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Mittwoch, 18. September 2019

Film-Rezensionen: Downton Abbey

 




Für alle Freunde von „Downton Abbey“ die beste Nachricht des Jahres: Es gibt einen Film, der die ganze Pracht und Herrlichkeit der beliebten britischen Adels-Serie nun endlich auch auf die großen Leinwand bringt.




 
Nach den Schrecken und Umbrüchen, die der Weltkrieg hinterlassen hat und der Verarbeitung einiger persönlicher Schicksalsschläge, von denen die Bewohner Downton Abbeys getroffen wurden, scheint sich das Leben wieder normalisiert zu haben. Wir schreiben inzwischen das Jahr 1927 und die Familie Crawley, nach wie vor angeführt von dem stets würdevollen und charmanten Robert, Earl of Grantham (Hugh Bonneville), sieht sich einer überraschenden Herausforderung gegenüber: König Georg V und seine Gattin befinden sich auf Rundreise durchs Land und möchten auch in Downton Abbey Station machen, was sämtliche Bewohner, sowohl die Herrschaft als auch die Schar der Dienstboten, in helle Aufruhr versetzt, erhebliche Vorbereitungen sind nötig, will man sich von seiner besten Seite zeigen. 

Als die hochnäsige Entourage des Königs sich daran macht, bei der Vorbereitung und Durchführung des königlichen Mahls auf Downton der Köchin, Mrs. Patmore (Leslie Nicol), und dem übrigen Personal das Szepter zu entreißen und der eigens für dieses Ereignis reaktivierte Butler Carson (Jim Carter) hilflos ansehen muss, wie er von seinem königlichen Pendant entmachtet wird, gibt es eine Revolte unter der Führung von Anna Bates (Joanne Froggatt), von der die Herrschaft natürlich nichts mitbekommt, und am Ende sind die Verhältnisse mittels einer vergnüglichen Intrige wieder hergestellt. Das gleichzeitig von anderer Seite geplante Attentat auf den König wird dabei fast zur Nebensache...

Der Film ist ein gelungener Ensemblefilm, der sich in unterhaltsamer und gewohnt liebevoller Weise den großen und kleinen Problemen seiner Protagonisten widmet, bei dem jeder der Akteure mit sichtlichem Spaß bei der Sache ist und dafür im Gegenzug mit der ihm jeweils gebührenden Aufmerksamkeit belohnt wird. Hier ist es natürlich schön, wenn man die Vorgeschichte der einzelnen Personen kennt, aber es gibt ansonsten Gelegenheit genug, Zugang zu den Figuren zu bekommen.

Ein Verdienst der Serie bestand darin, den aus heutiger Sicht anachronistischen Lebenswandel einerseits zu zeigen, andererseits aber durchaus durch die eigenen Figuren hinterfragen zu lassen, hieran knüpft auch der Film gekonnt an. So ist es für die Herrschaft zwar immer noch undenkbar, sich alleine anzukleiden, aber einen Landsitz in der bisherigen Weise fortzuführen scheint auf Dauer auch nicht mehr möglich. Ein Körnchen Sozialkritik mischt sich immer in den zur Schau gestellten Prunk, indem die Crawleys stets als Menschen mit sozialem Gewissen gezeichnet werden, die ebenso wie jeder andere mit Veränderungen und Verwerfungen zu kämpfen haben. Ein Highlight des Films wie auch der Serie sind auch diesmal die spitzzüngigen Bemerkungen der unvergleichlichen
Maggie Smith in ihrer Rolle als Lady Violet Crawley, die diese fast im Minutentakt abfeuert, die ebenso zum Gesamtvergnügen beitragen wie die Leichtigkeit, mit der der ganze Film in all seiner verschwenderischen Pracht daherkommt – alles in allem ein Augen- und Ohrenschmaus für jeden, der eine Pause von all den anderen testosteron- und pulverdampfgeschwängerten Blockbustern oder den Niederungen der aktuellen britischen Politik braucht.



 

 















Regie: Michael Engler 
Drehbuch: Julian Followes
Kamera: Ben Smithard
Schnitt: Mark Day
Musik: John Lunn  

Darsteller:
Hugh Bonneville, Elizabeth McGovern, Maggie Smith, Michelle Dockery, Laura Carmichael, Allen Leech, Joanne Froggatt, Brendan Coyle, Phyllis Logan, Jim Carter, Sophie McShera, Lesley Nichol, Robert James-Collier, Penelope Wilton, Kevin Doyle, Michael Fox, Matthew Goode
 
GB 2019
145 min.
Deutscher Kinostart: 19. September 2019

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