Blog-Archiv

Dienstag, 22. Januar 2019

Creed II: Rocky's Legacy (Creed II)


Rocky Balboa (Sylvester Stallone), der Underdog, der im Boxring über sich hinauswuchs und damit (Film)Geschichte schrieb, steht schon längst nicht mehr selbst im Ring, aber seit „Creed: Rocky’s Legacy" aus dem Jahr 2015 betreut er den jungen Adonis Johnson (Michael B. Jordan), den unehelichen Sohn des legendären Apollo Creed, einst Gegner und später Freund von Rocky.

Adonis hat es als frisch gebackener Weltmeister noch nicht gelernt, mit seinem Ruhm klarzukommen. Unsicher ist er auch in seiner Beziehung zu Freundin Bianca (Tessa Thomson), sein geplanter Heiratsantrag fällt ihm sichtlich schwerer als jede Herausforderung im Ring, aber auch hier bekommt er Unterstützung seines alten Freundes Rocky, der ihm mit seiner Lebenserfahrung stets zur Seite steht. Als Bianca schwanger wird, scheint dem Glück nichts mehr im Wege zu stehen.

Dann aber wird Adonis von der Vergangenheit eingeholt, denn er bekommt es mit einem neuen und gleichzeitig alten Herausforderer zu tun: Ivan Drago (Dolph Lundgren), der für Apollo Creeds Tod im Ring verantwortlich war, hat nach seiner darauffolgenden Niederlage gegen Rocky schwere Zeiten in seiner alten Heimat Russland hinter sich und arbeitet mit seinem Sohn Viktor (Florian „Big Nasty" Munteanu) an einer späten Revanche für seine Schmach, indem er Viktor zu einer bissigen Kampfmaschine abrichtet und ihn bereit macht für die Eroberung des Titels, der ihm seinerzeit verwehrt blieb. Adonis hat Zweifel, ob er seinen Titel gegen diesen Gegner verteidigen kann, und als auch Rocky ihm seine Unterstützung hierfür entzieht, machen ihn seine Selbstzweifel zu einer leichten Beute für Viktor und dessen Einpeitscher Ivan. Eine Disqualifizierung Viktors rettet den schwer angeschlagenen Adonis zwar zunächst, aber es ist klar, dass es zu einem Rückkampf kommen muss. Jetzt ist auch Rocky wieder an seiner Seite und gemeinsam mit ihrem alten Team baut dieser Adonis physisch aber vor allem auch mental wieder auf, und der furiose Showdown kann beginnen.

Mit Creed findet die Rocky-Saga eine Fortsetzung für eine neue Generation, die 1976, dem Jahr des ersten Rocky-Films, noch nicht einmal geboren war, der Film, der seinerzeit drei Oscars – inklusive den für den besten Film – gewann und den Beginn einer großen Hollywood-Karriere für den bis dahin völlig unbekannten Sylvester Stallone bedeutete.

Wie damals, und wie in jedem Film dieser Art, geht es um die Frage, woraus Champions gemacht sind, ob sie für sich kämpfen, oder jemand anderem etwas beweisen wollen, und es gibt keine Überraschungen bei der Antwort, nur dass sie nicht mehr so einfach ist, wie damals, als Rocky auf die Frage „Why do you wanna fight?“ lakonisch erwiderte: „Because I can’t sing or dance.“ Aber für das fast shakespearehafte Thema zweier Söhne, die das Erbe ihrer Väter mit sich herumschleppen, ist der Film dann doch zu leichtgewichtig. Die Rolle der Mütter in diesem Drama klingt kurz an, während Viktors Mutter (Brigitte Nielsen) ihren Sohn wiederholt verlässt und ihn dem zweifelhaften Einfluss des Vaters ausliefert, ist Adonis’ Stiefmutter Mary Anne Creed (Phylicia Rashad) eine gleichzeitig starke und feinfühlige Frau, die bereits weiß, dass Bianca schwanger ist, bevor diese es selbst herausfindet.

Der Schwerpunkt der Handlung liegt jedoch auf der Figur des Adonis Johnson, an manchen Stellen zu ausufernd, hier hätten eine Straffung der Geschichte und etwas weniger Kitschmomente, wie der am Grab des Vaters, dem Film gut getan. Wenig Zeit erhält Viktor, der als das Produkt seines Vaters zwar furchterregend auftritt, aber insgesamt farblos bleibt. Das Verhältnis von Drago und Viktor bleibt oberflächlich und dass Vater und Sohn am Ende schiedlich-friedlich beim Joggen gezeigt werden, erscheint nach dem verbissenen Auftreten Ivan Dragos während des ganzen Films zuvor wenig glaubwürdig.

Die Szenen rund um den Kampf im Ring sind durchaus meisterhaft inszeniert, wie es sich für einen Kampf- und Sportfilm geziemt, dennoch gelingt es nicht, den Zuschauer gänzlich mitzureißen, und so kommt nur einmal etwas wie ein Gänsehautmoment auf, als die Musik unvermittelt in die Rockyfanfare übergeht.

Der jungen Held Adonis steht zwar im Mittelpunkt, aber er kann noch nicht in die Fußstapfen der zwar gealterten, aber immer noch präsenten Ikone Sylvester Stallone treten, der seine Figur Rocky mit einer altersweisen Abgeklärtheit verkörpert, zeitweise müde zwar, aber immer noch mit dem alten Funken, der wieder aufblitzt und zündet, wenn es darauf ankommt. 


Regie: Steven Caple Jr.
Drehbuch: Juel Taylor, Sylvester Stallone b/s story von Sascha Penn und Cheo Hodari Coker
Kamera: Kramer Morgenthau
Musik: Ludwig Göransson

Darsteller:
Michael B. Jordan, Sylvester Stallone, Tessa Thomson, Wood Harris, Russell Hornsby, Phylicia Rashad, Dolph Lundgren, Florian „Big Nasty" Munteanu, Brigitte Nielsen

MGM und Warner Bros. Pictures
130 min.
Deutscher Kinostart: 24. Januar 2019

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen