Rocky Balboa (Sylvester Stallone), der Underdog, der im
Boxring über sich hinauswuchs und damit (Film)Geschichte schrieb, steht schon
längst nicht mehr selbst im Ring, aber seit „Creed: Rocky’s Legacy" aus
dem Jahr 2015 betreut er den jungen Adonis Johnson (Michael B. Jordan), den
unehelichen Sohn des legendären Apollo Creed, einst Gegner und später Freund
von Rocky.
Adonis hat es als frisch gebackener Weltmeister noch nicht
gelernt, mit seinem Ruhm klarzukommen. Unsicher ist er auch in seiner Beziehung
zu Freundin Bianca (Tessa Thomson), sein geplanter Heiratsantrag fällt ihm
sichtlich schwerer als jede Herausforderung im Ring, aber auch hier bekommt er
Unterstützung seines alten Freundes Rocky, der ihm mit seiner Lebenserfahrung
stets zur Seite steht. Als Bianca schwanger wird, scheint dem Glück nichts mehr
im Wege zu stehen.
Dann aber wird Adonis von der Vergangenheit eingeholt, denn
er bekommt es mit einem neuen und gleichzeitig alten Herausforderer zu tun:
Ivan Drago (Dolph Lundgren), der für Apollo Creeds Tod im Ring verantwortlich
war, hat nach seiner darauffolgenden Niederlage gegen Rocky schwere Zeiten in
seiner alten Heimat Russland hinter sich und arbeitet mit seinem Sohn Viktor
(Florian „Big Nasty" Munteanu) an einer späten Revanche für seine Schmach,
indem er Viktor zu einer bissigen Kampfmaschine abrichtet und ihn bereit macht
für die Eroberung des Titels, der ihm seinerzeit verwehrt blieb. Adonis hat
Zweifel, ob er seinen Titel gegen diesen Gegner verteidigen kann, und als auch
Rocky ihm seine Unterstützung hierfür entzieht, machen ihn seine Selbstzweifel
zu einer leichten Beute für Viktor und dessen Einpeitscher Ivan. Eine
Disqualifizierung Viktors rettet den schwer angeschlagenen Adonis zwar
zunächst, aber es ist klar, dass es zu einem Rückkampf kommen muss. Jetzt ist
auch Rocky wieder an seiner Seite und gemeinsam mit ihrem alten Team baut
dieser Adonis physisch aber vor allem auch mental wieder auf, und der furiose
Showdown kann beginnen.
Mit Creed findet die Rocky-Saga eine Fortsetzung für eine
neue Generation, die 1976, dem Jahr des ersten Rocky-Films, noch nicht einmal
geboren war, der Film, der seinerzeit drei Oscars – inklusive den für den
besten Film – gewann und den Beginn einer großen Hollywood-Karriere für den bis
dahin völlig unbekannten Sylvester Stallone bedeutete.
Wie damals, und wie in jedem Film dieser Art, geht es um die
Frage, woraus Champions gemacht sind, ob sie für sich kämpfen, oder jemand
anderem etwas beweisen wollen, und es gibt keine Überraschungen bei der
Antwort, nur dass sie nicht mehr so einfach ist, wie damals, als Rocky auf die
Frage „Why do you wanna fight?“ lakonisch erwiderte: „Because I can’t sing or
dance.“ Aber für das fast shakespearehafte Thema zweier Söhne, die das Erbe
ihrer Väter mit sich herumschleppen, ist der Film dann doch zu leichtgewichtig.
Die Rolle der Mütter in diesem Drama klingt kurz an, während Viktors Mutter
(Brigitte Nielsen) ihren Sohn wiederholt verlässt und ihn dem zweifelhaften
Einfluss des Vaters ausliefert, ist Adonis’ Stiefmutter Mary Anne Creed
(Phylicia Rashad) eine gleichzeitig starke und feinfühlige Frau, die bereits
weiß, dass Bianca schwanger ist, bevor diese es selbst herausfindet.
Der Schwerpunkt der Handlung liegt jedoch auf der Figur des
Adonis Johnson, an manchen Stellen zu ausufernd, hier hätten eine Straffung der
Geschichte und etwas weniger Kitschmomente, wie der am Grab des Vaters, dem
Film gut getan. Wenig Zeit erhält Viktor, der als das Produkt seines Vaters
zwar furchterregend auftritt, aber insgesamt farblos bleibt. Das Verhältnis von
Drago und Viktor bleibt oberflächlich und dass Vater und Sohn am Ende
schiedlich-friedlich beim Joggen gezeigt werden, erscheint nach dem verbissenen
Auftreten Ivan Dragos während des ganzen Films zuvor wenig glaubwürdig.
Die Szenen rund um den Kampf im Ring sind durchaus
meisterhaft inszeniert, wie es sich für einen Kampf- und Sportfilm geziemt,
dennoch gelingt es nicht, den Zuschauer gänzlich mitzureißen, und so kommt nur
einmal etwas wie ein Gänsehautmoment auf, als die Musik unvermittelt in die
Rockyfanfare übergeht.
Der jungen Held Adonis steht zwar im Mittelpunkt, aber er
kann noch nicht in die Fußstapfen der zwar gealterten, aber immer noch
präsenten Ikone Sylvester Stallone treten, der seine Figur Rocky mit einer altersweisen
Abgeklärtheit verkörpert, zeitweise müde zwar, aber immer noch mit dem alten
Funken, der wieder aufblitzt und zündet, wenn es darauf ankommt.
Regie: Steven
Caple Jr.
Drehbuch: Juel
Taylor, Sylvester Stallone b/s story von Sascha Penn und Cheo Hodari Coker
Kamera: Kramer
Morgenthau
Musik: Ludwig
Göransson
Darsteller:
Michael B. Jordan,
Sylvester Stallone, Tessa Thomson, Wood Harris, Russell Hornsby, Phylicia
Rashad, Dolph Lundgren, Florian „Big Nasty" Munteanu, Brigitte Nielsen
MGM und Warner Bros.
Pictures
130 min.
Deutscher Kinostart:
24. Januar 2019
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