Blog-Archiv

Montag, 28. Januar 2019

Film-Rezensionen: Green Book - Eine Besondere Freundschaft (Green Book)


Tony „Lipp“ Vallelonga (Viggo Mortensen) ist ein grobschlächtiger Mann, der sein Geld mit Gelegenheitsjobs, unter anderem als Rausschmeißer in einem New Yorker Club, verdient. Eines Tages erhält er das Jobangebot, den schwarzen Pianisten Dr. Don Shirley (Mahershala Ali) auf dessen Konzert-Tournee durch die Südstaaten der USA zu chauffieren. Es ist das Jahr 1962, der Süden ist für Menschen mit einer anderen Hautfarbe als weiß nicht ungefährlich, und es ist von Anfang an klar, dass Dr. Shirley auf dieser Fahrt nicht nur einen Fahrer, sondern vor allem einen Beschützer braucht. Tony bekommt zu Beginn einen Reiseführer der besonderen Art in die Hand gedrückt, das von einem Herrn Green geschriebene „Negro Motorist Green Book", mit dem Verzeichnis aller für afroamerikanische Autofahrer kompatiblen Unterkünfte und Restaurants.

Shirley ist ein eleganter, distinguierter Schöngeist, Tony in jeder Hinsicht das genaue Gegenteil, aber beide haben diese Offenheit, die es braucht, um über den eigenen Horizont hinaus zu blicken, was man von der feinen Gesellschaft, die sich an Shirleys Pianokünsten durchaus wohlwollend delektiert, nicht sagen kann. Deren Rassismus ist so plump und entwaffnend zugleich, dass es mehr Gleichmut braucht, als Tony in manchen Situationen, in die sie geraten, aufzubringen imstande ist. Auf seine Frage, weshalb sich Shirley diese Reise überhaupt antut, bekommt er von einem der mitreisenden anderen Musiker die Antwort, dass es genau diesen Mut braucht, um die Herzen der Menschen zu verändern („Because it takes courage to change people's hearts").

Shirley und Tony kommen sich auf ihrer Reise so nahe, wie es unter anderen Umständen nie geschehen wäre, und sie profitieren beide davon. Aus Tony wird natürlich kein Schöngeist und Dr. Shirley wird sich niemals die Hemdsärmeligkeit seines Chauffeurs zu eigen machen, aber beide gewinnen einen Respekt füreinander, der Klassen- und Rassenschranken niederreißt, bis sich einfach zwei Menschen mit ihren Stärken und Schwächen gegenüberstehen.

Regisseur Peter Farrelly, sonst eher bekannt durch leicht krawallige Komödien, inszeniert hier einmal mit leichter Hand und zeigt auf, wie einfach es sein könnte, mit Humor und Menschlichkeit aufeinander zuzugehen, wenn man Vorurteile und Ressentiments beiseite schiebt, und wie sich dann auch zwischen Menschen, die so unterschiedlich sind wie Dr. Shirley und Tony Lipp, so etwas wie eine Freundschaft entwickeln kann. Hierfür gebührt dem Film, der auf einer wahren Geschichte beruht, bereits jede Anerkennung, aber sein feiner Sinn für Situationskomik und anrührende Szenen machen daraus endgültig einen lohnenden Kinoabend, und der Film hat völlig zu Recht bereits etliche Preise der laufenden Awards Season abgeräumt.




Regie: Peter Farrelly
Drehbuch: Peter Farrelly, Nick Vallelonga, Brian Currie
Kamera: Sean Porter
Schnitt: Patrick J. Don Vito
Musik: Kris Bowers

Darsteller:
Viggo Mortensen, Mahershala Ali, Linda Cardellini

Entertainment One Germany
130 min.
Deutscher Kinostart: 31. Januar 2019




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen