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Mittwoch, 16. Oktober 2019

Film-Rezensionen: Parasite (Gisaengchung)


Familie Kim – Vater, Mutter, Tochter und Sohn – lebt in prekären Verhältnissen, ihre Souterrainbehausung im unteren Teil der Stadt ist vermüllt, alle schlagen sich mit Aushilfsjobs durch und für ihren Internetzugang nutzen sie das W-LAN der Nachbarn, für das sie auch schon mal in den hintersten Winkel ihrer eigenen Wohnung kriechen müssen. Als Sohn Ki-woo einen Job als Nachhilfelehrer bei der reichen Familie Park ergattert, scheint sich das Blatt zu wenden, denn es gelingt den Kims, sich dort nach und nach weitere Jobs zu verschaffen, indem sie die bisherigen Bediensteten mit List und Tücke ausbooten. Als alles perfekt zu sein scheint und die Kims es sich so richtig gut im Hause der Parks eingerichtet haben, gibt dieses unerwartet ein dunkles Geheimnis preis und alles gerät ins Wanken. Werden die Kims am Ende wieder dort landen, wo sie hergekommen sind?

Der Film, der bei den Internationalen Filmfestspielen 2019 in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde, ist wie eine Wundertüte voller Überraschungen. Was wie ein tristes Sozialdrama beginnt, entzieht sich durch immer wieder unerwartete Wendungen einer eindeutigen Klassifizierung, der ernste Hintergrund der Handlung wird durch humorige Elemente aufgehellt, mal derb komisch, mal satirisch überspitzt, daneben schreckt der koreanische Filmemacher Bong Joon-ho auch vor ein paar drastischen Szenen nicht zurück. Die Protagonisten werden durch Höhen und Tiefen geschickt, das Oben und Unten der verschiedenen Gesellschaftsschichten wird durch die plakativen Schauplätze – hier die Wohnung im Keller, dort das Traumhaus auf dem Hügel – hervorgehoben, ebenso plastisch wird der Geruch der Armut, den die Familie
Kim buchstäblich verströmt, zum Thema. Dabei ist die reiche Familie Park nicht einmal unsympathisch, ihre Mitglieder sehen einfach nur nicht, wie privilegiert ihr Lebensstil ist, die cleveren, findigen Kims hingegen haben durchaus Talente, mit denen sie sich vielleicht ein anderes Leben schaffen könnten. Bong Joon-ho hat mit dem Haus der Parks eine Spielwiese geschaffen, auf der er die Akteure aufeinander loslässt, ein Haus, das es – im wahrsten Sinne des Worte – in sich hat, was die Geschichte noch einmal völlig auf den Kopf stellt, aber das soll hier nicht verraten werden!


Regie: Bong Joon-ho
Drehbuch: Jin Won Han, Bong Joon Ho
Kamera: Kyong-pyo Hong
Schnitt: Jinmo Yang
Musik: Jaeil Jung

Darsteller:
Kang-ho Song, Yeo-jeong Jo, So-dam Park, Woo-sik Choi, Seo-joon Park, Sun-kyun Lee, Ji-so Jung, Jeong-eun Lee, Hye-jin Jang,

 Koch Films/ capelight pictures
Südkorea 2019
FSK 16
132 min.
Deutscher Kinostart: 17. Oktober 2019


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