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Mittwoch, 25. September 2019

Film-Rezensionen: Der Distelfink (The Goldfinch)



Der junge Theo Decker wächst ohne Vater auf, dann stirbt eines schrecklichen Tages auch noch seine Mutter bei einem Bombenanschlag im Metropolitan Museum of Art. Theo überlebt und nimmt, als sich die Staubwolken der mächtigen Explosion gelegt haben, ein Gemälde mit einem kleinen Vogel – dem Distelfink – an sich, das letzte, das er und seine Mutter gemeinsam gesehen haben. Dieses Bild folgt ihm nun auf seinem weiteren Lebensweg, stets gut verpackt und verstaut, es ist Teil von Theos Schicksal geworden und wird es auch immer bleiben. 

Der Film zeichnet seinen Lebensweg nach, der immer wieder von scheinbaren Zufällen inneue Richtungen gelenkt wird. Da ist die Pflegefamilie, die ihn für kurze Zeit aufnimmt, bis sein Vater überraschend wieder auftaucht und ihn zu sich holt, ein Antiquitätenhändler, bei dem er später arbeitet und ein Mädchen, das auch im Museum war, und schließlich die Freundschaft zu dem unkonventionellen Boris, mit dem sich eine enge Beziehung entwickelt, für beide Jungen, die jeweils früh ihrer Wurzeln beraubt wurden, die erste tiefere Bindung, die sie zusammenschweißt.


Man sollte sich weder von einigen schlechten Kritiken, vor allem aus Übersee, noch von der Länge des Films abschrecken lassen, denn es handelt sich um ein kleines, altmodisches Meisterwerk mit von Kameramann Roger Deakins kunstvoll eingefangenen wunderschönen Bildern. Die Darsteller, vor allem der junge Oakes Fegley, sind herausragend, und auch wenn die Freundschaft zwischen Theo und Boris in der Romanvorlage noch intensiver beschrieben wird, können die Leser des Buchs sich über eine gelungene Umsetzung freuen, während die übrigen eine ungewöhnliche Geschichte erzählt bekommen, die immer wieder neue Wendungen nimmt und sich wohltuend aus dem Einheitsbrei konventioneller Kinokost heraushebt.


Ein Kunstwerk ist ein Kunstwerk, ganz gleich, was Ignoranten darüber sagen, manchmal braucht es Zeit, bis sein Wert erkannt wird, und vor allem braucht es einen Betrachter, der diesen Wert zu schätzen weiß.




Regie: John Crowley
Drehbuch: Peter Straughan b/a Roman von Donna Tartt
Kamera: Roger Deakins
Schnitt: Kelley Dixon
Musik: Trevor Gureckis

Besetzung:
Oakes Fegley, Ansel Elgort, Nicole Kidman, Jeffrey Wright, Luke Wilson, Sarah Paulson, Finn Wolfhard, Aneurin Barnard, Aimee Laurence, Ashleigh Cummings

Warner Bros.
FSK 12
149 min.
Deutscher Kinostart: 26. September 2019

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