...wenn die Erde aus Gold wäre, würden die Menschen
sterben für eine Handvoll Dreck…
Diese Weisheit aus dem Film „Der Garten des Bösen“ von Henry
Hathaway sollte die ewige Gier nach dem glänzenden Edelmetall relativieren,
aber jede Geschichte, die sich mit der Suche nach Gold beschäftigt, lässt sie
gleichzeitig bezweifeln.
Auch dieser Film möchte zeigen, dass neben den Zockern der
Wallstreet, die dem großen Geld nachjagen, die eigentlich Getriebenen
diejenigen sind, die einem Zauber verfallen, den eben nicht der öde Geldschein
oder die abstrakte Zahl auf dem Kontoauszug widerspiegeln kann, nämlich dem des
Goldes!
Es ist das Jahr 1981 und wir lernen einen solchen
Glücksritter in Gestalt von Kenny Wells (Matthew McConaughey) kennen, der die
gut laufende Firma seines Vaters, die Washoe Mining Corporation in Reno, nach
dessen Tod übernimmt und sie stetig herunterwirtschaftet, bis sie 1988
schließlich vor dem Ruin steht. Nach dem geschäftlichen folgt der private
Absturz, er beginnt zu trinken und geht jedem um sich herum auf die Nerven, bis
er eines Tages im Vollrausch einen Traum von Indonesien hat, der ihn einen
immensen Goldschatz finden lässt. Traum und Wirklichkeit gehen ineinander über,
er versetzt den Schmuck seiner Freundin Kay (Bryce Dallas Howard) und fliegt
nach Indonesien, um dort einen Geologen namens Mike Acosta (Edgar Ramirez) zu
treffen, nach dessen „Ring-of-Fire“Theorie man angeblich Bodenschätze aufspüren
kann.
Er schafft es, Acosta für eine Goldsuche im Dschungel von
Borneo zu interessieren und zusammen unternehmen sie eine Expedition den Fluss
hinauf, den die Eingeborenen „Upstream Gold“ nennen. Tief im Urwald stoßen sie
auf einen Ort, der dem in Kennys Traum gleicht und Acosta beginnt mit Hilfe
angeheuerter Arbeiter mit dem Schürfen nach Gold, während Kenny zu Hause in den
USA Geld für die Finanzierung besorgen soll.
Als der Erfolg bei der Goldsuche zunächst ausbleibt, bleiben
auch die Investoren zurückhaltend und Kenny gelingt es kaum, genug Geld für die
Bezahlung der Arbeiter aufzutreiben. Aber dann signalisiert Acosta das
Unglaubliche: Goldfund im Dschungel ! – und es kann losgehen. Jetzt reißen sich
plötzlich alle darum, mit in das Geschäft einzusteigen und Kenny kann sich vor
Geld kaum retten. Seine alte Firma wird reaktiviert und soll an die Börse
gebracht werden, die Gier greift wie eine Krankheit um sich und infiziert alles
und jeden, und bald hat Kenny die größten Fische an der Angel, die sich um ihn
und seine Firma reißen. Doch die Fische sind Haie und als Kenny, der kleine Goldfisch,
aus Eigensinn und Eitelkeit ein Angebot über 300 Millionen Dollar für die
Übernahme seiner Firma ausschlägt, nur weil diese dann nicht mehr unter seinem
Namen laufen soll, geht es plötzlich so steil nach unten, wie es eben noch
hinauf gegangen ist. Der abgewiesene Investor lässt seine Beziehungen spielen,
die Mine in Indonesien bekommt plötzlich ihre Lizenz entzogen und muss
geschlossen werden, der Anfang vom Ende ist nah. Aber Kenny und Acosta gelingt
es, das fallende Messer noch einmal aufzufangen, bevor es zu große Wunden
reißt, indem sie sich an Danny Suharto, den jüngsten Sohn des damaligen
Diktators Suharto, heranmachen und mit seiner Hilfe noch einmal ins große Spiel
zurückkehren, bis eines Tages das FBI bei Kenny vor der Tür steht, weil Freund
Acosta plötzlich verschwunden ist und mit ihm 164 Millionen…
Es ist ein Film, der von Gier und Leidenschaft erzählt, den
Antriebsfedern für große Unternehmungen, er bietet grandiose Landschaftsbilder
vom Dschungel in Indonesien und glitzernde Einblicke auf ausschweifende Partys
in New York, aber er reißt sein Publikum nie wirklich mit und hinein in diesen
wahnsinnigen Sog von Geld, Erfolg, mit Aufstieg in schwindelerregende Höhen,
zwischenzeitlichem Absturz und anschließendem Wiederauferstehen, eine Geschichte
die wie für großes Kino gemacht scheint.
Jedoch, entgegen der Leidenschaft, die den Goldsucher
antreibt, hat der Film nichts von dieser Faszination anzubieten. Die grandiosen
Landschaftsbilder im indonesischen Dschungel zerlaufen im Dauerregen, und einige
Figuren wie der zwielichtige Acosta bleiben farblos. Das größte Manko könnte
jedoch der Protagonist Kenny Wells selbst sein. Matthew McConaughey ist seit
seiner Wandlung vom seichten Darsteller in ebensolchen Liebesschmonzetten
darauf bedacht, mit möglichst drastischen körperlichen Veränderungen seinen
neuen Rollen gerecht zu werden. So hungerte er sich für den Film „Dallas Buyers
Club“ in kurzer Zeit 23 kg ab und wurde dafür prompt mit der Oscar-Trophäe
belohnt. Aber das Rezept sollte man nicht überstrapazieren. Für „Gold“ hat er
sich eine Wampe angefuttert sowie Halbglatze und schiefe Zähne verpassen
lassen. War der Gewichtsverlust für einen HIV-Infizierten nachvollziehbar,
macht seine jetzige Verwandlung Kenny Wells zu einer schlechten Karikatur eines
Glücksritters, dem der Zuschauer keinerlei Sympathie entgegen bringen kann. Ein
Hochstapler muss nicht hübsch sein, aber er braucht Charisma, und das vermisst
man bei Kenny Wells gänzlich. Man nimmt ihm den Menschenfänger einfach nicht
ab, wenn er unentwegt quasselt und deliriert, von allem zu dick aufgetragen,
ist Kenny kein liebenswerter Verlierer, sondern ein schmieriger Schwätzer,
damit hat McConaughey seiner Figur und letzlich auch dem Film
bedauerlicherweise keinen Gefallen getan.
Regie: Stephen Gaghan
Drehbuch: Patrick Massett, John Zinman
Kamera: Robert Elswitt
Darsteller: Matthew McConaugehey, Edgar Ramirez,
Bryce Dallas Howard, Macon Blair, Stacy Keach, Coey Stoll
121 min
Kinostart: 13. April 2017