Hinblick auf einen entspannten Kinoabend.
Und hier noch ein paar Survival-Tipps für den Umgang mit
Alligatoren:
1. Alligatoren schwimmen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 32 km/h und
können eine Stunde lang unter Wasser bleiben. Dadurch werden sie für ihre Beute
zur unberechenbaren, unsichtbaren Gefahr. Mit ihrem muskulösen Schwanz können sie
blitzartig aus dem Wasser schnellen und mithilfe ihrer spitzen Zähne die Beute
in die Tiefe reißen.
Survival-Tipp: Wasser meiden oder sehr gut sehr lange sehr
schnell (mindestens 33 km/h) schwimmen können.
2. Alligatoren reagieren gereizt, wenn man sich ihrem Territorium und
besonders dem Nest nähert. Sie sind auch an Land sehr schnell – zumindest über
eine kurze Distanz.
Survival-Tipp: Wenn euch ein Alligator an Land verfolgt, rennt,
so schnell ihr könnt. Mit etwas Glück geht dem Alligator die Puste aus, bevor
er euch erwischt.
3. Der Kiefer eines Alligators übt gewaltige 1.300 kg Druck aus –
dadurch hat er den kraftvollsten Biss, der je bei einem lebenden Tier gemessen
wurde. Alligatoren kauen dann aber nicht, sie schlucken ihre Beute in einem
Stück herunter. Dabei vergießen sie dann auch gerne die sogenannte
Krokodilsträne – aber nicht etwa aus Mitleid, sondern weil beim Fressen Druck
auf ihre Tränendrüse ausgeübt wird.
Survival-Tipp: Sollte sich ein Alligator in einen eurer
Körperteile verbeißen, stellt euch auf keinen Fall tot, sondern wirkt mit
Schlägen auf den Kopf, insbesondere auf Nase und Augen, auf das Tier ein.
4. Es leben ungefähr 5 Millionen Alligatoren
und Krokodile auf der Welt, allein in Florida etwa 1,5 Millionen. Aber: Es ist
gesetzlich verboten, Alligatoren in Florida zu füttern – sie würden sich so zu
sehr an menschliche Nähe gewöhnen …
Survival-Tipp: Nicht füttern! Auch nicht versuchen,
die Alligatoren mit „Snacks“ anzulocken, nur um vielleicht ein schönes Selfie
machen zu können.
5. Alligatoren können in totaler Finsternis sehen,
dadurch können sie ihre Beute auch nachts jagen. Mittels der Drucksensoren an
ihren Kiefern nehmen sie selbst die feinsten Bewegungen des Wasserspiegels wahr
und spüren so ihre Opfer auf.
Survival-Tipp: Das Baden bei Nacht in fremden
Gewässern zwingend vermeiden! Die Alligatoren könnten sich dadurch gestört
fühlen und euch gegebenenfalls für tierische Beute halten und zuschnappen. Denn
egal, wie viele Karotten ihr schon gegessen haben: Die Augen und alle anderen
Sinne der Alligatoren sind definitiv besser als eure!
6. Mit der berüchtigten Todesrolle – festbeißen und mit dem
Opfer um die eigene Achse drehen – bändigen und erlegen Alligatoren ihre Beute.
Survival-Tipp: Leider keinen. Einmal in dieser Falle,
gibt es auch für Menschen kein Entkommen mehr!
Nach CRAWL werdet ihr euch genau überlegen, ob ihr
den Alligatoren in Florida überhaupt noch nahekommen wollt! Denn im Wasser seid
ihr ihre leichteste Beute.
Ob die oben genannten Tipps Haley und ihrem Vater Dave
helfen, erfahrt ihr am Donnerstag in den Kinos in CRAWL!
Regie:
Alexandre Aja
Drehbuch:
Michael Rasmussen, Shawn Rasmussen
Kamera: Maxime
Alexandre
Schnitt:
Elliot Greenberg
Musik: Max
Aruj, Steffen Thum
Darsteller:
Kaya Scodelario,
Barry Pepper, Morfydd Clark, Ross Anderson, Jose Palma, Ami Metcalf, Anson
Boon,
87 min.
87 min.
FSK 16
Deutscher Kinostart:
22. August 2019
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