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Mittwoch, 20. Februar 2019

Film-Rezensionen: Vice: Der Zweite Mann (Vice)


Zwischen 2001 und 2009 war Richard „Dick" Cheney Vizepräsident des als schwach und nicht besonders intelligent geltenden Präsidenten George W. Bush, der Film "Vice" widmet sich seiner Karriere, die ihn, von vielen unbemerkt, zeitweise zum mächtigsten Mann der Welt machte.

Cheney (Christian Bale) wird als zunächst gescheiterte Existenz skizziert, der die Universität wegen schlechter Noten und einiger Alkoholexzesse verlassen muss. Seine ehrgeizige Verlobte und spätere Ehefrau Lynne (Amy Adams), ebenso machthungrig wie er, die als Frau in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts jedoch nur über den Umweg eines erfolgreichen Ehemannes ihre Ziele verwirklichen kann, setzt ihn unter Druck und die Angst, sie zu verlieren, gibt ihm den nötigen Antrieb, sich eine Karriere in der Politik aufzubauen. Dabei hilft ihm von Anfang an das scheinbar phlegmatische Naturell eines schweigenden Beobachters, der jederzeit bereit ist, im geeigneten Moment zum Schlag auszuholen.

Er beginnt im Team Nixons als persönlicher Assistent von Donald Rumsfeld (Steve Carell), an dem er im Laufe seiner Karriere vorbeizieht, schafft es dank seiner immer präziseren Kenntnisse der Mechanismen der Hauptstadt zum Stabschef des Weißen Hauses unter Gerald Ford und zum Außenminister unter George Bush senior, insofern hätte der Posten des Vizepräsidenten eigentlich einen Rückschritt bedeutet, was dem machthungrigen Menschen Cheney zunächst nicht behagte. Dank seiner Gerissenheit und seines Ehrgeizes entdeckt er jedoch Möglichkeiten, seine Position zur Schaltzentrale auszubauen, aus der heraus er für eine kurze Zeit die Geschicke der Welt lenkt, wovon Auswirkungen zum Teil bis heute spürbar sind.

Zwischen seinen politischen Ämtern ist er für den Konzern Halliburton tätig, eine Verquickung privater und politischer Interessen, die sich für beide Seiten als lukrativ erweist, verdient Halliburton doch durch staatliche Aufträge immense Summen.

Der Film zeigt machtgierige und dabei letztlich skrupellose Menschen bei der Arbeit, an sich nichts Neues, doch wartet Regisseur Adam McKay immer wieder mit kleinen, aber originellen inszenatorischen Überraschungen auf, die den satirischen Ansatz des Films unterstreichen, ohne ihn gänzlich zu einer Komödie zu machen. Der Unterton bleibt ernst, hebt sich aber wohltuend von der eher verbissenen Kritik eines Michael Moore ab und bietet reichlich Anregung, sich mit einem verhältnismäßig unbekannten Politiker noch einmal näher zu beschäftigen, der aus der zweiten Reihe heraus das Schicksal der Welt in Händen hielt.

Christian Bale wird mit Hilfe der hervorragenden Arbeit seiner Maskenbildner tatsächlich zu Cheneys Widergänger und auch die übrigen Akteure, allen voran Sam Rockwell als leicht tumber George W. Bush kommen den Originalen sehr nahe. Alles in allem ein faszinierender Einblick in Machtmechanismen der Politik in einem sehenswerten und unterhaltsamen Film.



Regie: Adam McKay
Drehbuch: Adam McKay
Kamera: Greig Fraser
Schnitt: Hank Corwin
Musik: Nicholas Britell

Darsteller:
 Christian Bale, Amy Adams, Steve Carell, Sam Rockwell, Eddie Marsan, Tyler Perry

Universum film
132 min
Deutscher Kinostart: 21. Februar 2019





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