Blog-Archiv

Dienstag, 24. Juli 2018

Film-Rezensionen: Hotel Artemis


Im Jahr 2028 toben in den Straßen von Los Angeles Aufstände und die Stadt versinkt im Chaos. Ein Brüderpaar, Sherman (Sterling K. Brown) und Lev Atkins (Brian Tyree), nutzt die Lage und versucht sich an einem Banküberfall. Die Sache geht schief und Lev wird schwer verletzt. Für Fälle dieser Art gibt es eine Adresse: Das Hotel Artemis, ein 13-stöckiges Gebäude im Art-Deco-Stil, das schon bessere Tage gesehen hat, dessen Penthaus nun als geheimes Krankenhaus für Schwerverbrecher dient, finanziert vom Mafiaboss The Wolfking (Jeff Goldblum). Behandelt werden allerdings nur zahlende Mitlieder des „Clubs“ und die Regeln sind streng.

Geleitet wird die Klinik seit 22 Jahren von einer Ärztin (Jodie Foster), einer altmodisch und zerbrechlich wirkenden kleinen Frau, die nur die "Schwester“ genannt wird, ihr zur Hand geht der Hüne Everest (Dave Bautista). Hinter der Fassade ist die Klinik mit hochmoderner Computertechnik ausgerüstet und die Schwester versteht überraschenderweise ihr Handwerk perfekt. Die Patienten erhalten, um ihre Anonymität zu wahren, die Namen der nach Ferienzielen benannten High-Tech-Zimmer, in denen sie untergebracht sind, und so werden Sherman und Lev zu „Waikiki“ und „Honolulu".

An diesem Abend gerät allerdings die von der Schwester sonst so effizient verwaltete Ordnung komplett verloren, eine Welle der Gewalt aus den Straßen schwappt plötzlich herein, als neben der französischen Auftragskillerin "Nice" (Sofia Boutella) und dem durchgeknallten Waffenhändler „Acapulco“ (Charlie Day) auch noch der Wolfking persönlich an die Tore klopft, begleitet von seinem unter Minderwertigkeitsgefühlen leidenden Sohn Crosby (Zachary Quinto). Und dann ist da noch die verletzte Polizistin Morgan Daniels (Jenny Slate), die eindeutig nicht zum Patientenkreis gehört, es aber schafft, die Schwester zum Bruch ihrer strengen Regeln veranlasst, wegen einer Vergangenheit, die sie seit 22 Jahren versucht, zu verdrängen…

Der Film, auf  den Weg gebracht von einem Produzententeam, das für Filme wie La La Land, The Night Manager und Drive verantwortlich zeichnete, ist eine futuristische Mischung aus Gangsterfilm und Science Fiction, der in intensiven Bildern die düster-dunkle Außenwelt der Stadt mit dem plüschigen Interieur des aus der Zeit gefallenen Gebäudes kontrastiert, das den hilfebedürftigen Patienten ein nostalgisches Ambiente mit gleichzeitiger High-End Medizin offeriert.

Jodie Foster spiegelt diesen Kontrast in ihrer Figur eindrücklich wider, sie spielt Musik auf einem alten Plattenspieler ab, während sie andererseits Operationen, die eigentlich ein ganzes Team erfordern, mithilfe von Computern und Robotern durchführt und neue Organe von 3D-Druckern fertigen lässt. Ihr Gesicht, ungeschminkt und zerknittert, beginnt zu leuchten, wenn sie sich an die Arbeit macht, das Hotel und sein morbider Charme sind ihre Heimat geworden, während draußen alles aus den Fugen gerät.

Sterling K. Brown verfügt über eine bemerkenswerte Präsenz und Jeff Goldblum gibt seinem Wolfking die nötige Gefährlichkeit. Insgesamt bleibt der Hintergrund der Aufstände im Unklaren, erklären will der Film seine dystopische Zukunftsvision nicht, er liefert jedoch einen soliden Thriller mit einigen spektakulären Kampfszenen, unterhaltsam und mit einer originellen Grundidee, vergesst John Wick und checkt ein im Hotel Artemis!


Members only –
Beschimpfen des Personals verboten!
Mitbringen von Waffen verboten!
Töten anderer Patienten verboten!



Regie: Drew Pearce
Drehbuch: Drew Pearce
Kamera: Chung-hoon Chung
Musik: Cliff Martinez
Produzenten: Marc Platt, Stephen Cornwell, Adam Siegel, Simon Cornwell

Darsteller:
Jodie Foster, Sterling K. Brown, Jeff Goldblum, Sofia Boutella, Dave Bautista, Charlie Day,
Zachary Quinto

Concorde Filmverleih
FSK 16
Deutscher Kinostart: 26. Juli 2018

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen