Der 19jährige David (Louis Hofman) ist ein begabter Pianist,
aber die Leichtigkeit, die er immer am Klavier gespürt hat, ist im harten
Alltag des Musikkonservatoriums, das ihn zum Studium aufgenommen hat, schnell
dahin. Eher zurückhaltend im Umgang mit anderen Menschen macht er auch
diesbezüglich Erfahrungen, die ihn zu überfordern scheinen, sowohl im
Konkurrenzkampf mit dem Kommilitonen Walter (Johannes Nussbaum), als auch bei
seiner Affäre mit der selbstbewussten Gesangsstudentin Marie (Liv Lisa
Fries). Ein Stipendium in New York scheint ihm schon sicher, aber seine
Unausgeglichenheit lässt ihn immer wieder stolpern, er ist selbst sein größter
Gegner auf diesem Weg und es wird immer fraglicher, ob er, der so hoffnungsvoll
gestartet ist, sein Ziel überhaupt noch erreichen wird.
„Prélude“ ist ein Film über Träume und Leidenschaften und
den durch die eigene und die Erwartung anderer erzeugten Druck beim Streben
nach Vervollkommnung. Hier ist nicht mehr der Weg das Ziel, sondern ein ganz
bestimmter Erfolg, den jemand am Ende erreicht, oder eben auch nicht. Die
Sensibilität, die einen Künstler gerade zum Künstler macht, birgt gleichzeitig
die Gefahr des Scheiterns, wenn sie in allzu große Labilität mündet, und der
Film führt mitten hinein in ein solches Herz der Finsternis, das doch
eigentlich leuchten sollte. Das Thema ist kein neues, schon oft wurde gezeigt,
wie hart und steinig der Weg ist, bis aus einem bloßen Talent ein Meister
seines oder ihres Fachs wird, egal, ob in der Kunst oder im Sport. Wer nur
hobbymäßig Spaß am Klavierspielen hat, kennt nicht die physischen Schmerzen,
die ein intensives Training mit sich bringt, von den psychischen Belastungen
ganz zu schweigen, bei diesem Film bekommt der Zuschauer einmal mehr ein Ahnung
von diesen Strapazen – per aspera ad astra.
Louis Hofman beeindruckt in seiner Darstellung des David, er
zeichnet ihn als spröde und unzugänglich, was es dem Zuschauer nicht leicht
macht, Zugang zu der Figur bekommen. Dennoch gelingt es ihm, den Leidensweg
seiner Figur intensiv und berührend darzustellen, während es Liv Lisa Fries
nicht so ganz schafft, das Bild ihrer Darstellung der Charlotte Ritter aus
„Babylon Berlin“ aus dem Kopf zu bekommen, zu sehr schwingt dieselbe Attitüde
mit, die man vor ihr bereits kennt, gepaart mit der gleichen Optik. Die Dialoge
des Films klingen an manchen Stellen etwas altmodisch und die Schwere des
Themas, wie aus Lust Last wird, wirkt an mancher Stellen allzu quälend. Aber
der Konflikt zwischen Anspruch und Scheitern, den die gerade zur Zeit so
intensiv betriebene Selbstoptimierung mit sich bringt, wird durch den Kontrast
zwischen verstörenden Bildern und der strahlenden Kraft der Musik deutlich.
Nichts für einen vergnügten Kinoabend, aber trotz einiger Unebenheiten ein
berührender Film mit gutem Darsteller.
Regie: Sabrina
Sarabi
Drehbuch:
Sabrina Sarabi
Kamera: Max
Preiss
Schnitt:
Hannah Schwegel, Jan von Rimscha
Musik: Felix
Rösch
Darsteller:
Louis Hofmann, Liv
Lisa Fries, Johannes Nussbaum, Ursina Lardi, Jenny Schily, Saskia Rosendahl,
David Kosel, Arno Frisch
Warner Bros./ X
Verleih
Deutschland 2019
95 min.
Deutscher Kinostart:
29. August 2019
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