Blog-Archiv

Mittwoch, 11. Dezember 2019

Film-Rezensionen: Motherless Brooklyn


Lionel Essrog (Edward Norton) verdient seinen Lebensunterhalt als Detektiv in New York City in der Firma von Frank Minna (Bruce Willis), dem einzigen Menschen und Freund, der sich je um ihn gekümmert hat, denn Lionel hatte als Waisenkind mit Tourette-Syndrom kein einfaches Leben. In den Augen der meisten Menschen ist er ein Sonderling, seine Kollegen und vor allem Frank Minna schätzen ihn jedoch wegen seines bemerkenswerten Gedächtnisses und seiner scharfsinnigen Gedanken. Als Frank eines Tages in eine undurchsichtige Geschichte verwickelt wird, die ihn letztlich das Leben kostet, ist es Lionel, der Franks Ermittlungen weiterführt, unbeirrbar und unbestechlich lässt er sich dabei von den Mächtigen der Stadt weder abschütteln noch einschüchtern.

Der Film ist eine nostalgische Hommage an alte Detektiv-Geschichten, stellenweise erinnert er in seiner Inszenierung an den Polanski-Klassiker „Chinatown", was dort die politischen Schweinereien rund um die Wasserknappheit in Los Angeles waren, sind hier Immobilienspekulation und rücksichtslose Sanierungen von Stadtvierteln auf Kosten der ärmeren, vor allem schwarzen, Bevölkerung. Mit Lionel Essrog gibt es allerdings einen ungewöhnlichen Helden, den Edward Norton liebevoll porträtiert. Seine Tics sind gewöhnungsbedürftig, werden aber nie zu dominant, sondern charakterisieren diesen mutterlosen Verlierer aus Brooklyn, der sich als zäher Gegner eines Baulöwen namens Moses Randolph (Alec Baldwin) erweist.

Norton, gleichzeitig Hauptdarsteller, Regisseur und Co-Autor, nimmt sich für die Entwicklung der Geschichte und deren Details viel Zeit, dabei versetzt er die Romanvorlage von Jonathan Lethem aus den frühen 1970gern in die 1950ger, was tatsächlich besser zu Stimmung und Ton des Films passt. Untermalt von einem entsprechenden Soundtrack sehen wir einen Reigen von übellaunigen Gangstern, lakonischen Privatschnüfflern, alten Autos, einer schönen Frau in Schwierigkeiten und einem einsamen Detektiv, der Stück für Stück sein Puzzle zusammensetzt, bis am Ende ein Bild entsteht, das niemand sehen wollte, und hierbei sind Bezüge zu aktuellen politischen Figuren sicher nicht ganz unbeabsichtigt. 

“Oh, it is excellent to have a giant’s strength,
but it is tyrannous to use it like a giant.”
--William Shakespeare


 Regie: Edward Norton
Drehbuch: Jonathan Lethem b/a seinem Roman, Edward Norton
Kamera: Dick Pope
Schnitt: Joe Klotz
Musik: Daniel Pemberton

Darsteller:
Edward Norton, Gugu Mbatha-Raw, Alec Baldwin, Bobby Cannavale, Josh Pais, Ethan Suplee, Dallas Roberts, Willem Dafoe, Bruce Willis
 
Warner Bros.
USA 2019
FSK 12
144 min.
Deutscher Kinostart: 12. Dezember 2019




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen