Der neunzehnjährige Jared (Lucas Hedges) wächst bei seinen
streng gläubigen Eltern im Süden der USA auf. Sein Vater (Russell Crowe) ist
Prediger in der Baptistengemeinde und seine Mutter (Nicole Kidman) unterstützt
ihren Ehemann. Als der Verdacht aufkommt, Jared könnte homosexuell sein,
erschüttert dies besonders den Vater und er schickt seinen Sohn in eine
sogenannte Reparativtherapie, wo der selbsternannte Therapeut Viktor Sykes
(Joel Edgerton) solche vom Weg abgekommenen Jugendlichen zu heilen und wieder
auf den rechten Weg zurückzubringen verspricht, eine Behandlung, die für viele
der „Patienten" eine traumatische Erfahrung bedeutet. Als Jareds Mutter
schließlich erkennt, wie ihr Junge unter den repressiven Methoden des Viktor
Sykes leidet, widersetzt sie sich dem Willen des Vaters und holt Jared nach
Hause.
Hollywood sucht sich seine Themen mehr und mehr in
tatsächlichen Begebenheiten, inwieweit der fertige Film dann jeweils
tatsächlich die Realität widerspiegelt, können nur die echten Personen
beurteilen, die als Vorlage für die fiktiven gedient haben. Die äußerst
umstrittene Reparativtherapie, auch Konversions- oder Reorientierungstherapie
genannt, gibt es tatsächlich und wird auch in Deutschland praktiziert, ausgehend
von der Vorstellung, dass es sich bei Homosexualität um eine psychische Störung
handelt, die therapierbar ist. Da diese Auffassung inzwischen allgemein
abgelehnt wird, gibt es Bestrebungen, solche Therapien gesetzlich zu verbieten,
wie dies in einer Reihe von amerikanischen Bundesstaaten mittlerweile der Fall
ist. Das Europäische Parlament hat 2018 mit überwältigender Mehrheit eine
parteiübergreifende Initiative ergriffen, nach der Therapien zur Heilung von
Homosexualität gesetzlich verboten werden sollen.
Der Schauspieler Joel Edgerton hat sich des Themas auf
Grundlage der autobiographischen Schilderung eines Betroffenen angenommen, aber
der Film schafft es nicht, das tatsächlich Unerhörte der Reparativtherapie so
darzustellen, dass es den Zuschauer aufrüttelt. Zu behäbig inszeniert, in
blassen Bilder tröpfelt die Handlung dahin. Es fehlen pointiert gesetzte
Höhepunkte, obwohl es diese durchaus gegeben hätte, als sich zum einer der
Jugendlichen das Leben nimmt. Aber auch dieses tragische Ereignis verschwimmt,
so wie auch die Atmosphäre im elterlichen Haus des jungen Jared nie die
notwendige Schärfe erreicht, obwohl die hochkarätigen Schauspieler, allen voran
Nicole Kidman, durchaus gute Arbeit abliefern. Dieses wichtige Thema hätte
einen insgesamt packenderen Film verdient, schade.
Regie: Joel
Edgerton
Drehbuch: Joel
Edgerton, b/a der Biographie „Boy Erased – Autobiografische Erzählung" von
Garrard Conley
Kamera: Eduard
Grau
Schnitt: Jay
Rabinowitz
Musik: Danny
Bensi, Saunder Jurriaans
Darsteller:
Lucas Hedges, Nicole
Kidman, Joel Edgerton, Russell Crowe, Flea,
Universal Pictures
Germany
115 min
FSK 12
Prädikat: Besonders
Wertvoll
Deutscher Kinostart:
21. Februar 2019
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