The Lost City of Z – Die Versunkene Stadt Z
Amazonas, Dschungel, eine versunkene Stadt – wer bei solchen
Schlüsselwörtern Fernweh bekommt, der ist bei diesem Abenteuerfilm bestens
aufgehoben. Indiana Jones war gestern, dies ist die (wahre) Geschichte des britischen
Forschers und Abenteurers Percy Fawcett, wahrscheinlich war dieser sogar das
Vorbild für den fiktionalen Professor Jones.
Gleich zu Beginn des Films erleben wir Percy Fawcett
(Charlie Hunnam) als Draufgänger im Dienst der britischen Armee. Leider
erschöpfen sich seine waghalsigsten Abenteuer darin, auf der Jagd ein Beutetier
zur Strecke zu bringen, weiterer Ruhm und Ehre bleiben ihm verwehrt, was auch
mit seinem Schicksal zu tun haben mag, dass er, wie es die blasierte britische
Gesellschaft auszudrücken pflegt, wenig Glück mit der Auswahl seiner Vorfahren
hatte…
Seine ebenfalls nicht gerade spannende Ausbildung als
Landvermesser eröffnet ihm dann unerwartet die Möglichkeit, im Auftrag der
Royal Geographic Society nach Südamerika zu reisen, um dort den genauen
Grenzverlauf zwischen Bolivien und Brasilien festzulegen. Bei dieser ersten
Expedition im Jahr 1906, begleitet von seinem Adjutanten Henry Costin (Robert
Pattinson) und mit Hilfe von Führern eines Indianerstammes, folgt Fawcett dem
Fluss Rio Verde durch den Regenwald stromaufwärts. Über zwei Jahre trotzen er
und seine Männer allen Strapazen, Hitze, Hunger, Durst und Krankheiten, belohnt
werden sie von atemberaubenden Landschaften und Eindrücken und am Ende, im
Quellgebiet des Flusses, glaubt Fawcett in einem Fund von Keramikresten die
Überreste einer alten, untergegangenen Hochkultur gefunden zu haben, deren
versunkene Stadt er „Z“ nennt .
Sein Bericht stößt in England auf taube Ohren und Ablehnung.
Eine Hochkultur, hervorgebracht von Menschen, die allgemein als „Wilde“
bezeichnet werden, wird als lächerlich und unmöglich abgetan. Aber Fawcett ist
von seiner Sache überzeugt und es gelingt ihm, eine neue Expedition zu
organisieren. Neben seinem treuen Begleiter Costin ist diesmal auch ein bekannter
weiterer Abenteurer namens Murray (Angus Macfadyen) dabei. Wieder nehmen die
Männer alle denkbaren Entbehrungen auf sich, die bei allen ihren Tribut
fordern, nur an Percy scheint alles, einschließlich Krankheiten wie Malaria und
Gelbfieber, abzuprallen. Dies ist auch von dem echten Fawcett überliefert, was
ihn zu einem wahren Mythos seiner Zeit werden ließ.
Wieder entdeckt Fawcett Hinweise auf seine versunkene Stadt,
aber auch diesmal gelingt es ihm nicht, den endgültigen Beweis nach Hause zu
bringen, schließlich muss die Expedition nach Auseinandersetzungen mit dem
völlig geschwächten Murray abgebrochen werden.
Der erste Weltkrieg schickt Fawcett dann an die Front nach
Frankreich, wo er sich in den zermürbenden Schlachten eines brutalen Stellungskriegs
endlich auch in der Armee als erfolgreicher Offizier und Anführer beweist.
Diesem quasi öffentlichen Schicksal des Percy Fawcett wird
als weitere Facette des Films sein privates Leben gegenübergestellt. Seine
Vision von der versunkenen Stadt Z ist seine Leidenschaft, eine brennende
Leidenschaft, die immer mehr zu einer Obsession wird, der er einfach folgen
muss. Daran kann ihn auch die Liebe zu seiner Frau Nina (Sienna Miller) nicht
hindern. Seinen Kindern, die ihn wegen seiner jahrelangen Abwesenheit, kaum
kennen, ist er ein Fremder, irgendwo wartet immer ein Abenteuer da draußen, das
ihn von zu Hause fortholt. Seine Frau ist zwar für damalige Zeiten überraschend
emanzipiert, und es wird eine tiefe Liebe und Verbundenheit zwischen beiden
sichtbar, aber den Gedanken, sie auf eine seiner Expeditionen mitzunehmen,
weist Percy als absurd zurück. Für seinen Traum, die Stadt Z zu finden zahlt er
einen hohen Preis, aber zu Hause bei Frau und Kindern zu bleiben ist für ihn in
seiner Sturm- und Drangphase einfach keine Option. Die Familie scheint ihm erst
als das Glück seiner späten Jahre vorbehalten zu sein.
Aber dann entpuppt sich sein ältester Sohn Jack (Tom
Holland) als Erbe von Percys Abenteurergen, denn er ist es, der seinen Vater im
Jahr 1925 überredet, noch einmal gemeinsam loszuziehen, um die Stadt Z doch
noch zu finden. Nina hat sich längst in ihr Schicksal ergeben und lässt beide
ziehen. Finanziert von einer großen amerikanischen Zeitung und auf diesem Weg
über Depeschen quasi „live“ verfolgt von Millionen Lesern, erfährt diese Reise
eine hohe Aufmerksamkeit, bis Percy und Jack eines Tages spurlos im
südamerikanischen Regenwald verschwinden und bis heute verschollen geblieben
sind.
Mittlerweile haben US-Forscher tatsächlich Reste einer
tausend Jahre alten Siedlung an der von Fawcett beschriebenen Stelle gefunden,
eine späte Genugtuung für alle, die immer an ihn und seine Arbeit geglaubt
haben.
Der Film bietet grandiose Bilder und macht die Strapazen der
Expeditionen sicht- und fühlbar. Er schafft es, die Person Percy Fawcett als
einen Menschen zu begreifen, dessen unstillbarer Drang sein Leben bestimmt, ihn
antreibt und gegen alle Widerstände seinen Obsessionen folgen lässt, auch um den
Preis des Verlusts von Familie und Heimat. Es sind solche Menschen, die ihrem
eigenen Plan folgen und dadurch allen anderen neue Horizonte öffnen, neue
Perspektiven bieten und helfen, neue Welten zu entdecken, ungeachtet der Opfer,
die sie selbst dafür bringen müssen. Mögen sie niemals aussterben…
Regie: James Gray
Drehbuch: James Gray, David Grann basierend auf
seinem Buch „Die versunkene Stadt Z“
Kamera: Darius Khondji
Darsteller: Charlie Hunnam, Sienna Miller, Tom
Holland, Robert Pattinson, Angus Macfadyen, Edward Ashley
140 Minuten
Filmstart Deutschland: 30. März 2017
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