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Mittwoch, 20. Februar 2019

Film-Rezensionen: Der Verlorene Sohn (Boy Erased)


Der neunzehnjährige Jared (Lucas Hedges) wächst bei seinen streng gläubigen Eltern im Süden der USA auf. Sein Vater (Russell Crowe) ist Prediger in der Baptistengemeinde und seine Mutter (Nicole Kidman) unterstützt ihren Ehemann. Als der Verdacht aufkommt, Jared könnte homosexuell sein, erschüttert dies besonders den Vater und er schickt seinen Sohn in eine sogenannte Reparativtherapie, wo der selbsternannte Therapeut Viktor Sykes (Joel Edgerton) solche vom Weg abgekommenen Jugendlichen zu heilen und wieder auf den rechten Weg zurückzubringen verspricht, eine Behandlung, die für viele der „Patienten" eine traumatische Erfahrung bedeutet. Als Jareds Mutter schließlich erkennt, wie ihr Junge unter den repressiven Methoden des Viktor Sykes leidet, widersetzt sie sich dem Willen des Vaters und holt Jared nach Hause.

Hollywood sucht sich seine Themen mehr und mehr in tatsächlichen Begebenheiten, inwieweit der fertige Film dann jeweils tatsächlich die Realität widerspiegelt, können nur die echten Personen beurteilen, die als Vorlage für die fiktiven gedient haben. Die äußerst umstrittene Reparativtherapie, auch Konversions- oder Reorientierungstherapie genannt, gibt es tatsächlich und wird auch in Deutschland praktiziert, ausgehend von der Vorstellung, dass es sich bei Homosexualität um eine psychische Störung handelt, die therapierbar ist. Da diese Auffassung inzwischen allgemein abgelehnt wird, gibt es Bestrebungen, solche Therapien gesetzlich zu verbieten, wie dies in einer Reihe von amerikanischen Bundesstaaten mittlerweile der Fall ist. Das Europäische Parlament hat 2018 mit überwältigender Mehrheit eine parteiübergreifende Initiative ergriffen, nach der Therapien zur Heilung von Homosexualität gesetzlich verboten werden sollen.

Der Schauspieler Joel Edgerton hat sich des Themas auf Grundlage der autobiographischen Schilderung eines Betroffenen angenommen, aber der Film schafft es nicht, das tatsächlich Unerhörte der Reparativtherapie so darzustellen, dass es den Zuschauer aufrüttelt. Zu behäbig inszeniert, in blassen Bilder tröpfelt die Handlung dahin. Es fehlen pointiert gesetzte Höhepunkte, obwohl es diese durchaus gegeben hätte, als sich zum einer der Jugendlichen das Leben nimmt. Aber auch dieses tragische Ereignis verschwimmt, so wie auch die Atmosphäre im elterlichen Haus des jungen Jared nie die notwendige Schärfe erreicht, obwohl die hochkarätigen Schauspieler, allen voran Nicole Kidman, durchaus gute Arbeit abliefern. Dieses wichtige Thema hätte einen insgesamt packenderen Film verdient, schade.


 Regie: Joel Edgerton
Drehbuch: Joel Edgerton, b/a der Biographie „Boy Erased – Autobiografische Erzählung" von Garrard Conley
Kamera: Eduard Grau
Schnitt: Jay Rabinowitz
Musik: Danny Bensi, Saunder Jurriaans

Darsteller:
 Lucas Hedges, Nicole Kidman, Joel Edgerton, Russell Crowe, Flea,


Universal Pictures Germany
115 min
FSK 12
Prädikat: Besonders Wertvoll
Deutscher Kinostart: 21. Februar 2019



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