Blog-Archiv

Dienstag, 24. Juli 2018

Film-Rezensionen: Papillon


Henri Charrière (Charlie Hunnam), genannt Papillon (Schmetterling), wegen einer entsprechenden Tätowierung auf der Brust, ist ein erfolgreicher Safeknacker im Paris der 20ger Jahre. Eines Tages verscherzt er es sich mit einem Unterweltboss und dieser sorgt dafür, dass Papillon wegen eines Mordes, den er nicht begangen hat, vor Gericht kommt.

Er wird 1931 zu lebenslanger Haft verurteilt und, wie zur damaligen Zeit üblich, nach Französisch Guyana deportiert, einer Gefängniskolonie Frankreichs in Südamerika. Bereits auf der Überfahrt dorthin lernt er einen schwächlichen und zarten Mithäftling, den Urkunden- und Geldfälscher Louis Dega (Rami Malek) kennen. Die beiden schließen sich zusammen: Papillon wird Dega beschützen, dafür wird dieser ihm mit seinem eingeschmuggelten Geld zur Flucht verhelfen.

In der Gefängniskolonie herrschen unmenschliche Zustände, Hitze, Krankheiten, physische Gewalt fordern ihren Tribut und jeder Fluchtversuch wird drakonisch bestraft. Dennoch ist Papillon fest entschlossen, sein Leben irgendwann in Freiheit zu beenden, und weder jahrelange Isolationshaft noch die Deportation auf die berüchtigte Teufelsinsel können ihn davon abhalten, immer wieder zu versuchen zu entkommen. Aber es dauert lange Jahre, die ihn gezeichnet haben, bis ihm die Flucht tatsächlich gelingt und er nach Frankreich zurückkehren kann.

Der Film ist das Remake des gleichnamigen Vorgängers aus dem Jahr 1973 mit Steve McQueen und Dustin Hoffman, der wiederum auf der autobiographischen Vorlage der Bestseller „Papillon“ und „Banco“ von Henri Charrière beruht und eine Abrechnung mit dem unmenschlichen Strafsystem Frankreichs in Französisch Guyana darstellt, ein weiteres Werk in der Reihe von auf wahren Ereignissen beruhenden Filmdramen, die sich mit dem Thema Zuchthaus/ Strafkolonie und Flucht auseinandersetzen.

Der epische Charakter, der dieser Geschichte innewohnt, wird noch einmal für ein modernes Publikum aufbereitet, um die Schrecken dieser Strafkolonie im südamerikanischen Urwald vor Augen zu führen und dabei zu zeigen, was Willens- und Widerstandskraft eines Einzelnen bewirken können, der nicht bereit ist, sich unterzuordnen oder gar unterzugehen. Bereits der Name der dem Festland vorgelagerten Teufelsinsel (Île du Diable), auf die bereits Ende des 19. Jahrhunderts der zu Unrecht verurteilte General Dreyfus verbannt wurde, lässt erahnen, unter welchen Umständen hier fast 100 Jahre lang Gefangene bis weit ins 20. Jahrhundert hinein gehalten wurden.

Es gibt wenig Spielraum für diesen Film, von den Vorlagen – Buch und Film – abzuweichen, das Drehbuch orientiert sich auch in weiten Teilen an dem damaligen von Dalton Trumbo, und so wird die bekannte Geschichte ausgebreitet, erweitert um Papillons Vorgeschichte in Paris, die jedoch nicht wirklich Neues hinzufügen kann, allerdings werden dafür einige Details der Fluchtversuche verkürzt, und gerade beim finalen Versuch fehlt ein entscheidender Aspekt, der diese Flucht schließlich erst möglich macht.

Bei aller sonstigen Werktreue hätten allein die aktuellen Hauptdarsteller die Möglichkeit, neue Akzente zu setzten. Charlie Hunnam gelingt dies nur bedingt, sein Papillon ist auch nach jahrelanger Isolationshaft zu gut beieinander, als dass es glaubhaft wäre, die psychischen und physischen Qualen merkt man ihm kaum an, während Rami Malek auf leise Art fast zur Hauptfigur wird. Sein Dega ist auch am Ende noch körperlich schwach, aber Malik verleiht ihm eine eindrucksvolle innere Stärke. 

Für Zuschauer, die den alten Film nicht kennen, bietet die Neuverfilmung eine Gelegenheit, die spannende und dramatische Geschichte auf der großen Leinwand zu erleben. Für die anderen bleibt es der Versuch einer Hommage, der keine neuen Aspekte zu bieten hat, denn für eine Auseinandersetzung mit unmenschlichen Haftbedingung, wie sie auch heute noch anzutreffen sind, ist die Geschichte zu speziell, zu sehr auf diese nicht mehr existierende Strafkolonie ausgerichtet, als dass sie über das Bekannte hinaus beeindrucken könnte.




Regie: Michael Noer
Drehbuch: Aaron Guzikowski b/a dem Drehbuch von Dalton Trumbo,
b/a den autobiographischen Romanen „Papillon“ und „Banco“ von Henri Charrière
Kamera: Hagen Bogdanski
Musik: David Buckley

Darsteller:
Charlie Hunnam, Rami Malek, Yorick Van Wageningen, Roland Møller, Tommy Flanagan, Eve
Hewson

Im Verleih der Constantin Film
133 min.
Kinostart: 26. Juli 2018





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen