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Donnerstag, 5. Juli 2018

Film-Rezensionen: Foxtrot


Ein Kind zu verlieren ist für Eltern das Schlimmste, was passieren kann. Jonathan Feldman(Yonatan Shiray), der Sohn von Michael (Lior Ashkenazi) und Dafna (Sarah Adler) dient in der israelischen Armee, und wenn eines Tages zwei Uniformierte an der Haustür klingeln, dann weiß man, was das zu bedeuten hat. Der Film von Samuel Maoz schildert genau dies in seinem Film „Foxtrot“, er führt sein Elternpaar durch diese Hölle, zeigt sie in ihrem ganzen Schmerz und der darauf folgenden unendlichen Erleichterung, als sich die Todesmeldung als Irrtum herausstellt. Soweit der erste Akt des Dramas.

Im zweiten Akt sehen wir Jonathan und seine drei Kameraden auf einem öden Außenposten, irgendwo im Niemandsland an einem Schlagbaum, vor und hinter dem sich eine endlose Straße auf beiden Seiten im Nirgendwo verliert. Die jungen Soldaten kommen um vor Langeweile, die wenigen Grenzgänger, die sie kontrollieren – unter ihnen ein langsam schreitendes Dromedar – sind in der Regel harmlos, und gerade da liegt die Schwierigkeit, immer noch genügend Aufmerksamkeit zu bewahren, um einen möglichen Ernstfall zu erkennen. Der Zuschauer erlebt diese Spannung hautnah und wird, ebenso wie die Soldaten jäh aus der Lethargie gerissen, als eines Tages etwas Schreckliches passiert.
Der dritte Akt widmet sich dann erneut der Heimat, wir begegnen den Eltern wieder, die sich zwischen Trauer und Erleichterung beinahe wieder in ihrem Leben eingerichtet haben. Der Vater sorgt dafür, dass Jonathan von seinem Posten abgezogen und nach Hause beordert wird, um ihn vor dem Schicksal eines tatsächlichen Soldatentodes zu bewahren, aber das Leben bleibt unberechenbar und wie in dem Tanz Foxtrott landet man nach etlichen Schritten in alle Richtungen wieder am Anfang.

Der Zuschauer wird hineingezogen in den Strudel zwischen Leben und Tod, Hoffnung und Bangen, Schicksal und Bestimmung, und was den Film dabei auszeichnet, ist die Kraft seiner Bilder, die einerseits eine trostlose und gleichwohl faszinierende Wüste als einen Ort der Weite und gleichzeitig der Enge zeigen, wo nichts passiert, solange es nicht unmittelbar vor einem steht. Aber auch die Großaufnahmen der Gesichter der Protagonisten zielen direkt hinein in deren Seele, ein Blick, der den Zuschauer nicht mehr loslässt.

Der Vater, so erzählt es der Sohn seinen Kameraden während der langen öden Stunden des Nichtstuns, hat einmal etwas Unverzeihliches begangen, eine Nichtigkeit – alles ist eine Nichtigkeit im Vergleich mit dem Schicksal der Holocaustgeneration. Aber ist nicht jeder Tod, ganz gleich, ob durch ein spektakuläres oder durch ein banales Ereignis, eine Katastrophe, zumindest für die Überlebenden? Und ein Kind zu verlieren ist für Eltern das Schlimmste, was passieren kann… 

Der Film, der in Israel kontrovers diskutiert wir, wurde von der internationalen Kritik gefeiert und beim Filmfestival in Venedig mit dem Großen Preis der Jury, dem Silbernen Löwen, ausgezeichnet. Er erhielt eine Oscar-Nominierung und zahlreiche Auszeichnungen.




Regie, Drehbuch: Samuel Maoz 
Kamera: Giora Bejach 
Musik: Ophir Leibovitch, Amit Poznanky

Darsteller:
Michael – Lior Ashkenazi
Dafna – Sarah Adler
Jonathan – Yonatan Shiray
Gefen Barkai, Dekel Adin, Shaul Amir, Itay Exlroad, Danny Isserles, Itamar Rotschild, Karin Ugowski

Israel/ Deutschland/ Frankreich/ Schweiz 2018

113 min.
Kinostart: 12. Juli 2018

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