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Donnerstag, 22. März 2018

Film-Rezensionen: Unsane (Ausgeliefert)


Sawyer Valentini (Claire Foy), eine junge Frau aus Boston, ist dabei, sich nach einer schweren Zeit, in der sie von einem Stalker terrorisiert wurde, in Pennsylvania ein neues Leben aufzubauen. Ihre alten Kontakte hat sie gekappt, bis auf den zu ihrer Mutter Angela (Amy Irving). Sie ist dabei, über ihren Job ein neues soziales Umfeld zu schaffen, weil aber immer noch hin und wieder Ängste in ihr hochkommen, nimmt sie ein Therapieangebot des lokalen Highland Creek Behavioral Center wahr. Die erste Sitzung dort verläuft in ihren Augen gut, aber ehe sie sich versieht, hat sie ein Papier für eine 24-stündige Einweisung in die psychiatrische Abteilung dieser Einrichtung unterzeichnet. Als sie sich dagegen wehrt, wird aus dem einen Tag schnell eine 7-tägige Überwachung, der längste Zeitraum, der ohne weitere Formalitäten möglich ist.

Für Sawyer beginnt damit ein neuer Alptraum und je mehr sie sich gegen ihre Situation auflehnt, desto hysterischer wirkt sie, was ihren Aufenthalt in der Psychiatrie immer weiter rechtfertigt. Alles in ihrem Umfeld erscheint fremd und feindlich, von den Bediensteten kommt keinerlei Hilfe oder Mitgefühl und vor allem mit der Mitpatientin Violet (Juno Temple) gerät Sawyer immer wieder aneinander.. Einzig in einem jungen Mann auf Drogenentzug namens Nate (Jay Pharoah) findet sie Unterstützung, und er scheint Anhaltspunkte für eine Verschwörung im Geschäftsgebaren der Highland-Klinik gefunden zu haben. Aber als Sawyer in einem der Pfleger ihren vormaligen Stalker zu erkennen glaubt, gerät die Situation völlig außer Kontrolle… 

Soderbergh hat ein kafkaeskes Drama mit Horrorelementen geschaffen, das den Zuschauer tief in die Situation der Protagonistin eintauchen lässt und fast hautnah spüren lässt, wie es sich anfühlt, hilflos in einer bedrohlichen Situation gefangen zu sein. Der Film hält den Zuschauer im Ungewissen, ob das, was Sawyer erlebt, real oder nur Ausdruck von paranoiden Wahnvorstellungen ist. Zu dieser Atmosphäre tragen Kameraeinstellungen mit ungewöhnlichen Blickwinkeln und fast schon verwaschen anmutenden Bildern bei, die möglich waren, weil der komplette Film mit einem iPhone aufgenommen wurden, ein Experiment, das allerdings nur bedingt tauglich für andere Filme scheint.


Claire Foy liefert eine packende Vorstellung, alle anderen Darsteller bleiben dagegen eher farblos, was der nicht immer überzeugenden Story geschuldet ist. Der Film, der seine Weltpremiere bei der diesjährigen Berlinale hatte, hält einige Schockmomente bereit und ist sicher nichts für schwache Nerven, aber fesselnde Spannung will dennoch nicht aufkommen, eher ein verstörendes Gefühl von Verunsicherung. 

Regie: Steven Soderbergh
Drehbuch: Jonathan Bernstein & James Greer 
Kamera: Peter Andrews (Steven Soderbergh) 
Schnitt: Mary Ann Bernard
Darsteller: Claire Foy, Joshua Leonard, Sarah Stiles, Amy Irving, Jay Pharoah, Juno Temple

USA 97 min.
FSK 16
Kinostart: 29. März 2018










Dienstag, 6. März 2018

Film-Rezensionen: Molly's Game - Alles auf eine Karte

Der Film basiert auf der wahren Geschichte von Molly Bloom (Jessica Chastain), einer jungen, hochintelligenten Frau, die in allem, was sie anfängt das Maximum zu erreichen in der Lage scheint. Schule und Jurastudium hat sie mit Bestnoten absolviert, beim Skitraining mit ihrem Vater Larry Bloom (Kevin Kostner), einem Psychologen und Collegeprofessor, zeigt sie den unbedingten Willen, der für eine Sportlerkarriere notwendig ist und wird so zu einer aussichtsreichen US-Olympiahoffnung, bis eine Verletzung sie aus dem Rennen wirft.

Danach gönnt sie sich eine Auszeit, geht nach Los Angeles und nimmt einen Job an, bei dem sie nicht viel denken oder sagen muss, indem sie reiche und mächtige Gäste bei Underground-Pokerrunden betreut. Diese Treffen finden regelmäßig an geheimen Orten statt und bewegen sich am Rande der Legalität, da privates professionelles Glücksspiel verboten ist. Aber die Rolle des schicken Aushängeschilds liegt ihr so ganz und gar nicht. Während sie lächelnd und im Hintergrund die Einsätze bei den Pokerrunden verwaltet, lernt sie schnell, wie das System funktioniert und dann macht sie sich irgendwann selbständig.
Für eine Weile leitet sie die exklusivsten Pokertreffen, bei denen sich nur Spieler mit höchsten Einsätzen Zugang erkaufen können. Die Stadt bietet ein großes Potential an Millionären und Hollywoodstars mit Geld im Überfluss, die alle das Risiko, aber auch die gepflegte Atmosphäre, die Molly bietet, schätzen. Sie gewöhnt sich schnell an Geld und Glamour, aber mit der Zeit wird sie nachlässiger bei der Kontrolle der zugelassenen Spieler bis eines Tages das FBI schwerbewaffnet vor ihrer Tür steht und sie wegen illegalen Glücksspiels, Beihilfe zur Geldwäsche und Unterstützung der Mafia verhaftet.

Mit dieser Szene beginnt der Film und Mollys Geschichte wird in Rückblenden und mit ihren Kommentaren aus dem Off erzählt. Aktuell ist sie pleite und sucht einen guten Verteidiger, der ihr in ihrer aussichtslos scheinenden Lage helfen kann. Es gelingt ihr, den zunächst zögernden Anwalt Charlie Jaffey (Idris Elba) zu gewinnen, der zusagt, nachdem er in dem Buch gelesen hat, das sie nach ihrer Verhaftung über ihr Leben auf Messers Schneide geschrieben hat. Darin breitet sie analytisch und detailliert alles aus, ohne jedoch einen einzigen Namen ihrer prominenten Kunden zu verraten. Da sie hierzu auch vor Gericht nicht bereit ist, scheint ihre Lage aussichtslos und es bedarf Charlie Jaffeys ganzer Kunst und der verblüffenden Einsicht des vorsitzenden Richters, um Molly einigermaßen unbeschadet aus der Sache herauszuholen.
 
Der Film zeichnet das vielschichtige Porträt einer interessanten Frau, dies liegt an der gewohnt ausgefeilten Arbeit des Film- und Theaterautors Aaron Sorkin, der hier zum ersten Mal auch Regie führt. Insgesamt vielleicht etwas zu wortreich geraten, entwickelt sich dennoch eine spannende Geschichte mit einem intimen Blick in ein Milieu, das den wenigsten Menschen bekannt sein dürfte. Exzellent beleuchtet werden die verschiedenen Spielertypen, die einmal mehr beweisen, dass Poker kein Glückspiel ist, weswegen die gegen Molly erhobene Anklage in weiten Teilen eigentlich hinfällig sein müsste.
Dass auch ohne große Actionszenen keine Langeweile aufkommt, liegt auch und vor allem an der hervorragenden Jessica Chastain, die in jeder Hinsicht den Film dominiert. Als einzige Frau in einer Männerdomäne bringt sie zwar ausgiebig ihre weiblichen Reize zum Einsatz, dies ist jedoch nur Mittel zum Zweck, um knallhart, durchdacht und analytisch ihre Pläne umzusetzen. In einer an sich schönen Vater/Tochter-Szene zum Schluss besteht kurz die Gefahr, dass das Bild der Powerfrau Kratzer bekommt und sie doch nur das kleine Mädchen ist, das gegen seinen dominanten Vater aufbegehrt, aber Jessica Chastain umschifft elegant auch diese Klippe. Gegen ihre Präsenz zu bestehen, dürfte nicht einfach sein, aber Idris Elba gelingt dies in seinen Szenen in durchaus eindrucksvoller Weise.

Insgesamt ein sehenswerter Film mit außergewöhnlichem Sujet, geadelt durch die Authentizität des tatsächlich Geschehenen. 

Regie: Aaron Sorkin 
Drehbuch: Aaron Sorkin b/a dem Buch von Molly Bloom 
Kamera: Charlotte Bruus Christensen
Schnitt: Alan Baumgarten, Josh Schaeffer, Elliot Graham 
Musik: Daniel Pemberton 
Darsteller: Jessica Chastain, Idris Elba, Kevin Costner, Michael Cera, Jeremy Strong, Chris O’Dowd, Bill Camp, Brian D’Arcy James

USA 140 min.
Kinostart: 08. März 2018
Bider und Clip: ©SquareOne Entertainment