Ella (Helen Mirren) und John (Donald
Sutherland), ein Rentnerehepaar aus Wellesley, Massachusetts an der Ostküste
der USA befindet sich auf der Zielgeraden seines Lebens. Sie hat Krebs im
Endstadium und er, der ehemalige Literaturprofessor, pendelt erratisch hin und
her zwischen eloquenten Ausführungen über amerikanische Dichtung und dem
alzheimerbedingten schwarzen Loch, das ihn mehr und mehr aufsaugt. Vernünftige
Entscheidungen sind von ihm nicht mehr zu erwarten und so braucht es nicht viel
Überredungskraft von Ella, um ihn zu einer spontanen Reise in ihrem uralten
Wohnmobil zu überreden, in besseren Tagen „Leisure Seeker“ getauft, als beide
noch unbeschwert mitten im Leben standen, und das Gefährt zu längst vergangenen
Familienurlauben mit den Kindern genutzt wurde. Jetzt soll es Ella und John die
Küste hinunter bis nach Florida bringen, bis zum Hemingway-Haus in Key West, um
dem von John so sehr verehrten Lieblingsautor noch einmal Tribut zu zollen.
Unterwegs erleben die beiden ein Amerika, das ebenso wie John zwischen
bekanntem Vergangenem und einer diffusen Zukunft schwankt, wobei der
aufziehende Trumpismus seine Schatten voraus wirft.
Ella hält dagegen und so
betrachten beide abends auf den Zeltplätzen alte Dias, auf denen festgehalten
ist, was sich nicht festhalten lässt. Aber wenigstens bleibt beiden mit dieser
Reise eine letzte gemeinsame Phase, mit einer letzten subversiven Rebellion
gegen Ärzte, ihre erwachsenen Kinder und irgendwie auch die Vernunft – wer
lässt schon einen greisen Alzheimerkranken ans Steuer eines Wohnmobils…
Der Italiener Paolo Virzì hat sich in seinem
ersten englischsprachigen Film daran gewagt, ein amerikanisches Roadmovie zu
drehen. Er hat die Reise aus der Romanvorlage auf der Route 66 von Detroit ins
gelobte Land Kalifornien an die Ostküste verlegt, um sich nicht von den vielen
Klischees und pittoresken Touristenbildern verführen zu lassen, die auf der
anderen Strecke lauern und konzentriert sich ganz auf seine beiden Protagonisten.
Wehmütig und demütig zugleich durchleben die beiden alten Menschen ohne Zukunft
noch einmal ihre Vergangenheit und lassen den Zuschauer daran teilhaben, wobei
die kongenialen Darsteller Helen Mirren und Donald Sutherland eine grandiose
Leistung zeigen. Es gibt witzige Szenen, banale, aber auch sehr berührende
Momente und der Natur einer Tragikomödie folgend nimmt die Reise kein gutes
Ende – oder vielleicht doch?
Der Film feierte seine Weltpremiere im
Wettbewerb bei den Internationalen Filmfestspiele von Venedig 2017. Ehrungen
für die Schauspieler folgten in Form eines Ehren-Oscars® für Donald Sutherland
und einer Golden Globe ®-Nominierung für Helen Mirren.
Regie: Paolo Virzì
Drehbuch: Stephen Amidou, Francesca Archibugi, Francesco Piccolo, Paolo Virzì b/a Roman von Michael Zadoorian
Drehbuch: Stephen Amidou, Francesca Archibugi, Francesco Piccolo, Paolo Virzì b/a Roman von Michael Zadoorian
Kamera: Luca Bigazzi
Musik: Carlo Virzì
Darsteller: Helen Mirren, Donald Sutherland, Christian McKay, Janel Moloney, Dana Ivey Dick Gregory
Musik: Carlo Virzì
Darsteller: Helen Mirren, Donald Sutherland, Christian McKay, Janel Moloney, Dana Ivey Dick Gregory
Italien/ USA 2017
113 min.
FSK 12, Prädikat: Besonders Wertvoll
113 min.
FSK 12, Prädikat: Besonders Wertvoll
Kinostart: 04. Januar 2018
https://www.youtube.com/watch?v=THhTUZoK23w&feature=youtu.be
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