Zwischen 2001 und 2009 war Richard „Dick" Cheney
Vizepräsident des als schwach und nicht besonders intelligent geltenden
Präsidenten George W. Bush, der Film "Vice" widmet sich seiner
Karriere, die ihn, von vielen unbemerkt, zeitweise zum mächtigsten Mann der
Welt machte.
Cheney (Christian Bale) wird als zunächst gescheiterte
Existenz skizziert, der die Universität wegen schlechter Noten und einiger
Alkoholexzesse verlassen muss. Seine ehrgeizige Verlobte und spätere Ehefrau Lynne
(Amy Adams), ebenso machthungrig wie er, die als Frau in den sechziger Jahren
des vorigen Jahrhunderts jedoch nur über den Umweg eines erfolgreichen
Ehemannes ihre Ziele verwirklichen kann, setzt ihn unter Druck und die Angst,
sie zu verlieren, gibt ihm den nötigen Antrieb, sich eine Karriere in der
Politik aufzubauen. Dabei hilft ihm von Anfang an das scheinbar phlegmatische
Naturell eines schweigenden Beobachters, der jederzeit bereit ist, im
geeigneten Moment zum Schlag auszuholen.
Er beginnt im Team Nixons als persönlicher Assistent von
Donald Rumsfeld (Steve Carell), an dem er im Laufe seiner Karriere vorbeizieht,
schafft es dank seiner immer präziseren Kenntnisse der Mechanismen der
Hauptstadt zum Stabschef des Weißen Hauses unter Gerald Ford und zum
Außenminister unter George Bush senior, insofern hätte der Posten des
Vizepräsidenten eigentlich einen Rückschritt bedeutet, was dem machthungrigen
Menschen Cheney zunächst nicht behagte. Dank seiner Gerissenheit und seines
Ehrgeizes entdeckt er jedoch Möglichkeiten, seine Position zur Schaltzentrale
auszubauen, aus der heraus er für eine kurze Zeit die Geschicke der Welt lenkt,
wovon Auswirkungen zum Teil bis heute spürbar sind.
Zwischen seinen politischen Ämtern ist er für den Konzern
Halliburton tätig, eine Verquickung privater und politischer Interessen, die
sich für beide Seiten als lukrativ erweist, verdient Halliburton doch durch
staatliche Aufträge immense Summen.
Der Film zeigt machtgierige und dabei letztlich skrupellose
Menschen bei der Arbeit, an sich nichts Neues, doch wartet Regisseur Adam McKay
immer wieder mit kleinen, aber originellen inszenatorischen Überraschungen auf,
die den satirischen Ansatz des Films unterstreichen, ohne ihn gänzlich zu einer
Komödie zu machen. Der Unterton bleibt ernst, hebt sich aber wohltuend von der
eher verbissenen Kritik eines Michael Moore ab und bietet reichlich Anregung,
sich mit einem verhältnismäßig unbekannten Politiker noch einmal näher zu
beschäftigen, der aus der zweiten Reihe heraus das Schicksal der Welt in Händen
hielt.
Christian Bale wird mit Hilfe der hervorragenden Arbeit
seiner Maskenbildner tatsächlich zu Cheneys Widergänger und auch die übrigen
Akteure, allen voran Sam Rockwell als leicht tumber George W. Bush kommen den
Originalen sehr nahe. Alles in allem ein faszinierender Einblick in
Machtmechanismen der Politik in einem sehenswerten und unterhaltsamen Film.
Regie: Adam
McKay
Drehbuch: Adam
McKay
Kamera: Greig
Fraser
Schnitt: Hank
Corwin
Musik:
Nicholas Britell
Darsteller:
Christian Bale, Amy
Adams, Steve Carell, Sam Rockwell, Eddie Marsan, Tyler Perry
Universum film
132 min
Deutscher Kinostart:
21. Februar 2019
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